Platzhalter für Profilbild

Alphafrau

Lesejury Star
offline

Alphafrau ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Alphafrau über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2018

Zwei Frauen

Das Geheimnis der Muse
0

"Art washes away from the soul the dust of everyday life."
(Pablo Picasso)

In ihrem Roman "Das Geheimnis der Muse" erzählt Jessie Burton von zwei jungen Frauen, deren Leben durch ein Gemälde schicksalhaft ...

"Art washes away from the soul the dust of everyday life."
(Pablo Picasso)

In ihrem Roman "Das Geheimnis der Muse" erzählt Jessie Burton von zwei jungen Frauen, deren Leben durch ein Gemälde schicksalhaft miteinander verwoben sind: Olive, eine talentierte Malerin am Vorabend des Spanischen Bürgerkriegs, und Odelle, eine angehende Schriftstellerin im London der Swinging Sixties.
London, 1967. Odelle Bastien, aus Trinidad nach England gekommen, um ihren Traum vom Schreiben zu verwirklichen, ergattert einen Job in der renommierten Kunstgalerie Skelton. Durch einen sensationellen Fund – ein Gemälde des seit dem Spanischen Bürgerkrieg verschollenen Künstlers Isaac Robles –, wird Odelle in eine Geschichte verstrickt, die ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. Denn um das Gemälde rankt sich ein folgenschweres Geheimnis, das ins Jahr 1936 zurückreicht, als Olive Schloss, eine begabte junge Malerin, in Andalusien auf den Künstler und Revolutionär Isaac Robles trifft. Eine Begegnung, die ungeahnte Konsequenzen nach sich zieht ...Zwischen dem schillernden London der Sechziger und dem schwülheißen Andalusien der Dreißiger entspinnt sich diese fesselnde und betörende Geschichte um große Ambitionen und noch größere Begierden.

Bereits das ausdrucksstarke Cover verrät dem Betrachter viel über den Inhalt dieses Romans. Sein Blick richtet sich automatisch auf eine altmodisch wirkende Schreibmaschine. Während des kreativen Schreibprozesses entwickeln sich zwei verschiedene Erzählstränge, die sich strahlend dem Licht entgegenranken und am Ende des Buches wieder sinnbildlich in zwei gekreuzten Revolvern, die ein gewaltsames Ende markieren, zusammengeführt werden. Die gewählten Symbole sind sehr interessant. Die Schlange ist positiv wie negativ besetzt. Sie steht für die Vertreibung aus dem Paradies, Leiden und Tod, aber auch für Gesundheit und Wiedergeburt. Der PInsel steht stellvertretend für den kreativen Schaffensprozess eines bildenden Künstlers. Mir gefällt das Cover sehr, denn es erinnert an ein abstraktes Gemälde, wirkt geheimnisvoll und regt zum Nachdenken an. Auch der Titel des Romans ist gut gewählt. Denn er rekurriert bewusst auf den inhalt, ohne zu viel preiszugeben.

Der Plot des Romans ist spannend, und das Setting in zwei verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Epochen der Weltgeschichte gelungen. Durch die farbige Protagonistin Odelle erleben wir den latenten Rassismus in den "Swinging Sixties" der britischen Metropole, die sich selbst als modern, tolerant und weltoffen versteht. Die aus gutem Hause stammende Malerin Olive wiederum erlebt nicht nur die Diskriminierung von Frauen, sondern auch die Verfolgung von politischen Revolutionären im schwülheißen Andalusien der 1930er Jahre, kurz vor dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges.

im Mittelpunkt des Romans stehen zwei starke Frauen, die auf den ersten Blick gar nicht so viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Odelle ist farbig, stammt aus ärmlichen Verhältnissen und muss hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten, während Olive weiß ist, aus einem vermögenden Elternhaus stammt und ein unbeschwertes Leben führt. Wenn man sich aber näher mit ihnen beschäftigt, stellt man fest, dass sowohl Odelle als auch Olive kreative Menschen sind, die für ihre Kunst brennen. Odelle ist eine aufstrebende Schriftstellerin, während Olive sich der Malerei verschrieben hat.

