Der amerikanische Traum
Kain und AbelMit der Familiensaga "Kain und Abel" gelang Jeffrey Archer ein Welterfolg, der auch verfilmt wurde. Nun wurde die Trilogie überarbeitet und vom Heyne Verlag neu herausgegeben. Dabei orientieren sich die ...
Mit der Familiensaga "Kain und Abel" gelang Jeffrey Archer ein Welterfolg, der auch verfilmt wurde. Nun wurde die Trilogie überarbeitet und vom Heyne Verlag neu herausgegeben. Dabei orientieren sich die neuen Cover an der Clifton-Saga des Autors, die mich seit 2015 bis zum Jahresende 2017 begleitet hat.
Auch diesmal geht es wieder um Erfolg, Macht und Geld. Doch nur einem der beiden Protagonisten wurde ein Großteil davon schon in die Wiege gelegt.
Die am selben Tag im Jahre 1906 in den USA und Polen geborenen Männer, William Lowell Kane und Wladek Koskiewicz, wachsen in völlig unterschiedlichen Schichten auf. Während William in Boston in eine erfolgreiche Bankiersfamilie hineingeboren wird, ist Wladek ein "Bastard". Seine Mutter stirbt bei der Geburt. Das Baby wird völlig dehydriert im Wald von einem Jungen gefunden, der das Kleinkind in sein ärmliches Zuhause mitnimmt. Dort wird Wladek aufgezogen bis der Arbeitgeber der Familie, Baron Rosnovski, den blitzgescheiten Jungen zu sich, als Freund für seinen gleichaltrigen Sohn, ins Schloss nimmt. Als der erste Weltkrieg ausbricht, gerät Wladek zuerst in deutsche und anschließend in russische Gefangenschaft. Nach einer spektakulären Flucht gelangt er auf ein Auswandererschiff in die USA und nimmt den Namen seines damaligen Gönners Baron Abel Rosnovski an. Abel arbeitet sich von ganz unten nach oben und lebt den Mythos "vom Tellerwäscher zum Millionär".
William Kane, Spross einer Bankensynastie, hat bereits mit seinem privilegierten Status den Erfolg auf seiner Seite. Doch auch er ist ehrgeizig, stolz und sehr intelligent. Sein Ziel ist es Bankpräsident zu werden, als er den Weg mit Abel kreuzt und diese zu mächtigen Feinden werden....
Jeffrey Archer schreibt wieder sehr mitreißend. Es geht um Aufstieg und Fall, Intrigen, Macht, Erfolg. Dabei dreht sich, wie schon bei der Clifton-Saga, vieles um Politik, Machenschaften und Bankgeschäfte. Der historische Hintergrund inklusive den beiden Weltkriegen und der großen Wirtschaftskrise ergeben ein sehr rundes Bild. In vielen Nebenschauplätzen erfahren wir mehr über die beruflichen und privaten Entwicklungen der beiden Männer. Besonders gefallen hat mir der Abschnitt um Wladeks Kindheit in Polen und sein Überlebenswille. Armut, Hunger, Gefangenschaft und der Krieg sind anfangs sein ständiger Begleiter. Erst in den USA beginnt der Aufstieg und wir befinden uns wieder in der Oberschicht, die wir aus den letzten Bänden der Clifton-Saga kennen. Hier gibt es wieder den einen oder anderen zu schwarz-weiß gemalten Charakter und die typischen Intrigen, die sich am Ende dann doch meistens in Wohlgefallen auflösen...
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Man erhält sowohl Einblick in Williams, als auch Abels Leben. Anfangs erscheinen beide Protagonisten sehr sympathisch, doch mit der Macht verändern sich sowohl William, als auch Abel zu ihrem Nachteil. Die Fehde, die die beiden Männer begonnen haben, verselbstständigt sich. Nur durch ihre eigene Sturheit wandeln beide Männer sehr bald am Abgrund...
Die Charaktere sind wieder sehr lebendig ausgearbeitet. Der Wandel der Protagonisten und ihre gesamte Lebensgeschichte hat der Autorgrandios erzählt. Es wurde wieder fantastisch recherchiert und man merkt, dass Archer "vom Fach" ist. Manchmal hat man aber das Gefühl, dass Archer zu viel "Action und Drama" in den Roman packen wollte.
Im Gegensatz zur Clifton-Saga endet mit dem ersten Band auch die Lebensgeschichte von William und Abel und die Fortsetzung widmet sich der nächsten Generation....
Fazit:
Wer gerne die Clifton-Saga gelesen hat, der findet sicher auch an "Kain und Abel" gefallen. Der Schreibstil von Jeffrey Archer ist wie gewohnt mitreißend und die mehr als siebenhundert Seiten haben nur wenige kleine Längen. Eine tolle Familiengeschichte, die auch als Einzelband stehen könnte, aber nicht ganz an die Clifton-Saga herankommt.