Cover-Bild Das Sonnenkind
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 232
  • Ersterscheinung: 19.01.2018
  • ISBN: 9783351037185
Detlev Meyer

Das Sonnenkind

Roman
Dieser kleine Roman über die Kindheit und das Glück schildert den Kosmos eines neunjährigen Jungen um das Jahr 1960. Carsten Scholze, das Alter ego des Autors, ist ein aufgewecktes Kind mit ausgeprägtem schauspielerischem Talent, das bei den Nachbarn vom Truseweg bis zum Neuköllner Schiffahrtskanal gleichermaßen beliebt ist - ein "Sonnenkind" eben. Gehätschelt von den Eltern, von Großmutter und Tanten und selbst vom großen Bruder, ist seine wichtigste Bezugsperson der Großvater Max Wollin. Der alternde Lebemann, der in seiner ehemaligen Sekretärin, einer "ramponierten Blondine", seit mehr als dreißig Jahren eine offizielle Zweitgattin hat, nimmt den Enkel mit auf seine Ausflüge in die feine Welt des Café Kranzler. Mit den Augen des Jungen erleben wir traurige und komische Schicksale, die zeigen, daß das Leben im Truseweg die ganze Spannweite menschlicher Erfahrung ausmißt. In der kleinen Welt dieses Sträßchens wird geliebt, gehaßt und gestorben - genau wie in der großen. Detlev Meyer hat ein federleichtes Buch geschrieben, bezaubernd und wehmütig, wie nur er es konnte. In seinen letzten Lebensmonaten hat er sich an das Kind erinnert, das er einmal war, um der intensivsten Momente des Glücks und der Geborgenheit zu gedenken. So ist "Das Sonnenkind" ein rührender Abgesang auf das Leben: Ohne daß auf den nahen Tod des Autors Bezug genommen wird, spürt der Leser, daß dieser heiter-melancholische Text für Meyer das war, was für den alten Max Wollin die letzte Liebesnacht mit seiner "zweiten Gattin" ist - seine Abschiedsvorstellung.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2018

Berlin 1960

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Detlev Meyer nimmt uns mit ins Berlin der 60er Jahre. Die Familie des kleinen Carsten ist eigentlich nichts besonderes, Opa und Oma leben im gleichen Haus, Opa hat seit Jahren eine Geliebte, jeder weiss ...

Detlev Meyer nimmt uns mit ins Berlin der 60er Jahre. Die Familie des kleinen Carsten ist eigentlich nichts besonderes, Opa und Oma leben im gleichen Haus, Opa hat seit Jahren eine Geliebte, jeder weiss es, meist wird es ignoriert. Carstens Eltern leben ihren Alltag, die Erlebnisse des Vaters im Krieg lassen ihn nie so richtig los. Und Stephan, der große Bruder ist ein richtiger Halbstarker, 17 Jahre alt, der gerade seine ersten Schritte in der Welt der Erwachsenen macht und doch den kleinen Bruder auch mal mitnimmt. Und Carsten ist tatsächlich ein Sonnenkind, sehr aufgeweckt, wissbegierig und manchmal auch ein bisschen arrogant und altklug.
Es ist das Frühjahr 1960 und Carsten fiebert auf seinen 10 Geburtstag hin, der allerdings erst im nächsten Jahr stattfinden wird. Die Stadt ist noch nicht geteilt, Ost und West vermischen sich noch, und doch sieht man die Unterschiede, besonders Sonntags, wenn die aus dem Osten sich am Kudamm die Nasen platt drücken. Wahrgenommen wird die Teilung der Stadt aber scheinbar nicht wirklich, zumindest ist es nur selten ein Thema.
Für Carsten dreht sich eh alles um die Familie und die Nachbarn aus dem Truseweg. Das ist seine kleine Welt, aus der er zumindest vorerst noch nicht ausbrechen will.
Bis bei seinem Opa Krebs diagnostiziert wird und sich die kleine Welt plötzlich drastisch verändert.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, es ist ein leiser Schreibstil, ein bisschen hat man das Gefühl in eine heile Welt geraten zu sein. So wie man sich das Leben damals vorstellt.
Detlev Meyer hat mit diesem Buch wohl einen Teil seiner Kindheit erzählt, kurz bevor er selbst verstarb.

