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Veröffentlicht am 20.03.2018

Gelungener vierter Teil der Adelina Reihe!

Frevel im Beinhaus
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Privat könnte es Apothekerin Adelina nicht besser gehen, immer noch ist sie sehr glücklich verheiratet mit Neklas Burka und ist wieder guter Hoffnung. Erste böse Vorzeichen ergeben sich, als die hochschwangere ...

Privat könnte es Apothekerin Adelina nicht besser gehen, immer noch ist sie sehr glücklich verheiratet mit Neklas Burka und ist wieder guter Hoffnung. Erste böse Vorzeichen ergeben sich, als die hochschwangere Frau des Schuhmachers, Katharina, einen Schwächeanfall erleidet und von Adelina mit Medikamenten versorgt wird. Da Katharina nicht in der Lage ist, dafür zu bezahlen, bietet sie Adelina an, Neklas Schuhe von ihrem Mann neu besohlen zu lassen. Ein paar Tage später wird die tote Katharina mit einem Korb Schuhe tot in Burkas Abortgrube aufgefunden. Das Kind wurde ihr aus dem Leib geschnitten. Außerdem wurden einige Tage zuvor Knochen aus einem Beinhaus entwendet. Gibt es einen Zusammenhang?

Für die Obrigkeit ist der Fall so gut wie gelöst- Neklas gerät in Verdacht und wird ins Gefängnis geworfen.
Die schwangere Adelina ist verzweifelt. Zu gerne würde sie selbst ermitteln, doch zu allem Überfluss macht ihr nicht nur wieder einmal der Dominikaner, Bruder Thomasius, das Leben schwer der seine privaten Rachepläne Neklas gegenüber scheinbar immer noch nicht aufgegeben hat, auch Tillmann Greverode, Hauptmann der Stadtsoldaten, wird beauftragt Adelina unter Beobachtung zu halten, was bedeutet, dass sich Adelina für eine ungewisse Zeit mit dem störrischen, sturen und unfreundlichen Hauptmann arrangieren muss.

Doch Adelina hat ja auch noch gute Freunde, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wird es ihnen vereint gelingen, Neklas Unschuld zu beweisen und wer steckt wirklich hinter den Morden, wenn es nicht Neklas selbst war?

Die Geschichte um die manchmal etwas sture Apothekerin und "Spürnase wider Willen" Adelina, die immer wieder zufällig in kriminelle Fälle verwickelt wird, geht nun mittlerweile in die vierte Runde. Und obwohl es bereits der vierte Teil ist, steht er an Unterhaltungswert und Spannung den Vorgängerbänden in nichts nach.
Es ist für mich als Leser eher schon wie ein literarisches "Nach Hause kommen". Sowohl Adelina, ihre Familie und ihr Freundeskreis sind einem mittlerweile so vertraut und man hat sie in sein Herz geschlossen, dass man eine persönliche Bindung zu den Romanfiguren verspürt.

Petra Schier lässt die Stadt Köln Ende des 14. Jahrhunderts wieder einmal sehr bildlich vor den Augen ihrer Leser auferstehen; die zeitgemäße Ausdrucksweise ihrer Akteure und historische Ereignisse jener Zeit, die hier Erwähnung finden, runden diesen für mich perfekten historischen Roman ab.

Diesmal verbergen nicht nur Neklas und seine Tochter ein kleines Geheimnis vor Adelina, auch Apothekenlehrling Mira gibt sich undurchsichtig, während Tillmann Greverode sich Adelina endlich offenbart, was zu zusätzlichen Unterhaltungsmomenten und einigen Schmunzlern meinerseits führte, wobei ich an dieser Stelle nicht zuviel verraten möchte.

Der Kriminalfall ist eigentlich fast Nebensache, obwohl er recht undurchsichtig inszeniert wurde und mit einem sehr spannenden Ende aufwartet- mich interessieren die lebendig wirkenden Dialoge der agierenden Romanfiguren viel mehr, da mir die Figuren mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind und ich bin schon sehr gespannt, was sich die Autorin in einer weiteren Fortsetzung noch alles für die Familie Burka einfallen lässt.

Kurz gefasst: Gelungener vierter Teil der Adelina Reihe!

Veröffentlicht am 20.03.2018

Spannender historischer Krimi!

