Dass in Hollywood nicht alles so funkelnd und sauber ist, wie es nach außen hin immer scheint, haben uns nicht zuletzt die Debatten um sexuelle Belästigung und die Gleichberechtigung der Frauen gezeigt. Wenn man nun aber in "Der Mann, der nicht mitspielt" eintaucht, fragt man sich unweigerlich, wieviel davon Fiktion und wieviel verborgene, mit allen Mitteln vertuschte Realität ist.
Hardy Engel, ein deutscher Exilant, der in den Anfängen des glänzenden Hollywoods als Schauspieler Fuß zu fassen versucht, hält sich mit Gelegenheitsjobs als Privatdetektiv über Wasser. Als er mit dem Vermisstenfall der Virginia Rappe betraut wird, ahnt er noch nicht wie tief er bald im Dreck der Traumfabrik stecken wird.
Illusion und Verkleidung scheinen der Stoff zu sein, der die glanzvolle Fassade dieses Buisness zusammenhält. So ernüchtert ist man jedenfalls ziemlich schnell: Nichts als Lügen, Drogen, Prostitution und Bestechung sichern das Imperium der europäischen Auswanderer, die ihre hart erkämpfte Einnahmequelle mit allen Mitteln zu beschützen versuchen. Nur Hardy scheint sich nicht an die ungeschriebenen Spielregeln halten zu wollen oder können. Leider muss er sich so auch bald fragen, wem er eigentlich noch trauen kann; wer ehrlich zu ihm ist und wer einfach zu sehr in seinen Verkleidungen und Rollen aufgeht.
Hinter diesem Erstlingswerk steckt eine imense Recherchearbeit, die Fakten sind mit so viel Sorgfalt und Liebe zum Detail zusammengetragen und verknüpft worden, dass man sich nicht selten fragt, ob es nun ein Roman oder Tatsachenbericht ist.
Die Figuren sind in keiner Weise weichgezeichnet, man folgt ihnen ohne Filter durch diese Geschichte und lernt so die berechnende Seite Hollywoods kennen. Sogar Hardy selbst verfügt über genügend Ecken und Kanten, um sich kaum von seinen Mitmenschen abzuheben.
Doch eine seiner größten Stärken muss ich dem Buch auch wieder als Schwäche anrechnen: Durch die Detailtreue und Fülle an Informationen kommt das Buch auf einen stattlichen Umfang von über 600 Seiten. So hat es dann doch zuviel Platz für eine Fülle an Figuren, über die man kaum den Überblick behält und schafft zwischendurch Längen, die der Spannung nicht immer gut tun.
Trotz allem kommt man an diesem Buch, wenn man sich für die Roaring Twenties und Hollywood zu Zeiten der Prohibition interessiert oder einfach einen gut geschriebenen Thriller sucht, nicht vorbei! In Christoph Weigold steckt ein großes Potential, das er bestimmt noch in weiteren Hardy Engel-Fällen unter beweis stellen wird.