Ein Roman der leisen Zwischentöne und voller Poesie, der eine wunderbare, frankophile Atmosphäre verströmt. Leider kommt der historische Anteil, für meinen Geschmack, hier ein wenig zu kurz. Dennoch eine unterhaltsame Lektüre.
Das geheime LächelnParis: 1939
Aus ungeliebtem Elternhaus entflohen, sucht die lebenshungrige, deutsche Fotografin Sophie, im Land ihrer verstorbenen Mutter, nach dem Glück. Sophie lernt viele interessante Menschen kennen, ...
Paris: 1939
Aus ungeliebtem Elternhaus entflohen, sucht die lebenshungrige, deutsche Fotografin Sophie, im Land ihrer verstorbenen Mutter, nach dem Glück. Sophie lernt viele interessante Menschen kennen, findet eine Anstellung bei der gutherzigen Madame Bihel als Gesellschafterin und verliebt sich schließlich, Hals über Kopf, in den selbstverliebten, eigensinnigen Surrealisten Paul- Raymond Fugin. Ihre Beziehung ist stürmisch zu nennen, doch Paul mag sich nicht auf eine Frau allein festlegen. Er unterhält nebenbei eine weitere Liebelei mit Chloe, einer Verwandten Madame Bihels. Trotzdem gelingt es Sophie, Chloe und Paul, für eine Weile, einander zu respektieren und in Freundschaft zusammen zu sein. Doch dann bricht Sophie ein Tabu- sie wird schwanger. Da die politische Situation sich ebenfalls immer mehr zuspitzt, muss sie Paris wieder verlassen…
Gegenwart:
Emilia Lukin ist verheiratet und hat mit ihrem Mann zwei Söhne. Doch nachdem ihr Mann fremdging, ist nichts mehr so wie zuvor. Sie ist innerlich wie erstarrt, hat sich zurückgezogen und bringt es nicht über sich, ihrem Mann zu verzeihen. Ablenkung verschafft ihr da ein geheimnisvolles Bild, dass eine Frau in den 30er Jahren zeigt, welche Emilia fast bis aufs Haar gleicht. Kann es sich bei der Frau etwa um ihre berüchtigte Großmutter Sophie handeln, die Emilias Mutter, Pauline, kurz nach deren Geburt zurückließ in Deutschland und von der nie wieder jemand hörte? Emilias Neugierde ist geweckt und so begibt sie sich auf Spurensuche; zunächst ersteigert sie das Bild bei einer Auktion und macht sich wenig später auf in das malerische, französische Örtchen im Luberon, La Lumiere. Dort hat Emilias Mutter ein Häuschen geerbt…
„Das geheime Lächeln“ von Bettina Storks, war mein erster Roman der Autorin und besonders angetan war ich beim Lesen von der bild und wortgewaltigen Ausdrucksweise, die Bettina Storks an den Tag legt. Die Dialoge der Akteure in dieser Geschichte, weisen einen leisen, sensiblen Unterton auf, der die Verletzbarkeit der weiblichen Hauptfiguren ins rechte Licht zu rücken vermag und auch die Gedankenwelt der Figuren ist teils voller Poesie. Bettina Storks Art zu Schreiben gefällt mir sehr und viele Aussagen ihrer Akteure, regen zum Nachdenken und kurzzeitigen Innehalten an. Dazu ließen sich die ersten 200 Seiten ihres aktuellen Romans sehr spannend und geheimnisvoll an, so dass ich gebannt den Verlauf der Geschichte weiterverfolgen wollte.
Ein kleiner Wermutstropfen war dann allerdings für mich, dass Sophies Erlebnisse, ab ihrer Schwangerschaft praktisch nur noch aus dem „Off“; durch Briefe, Erzählungen etc. erzählt wurden und plötzlich, allein Emilia, im Fokus des Geschehens stand.
Und dann gab es noch die Geschichte des „Wunders von Dieulefit“, das einer der Nebenfiguren praktisch am eigenen Leib erfahren durfte. Auch in diesem Fall hätte ich es besser gefunden, wenn man nicht nur deren Erinnerungen, kurz angerissen, eingebracht hätte. Viel runder wäre der Roman geworden, wenn man Sophies und Jean-Pierres Geschichte, ebenfalls in „Echtzeit“ dargeboten hätte. So blieb die Atmosphäre in romantischer Hinsicht leider zumeist etwas unterkühlt, denn verständlicherweise gehen auch Emilia und ihr Mann sehr nüchtern miteinander um. Deren Dialoge wirkten auf mich auch nicht so flüssig dargeboten, wie man es von einem langjährig verheirateten Ehepaar eigentlich erwartet. Und das ungeduldige Verhalten von Emilias Mann, wollte mir ebenfalls nicht einleuchten. Immerhin war er fremdgegangen und hätte seiner Frau, für eine Entscheidung, somit alle Zeit der Welt einräumen müssen, statt sie unter Druck zu setzen.
Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten, habe ich mich dennoch sehr gut unterhalten gefühlt von Bettina Storks Roman und mochte besonders die frankophile Atmosphäre und den darauf beruhenden, besonderen Zauber, den der Roman zuhauf verströmt.
Kurz gefasst: Ein Roman der leisen Zwischentöne und voller Poesie, der eine wunderbare, frankophile Atmosphäre verströmt. Leider kommt der historische Anteil, für meinen Geschmack, hier ein wenig zu kurz. Dennoch eine unterhaltsame Lektüre.