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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2018

Ergreifend!

Abschied in Prag
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Lenka und Josef finden in Prag ihre Liebe zueinander. Sie heiraten und träumen von einer schönen, gemeinsamen Zukunft. Doch der Zweite Weltkrieg macht auch vor ihnen nicht Halt und so werden sie auf grausamste ...

Lenka und Josef finden in Prag ihre Liebe zueinander. Sie heiraten und träumen von einer schönen, gemeinsamen Zukunft. Doch der Zweite Weltkrieg macht auch vor ihnen nicht Halt und so werden sie auf grausamste Weise getrennt: Josef emigriert in die USA, Lenka wird ins Konzentrationslager gebracht und überlebt dies nur mit knapper Not. Beide nehmen an, der andere ist längst tot. Sie leben beide in den USA …

Dem Leser begegnen Lenka und Josef abwechselnd in Kapiteln in der Ich-Perspektive. Beide erzählen von sich, ihrer Liebe zum anderen, ihrem Lebensweg. Das ist wunderbar gelungen und sehr ergreifend, aber nie hatte ich das Gefühl, dass hier eine übergroße Moralkeule geschwungen würde. Jeder Krieg ist grausam und unsinnig, das wissen wir alle. Auch und gerade die Gräuel des Zweiten Weltkrieges sind unleugbar entsetzlich gewesen. Alyson Richman erzählt die Geschichte von Lenka und Josef (oder lässt die beiden sie selbst erzählen) ohne extra darauf hinzuweisen. Fast schon sachlich, aber dennoch bildhaft schildern die beiden Figuren selbst die schlimmsten Ereignisse. Vielleicht berührt mich gerade dies besonders.

Beide, Josef und Lenka, habe ich sehr schnell sehr liebgewonnen. In all den Jahren sind sie zauberhaft und so liebenswert. Sie leben, lieben, leiden, werden älter und älter – und das so real und glaubhaft. Die Entwicklung der beiden ist sehr realitätsnah. Das gefällt mir sehr. Lenkas Trauma ist verständlich und nachvollziehbar. Und es macht deutlich, dass eine Befreiung nicht immer eine echte Rettung ist. Vergessen kann man eben nicht alles.

Dieses Buch wühlt auf. Es hallt sehr lange nach. Es verändert. Es tröstet auch ein Stück weit – weil es zeigt, wie stark die Liebe und der Glaube sein können. Es erinnert daran, dass Hass und blinder Eifer dumm sind.

Bücher und Filme über die Zeit des Zweiten Weltkrieges gibt es viele. Dieses hier sticht deutlich hervor und sollte mit sehr viel Muse gelesen werden. Ich bin schlicht unfähig, auch nur einen Bruchteil eines Sternes abzuziehen: fünf Sterne!

Veröffentlicht am 21.03.2018

Kräuter in der Küche

Das kleine Buch: Genusskräuter
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Die Reihe „Das kleine Buch“ liebe ich – findet sich doch zu fast jedem Thema ein Büchlein, das die ersten Fragen toll beantwortet und einem dann die Möglichkeit gibt, bei Bedarf mit weiteren Büchern das ...

Die Reihe „Das kleine Buch“ liebe ich – findet sich doch zu fast jedem Thema ein Büchlein, das die ersten Fragen toll beantwortet und einem dann die Möglichkeit gibt, bei Bedarf mit weiteren Büchern das Wissen zu vertiefen.

Ich würze sehr gerne mit Kräutern, traue mich aber manchmal nicht, damit zu experimentieren. Das falsche Kraut im Gericht und schon ist alles hinüber, so meine Erfahrung. Elke Papouschek hat mit diesem Büchlein eine Zusammenstellung geschaffen, die eine super gute Grundlage für die Kräuterküche bildet. Nach einigen Kapiteln rund um Standort, Pflege, Zusammenstellung und Tipps gibt es gezielt Infos zu den 21 beliebtesten Küchenkräutern in aussagekräftigen Kurzportraits. Schön gelistet von A – Z, mit einem schönen Foto und Angaben zu Familie, Wuchshöhe, Standort, Boden/Topferde, Kultur, Ernte und Verwendung kann man immer wieder schnell nachschlagen und das passende Kraut zum Würzen finden. Für Heilkräuter gibt es ein eigenes Büchlein! Schnelles Wissen für Eilige kann so ansprechend sein!