Mir hat dieses kleine Kammerstück viel Spaß gemacht, von daher eine volle Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Eine Kindheit im Berlin der Nachkriegszeit

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Inhalt:

Der 9-jährige Carsten wächst im Berlin der 60er-Jahre auf. Er ist ein wahres Sonnenkind, von allen geliebt und zu seinem Großvater hat er eine besonders innige Beziehung. Sein grosser Bruder steht ...

Inhalt:

Der 9-jährige Carsten wächst im Berlin der 60er-Jahre auf. Er ist ein wahres Sonnenkind, von allen geliebt und zu seinem Großvater hat er eine besonders innige Beziehung. Sein grosser Bruder steht ihm beschützend zur Seite und die Nachbarn lieben ihn. Eines Tages erkrankt sein Grossvater und die heile Welt von ehemals ist nicht mehr so wie sie war.

Meine Meinung:

Detlef Meyer hat die Veröffentlichung seines Romans nicht mehr erlebt. Der Autor verstarb 1999 an einer Immunerkrankung. "Das Sonnenkind" ist 2001erstmals veröffentlicht worden und wurde nun in einer wunderschönen Ausgabe neu herausgebracht. Der leicht glänzende Leineneinband und das handliche Format machen das Buch zu einem kleinen Schmuckstück und so wird das Äußere auch dem Inhalt gerecht.

Carsten Wollin ist ein kleiner Dandy, der vieles seinem Großvater abschaut. Wie Max Wollin hat der kleine Carsten ein Faible für korrekte Kleidung und eine angemessene Ausdrucksweise. Dies führt im Buch an der ein oder anderen Stelle zum Schmunzeln, wenn er Begriffe aufschnappt, die heutzutage schon etwas altertümlich wirken.


Carsten wächst im Truseweg, einer Strasse im Berliner Stadtteil Neukölln auf. Seine Mutter ist insgeheim etwas verdorben, sein Vater kämpft noch mit den Nachwirkungen des Krieges, während die Großmutter schon längst aufgegeben hat, gegen die Zweitfrau ihres Mannes zu kämpfen. Max Wollin hat, was jedem bekannt ist, in seiner ehemaligen Sekretärin schon seit Ewigkeiten eine Zweitfrau. Else Wollin pflegt ihre angeblichen Krankheiten, während die Sekretärin dem alten Wollin aufgetakelt schöne Augen macht. Trotzdem glaubt man Max Wollin, dass er beide Frauen liebt und auch beim Lesen kann man ihm irgendwie nicht böse sein.

Als Max Wollin dann allerdings schwer erkrankt, kann er sein Liebesarrangement nicht weiter führen wie bisher, er muss eine Entscheidung treffen.

Mit ganz viel Liebe zum Detail ist "Das Sonnenkind" geschrieben. Charaktervolle Figuren und ein der Zeit angepasster Schreibstil machen das Buch zu einem wahren Lesegenuss. Schaut man ein wenig über den Buchrand hinaus, erfährt man, dass der Autor als "einziger Dandy der Gegenwartslitertaur" (DIE ZEIT) galt. Da auch Carsten Wollin bei den Besuchen im Cafe Kranzler seine Sinalco stets aus Cognacschwenkern trank und seine Kniestrümpfe (keine Socken) stets auf die Farbe der Hose abgestimmt waren, kann man den autobiographischen Bezug erkennen.

Insgesamt war "Das Sonnenkind" ein Buchgenuss der besonderen Art, der zwar federleicht aber auch mit melancholischen Tönen daherkommt.

Veröffentlicht am 17.01.2018

Erinnerung

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Das Sonnenkind wurde von Detlev Meyer wenige Monate vor seinem Tod geschrieben. Er starb 1999. Der Roman wurde nach seinem Tod veröffentlicht und jetzt zu seinem 70. Geburtstag neu aufgelegt, mit einem ...

