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Veröffentlicht am 06.05.2018

Schicksalshafte Kindheit

Die letzten Tage meiner Kindheit
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April 1939. Am letzten Tag des Spanischen Bürgerkriegs wird die Mutter des achtjährigen Lluc vor seinen Augen erschossen. Da Lluc sonst keine Familie mehr hat, kommt er in einem kleinen Ort bei Senyora ...

April 1939. Am letzten Tag des Spanischen Bürgerkriegs wird die Mutter des achtjährigen Lluc vor seinen Augen erschossen. Da Lluc sonst keine Familie mehr hat, kommt er in einem kleinen Ort bei Senyora Stendal und ihrem Sohn Dani unter, die fortan seine neue Familie sind. Senyora Stendal behandelt Lluc wie ihren eigenen Sohn, auch Dani wird für Lluc schnell zu einem engen Freund und Vertrauten, bei dem er sich sicher und geborgen fühlt. Eines Tages verschwindet Dani spurlos und Lluc verliert erneut sein gerade gewonnenes Zuhause, um in einem Internat zu wohnen. Da er keine Familie und kein Geld hat, gehört er dort der niederen Gruppe an, die ihren Platz durch harte Arbeit sichern müssen. Der Krieg um ihn herum und die politische Lage reißen ihn immer wieder aus gerade gewonnener Sicherheit. So beschließt Lluc, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und geht in den Untergrund, um gegen Franco zu kämpfen. Er erhofft sich, endlich irgendwo dazuzugehören und für etwas zu kämpfen, dass sich lohnt: die Freiheit.
Rafel Nadal hat mit seinem Buch „Die letzten Tage meiner Kindheit“ einen eindrucksvollen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der vor der Kulisse des Spanischen Bürgerkrieges und vor allem während des Franco-Regimes stattfindet. Der Schreibstil ist detailliert und verlangt Aufmerksamkeit und Konzentration vom Leser, um all den politischen Details während der Handlung folgen zu können. Der Autor hat den historischen Hintergrund gut recherchiert, er dient gleichzeitig der Geschichte, um die verzweifelte Lage der Menschen zur damaligen Zeit aufzuzeigen und wie es vielen Familien und Angehörigen ging, die alles verloren haben, um sich in einer zerrissenen Welt wiederzufinden und ständig in Angst zu leben, darauf bedacht, bloß kein falsches Wort oder eine falsche Ansicht preis zu geben. Die Geschichte wird rückblickend von Lluc erzählt, der sich 1990 Erinnerungen hingibt.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Lluc ist noch ein kleiner Junge, als er seine Mutter verliert und sein Leben fortan immer wieder vom Schicksal gebeutelt wird durch die Auswirkungen des Krieges und durch verbotene politische Gesinnungen, die die Verfolgung und Inhaftierung derjenigen zur Folge hatte. Freiheit im Denken und Handeln gab es zur damaligen Zeit im Franco-Regime nicht, sondern nur Unterdrückung und Diktatur. Lluc muss früh erwachsen werden, denn auch seine Pflegefamilie verliert er und muss sich dann allein durchs Leben schlagen. Die ständigen Rückschläge und Verluste lassen ihn hart werden, aber auch mutig und kämpferisch, so dass es nur eine logische Folgerung ist, in den Untergrund zu gehen, um sein Leben dem Freiheitskampf zu verschreiben. Die Entwicklung von Lluc während der gesamten Geschichte ist sehr schön zu beobachten.
„Die letzten Tage meiner Kindheit“ ist ein eindringlicher Roman über die Zeit während der Franco-Diktatur und über eine Kindheit und Jugend, die niemals eine war. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.05.2018

Lebensbilanz auf Sizilien

Die Lichter unter uns
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Für Anna, Ehemann Jo und die Kinder Bruno und Judith steht ein gemeinsamer Urlaub in Taormina auf Sizilien an. Dort wollen sie abschalten und ihre Sorgen hinter sich lassen, die ihnen das tägliche Miteinander ...

