Reykan, einer der höchsten Offiziere unter der Flagge des Königs Renard kämpft eine aussichtslose Schlacht um das Ansehen der Krone. Seine Truppen unterliegen dem Reich Notia und Reykan verliert nicht nur den Krieg, sondern auch seinen Gefährten, dem seit fast zwanzig Jahren sein Herz gehörte.
Er fängt an zu trinken, verfällt in Depressionen und hadert mit seiner Berufung, Soldat zu sein.
Renard aber befördert ihn zu einem seiner Leibwächter und Reykans Pflichtbewusstsein kettet ihn an eine Aufgabe, die er so nicht ausführen wollte.
Als die Königsstadt Arlis überfallen wird und ein Putsch stattfindet wird König Renard getötet und nimmt Reykan das Versprechen ab, seinen Sohn Benrik zu beschützen und in Sicherheit zu bringen.
Eine Aufgabe, die Reykan mehr als widerstrebt, ist der offen homosexuell lebende Benrik doch ein selbstgefälliger und verwöhnter junger Prinz, weltfremd und voller Allüren.
Die beiden machen sich auf eine Reise, die sie überraschend immer näher zusammenbringt. Während Gefahren und Intrigen an jeder Ecke lauern und sie mehr als einmal um ihr Leben bangen müssen fangen sie an, sich mehr und mehr zu verstehen, aufeinander verlassen zu können und voneinander zu lernen.
Jedoch steht Benrik die große Aufgabe bevor, das Reich seines Vaters von den Putschisten zurückzuerobern - wird er es schaffen? Wie wird es weiter- und ausgehen für ihn und Reykan?
Für mich ein sozusagen halb-neues Genre. Mittelalter und Fantasy immer gerne - Gay Romance in diesem Zusammenhang noch Neuland für mich.
Und ich bin wirklich begeistert.
Vom Buch, vom Aufbau, von den Charakteren - und auch von der „mal ganz anderen“ Liebesgeschichte.
Man fällt mit dem Buch in die Schlacht sozusagen, ohne großen Firlefanz steht man zwischen den brennenden Zelten und sterbenden Soldaten. Es bleibt keine Zeit, sich zurecht zu finden, man ist kurz überfordert und ist dann mittendrin im Kampfgetümmel. So wie es den Soldaten vermutlich selber auch geht. Und man kämpft und leidet mit, man friert und fühlt mit ihnen. Der Schreibstil zieht einen hinein in eine wirklich dramatische Situation - und auf einmal ist man auch im Bilde über Reykans sexuelle Orientierung.
Und auch hier wird man nicht blumig und romantisch an die Hand genommen und zum blondgelockten Gefährten gezogen, sondern sie küssen sich einfach. Ende. Ohne Vorrede. Ach so. Ok, die beiden sind also zusammen. So ist das halt. Ist eben einfach selbstverständlich, dass sich zwei mögen. Ob Mann und Frau oder Mann und Mann.
Und dann ist er schon tot, Reykans große Liebe. Und auch hier, zum Dritten: ohne letzte Worte, ohne Liebesschwüre mit dem letzten Atemhauch, er ist einfach tot. Gestorben in der großen Schlacht und ohne Vorbereitung ist Reykan alleine.
Und das gefällt mir alles wahnsinnig gut.
Das „es ist wie es ist“ in diesem Buch. Das „nimm es hin“. Es wird gekämpft, es wird gestorben, es wird geliebt. Punkt.
Nicht alles muss einem persönlich gefallen, aber die Fakten sind so wie sie sind.
Auch die Charaktere. Lange nicht Jeden muss man mögen - oder nicht sofort.
Benrik, der Prinz ist sicherlich auf den ersten Blick ein verwöhnter Schnösel, aber seine treffsicheren, ironischen Bemerkungen und seine oft offensichtliche Fassade machen ihn schneller sympathisch als ihm vielleicht selber lieb ist.
Er legt eine faszinierende Wandlung hin, vom weltfremden Königssohn zum Selbst-Gekrönten mit Sinn und Verstand. Viel Realismus legt er an den Tag und charmant klar sieht er sich und seine eigenen Fehler. König möchte er sein und wird er - aber er weiss um seine (noch) bestehenden fehlenden Qualifikationen, spricht sie offen an, nimmt Hilfe an und durchdenkt.
Ein schlauer Junge, der garantiert ein besserer und wesentlich menschlicherer König sein wird als sein Vater.
Auch mit Hilfe seiner vielleicht nicht unbedingt besseren, aber manchmal beruhigenden Hälfte Reykan.
Natürlich kommen sich die Beiden nicht nur auf „beruflicher Ebene“ näher, das ist schon Jedem klar. Spätestens wenn man die Herren bei ihrem ersten Trainingskampf und ihrem gegenseitigen Angezicke erlebt weiss man: da geht noch was.
Aber dieses eine Mal geht es nicht zackzack, sondern es entwickelt sich. Und das auch mit Stolpersteinen, trauert Reykan doch seinem verstorbenen Partner noch hinterher.
Und er trauert nicht nur um den Partner, sondern auch um sich selbst. Anstrengend ist er manchmal, der prinzipientreue Soldat, der … ist er denn der Held? Vieles macht er falsch durch seine Regelkonformitäten, sein „ich muss das machen obwohl es falsch ist“. Man kann ihm eigenständiges Denken gar nicht absprechen, denn er denkt ja durchaus drüber nach, dass König Renard gerne mal falsche Befehle gibt. Aber alles Denken hilft nichts wenn man doch brav salutiert und entgegen seiner eigenen Moralvorstellungen handelt.
Harrenstein, der große Putschist, der hats direkt erkannt. Und damit einen kurzen Moment im Buch, wo man ihn nicht ganz so furchtbar findet.
Vielleicht schafft Benrik ja, Reykan ein bisschen lockerer zu machen, ein bisschen davon abzubringen, nur zu folgen.
Immerhin ergänzen sich Beide hervorragend - wie man im Laufe der sehr spannenden Reise des Buches immer wieder feststellt. Langweilig wird es zu keiner Passage, viele kleine und große Dramen und Gefahren sorgen dafür, dass man immer und gerne am Ball der Geschichte bleibt, weiterlesen und wissen möchte, wie es ausgeht. Mit Reykan und Benrik, mit dem Königreich.
Ein in sich wunderbar harmonierender Aufbau der Geschichte, plastische und gut vorstellbare Charaktere mit teils spannenden Entwicklungen und ein schlüssiges Ende, das alle Fäden zusammenführt. Ein wirklich schönes Buch, ich würde mich freuen, wenn es noch weitergehen würde.