Das silberne Zeichen
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Eigentlich könnte sich die Reliquienhändlerin zufrieden und glücklich zurücklehnen, denn sowohl beruflich als auch privat könnte es gar nicht besser für sie laufen. Sie ist endlich mit Christoph Schreinemaker ...

Eigentlich könnte sich die Reliquienhändlerin zufrieden und glücklich zurücklehnen, denn sowohl beruflich als auch privat könnte es gar nicht besser für sie laufen. Sie ist endlich mit Christoph Schreinemaker zusammen, der Marysa so bald wie möglich heiraten will und zudem trägt ihr der Domherr Rochus van Oenne auch noch einen lukrativen Auftrag an. Marysas Mitarbeiter in der Werkstatt sollen für wertvolle Silberarbeiten dekorative Holzfassungen herstellen, die, wenn im Herbst König Sigismund persönlich die Stadt Aachen besuchen wird, als hochwertige Reliquien an betuchte Bürger verkauft werden sollen.

Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst gerät Marysa erneut mit ihrem Vetter Hartwig aneinander, der annimmt, Christoph wäre eine Phantasiegestalt, die Marysa nur erfunden hat, um sich vor einer Ehe mit Gort oder Leynhard zu drücken.
Die Reliquienhändlerin reagiert verärgert, doch sie ist auch in Sorge, da Christoph, der vor einiger Zeit nach Frankfurt aufgebrochen war um wichtige Dokumente vor der gemeinsamen Eheschließung zu besorgen, immer noch nicht wieder nach Aachen zurückgekehrt ist. Zudem hat er ihr seitdem noch nicht einmal eine Nachricht zukommen lassen und die Zeit drängt, denn Marysa trägt bereits Christophs Kind in sich.

Und dann bekommt Marysa wenige Tage später Besuch von Rochus van Oenne. Die ersten fertig gestellten Reliquien wurden bereits ausgeliefert und dabei hat sich herausgestellt, dass die echten Silberarbeiten ausgetauscht wurden. Stattdessen befinden sich nun Messingimitationen in den Holzschnitzereien. Marysas guter Ruf als Reliquienhändlerin gerät in Gefahr, doch dann geschieht auch noch ein Mord…

Der bereits dritte Teil um die Reliquienhändlerin Marysa beginnt sogleich sehr spannend. Ihre Sorgen und Nöte sind nachvollziehbar für den Leser geschildert worden und man fiebert von Beginn an mit der Romanheldin mit. Allerdings lässt der Klappentext des Romans einen falschen Schluss zu. Man nimmt an, dass Christoph nicht mehr zurückkehrt- dem ist nicht so, allerdings gerät er ins Visier der Obrigkeit, ohne jetzt an dieser Stelle zuviel verraten zu wollen. Marysa muss nun wieder einmal Licht ins Dunkel bringen, um einen ihrer Lieben zu retten, ahnt jedoch nicht, dass sie sich dabei ebenfalls in Gefahr bringt.

Diesmal ist der Krimianteil, im Vergleich zum Vorgängerband "Der gläserne Schrein" etwas höher ausgefallen und auch sehr spannend inszeniert worden. Zwar ahnt man schnell, dass der Mörder kein ganz Unbekannter sein kann, doch seine Enttarnung hat mich am Ende dann doch sehr überrascht.

Besonders angetan war ich aber wieder einmal vom sehr ausdrucksstarken und zeitgemäßen Schreibstil der Autorin. Auch ihren Figuren haucht sie stets viel Leben ein.

Ich habe bereits in einer Rezension zu einem anderen Petra Schier Roman aus ihrer Adelina Reihe erwähnt, dass es einem literarischen Nachhausekommen nahe kommt, wenn man Bücher der Autorin liest, da einem die Haupt und Nebenfiguren sehr schnell vertraut sind und man fast eine persönliche Bindung zu ihnen aufbaut. Auch hier ist das nicht anders.

Die Autorin treibt zwar die Entwicklung ihrer Protagonisten voran, doch versäumt sie es dabei nicht, dem Krimiplot genügend Raum zur Entfaltung zu bieten.
Hatte ich beim zweiten Teil der Reihe noch kleine Kritikpunkte, sind diese beim aktuellen Teil der Reihe in Gänze ausgeräumt worden und ich kann diesen historischen Krimi allen Fans dieses Genres nur wärmstens empfehlen. Absolute Leseempfehlung!