Für Anna, Ehemann Jo und die Kinder Bruno und Judith steht ein gemeinsamer Urlaub in Taormina auf Sizilien an. Dort wollen sie abschalten und ihre Sorgen hinter sich lassen, die ihnen das tägliche Miteinander schwer machen. An jenem Ort war Anna nach ihrer Hochzeit mit ihrem Mann in den Flitterwochen. Doch kaum sind sie dort angekommen, verfällt Anna ins Grübeln, stellt sie doch Überlegungen an, was von ihren damaligen Träumen und Plänen Wahrheit geworden ist und was in all den Jahren auf der Strecke geblieben ist. Eines Tages lernt sie Alexander kennen, der so unbeschwert sein Leben genießt zusammen mit seinem Sohn und seiner Freundin Zoe, die mit dem gemeinsamen Kind schwanger ist. Anna verfällt immer mehr in eine Sinnkrise und macht es dadurch gleichzeitig ihrer Familie schwer, die Ferien als Auszeit zu genießen. Wird sich Anna wieder fangen und ihrem Leben eine neue Chance geben?
Verena Carl hat mit ihrem Buch „Die Lichter unter uns“ einen recht komplizierten Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und teilweise sogar melancholisch zu nennen, fängt er doch die Grundstimmung des Grübelns und die Selbstzweifel der Protagonisten auf. Allerdings kann die Handlung nicht richtig fesseln aufgrund der Oberflächlichkeit in der Ausarbeitung, wodurch sich schnell Langeweile einstellt. Durch die wechselnden Erzählperspektiven erfährt der Leser viel über das Gefühlsleben von Anna und ihre Frustration in Bezug auf das Leben, das sie führt sowie über Alexander und dessen Familienleben, wobei der Leser immer auf Distanz bleibt. Aufgrund von Reflexionen erfährt man auch einiges aus der Vergangenheit der Charaktere. Anstatt den Urlaub wirklich als Ferien zu betrachten, verfallen die Protagonisten in eine regelrechte Sinnkrise oder geben Dinge vor, die nicht so sind. Einzig die stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen des Urlaubsortes auf Sizilien können überzeugen und spiegeln ein wenig die Ferienstimmung wieder.
Die Charaktere sind recht schlicht gehalten, sollen sie doch alltägliche Personen darstellen, mit denen sich der Leser identifizieren kann, was leider gar nicht gut gelingt. Keiner von ihnen strahlt viel Sympathie aus, so dass man sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Anna ist Mitte Vierzig und mit ihrem Leben unzufrieden, sie wirkt ständig genervt von Mann und Kindern und wünscht sich, aus allem ausbrechen zu können. Gleichzeitig hinterlässt sie das Bild einer missgünstigen Frau, die anderen ihr Glück neidet. Die Blicke eines fremden Mannes lassen ihr Herz höher schlagen und sich erniedrigen, nur um dieses Kribbeln nochmals zu empfinden. Ehemann Jo ist ein Langweiler, der ständig im Netz unterwegs ist, sich allerdings rührend um die gemeinsame Tochter kümmert. Er lebt selbst ein unehrliches Leben, denn er wagt nicht, zu dem zu stehen, wer er ist. Alexander ist ein erfolgreicher Anwalt, der auf andere selbstsicher und unbeschwert wirkt. Aber insgeheim fürchtet er sich vor dem Altern und auch sonst ist in seiner Familie nicht alles zum Besten bestellt.
„Die Lichter unter uns“ ist ein Roman mit wenig sympathischen Charakteren und zähem Handlungsverlauf. Durch die durchweg hadernden und frustrierten Gefühlswelten der Protagonisten wird das Gefühl von etwas Harmonie und Feriengefühl übermächtig und das Ende des Buches regelrecht herbeigesehnt. Nicht für jeden geeignet, deshalb eine eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.04.2018

Etwas schwächer als die Vorgänger

Verstrickt und zugenäht
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Der langersehnte Tag ist gekommen: In Hamburg wird Stine von Opa Hubert in die Kirche geführt, um endlich ihren Simon zu heiraten, lange genug hat es ja gedauert. Aber bereits kurz nach der Trauung gibt ...

Der langersehnte Tag ist gekommen: In Hamburg wird Stine von Opa Hubert in die Kirche geführt, um endlich ihren Simon zu heiraten, lange genug hat es ja gedauert. Aber bereits kurz nach der Trauung gibt es im Freundinnenkreis wieder Tumult, von Ruhe kann also keine Rede sein. Während Oma Lore an den Bodensee reist, um Hubert einen Besuch abzustatten, wobei eine erneute gegenseitige Annäherung nicht ausgeschlossen ist, kommt es zum Zerwürfnis zwischen Franziska und Lukas, was Franzi dazu veranlasst, kurzerhand eine Reise zu ihrem Vater nach Spanien anzutreten. Aber auch Babette steckt in einer Krise, und schon bald fliegt ihr Geheimnis auf. Und Stine und Simon? Da stehen die Zeichen kurz nach der Hochzeit auch auf Sturm…
Mit „Verstrickt und zugenäht“ hat Frieda Lamberti den dritten Band ihrer „Spitzenweiber“ vorgelegt, in dem es ebenso rund geht wie in den Vorgängergeschichten. Der Schreibstil ist flüssig, locker-leicht und mit einem humorigen Augenzwinkern, der Leser ist in der Handlung schnell mittendrin und hautnah dabei, um die ganzen Aufregungen, Überraschungen und das allgemeine Chaos bei den einzelnen Freundinnen mitzuerleben. Der Autorin gelingt es auch hier wieder, durch geschickte gelegte Spannungsmomente und überraschende Wendungen den Leser in Atem zu halten und mitfiebern zu lassen. Das Verwirrspiel der einzelnen Beziehungen der Protagonisten werden lebensnah erzählt, so dass man sich als Leser sehr gut in die eine oder andere Situation hineinversetzen kann. Trotzdem konnte dritte Band nicht so sehr fesseln wie die Vorgänger, weil es eigentlich nichts wirklich Neues mehr zu erleben gibt.
Die Charaktere sind wieder liebevoll gestaltet, haben sich aber innerhalb der Serie immer weiter entwickelt, was ihnen Authentizität gibt. Der Leser kann sich gut mit ihnen identifizieren. Jeder einzelne von ihnen, ob nun Stine, Babette, Franziska, Lore oder auch Opa Hubert, besitzt ganz ihm eigene Charakterzüge, die sie alle lebendig und wie aus dem wirklichen Leben wirken lassen. Besonders hervorzuheben ist die enge Freundschaft zwischen den Frauen, die sich immer wieder gegenseitig aufbauen und unterstützen und in jeder Lebenslage für die andere zur Stelle ist.
„Verstrickt und zugenäht“ ist ein unterhaltsamer Anschlussband der „Spitzenweiber-Serie“, der mit Themen wie Familie, Freundschaft, Liebe und natürlich einigen Geheimnissen punktet. Nette Lektüre für entspannte Stunden auf der Couch!