Wenn man dieses Buch einmal aufgeschlagen hat, wird man es nicht mehr aus seinen Händen legen können. Jessie Burton schreibt in einem faszinierenden, mitreißenden Stil. Sie beherrscht ihr literarisches Handwerk, zeichnet sämtliche Charaktere realistisch und vielschichtig und wählt für ihre Protagonisten verschiedene Erzählperspektiven. Der Erzählstrang in den Swinging Sixties wird aus der Ich-Perspektive von Odelle geschildert, die uns durch diesen literarischen Kunstgriff ans Herz wächst. Dahingegen wählt sie für den Erzählstrang in den 1930er Jahren einen neutralen Erzähler, der das Geschehen und die verschiedenen Akteure still beobachtet und uns auf unsere eigenen Empfindungen zurückwirft.

Für mich war dieses Buch ein Highlight im März. Gern vergebe ich die Höchstpunktzahl von 5 Sternen für einen Roman, der mich mit auf eine literarische Reise durch die Welt der Kunst genommen und mir ein großes Lesevergnügen geschenkt hat.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Mit allen Sinnen

Eine Liebe auf Guernsey
0

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Antoine de Saint-Exupéry)

Manchmal müssen wir die Welt um uns herum mit anderen Augen sehen, um sie ganz neu entdecken ...

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Antoine de Saint-Exupéry)

Manchmal müssen wir die Welt um uns herum mit anderen Augen sehen, um sie ganz neu entdecken zu können. Diese Erfahrung macht Kate, die Protagonistin aus dem Roman "Eine Liebe auf Guernsey" von Pippa Watson. Sie ist ist Touristenführerin auf der Kanalinsel Guernsey und mit ihrem beschaulichen Leben eigentlich recht zufrieden. Doch plötzlich steht alles Kopf: Ihr Exfreund heiratet und bittet sie, seine Trauzeugin zu werden, sie muss im Souvenir-Shop ihrer Stiefmutter aushelfen und sich zudem um Amy, die Golden-Retriever-Hündin ihrer verstorbenen Nachbarin, kümmern. Und dann kreuzen auch noch der sympathische Matthew und sein blinder Sohn ihren Weg. Während Kate versucht, die Fäden ihres Lebens irgendwie wieder unter Kontrolle zu bringen, merkt sie, dass sie durch all diese Veränderungen beginnt, die Welt mehr und mehr mit anderen Augen zu sehen.

Als ich den ersten Blick auf das in warmen Farben gehaltene Cover geworfen habe, wusste ich, dass ich keine Chance habe. Der hübsche Golden Retriever auf dem Schutzumschlag, der brav auf "seine" Menschen wartet, die mit ihm einen langen Spaziergang am Meer unternehmen wollen, hat sich direkt in mein Herz geschlichen und mich nicht mehr losgelassen. Zwar wirkt der Himmel etwas wolkenverhangen, und die Spaziergänger können sich nur über einzelne Sonnenstrahlen freuen. Aber dieses kleine Manko gleicht der eingängige Titel, der in einer schwungvollen leuchtend pinkfarbenen Schrift in Szene gesetzt worden ist, locker wieder aus.

Der Plot des Buches ist nicht neu, aber überzeugend umgesetzt. Auch das Setting ist perfekt. Pippa Watson läßt ihren Roman auf der ruhigen, kleinen Kanalinsel Guernsey spielen. Ihre Heldin Kate ist eine beliebte Touristenführerin, und wir dürfen sie auf ihren ausgedehnten Streifzügen begleiten und an ihrer Seite die herbe Schönheit dieser abgelegenen, relativ naturbelassenen Insel entdecken.