Das Sonnenkind wurde von Detlev Meyer wenige Monate vor seinem Tod geschrieben. Er starb 1999. Der Roman wurde nach seinem Tod veröffentlicht und jetzt zu seinem 70. Geburtstag neu aufgelegt, mit einem Nachwort von Matthias Frings.
Der kleine Roman ist wohl eine Erinnerung an seine eigene Kindheit. Er spielt 1960 in Neukölln und wird von der Sicht des 9jährigen Carsten erzählt. Er ist ein zartes, aufgewecktes und etwas verwöhntes Kind. Der Roman ist ein Portrait der Zeit und eine Hommage an die Kindheit. Ich sehe den kleinen Carsten, wie er mit seinem Großvater Max im Kranzler sitzt, jeder mit seinem Cognacschwenker in der Hand.
Dieser Roman ist ein wahres Kleinod. Ich freue mich, das ich diesen Autor endlich kennen gelernt habe.
Matthias Frings Nachwort trägt den passenden Titel „Das Sonnenkind tanzt jetzt auf den Sternen“ und in dem wird das Leben und Sterben Detlev Meyers gewürdigt.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Eine Familie im Nachkriegsberlin

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„In seinem Kopf gibt es keinen Frieden, wochenlang herrscht Waffenstillstand, aber dann brechen die Kämpfe eines Nachts wieder auf, und Scholze stürzt in seine Erinnerungen.“ (S. 47)

Kindheit in einer ...

„In seinem Kopf gibt es keinen Frieden, wochenlang herrscht Waffenstillstand, aber dann brechen die Kämpfe eines Nachts wieder auf, und Scholze stürzt in seine Erinnerungen.“ (S. 47)

Kindheit in einer Familie aus drei Generationen im Nachkriegsdeutschland: Detlev Meyer lässt den Leser hautnah miterleben, wie es ist, in dieser Zeit in Berlin aufzuwachsen, ohne dabei jedoch den Fokus von der Kindheit, vom Aufwachsen selbst und von den Menschen abzulenken.

Der kleine Carsten wird im Truseweg in Berlin Neukölln groß und an seiner Seite erleben wir die Familie, die Nachbarn und seine ganze Welt (die so viel mehr als den Truseweg nicht zu umfassen scheint). Die Handlung scheint leicht zu sein, doch davon darf man sich nicht täuschen lassen: Wir blicken schnell tiefer als die Fassaden es eigentlich zulassen möchten, und sehen Wesenszüge an den Figuren, die diese gern verborgen hätten.

Die Vermutung liegt nahe, dass die biografische Nähe seines kleinen Helden zu Detlev Meyer selbst der Grund dafür ist, dass das ganze Buch sich so glaubwürdig und echt liest. Dem Leser wird nichts auf die Nase gebunden, beinahe kommt das Gefühl auf, man entdecke die Welt zusammen mit dem kleinen Carsten, und manchmal möchte man ihn knuddeln, manchmal für das dem Kind eigene leicht übersteigerte Selbstbewusstsein schütteln. Und dann sind da noch die vielen anderen: Der große Bruder, der sich im Spannungsfeld zwischen Kindheit und Erwachsensein aufhält; die Mutter, die auch nicht nur tugendhaft ist; der Vater, der ein bisschen vom Krieg im Kopf mitgebracht hat; die Oma, die aus der Zeit der Kaiser und Grafen noch nicht über die Weltkriege mitgekommen ist; und schließlich der Opa, der über einige Aspekte seiner Vergangenheit lieber den Mantel des Schweigens breitet.
Viele kleine Figuren sind es, die dort aufeinandertreffen, und die im Zusammenspiel ziemlich facettenreich agieren.

Insgesamt bietet „Das Sonnenkind“ spannende Einblicke in eine Zeit vor unserer, es hebt den Vorhang vor den gutbürgerlichen Fünfzigern und lässt immer wieder tief blicken.
Sehr zu empfehlen ist übrigens auch das Nachwort von Matthias Frings, in dem er den Roman in das Leben seines Schriftstellers einordnet.