Blutiges Mittelalterepos
LöwenblutLöwenblut/Monika Pfundmeier/4 Sterne
Monika Pfundmeier nimmt ihre Leser mit dem Nachfolger von „Blutföhre“ tief in das Mittelalter mit. Die katholische Kirche erfindet sich selbst, mischt sich in alle ...
Löwenblut/Monika Pfundmeier/4 Sterne
Monika Pfundmeier nimmt ihre Leser mit dem Nachfolger von „Blutföhre“ tief in das Mittelalter mit. Die katholische Kirche erfindet sich selbst, mischt sich in alle Belange des Alltags ein und schmiedet Bündnisse, die vor allem die Bevölkerung teuer zu stehen kommt. Der Papst ist an der Ausweitung seiner weltlichen Macht interessiert und so kommt es, dass er anstatt Konradin, den Sohn des verstorbenen Königs beider Sizilien aus dem geschlecht der Staufer, zu unterstützen, die Königskrone dem französischen König Charles d’Anjou überträgt. Diese Anmaßung des Kirchenoberhauptes und der Verlust der Königswürde, lässt die Getreuen der Staufer Aufstände anzetteln, die immer wieder blutig niedergeschlagen werden.
So lässt Charles, um weitere Revolten italienischer Städte zu unterbinden, Dutzenden Senatoren das jeweils rechte Bein abhacken und die Männer anschließend bei lebendigen Leib verbrennen.
Nun schreiben wir das Jahr 1268 und Konradin, gerade einmal sechszehn Jahre alt, sammelt ein Heer und stellt sich gegen Charles d’Anjou um seinen Erbanspruch zu untermauern. Die Schlacht endet in einem Fiasko. Er gerät nicht nur in einen Hinterhalt, sondern ist zahlenmäßig stark unterlegen, weil ihm sein Onkel, Ludwig II. von Bayern, keine zusätzlichen Truppen schickt. Konradin und sein Freund Friedrich von Baden-Österreich entkommen zwar nach der Schlacht, werden aber in Oberitalien erkannt und an Charles ausgeliefert. In einem Schauprozess werden Konradin und seine Begleiter schuldig gesprochen und 1268 in Neapel hingerichtet.
Neben diesen historisch verbürgten Grausamkeiten gibt es noch einen zweiten Erzählstrang, in dem Cäcilia, eine toughe Adelige, die am Hofe Ludwigs lebt, eine Hauptrolle. Sie ist eine Frau, die ihrer Zeit voraus ist, und entsprechend aneckt.
Wie alle Frauen ist sie als Heiratskandidatin ein Spielstein der dynastischen Verbindungen, denen sie sich vehement widersetzt. Das macht sie noch unbeliebter und so mancher trachtet ihr, aus verschiedenen Gründen, nach dem Leben.
Meine Meinung:
Ich habe den Vorgänger „Blutföhre“ nicht gelesen, konnte aber, da ich mich in der Historie ganz gut auskenne, den Intrigen der einzelnen Geschlechter ganz gut folgen. Interessant sind die diversen Details der Bündnisse zwischen den Herrschern. Insgesamt ist der Roman gut recherchiert. Hin und wieder gibt es Kleinigkeiten, die nicht ganz passen (Hosen für Frauen!). Wir erhalten ein stimmiges Bild der Zeit, in der das Recht des Stärkeren gilt.
Nicht immer ist Blut dicker als Wasser. Denn wenn es gerade gelegen kommt, werden Verlöbnisse wieder gelöst, um eine gewinnbringendere Ehe einzugehen.
Das Umfeld des Papstes ist auch gut beschrieben - allen voran Thomas von Aquin, der nicht immer mit Papst Clemens IV. einer Meinung ist.
Wer sich in der Mittelalterliche Geschichte nicht gut auskennt, wird möglicherweise nur langsam mit dem Roman vorankommen, da er erstens in einer der Zeit angepassten Sprache geschrieben ist, und zweitens eine Fülle von Details präsentiert, die nicht so ganz locker überlesen werden können.
Der Erzählstil der Autorin ist für viele gewöhnungsbedürftig, doch ich finde in sehr schön und stimmig.
Hin und wieder driften die Erzählstränge weit auseinander und können nicht ganz friktionsfrei wieder zusammengeführt werden.
Fazit:
Ein komplexes Mittelalter-Epos, das einer gewissen Aufmerksamkeit beim Lesen bedarf. Mir hat es gut gefallen. 4 Sterne.