Aber nicht nur die Liebe zur Natur spiegelt sich in diesem Buch. Auch die Liebe zu Hunden kehrt in jeder Zeile wieder. Wenn man so will, ist Amy, eine gutmütige Golden Retriever Hündin, die eigentliche Heldin dieses Buches. Als Blindenhund erfüllt sie eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie führt Menschen durchs Leben und manchmal auch zusammen, wie Kate und Matthew/Alfi. Sie zeichnet sich durch ein sanftes, freundliches Wesen aus, und sie ist "ihren" Menschen mit großer Liebe zugetan.

Pippa Watson behandelt das sensible Thema "Behinderung" mit viel Fingerspitzengefühl. Wie die Protagonistin Kate schließen wir enge Freundschaft mit Alfi, einen fröhlichen, optimistischen blinden Jungen, der trotz seiner Behinderung kein Stubenhocker und lieber an der frischen Luft unterwegs ist. Wir lassen uns auf seine Sicht der Welt ein, lernen unsere Umgebung mit allen Sinnen kennen und lassen uns bewusst auf Neues und Unbekanntes ein.

Gegenüber diesem wichtigen Thema gerät fast die (etwas vorhersehbare, aber schön erzählte) romantische Liebesgeschichte zwischen der Fremdenführerin Kate und dem Übersetzer (und ehemaligen Hunde-Ausbilder) Matthew ins Hintertreffen. Kate ist eine gebrochene Figur, die andere Menschen aufgrund einer schlimmen Erfahrungen in ihrer Kindheit nicht an sich heranlassen kann und will. Auch für eine feste Liebesbeziehung ist in ihrer Welt kein Platz; sie pflegt nur eine enge Freundschaft mit Brian, den sie seit ihrer gemeinsamen Schulzeit kennt. Matthew wiederum ist ebenfalls in der Liebe gescheitert; seine Scheidung mit Clarissa ist noch nicht allzu lange her, und er ist seiner Ex-Frau nach Guernsey gefolgt, um den Kontakt zu seinem einzigen Kind nicht zu verlieren. Sie müssen die Schatten der Vergangenheit besiegen, um einander nahe sein und eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu können.

Mich hat dieses leise, warmherzige und zurückhaltende Buch tief berührt und von der ersten Seite an in seinen Bann geschlagen. Gern vergebe ich 5 Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Das Leben ist ein Seidenkleid
0

"Stil hat für mich nichts mit Mode zu tun. Stil – das bedeutet den Mut zum eigenen Charakter zu haben und sich zur eigenen Persönlichkeit zu bekennen." (Tom Ford)

Dieses berühmte Zitat möchte ich meiner ...

"Stil hat für mich nichts mit Mode zu tun. Stil – das bedeutet den Mut zum eigenen Charakter zu haben und sich zur eigenen Persönlichkeit zu bekennen." (Tom Ford)

Dieses berühmte Zitat möchte ich meiner Rezension voranstellen. Denn es spiegelt die Haltung der Protagonistin Maja, die wir in dem Roman "Das Leben ist ein Seidenkleid" von Tanja Wekwerth kennenlernen. Ein Kleid kann ein Leben verändern, sagt Maja. Jede Nacht sitzt sie allein an ihrer Nähmaschine und zaubert bestickte Mäntel oder raffinierte Röcke – die kaum jemand zu Gesicht bekommt. Dazu fehlt ihr der Mut. Bis sie sich mit Leonhard anfreundet, einem sanftmütigen älteren Herrn. Seit dem Tod seiner Frau Luise hat niemand mehr ihr Ankleidezimmer betreten dürfen, niemand außer Maja. Dort, zwischen Petticoats und Maßband, stellt sie mit Leos Hilfe bald fest, dass Lebensträume keinem Schnittmuster folgen.

