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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2018

Fiktion, die aktueller nicht sein kann

Das Eis
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Ein Zufall führt dazu, das der Körper des seit drei Jahren verschollenen Umweltaktivisten Thomas Harding gefunden wird. Er fällt 'aus einem schmelzenden Gletscher' heraus. Nun ist endlich Gewissheit, was ...

Ein Zufall führt dazu, das der Körper des seit drei Jahren verschollenen Umweltaktivisten Thomas Harding gefunden wird. Er fällt 'aus einem schmelzenden Gletscher' heraus. Nun ist endlich Gewissheit, was für seine Freunde und Mitarbeiter schon lange auf der Hand lag. Thomas ist tot. Und trotzdem ist es für alle ein Schock, vorneweg für seinen besten Freund Sean, der mit ihm zusammen war, als die Eishöhle Thomas unter sich begrub. Die beiden kennen sich seit Studententagen und ihr gemeinsames Engagement für die Natur und den Umweltschutz, besonders die Arktis, hat sie zu Freunden gemacht. Eigentlich erstaunlich, da sie sonst nicht unterschiedlicher hätten sein können. Sean ist reich, von Haus aus, und sein Traum ist die harmonisch funktionierende Koexistenz von Umweltschutz und Ökonomie. Thomas dagegen stammt aus armen Verhältnissen und seine Ziele waren Geld und Ansehen, egal um welchen Preis.
Das routinemäßige Verfahren in so einem Fall ist eine gerichtliche Untersuchung der zum Tode führenden Umstände. Und genau dies geschieht auch, mit Sean im Mittelpunkt. Die Gerichtsverhandlung beginnt und nach und nach kommt alles ans Licht. Korruption, skrupellose Geschäftspraktiken, Waffengeschäfte, die Verbindung zwischen Geld, Macht und Politik, all das kommt auf den Tisch, alles eingebunden in die hochaktuellen Themen Klimawandel und Umweltschutz.
Es ist schockierend, uns aber auch irgendwie allen bewusst, was hier abläuft, was passiert hinter den Kulissen der Macht von Privatwirtschaft und Staat. Am liebsten würde man es gar nicht so genau wissen wollen, aber das Mittel der Spannung, das die Autorin mit der Gerichtsverhandlung an uns heranträgt, führt dazu, das wir nicht anders können wie hinzusehen.Und diese Wahrheit, sie ist die pure Realität und absolut aktuell. Ein sehr gut geschriebener Umweltroman, der uns hineinzieht in ein Thema, mit dem wir leben, jeden Tag.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Ein Thriller der absoluten Extraklasse

Aisha
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Axel Steen kommt gerade aus der Rehabilitation zurück an seinen Arbeitsplatz. Doch statt sich langsam wieder einfinden zu können, wird er sofort mit dem Mord an einem ehemaligen Mitarbeiter des dänischen ...

Axel Steen kommt gerade aus der Rehabilitation zurück an seinen Arbeitsplatz. Doch statt sich langsam wieder einfinden zu können, wird er sofort mit dem Mord an einem ehemaligen Mitarbeiter des dänischen Geheimdienstes PET konfrontiert. Dann ein weiterer Mord an einem Mitarbeiter desselben Einsatzkommandos und Steen fängt an, die Hintergründe deren gemeinsamen Terroreinsatzes zu ergründen. Es wird ihm nicht leichtgemacht, zu erfahren, was damals passiert ist. Zudem erfährt der Fall für Steen eine sehr persönliche emotionale Seite, denn seine Freundin Henriette und sein schon in den Vorbänden eine Rolle spielender Widersacher Jens Jessen gehörten ebenfalls zu dieser Truppe. Und dann taucht bei seinen Recherchen auch immer wieder der Name eines Mädchens auf, Aisha heißt sie und Steen hat das Gefühl, das sie eine entscheidende Rolle spielt in diesem 'Spiel'.
Diese Geschichte ist groß, ein Thriller der absoluten Extraklasse, mit einem Spannungsbogen, der erst relativ langsam ansteigt, dann aber geradezu explodiert. Hier ist nichts einfach, das Gut und Böse verschwimmt in diesem ungeheuer real aufgestellten Fall fast vollständig und auch der politische Aspekt kommt in einem sehr angemessenen Maß zum Tragen. Für jeden Freund des Thriller-Genres ist dieser dänische Kommissar und sein neuester Fall ein absolutes Muss.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Eine faszinierende Frau und ihre Zeit

Die amerikanische Prinzessin
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Allene Tew, 1872 in Jamestown, USA in einfache Verhältnisse hineingeboren, heiratet in eine der angesehensten Gründerfamilien der Stadt ein. Wenig akzeptiert von der Familie und dem elitärem Zirkel dieser ...

Allene Tew, 1872 in Jamestown, USA in einfache Verhältnisse hineingeboren, heiratet in eine der angesehensten Gründerfamilien der Stadt ein. Wenig akzeptiert von der Familie und dem elitärem Zirkel dieser Gesellschaft, geht sie ihren Weg und schafft es schließlich, Einlass zu finden in diese abgeschottete Welt der feinen HighSociety. Zwei Kinder und einen abgestürzten Ehemann später erfolgt jedoch die Scheidung. Nach kurzer Zeit die erneute Heirat, mit einem Mann, der eigentlich nur sein bisheriges Leben weiterführen will. Auch diese Ehe scheitert. Dann, endlich taucht ein Mann in ihrem Leben auf, der ihr wirkliches Glück schenkt und zu Ehemann Nr.3, the right man, wird.
Allenes weitere Vita ist angefüllt mit dem Aufbruch nach Europa, erneuten Ehen, Prestige, Geld, Schicksalsschlägen, finanziellen Turbulenzen und der alles durchziehenden eigenen Stärke und Kraft, mit ihrer einzigartigen durchaus charismatischen Persönlichkeit ein äußerst bemerkenswertes Leben zu führen. Dieses Leben ist eingebettet in die Zeit zweier Weltkriege, Bankencrash und Revolution. Und neben der Faszination für Allene Tewes prall angefülltem Leben selbst, ist es auch, oder aus meiner Sicht gerade, das mit solcher Leichtigkeit gestreifte und vor uns Lesern ausgebreitete durchaus als Weltgeschichte anzusehende Zeitgeschehen, das dieses Buch zu etwas ganz besonderem macht. Immer am Puls der damaligen Zeit.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Grenzen sprengen, denn dahinter ist das Leben