Übrigens auch diesmal findet sich am Ende des Romans erneut ein leckeres Rezept zum Nachkochen- diesmal für Krapfen mit Apfelfüllung.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Packender Historienroman, der seinen Vorgängerbänden in Sachen Spannung und Unterhaltungsfaktor in Nichts nachsteht. Klare Leseempfehlung!

Die Bastardtochter
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Ennelyn, die uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten, ist ihrem Vater sehr dankbar dafür, dass er sie einst anerkannte und sie bei ihm in seinem Haushalt, heranwachsen durfte. Das ist auch mit ...

Ennelyn, die uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten, ist ihrem Vater sehr dankbar dafür, dass er sie einst anerkannte und sie bei ihm in seinem Haushalt, heranwachsen durfte. Das ist auch mit ein Grund, wieso sie stets versucht, es allen in ihrer Familie Recht zu machen. Als der Ritter Guntram von Eggern im ihre Hand anhält, sagt sie nicht Nein, auch wenn er um einige Jahre älter ist, als sie. Denn sie weiß genau, dass eine solche Verbindung auch ihrem Vater nützen wird. Während nach der Hochzeit nun alle Freunde und Familienmitglieder Ennelyns denken, Ennelyn und Guntram wären in großer Liebe füreinander entbrannt, sieht die Wahrheit doch leider ganz anders aus. Guntram macht, wenn beide alleine miteinander sind, keinen Hehl daraus, dass Ennelyn weit unter ihm steht, schikaniert sie, wo er nur kann und schlägt sie sogar. Darüber hinaus scheint er einen perfiden Plan zu verfolgen, doch Ennelyn ist zunächst wie gelähmt von den Schrecken ihrer Ehe, dass sie bereitwillig alle Befehle Guntrams befolgt und sich bemüht, im eine gute Frau zu sein, damit ihre Familie nicht schlecht von ihr denkt.

Lediglich der aus Italien zurückgekehrte, frisch verwitwete Anton, Bruder Luzias, die momentan hochschwanger von ihrem Mann Martin ist, bekommt durch Zufall mit, dass Ennelyn von Guntram tyrannisiert wird und stellt sie daraufhin zur Rede. Doch Ennelyn beschwört Anton, dass er sich ihrer Familie gegenüber ausschweigt. Anton, der sich bereits Hals über Kopf in Ennelyn verliebt hat, kann jedoch nicht untätig zusehen und so beginnt er damit, Nachforschungen über Guntram anzustellen.

Währenddessen werden Johann und seine Frau Elisabeth auf ihre Besitzungen abberufen, denn dort wütet eine Bande von Kriminellen, die Landbesitz an sich bringen will und unter den Bewohnern Angst und Schrecken verbreitet.

Und auch die heilige Reliquie, das Kreuz des Zachäus rührt sich wieder, was daraufhin deutet, dass die Familien bald erneut dunkle Zeiten überstehen müssen. Eine rätselhafte Rolle spielt auch Wulfhard de Berge, der Anton in Italien das Leben rettete und vorgibt gewisse geschäftliche Angelegenheiten in Koblenz und Umgebung klären zu müssen…

Nach „Die Eifelgräfin“ und „Die Gewürzhändlerin“ erzählt Petra Schier in ihrem aktuellen historischen Roman „Die Bastardtochter“ die Geschichte um das Kreuz des Zachäus zu Ende. Diesmal ist es an Ennelyn und Anton, gefährliche Situationen zu überstehen, doch natürlich mischt, wie auch in den Vorgängerbänden, stets die Familie und der Freundeskreis der beiden mit, so dass es ein schönes Wiedersehen/Wiederlesen mit bereits von mir ins Herz geschlossenen Protagonisten gibt und man so auch erfährt, wie es ihnen bis dato ergangen ist.
Trotz der immerhin über 542 Seiten langen Geschichte, wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig, was vor allem, neben den sympathischen und vor allem sehr quirligen Haupt und Nebenfiguren, als auch an Petra Schiers fesselndem Schreibstil liegt. Dazu bedient sie sich einer, zeitgemäßen Ausdrucksweise, so dass das historische Flair gewahrt bleibt und man als Leser daher ganz wunderbar abtauchen kann, ins mittelalterliche Koblenz.
Da ein Teil meiner Vorfahren aus der Moselregion stammt, fand ich das gewählte Setting natürlich besonders spannend.