Aber Achtung – mit diesem Buch wird man nicht nur angeregt, viel mehr Kräuter in der Küche zu verwenden, es verleitet auch dazu, einen eigenen Kräutergarten anzulegen!

Meine Begeisterung für diese Buchserie ist enorm – und ich gebe von Herzen gern die vollen fünf Sterne!

Veröffentlicht am 20.03.2018

Kleines Büchlein, großer Genuss!

Das große kleine Buch: Strudel und Striezel
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Niemand bekommt Strudel und Striezel so lecker hin, wie die Österreicher! Was liegt also näher, als sich deren Rezepte dazu ganz genau anzusehen und von ihnen zu lernen? Ganz ohne „Foodstyle“ kommt dieses ...

Niemand bekommt Strudel und Striezel so lecker hin, wie die Österreicher! Was liegt also näher, als sich deren Rezepte dazu ganz genau anzusehen und von ihnen zu lernen? Ganz ohne „Foodstyle“ kommt dieses kleine Büchlein aus. Die Backwaren sind nicht „wie gemalt“, sondern einfach wunderbar gelungene Backwerke, frisch aus dem Ofen.

Viele interessante Informationen stehen den eigentlichen Rezepten voran. Allein diese schon sind ein Teil des Gelingens der Backwaren – wer die Geschichte der Hefe versteht, versteht auch den Hefeteig. Strudelteig will ähnlich verstanden sein. Viel Arbeit, aber das Ergebnis ist das wert! Ein hauchdünner Strudelteig, selbst gemacht: so fein! Auch für das Flechten des Hefeteiges findet sich eine bebilderte, verständliche Anleitung.

Insgesamt bekommt man hier 18 Rezepte zu den unterschiedlichsten Strudeln und Striezeln – von deftig bis süß ist alles vertreten. Ob ich einen Blunzenstrudel möchte, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber der klassische Apfelstrudel war so schnell aufgegessen, wie der geflochtene Striezel. Echt österreichischer Geschmack kam auf den Teller!

Der Aufbau der Rezepte ist schön übersichtlich. Die Zutaten sind nach Teig und Füllung getrennt aufgelistet. Die Zubereitung wird so einfach, wie möglich, erklärt. Dazu gibt es dann ein Foto vom fertigen Gebäck. Die Strudel sind alle nach dem Grundrezept hergestellt und werden unterschiedlich gefüllt.

Ich bin begeistert – das gibt dann ganz klar auch die vollen fünf Sterne für das riesige kleine Buch von Elisabeth Ruckser!

Veröffentlicht am 18.03.2018

Filme mal anders gesehen

Film ab!
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Reiseführer müssen nicht langweilig sein. Das beweist lonely plantet seit vielen Jahren. „Film ab!“ entführt an zahlreiche Schauplätze von Filmen von „Der Marsianer“ über James Bond bis zu „Panzerkreuzer ...

Reiseführer müssen nicht langweilig sein. Das beweist lonely plantet seit vielen Jahren. „Film ab!“ entführt an zahlreiche Schauplätze von Filmen von „Der Marsianer“ über James Bond bis zu „Panzerkreuzer Potemkin“. Man sieht die Orte plötzlich mit anderen Augen und sieht man die Filme, kommt man nicht umhin, sich besonders zu freuen, wenn genau diese Orte auftauchen. Als Fan von Hitchcock habe ich mich ganz besonders über das Schulgebäude von Bodega Bay gefreut, Harry Potter Fans werden sich über das Glenfinnan-Viadukt so freuen, wie King Fans über die Lake-Britton-Brücke. Zu allen Orten werden die Koordinaten geliefert, ein kleines Welt-Piktogramm zeigt die Lage an und zudem erzählt Laurence Phelan jeweils ein wenig über den Film und den Ort.