Als ich das zurückhaltend gestaltete Cover dieses Romans betrachtet habe, fühlte ich mich sofort angesprochen. Es ist in zarten Pastelltönen gehalten und wirkt sehr romantisch und verträumt. Der Betrachter blickt auf das hell erleuchtete Schaufenster eines Mode-Ateliers, das in einem altehrwürdigen Gebäude in einer ruhigen Straße angesiedelt ist. Sein Blick bleibt an einem feinen Kleid in einem hell schimmernden Stoff hängen, das auf einer Schneiderpuppe ausgestellt ist. Ihm wird gleich klar, dass es sich nicht um billige Massenware, sondern um ein sorgfältig gearbeitetes Unikat handelt. Auch der eingängige Titel ist ganz nach meinem Geschmack. Er besteht aus einem einzigen Satz, der aber im Gedächtnis haften bleibt. Hierbei verrät er nicht zu viel vom Inhalt des Romans, sondern macht nur eine ganz zarte Andeutung, um welches Thema dieses Buch kreist.

Der Plot ist bekannt, aber gut umgesetzt. Das Setting ist gut gewählt. Berlin ist eine lebhafte Metropole, in der man seine Träume leben und verwirklichen kann - und es ist der Schauplatz der berühmten Fashion Show, auf der viele Highlights der kommenden Saison präsentiert werden.

Im Mittelpunkt des Romans steht Maja, die eigentlich den Beruf einer Schneiderin erlernt hat, sich aber mehr schlecht als recht als Verkäuferin in einem Kaufhaus durchschlägt. Außerdem hat sie einen NebenJob bei einem guten Bekannten angenommen und liefert Fertigmenüs an alte Menschen aus, die sich nicht mehr selbst versorgen können. Maja ist eine Protagonistin, die man sofort in sein Herz schließt. Sie ist ein herzensguter, liebenswerter und warmherziger Mensch, der sich aber viel zu viel von anderen Menschen gefallen läßt. Hin und wieder möchte man sie schütteln, wenn sie sich von ihrer Vorgesetzten, der hartherzigen, unsympathischen Ketten-Raucherin Hannelies wie ein dummes Schulmädchen vorführen und von oben herab abkanzeln läßt.

Eine positive Veränderung in ihrem Leben birgt die folgenschwere Begegnung mit Leo, einem freundlichen alten Herrn, der in seiner Wohnung die Erinnerung an seine vor vielen Jahren verstorbene Frau hochhält, die ebenfalls eine begabte Schneiderin war und für viele berühmte Menschen gearbeitet hatte, Durch ihn findet Maja den Mut, an sich selbst zu glauben, ihren Traum zu leben und - unterstützt von ihren Schützlingen in ihrem Nebenjob, die ihr ihre aufmerksame und liebevolle Zuwendung mit einer enormen Finanzspritze honorieren - den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Und nicht zuletzt entdeckt sie sich selbst und findet auf ihrem Weg die große Liebe, die man ihr von ganzem Herzen gönnt.

Tanja Wekwerth hat ein sicheres Gespür für Mode und schreibt in einem wunderschönen Stil, der ihrer Protagonistin angemessen ist. Sie verleiht ihr eine leise, zarte Stimme, die sich wohltuend von der gesichtslosen, lauten Masse abhebt. Man spürt die große Liebe der Autorin zu der Mode und zu den Menschen in jeder Zeile des Romans. Mich hat dieses liebenswerte Buch sofort gefangen genommen und von der ersten Zeile an in die faszinierende Welt der Mode entführt. Aus diesem Grunde vergebe ich gern die Höchstpunktzahl von 5 Sternen für eine charmante, feinfühlig erzählte Geschichte, die jedem Leser mutmacht, seinen Träumen zu folgen.

Veröffentlicht am 14.03.2018

Ich seh den Sternenhimmel...

Planetenpolka
0

Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. (Mark Twain)

Die neue Ruhrpott-Krimödie von Lotte Minck trägt den schönen Titel "Planetenpolka", und tatsächlich spielen die ...

Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. (Mark Twain)

Die neue Ruhrpott-Krimödie von Lotte Minck trägt den schönen Titel "Planetenpolka", und tatsächlich spielen die Sterne in diesem Buch eine ganz besondere Rolle. Mord infolge einer Mars-Pluto-Konjunktion? "So ein Mumpitz!", denkt Kommissar Arno Tillikowski. Irgenwie kann die hübsche Astrologin Stella Albrecht ihn aber doch davon überzeugen, das plötzliche Ableben der schwerreichen Matriarchin Cäcilie von Breidenbach zu untersuchen. Ihre Ermittlungsmethoden sind mitunter unorthodox, aber äußerst effektiv: Schnell kommen sie dahinter, dass Cäcilies Erben mehr als einen guten Grund hatten, ihre Tante aus dem Weg zu schaffen ...

Was soll ich über das Cover von Ommo Wille schreiben? Seine Werke haben einen hohen Wiedererkennungswert. Sie sind etwas schräg angehaucht und passen perfekt zu den Büchern von Lotte Minck. Auch dieses Cover fällt sofort ins Auge. Auf den ersten Blick glaubt man eine friedliche Szene vor sich zu sehen, eine verstorbene alte Dame liegt in ihrem Bett, und überall spenden Kerzen in silbernen Leuchtern warmes, tröstliches Licht. Dann aber fällt der Blick des Betrachters auf einen riesigen Totenschädel am tiefschwarzen Himmel, der durch das geöffnete Fenster ins Sterbezimmer scheint - und die Stimmung kippt ins andere Extrem. Auch die Rückseite des Buches ist sorgfältig gestaltet worden. Man blickt auf mehrere Sideboards und wundert sich über die auf dem Boden verstreuten Gegenstände.

Als ich den Titel des Buches gelesen habe, konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Lotte Minck ist sehr schlagfertig, verfügt über einen tollen Wortwitz und spielt geschickt mit den Erwartungen der Leser.

Astrologie ist eine umstrittene Wissenschaft. Der Plot ist originell, und das Setting mitten im Ruhrgebiet gefällt mir gut. Die Bücher von Lotte Minck atmen so viel unverfälschtes Lokalkolorit; sie wachsen jedem Menschen, der aus dem Pott kommt, ans Herz.

Wer Loretta Luchs in sein Herz geschlossen hat, wird auch einen festen Platz für Stella Albrecht reservieren. Sie ist etwas intellektueller und zurückhaltender als die draufgängerische, impulsive Call-Center-Mitarbeiterin, aber ebenso wie ihre berühmte Vorgängerin hat sie ihr Herz am rechten Fleck und zeichnet sich durch eine scharfe Kombinationsgabe aus.

Auch die anderen Protagonisten sind starke Charaktere. Der Journalist Ben und der Kommissar Arno sind sympathische Figuren, und zusammen mit Stella bilden sie ein starkes Trio. Last, not least möchte ich auch die exzentrische Oma Maria, die einst als Wahrsagerin Madame Pythia auf Jahrmärkten unterwegs war, und die konservative Lehrerin Felicitas erwähnen, welche mit Astrologie nichts anfangen kann und den beruflichen Aktivitäten von Oma und Tochter kritisch gegenübersteht.

Wie immer hat mich Lotte Minck durch ihren locker-flockigen Schreibstil begeistert. Man möchte dieses Buch, das durch ein unorthodoxes Ermittler-Team und einen außergewöhnlichen Fall punktet, nicht mehr aus der Hand legen und es lieber in einem Rutsch durchlesen. Mich hat diese originelle, schwungvolle Ruhrpott-Krimödie in jeder Hinsicht überzeugt, und ich vergebe gern die Höchstpunktzahl von 5 Sternen für ein tolles Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 05.03.2018

3 Engel für Oma

Drei Schwestern am Meer
0

Mit ihrem Roman "Drei Schwestern am Meer" entführt Anne Barns ihre Leserinnen nach Rügen. Rügen! Viel zu selten fährt Rina ihre Oma auf der Insel besuchen. Jetzt endlich liegen wieder einmal zwei ruhige ...