Die Stille zwischen Himmel und Meer
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Edda ist 24 und verbringt ihren ersten Urlaub allein, in einem Ferienhaus an der Nordsee. Sie ist hier, fest entschlossen, die engen Grenzen ihres inneren Ichs zu überwinden und dann hinaustreten ins richtige ...

Edda ist 24 und verbringt ihren ersten Urlaub allein, in einem Ferienhaus an der Nordsee. Sie ist hier, fest entschlossen, die engen Grenzen ihres inneren Ichs zu überwinden und dann hinaustreten ins richtige Leben. Denn Edda ist eine junge Frau mit einer gravierenden kaum vorstellbaren Vergangenheit. Mit 5 Jahren wird sie entführt, von Isolde, einfach aus dem Kindergarten mitgenommen. 12 Jahre lebt sie in deren Haus, in einem Zimmer im Keller eingeschlossen. Mama soll sie sie nennen, bekommt von ihr Essen und Trinken (zur Bestrafung manchmal auch nicht), wird von ihr unterrichtet und mit reichlich Lesestoff versorgt. Hinaus darf sie nie, denn 'die Welt da draußen ist gefährlich und böse'. Dann, 12 Jahre später, kommt der Tag, an dem sie gefunden wird, und zurückgebracht in das Haus ihrer Mutter. Ihr Kampf, in diese Welt zurückzukehren, es sich möglich zu machen, ein eigenständiges normales Leben zu führen, geht voran. Doch die Zwänge und Ängste bleiben, abgeschwächt, aber sie setzen ihrem Leben enge Grenzen. Die Weite, symbolisiert durch das Meer, und der Himmel, der ihr auf den Kopf fallen könnte, versetzten sie immer wieder erneut in Panik. Und genau deshalb 'Urlaub am Meer'. Hier lernt Edda Menschen kennen, Hilde, die Vermieterin ihrer Unterkunft, Mia, deren Enkelin und dann Sebastian, selbst gezeichnet von einem schweren Schicksalsschlag. Und diese Menschen sind da, wenn sie ihren Kampf aufnimmt, mit vorerst eher weniger Erfolg. Doch dann setzt sich etwas in Bewegung, denn wo Menschen sind, bleibt auch man selbst nicht stehen; denn wo das Meer mit einem Landstrich zusammen trifft, lebt man anders. Wo all dies letztendlich hinführt, das erzählt dieses Buch, sehr gefühlvoll, zart und ohne die tatsächlichen Realitäten des Lebens auszuschließen. Wird es ein Happy-End geben und wenn, für wen ist es gut, was am Ende steht.
Ein kleines 'Biotop', das steht für einen Ort und Menschen, wo eine Seele heilen kann.

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Veröffentlicht am 09.11.2024

Diese kurze Zeit davor und das Bewusstsein, dass es bald hinausgeht in die Welt

Die große Sehnsucht
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Mitten in den 1990er Jahren in einer kleinen Stadt am Bodensee, hier leben die drei Freunde Rabe, Fete und Michi. Bald werden sie ihr Abitur machen und dann heißt es, Schritte gehen, ihren Weg finden zu ...

Mitten in den 1990er Jahren in einer kleinen Stadt am Bodensee, hier leben die drei Freunde Rabe, Fete und Michi. Bald werden sie ihr Abitur machen und dann heißt es, Schritte gehen, ihren Weg finden zu dem Leben, das dann ihres ist und die Träume, die Träume nicht vergessen dabei. Doch noch leben sie zu Hause und haben Zeit für das Herantasten an das Erwachsenwerden. Da geht es natürlich um die Liebe. Sie ist bei jedem von ihnen präsent. Es geht um Träume, um die Zweifel daran, auch darum, ob man mutig genug sein wird, es zu probieren. Und es geht um die Unwägbarkeiten, die vor ihnen liegen, immer wieder einmal. Aber hier ist es vor allem auch das Leben, ihr Hier und Jetzt und die Freundschaft, die hilft, wann immer man sie braucht, die im Fokus steht.
Das Flair dieser Zeit und wie es damals einfach war, noch weit weg von Handy und Co, wo man Filme in der Videothek auslieh statt diese zu streamen, das zaubert einem schon ein kleines Lächeln ins Gesicht, gerade dann, wenn es auch für einen selbst die Jahre waren, in denen man sich erlebt hat als Jugendlicher, mit dem Bewusstsein, dass diese Zeit bald zu Ende geht. Und die konkrete Geschichte hierzu, sie macht einfach Spaß. Wie dramatisch die Jungs selbst das ein oder andere in ihrem kleinen Leben wahrgenommen haben. Und gefühlt war es das ja auch. Aber später werden sie, genau wie die Leser hier, milde und mit etwas Nostalgie darüber schmunzeln und wahrscheinlich denken, war doch eine gute Zeit. Und man blickt gerne darauf zurück.
Ich mag es einfach, dieses Buch.

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