Ob einfach nur als Film-Ort-Buch oder als Inspiration, diese Orte (nach und nach) zu bereisen und so quasi da zu stehen, wo einst die Film-Crew gearbeitet hat – das Buch macht Spaß. Die Mischung aus Bildband und Reiseführer ist sehr gelungen. Für Reiselustige, Filmfreaks, als Mitbringsel oder für einen selbst – man nimmt „Film ab!“ einfach immer wieder gerne zur Hand. Mir ist das Buch die vollen fünf Sterne wert!

Veröffentlicht am 17.03.2018

Ein Todesurteil

Die Rache der Polly McClusky
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Nate McClusky sitzt für seine Straftaten nicht zu Unrecht im Gefängnis. Doch er führt sich gut und wird vorzeitig entlassen. Das kommt ihm sehr gelegen, denn zufällig erfährt er, dass seine Exfrau und ...

Nate McClusky sitzt für seine Straftaten nicht zu Unrecht im Gefängnis. Doch er führt sich gut und wird vorzeitig entlassen. Das kommt ihm sehr gelegen, denn zufällig erfährt er, dass seine Exfrau und seine Tochter auf der Todes-Liste eines mächtigen Gegners stehen. Ganz klar, dass er alles daran setzen möchte, beide zu retten.

Sascha Rotermund transportiert wunderbar den Unterschied zwischen den extrem harten, trocken erzählten Szenen und Pollys Gefühls- und Gedankenwelt. Auch wenn nicht aus der Ich-Perspektive erzählt wird, zieht Jordan Harper den Leser (bzw. Hörer) super tief in die Story hinein, gleich vom ersten Satz an. Das mag ich sehr und das ist nicht immer so (oft muss man sich eine ganze Reihe Seiten in ein Buch hineinlesen, bevor man tatsächlich in der Story ankommt).

Ohne albern oder stumpf zu werden, wird die Zerrissenheit von Polly super gut dargestellt mit so gegensätzlichen Sätzen wie: „Polly fand nicht, dass sie nicht richtig tickte.“ und kurz darauf (nur fünf Sätze später) dann: „Wahrscheinlich tickte sie nicht richtig.“ Auch so wunderbare, gleichermaßen lustige wie traurige Sätze und Satzteile wie: „und plötzlich rülpste ihr der Gedanke vollständig ausgebildet aus dem Gehirn“ gefallen mir wahnsinnig gut. Da ist zudem so viel Liebe, dass es mich ganz schön beutelt, denn zur Story selbst ist Liebe so krass gegensätzlich.

Es berührt mich sehr, wie stark Polly leiden muss, ohne dass ihr jemand hilft. Als Kind eines Verbrechers ist sie doppelt gestraft: die Mitschüler sind gemein zu ihr. Mich macht wütend, dass weder ihre Mutter, noch der Stiefvater (musste das auch noch sein?) und auch nicht die Lehrer etwas tun. Was kann Polly für die Taten ihres Vaters?

Nach der Entführung durch ihren Vater muss Polly schneller erwachsen werden, als es gut sein kann für eine Elfjährige. Die Situation überrollt sie jedoch nicht ganz. Polly wächst über sich selbst hinaus, um nach ihrem großen Kampf Seite an Seite mit ihrem Dad wieder – oder auch zum ersten Mal – ein ganz normales Mädchen werden zu können. Jordan Harper ist es dabei gelungen, die Szenen sehr realistisch, aber nicht übertrieben detailliert und brutal zu schildern. Alles passt stimmig zusammen, die Wendungen sind überraschend, aber nicht unlogisch. Mich erinnert der Stil sehr an Joe R. Lansdale und den lese ich super gerne.

Die Wechsel zwischen sanft und liebevoll zu knallhart und doch voller Liebe sind beeindruckend. Ich habe hier ein Buch entdeckt, das absolut zu meinem Lesegeschmack passt! Fünf Sterne!