Mit ihrem Roman "Drei Schwestern am Meer" entführt Anne Barns ihre Leserinnen nach Rügen. Rügen! Viel zu selten fährt Rina ihre Oma auf der Insel besuchen. Jetzt endlich liegen wieder einmal zwei ruhige Wochen voller Sonne, Strand und Karamellbonbons vor ihr. Doch dann bricht Oma bewusstlos zusammen, und Rina muss sie ins Krankenhaus begleiten. Plötzlich scheint nichts mehr, wie es war, und Rinas ganzes Leben steht auf dem Kopf.

Das Cover ist in warmen Tönen gestaltet worden und sieht hinreißend aus. Der Leser blickt auf eine hübsch dekorierte, selbstgemachte Torte, die das Wasser im Munde zusammenlaufen läßt. Des weiteren fallen zwei Karamell-Bonbons ins Auge, und auch die Muschel als Symbol für das Meer fehlt nicht. Der eingängige Titel des Romans ist in einer kursiven, leicht verschnörkelten lilafarbenen Schrift gestaltet worden. Er ist ganz klar Programm - hier weiß man sofort, was man von diesem Buch erwarten kann.

Der Plot ist nicht neu, aber gut umgesetzt. Auch das Setting auf einer Insel an der malerischen Ostsee ist perfekt gewählt. Insel-Romane erfreuen sich rund um das Jahr großer Beliebtheit, und in Kombination mit einer emotional erzählen Familien- und Liebesgeschichte kann (im positiven Sinne) kaum etwas schiefgehen. Abgerundet wird der Roman durch einige Rezepte, die zum Nachmachen einladen - fertig ist die perfekte Mischung!

Tatsächlich wird die hohe Erwartungshaltung des Lesers nicht enttäuscht. Anne Barns versteht ihr literarisches Handwerk. Sie schreibt in einem atmosphärisch dichten Stil und füllt ihre Schauplätze mit Leben. Man glaubt die weißen Kreidefelsen auf Rügen und das behagliche Heim der Großmutter direkt vor sich zu sehen.

Das Geschehen wird aus der Ich-Sicht von Rina, der ältesten Schwester, vermittelt, die nach einer gescheiterten Beziehung in Berlin wieder ihre Zuflucht im Hause ihrer Großmutter auf Rügen sucht. Auch die zwei anderen Schwestern haben ausnahmslos ein glückliches Händchen für den falschen Mann und sind (glücklicherweise) alles andere als perfekt. Aus diesem Grunde wirken alle Protagonisten authentisch und lebendig; man kann sich sehr leicht in ihre Situation hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen.

Das Buch vermittelt wichtige Wertvorstellungen, die in der heutigen Zeit in Vergessenheit geraten sind. Natürlich haben alle drei Schwestern längst ihre Heimat verlassen, um ihre Berufswünsche zu verwirklichen und auf eigenen Füßen zu stehen. Trotzdem ist ihre enge Bindung an ihre Großmutter, die sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen hat, niemals abgerissen. Als sie ins Krankenhaus kommt und ihre Hilfe benötigt, zeigen sie ihre Liebe und Dankbarkeit und lassen sie alles stehen und liegen, um ihrer kranken Großmutter zur Seite zu stehen. Nach und nach wird ein kleines Geheimnis gelüftet, das weit in die deutsch-deutsche Vergangenheit weist. Auch für die patente Großmutter, die einen schweren Verlust ertragen und mit einer Lüge leben musste, gibt es ein Happy-End - und jeder Leser gönnt es ihr von ganzem Herzen.

Für mich ist dieses Buch mein persönliches Highlight in diesem Monat. Anne Barns hat einen wunderschönen Wohlfühl-Roman vorgelegt. Er ist wie eine liebevolle Umarmung an einem eisigen Tag, die mein Herz wärmt und mich zu Hause ankommen läßt. Gern vergebe ich heute die Höchstpunktzahl von 5 Sternen und freue mich auf weitere Feel-Good-Romane von Anne Barns.