Und dennoch, im Fokus stehen diesmal eindeutig Ennelyn und ihr Kampf gegen einen tyrannischen Ehemann. Dabei steht die Romanheldin sich lange selbst im Weg, denn ihr Stolz und ihre Sorgen um ihre Familie lassen es über lange Zeit nicht zu, dass sie sich ihnen öffnet und die traurige Wahrheit über ihre Ehe preisgibt.
Obwohl ich durchaus viel Verständnis für Ennelyns Verhalten aufbringen konnte, ärgerte ich mich dann aber ab etwa der Mitte des Romans zunehmend über Ennelyns Passivität. Entweder schweigt sie sich lieber ganz aus, weil sie Schläge befürchtet, oder begehrt in Momenten auf, in denen sie besser den Mund gehalten und lieber im stillen Kämmerlein clevere Pläne geschmiedet hätte. Besonders als sie beim Spionieren erwischt wird und Guntram gegenüber ihre Befürchtungen und Vermutungen bezüglich einer Diebesbande mitteilt, hätte ich sie zu gerne schütteln mögen und ich hätte mir so sehr gewünscht, dass die Autorin die Heldin ein wenig gewitzter geschaffen hätte.
Dieser kleine Wermutstropfen war aber relativ leicht zu verschmerzen, weil „Die Bastardtochter“ ansonsten so ein packender Historienroman geworden ist. Und endlich, im nun dritten Teil der Reihe wird nun auch die Geschichte um das Kreuz des Zachäus aufgelöst.

Kurz gefasst: Packender Historienroman, der seinen Vorgängerbänden in Sachen Spannung und Unterhaltungsfaktor in Nichts nachsteht. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 20.03.2018

Ein emotional, sehr aufwühlender und nachdenklich machender Historienroman, der den Leser auch nach dem Lesen noch lange beschäftigen wird.

Der Hexenschöffe
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Die Familie des Schöffen und angesehenen Kaufmanns Hermann Löher, lebt im beschaulichen Rheinbach, alle acht Kinder sind gesund und munter und der älteste Sohn, Bartholomäus hat bereits ein tüchtiges und ...

Die Familie des Schöffen und angesehenen Kaufmanns Hermann Löher, lebt im beschaulichen Rheinbach, alle acht Kinder sind gesund und munter und der älteste Sohn, Bartholomäus hat bereits ein tüchtiges und liebes Mädchen für sich im Sinn, das er heiraten möchte. Doch die Idylle trügt. Bereits fünf Jahre zuvor, wurden in Rheinbach unschuldige Bürger angeklagt, sich der Hexerei schuldig gemacht zu haben und wurden, nach grausamer Folter, bei lebendigem Leib, dem Feuer überlassen. Auch Hermanns Schwiegervater war einst unter diesen Opfern, sowie die Mutter von Bartholomäus Zukünftiger.
Damals konnte der Wahnsinn lediglich beendet werden, weil dem damaligen Hexenkommissarius Dr. Buirmann einige grobe Fehleinschätzungen unterliefen, die zu seiner Versetzung führten.

Doch das grausame und schmutzige Geschäft ist zu lukrativ, um es aufzugeben, denn überführte Hexer und Hexen können enteignet werden. So füllen neben Ländereien, durchaus auch einige Gold und Silberstücke die Taschen der Häscher.
Damals half Hermann das „Schmieren“ eines Amtmanns, um seine Familie vor den Hexenjägern zu retten, doch nun ist erneut ein Hexenkommissarius in der Stadt, der noch grausamer und berechnender ist, als Dr. Buirmann. Dr. Möden fackelt auch nicht lange, sondern lässt, sobald er Rheinbach erreicht hat, die erste „angebliche“ Hexe in Gewahrsam nehmen. Seine Methoden sind mehr als zweifelhaft und als Hermann, der als einer der Schöffen, stets seine Zustimmung zu Verhören oder Todesurteilen geben muss, entdeckt, dass Dr.Möden sogar ein Untersuchungswerkzeug für seine Zwecke manipuliert hat, lassen ihn das grausame Morden und die ungerechten Anklagen von bislang unbescholtenen Bürgern keine Ruhe mehr. Er will nicht länger nach der Pfeife des Hexenkommissarius und seinen Schergen tanzen, doch er weiß genau, dass er sich und seine Familie durch seine Gegenwehr in Lebensgefahr bringt…

In ihrem aktuellen historischen Roman steht ein Mann im Fokus des Geschehens, dessen Leben und Wirken historisch verbürgt ist. Hermann Löher, einst Schöffe in Rheinbach und später entschiedener Gegner der Hexenverfolgung, der viele Jahre später, im hohen Alter eine Klageschrift über die damaligen Geschehnisse verfasste.

