Verstörender Blick in die Abgründe der menschlichen Seele
Der österreichische Autor aus Schwanenstadt in Oberösterreich hat mit seiner Reihe rund um den schrulligen Ermittler Gasperlmaier eine Reihe erschaffen, die mich an Rita Falks Eberhofer-Reihe erinnert. ...
Der österreichische Autor aus Schwanenstadt in Oberösterreich hat mit seiner Reihe rund um den schrulligen Ermittler Gasperlmaier eine Reihe erschaffen, die mich an Rita Falks Eberhofer-Reihe erinnert. Mit "Die Einsamkeit des Bösen" probierte er 2016 eine ganz andere Richtung aus, nämlich die eines psychodramtischen Krimis, der mehr an einem Thriller erinnert und konnte damit bei mir voll punkten.
Wie in "Die Einsamkeit des Bösen" zeigt der Autor auch hier wieder gekonnt die menschlichen Abgründe auf. Mit seiner Protagionistin Sabine lernen wir eine verstörte und manipulative junge Frau kennen. Bereits als Kind wird sie durch das Verhalten ihrer Mutter ausgegrenzt. In Rückblenden erfährt der Leser immer häppchenweise übers Sabines Kindheit. Diese wird von ihrer Mutter beherrscht, die nur über materielle Dinge ihre "Liebe" zeigen kann. Sabine hat zwar immer die neuesten Kleider, Schulartikel oder Spielsachen, aber sonst hört sie nur, wie unzureichend sie ist. Sie darf kaum mit anderen Kindern spielen und wird in der Schule gemobbt. Ihre Einsamkeit und der schwelende Hass wird sehr plastisch beschrieben. So tauchen wir beim Lesen immer weiter ein in die Abgründe von Sabines Seele. Der Hass, der bereits in ihr schwelt, ist nach zwanzig Jahren kurz vor dem Ausbruch. Man spürt die kommende Tragödie, wie die drückende Schwüle von einem reinigenden Gewitter. Trotzdem konnte ich teilweise ihren Hass verstehen....aber nur teilweise. Denn nach jahrelanger Übung, hat Sabine herausgefunden, wie sie sich am Besten präsentiert, um ihre Mitmenschen positiv von ihr zu beeinflussen. Sie ist berechnend und manipulativ. Dabei wird sie ihrer Mutter immer ähnlicher.
Die Charaktere werden hervorragend dargestellt. Die kontrollsüchtige Mutter, die auch den Vater beherrscht und der sich unterdrücken lässt, damit er einfach seine Ruhe hat. Sabine, die immer mehr zur Psychopatin wird und dringend eine Therapie benötigen würde. Sie ist intelligent, manipulativ und weiß, wie sie sich am Besten präsentiert.
Der Vater ist passiv und steht unter dem Pantoffel seiner Frau. Er zieht sich zurück und will größtenteils einfach seine Ruhe haben. Ob ein anderes Verhalten Sabines Hass auf ihre Mutter verändert hätte? Darüber kann man nur spekulieren....
Überraschende Wendungen lassen einem immer wieder nach Luft schnappen. Cliffhanger am Ende des Kapitels garantieren, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht und so hatte ich das Buch an einem Wochenende durch.
Der Aufbau des Krimis ist ähnlich gestaltet, wie bei "Die Einsamkeit des Bösen". Wir tauchen in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche. Beim Lesen erlebt man viele Facetten seiner eigenen Emotionen: Abscheu, Mitleid, Entsetzen, Fassungslosigkeit, Furcht, Hoffnung,.... Die Liste könnte man unendlich fortsetzen. Der Autor hat hier ganze Arbeit geleistet und hat mich in einen Lesesog versetzt, aus dem man sich nicht mehr lösen konnte. Ich habe den Krimi in einem Rutsch durchgelesen.
Nur zum Schluss hin habe ich leider wieder ein kleine Kritik. Auch diesmal konnten mich die letzten Seiten nicht ganz überzeugen. Bei "Die Einsamkeit des Bösen" Buch kam mir das Ende zu abrupt. Diesmal fand ich einige Passagen und Verhaltensweisen in den letzten Kapiteln zu unglaubwürdig. Dies bezieht sich besonders auf eine Person. Trotzdem ein absolut spannender und beklemmender Krimi, der mir sehr gut gefallen hat.
Schreibstil:
Herbert Dutzlers Schreibstil ist flüssig und lebt von vielen Dialogen. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Kinder- und Jugendzeit Sabines und aus der Gegenwart aus ihrer Sicht geschildert. Der Spannungslevel ist hoch und steigt zum Ende hin noch an.
Die Handlung ist in 20 (10/10) Kapitel eingeteilt, wobei diejenigen mit der römischen Ziffer (X) in der Vergangenheit spielen und die mit den arabischen (10) in der Gegenwart.
Fazit :
Ein spannendes Psychodrama, das immer wieder überraschen kann. Die Protagonistin ist eine manipulative Frau, die beim Lesen viele Emotionen weckt. Man erhält einen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele. Zum Ende hin wurde es mir leider ein bisschen zu unglaubwürdig, was der Bewertung einen halben Stern gekostet hat. Trotzdem empfehle ich diesen Krimi gerne weiter!