Hermann Löher, wird als offener und ehrlicher Mensch beschrieben, der seine Kinder zu Gehorsam und Aufrichtigkeit erzieht und auch kein Hehl daraus macht, wie sehr sein Gewissen ihn ob seines Schweigens bezüglich der Verurteilungen in Rheinbach peinigt. Um diesen Mann und seine Familie spinnt Petra Schier eine sehr aufwühlende Geschichte, die mich auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt hat.
Neben Löhers Familie, finden aber auch weitere Rheinbacher Mitbürger in diesem Roman Erwähnung, die wichtig für das Voranschreiten der Handlung sind.
Zum einen die Frau eines Schöffen, die der Hexerei beschuldigt wird. Was Möden und seine Helfershelfer mit der armen Frau anstellen, ist nichts für zarte Gemüter, da die Folterung schonungslos realistisch geschildert wird. Aber dieser schonungslose Realismus ist auch meiner Meinung nach sehr wichtig, um den Lesern zu verdeutlichen, welcher Grat von Grausamkeit in manchen Menschen steckt, wenn er denn, dem Zwecke dienlich ist. Stößt Berechnung, Grausamkeit und Missgunst dann auch noch auf Naivität, Beeinflussung, Aberglaube und Dummheit, ist der Weg geebnet für Verfolgungen jeglicher Art.

Des Weiteren lernt der Leser eine junge Frau kennen, die unglücklich verliebt in Hermann Löhers Sohn ist, deren klatsch und rachsüchtige Mutter, und neben anderen, auch der Vogt Dr. Schweigel, der wie Hermann, ebenfalls ein Gegner der Hexenverfolgung ist.
Menschen also, die hinsichtlich ihrer Meinung zur Hexenverfolgung, quer durch die damaligen Bevölkerungsschichten, auf verschiedenen Posten stehen, was dem Leser interessante Perspektivwechsel ermöglicht.
Man sollte, wenn man zu diesem historischen Roman greift, keinen unterhaltsamen Schmöker erwarten, der einem unbeschwerte Lesestunden beschert. Vielmehr ist es ein Roman, der den Leser aufrütteln soll, was der Autorin meiner Meinung nach hier sehr gut gelungen ist.
Petra Schiers wie immer sehr eingängiger und zeitgemäßer Schreibstil und die vielschichtige Charakterisierung ihrer Romanfiguren sorgen dann auch dafür, dass man, trotz des schwierigen Themas, den Roman nicht mehr zur Seite legen möchte, bis er dann ausgelesen ist.

Kurz gefasst: Ein emotional, sehr aufwühlender und nachdenklich machender Historienroman, der den Leser auch nach dem Lesen noch lange beschäftigen wird.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Genialer, witziger Regionalkrimi mit viel Pep, Humor und einer spannenden Kriminalhandlung- gelungene literarische Umsetzung des „Der letzte Bulle“ Serien-Themas, die nach weiteren Fortsetzungen schreit.

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi
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Ein typischer Samstagnachmittag in einer Schrebergartensiedlung in Essen, in der Fußball und Grillfans (fast) in Frieden miteinander auskommen können, klingt leider alles andere als idyllisch aus. Als ...

Ein typischer Samstagnachmittag in einer Schrebergartensiedlung in Essen, in der Fußball und Grillfans (fast) in Frieden miteinander auskommen können, klingt leider alles andere als idyllisch aus. Als Werner Schmigalle eine tote Taube auf den Grillrost fällt, ist für ihn endgültig Schicht im Schacht. Er schnappt sich mit der Zange das „Corpus Delicti“ und macht sich auf die Socken zum Garten und Taubenschlag der Familie Albrecht. Doch als Werner dort ankommt, findet er plötzlich Thomas Albrecht, den Enkel des „alten“ Albrechts erschlagen auf.

Der Fall wird Mick Brisgau und seinem Kollegen Andreas Kringge übertragen und Mick wäre nicht Mick, wenn er sich mit seinem Opel Diplomat und seiner riskanten Fahrweise, innerhalb der Schrebergartenanlage, nicht gleich einige Freunde/Feinde machen würde.

Der Großvater des Toten, sowie die Mutter von Thomas sind erschüttert, als sie vom Tod des Jungen erfahren, doch wieso hat Mick nur das Gefühl, dass sie entscheidende Dinge vor der Polizei verheimlichen? Auch der Stiefvater von Thomas, ein aalglatter Geschäftsmann, der sich auf das Verkaufen von Ramschartikeln spezialisiert hat, stößt Mick und Andi ziemlich sauer auf und zu allem Überfluss muss sich Mick im Zuge der Ermittlungen auch noch von einem 1.50 m kleinen Chinesen vermöbeln lassen; lediglich Andis beherztem Eingreifen ist es zu verdanken, dass Mick dabei nicht in die ewigen Jagdgründe geschickt wird.

Doch Andis Einsatz führt dazu, dass dessen Job plötzlich in Gefahr ist. Mick, der jedoch gerne mal mit dem Kopf durch die Wand geht und beratungsresistent scheint, bleibt an seinem Verdächtigen dran, bis sein Verhalten auch noch Tanja in die Bredouille bringt. Wird Mick seine Kollegen diesmal endgültig in den Wahnsinn treiben oder kann er deren Jobs noch in letzter Minute retten indem er den verzwickten Fall in typischer „Letzter Bulle- Manier“ zur Auflösung bringt?

Ich bin ein Fan der ersten Stunde, was die TV-Serie „Der letzte Bulle“ angeht und war daher sehr gespannt auf die Umsetzung in literarischer Form. Da sich einer der beiden Drehbuchautoren; nämlich Stefan Scheich „Blutwurstblues“ angenommen hat, ist da natürlich sehr hilfreich. So wirken die beschriebenen Szenarien sehr bildhaft und authentisch. Auch die Dialoge zwischen dem „Der letzte Bulle- Team“ sind, wie man es auch aus der Serie gewohnt ist, spritzig, witzig und locker, so dass dem Kopfkino beim Lesen nichts im Wege steht. Was mir hier sehr gut gefallen hat, war die Tatsache, dass der Kriminalfall in diesem Roman einfach noch ein wenig runder wirkt, als er es in einer 45 Minuten TV-Folge je sein könnte.

So könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass „Blutwurstblues“ auch Leser ansprechen könnte, die zwar die Serie nicht kennen, aber ein Faible für gute Regionalkrimis haben. Die Mischung zwischen Ruhrpott-Atmosphäre, schrulligen Charakteren, Crime und Humor ist hier sehr ausgewogen und da Stefan Scheichs Schreibstil sehr eingängig ist, ist der Roman leider mit seinen 316 Seiten viel zu schnell ausgelesen. Ich hoffe sehr, dass der Autor in Zukunft noch weitere Mick Brisgau Romane schreiben wird, die eine perfekte Ergänzung zur Serie bilden könnten. (Ähnlich wie die eigenständigen „Monk“ Bücher zur gleichnamigen Serie)

Toll fand ich übrigens auch, dass der Autor hier einen völlig neuen Kriminalfall kreiert hat, anstatt sich aus der Serie zu bedienen. Die Stärke der Serie- nämlich Haupt und Nebenfiguren mit Ecken und Kanten in dem Fokus zu stellen, mit denen sich die Zuschauer identifizieren können und die in Freundschaft und mit viel Teamgeist Verbrechen aufklären; wird auch in diesem Roman sehr deutlich. Gerade wenn Mick und Andi sich liebevoll foppen oder sich ein Pils bei Uschi gönnen, fühlt man sich den Romanfiguren sehr nah. Im Gegensatz zur Serie bekommt man als Leser hier auch mehrere Einblicke in Micks Gedankenwelt geboten, was hilft, ihn und sein manchmal etwas überschäumendes Macho-Verhalten noch ein wenig besser zu verstehen. Witziger aber auch rührender Höhepunkt: Micks Seelenstriptease, als er glaubt sein Gegenüber verstehe ihn nicht.

Kurz gefasst: Genialer, witziger Regionalkrimi mit viel Pep, Humor und einer spannenden Kriminalhandlung- gelungene literarische Umsetzung des „Der letzte Bulle“ Serien-Themas, die nach weiteren Fortsetzungen schreit.