Veröffentlicht am 14.04.2018

Die 4. Generation

Ein Geschenk des Schicksals
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Der 5. Band der Harte-&-O’Neill-Serie „Ein Geschenk des Schicksals“ von Barbara Taylor Bradford schließt fast nahtlos an Teil 4 an und schildert die Ereignisse ab dem Jahr 2001, bei dem auch der 11. September ...

Der 5. Band der Harte-&-O’Neill-Serie „Ein Geschenk des Schicksals“ von Barbara Taylor Bradford schließt fast nahtlos an Teil 4 an und schildert die Ereignisse ab dem Jahr 2001, bei dem auch der 11. September thematisiert wird. Das Kaufhaus-Imperium von Emma Harte wird bereits in 4. Generation geführt, hier sticht vor allem Evan Hughes hervor, der Enkelin von Glynnis, Emma Hartes Sekretärin, die vor langer Zeit mit Emmas Sohn Robin eine Affäre hatte. Nun ist sie mit Gedeon Harte zusammen. Als alte Briefe von Glynnis und Emma auftauchen, kommt es zu einigen Unruhen. Vergangene Geheimnisse werden auf einmal offenbart. Gleichzeitig geht die Ehe von Tessa Fairley den Bach runter und auch andere Familienmitglieder sorgen für die eine oder andere Überraschung.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und leicht zu lesen. Der Spannungsbogen bleibt auf gewohnt mittlerem Level, wobei er ab und zu bei einigen Ereignissen sprunghaft ansteigt, dann aber wieder ins Mittel abfällt. Nach 4 Vorgängerbänden ist vieles nicht mehr so überraschend. Die Geschichte gleicht vielmehr einer langen Seifenoper, der man sich einfach nicht entziehen kann, obwohl einiges sich nach und nach wiederholt, hat man doch schon einige Generationen mitverfolgt. Das gilt auch für die einzelnen Charaktere, von denen es immer wieder die Guten, die Rüpel, die Durchschnittlichen und die Bösen gibt.
Empfehlenswert ist ohnehin, die Bände der Reihe nach zu lesen, um den Protagonisten und der gesamten Handlung besser folgen zu können. Auch dieses Buch war wieder interessant, wenn es auch nicht mehr so fesseln konnte wie die ersten Bände der Serie. Für einen Urlaub aber durchaus geeignet, da kurzweilig und nicht sehr anspruchsvoll.

Veröffentlicht am 22.03.2018

Finde die Wahrheit!

Sag niemals stirb
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Vor20 Jahren stürzte Wild Bill Maitland mit seinem Flugzeug über Vietnam ab und gilt seither als verschollen. Doch Wilone „Willy“ Maitland, Wild Bills Tochter, misstraut der offiziellen Auskunft des Militärs, ...

Vor20 Jahren stürzte Wild Bill Maitland mit seinem Flugzeug über Vietnam ab und gilt seither als verschollen. Doch Wilone „Willy“ Maitland, Wild Bills Tochter, misstraut der offiziellen Auskunft des Militärs, es gab nie eine Leiche. Deshalb beginnt Willy, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, denn sie will es genau wissen und nicht mit Halbwahrheiten abgespeist werden. Ihre Mutter unterstützt sie dabei, denn sie ist todkrank und möchte ebenfalls die Wahrheit wissen, bevor sie stirbt. Da Willy kaum Informationen von der Armee erhält, reist sie selbst nach Vietnam und begibt sich dort auf die alte Fährte ihres Vaters. Dabei hat sie allerdings völlig außer Acht gelassen, dass ihre Nachforschungen vielleicht nicht erwünscht sind und sie sich einem unsichtbaren Feind gegenüber sieht. Plötzlich wird sie zur Gejagten und hat nur in dem Biologen Guy Bernard einen Unterstützer und Beschützer. Was soll hier vertuscht werden?
Tess Gerritsen hat mit ihrem Buch „Sag niemals stirb“ einen unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt, der allerdings schon älteren Datums ist. Wer die Bücher von Rizzoli & Isles kennt, wird hier die Autorin von einer anderen Seite kennenlernen. Der Schreibstil ist flüssig und gleichsam fesselnd, der Leser heftet sich schnell an die Fersen von Willy und folgt ihr auf ihrem gefährlichen Abenteuer, etwas über ihren Vater herauszufinden. Mit dem Thema Vietnam wagt sich die Autorin auf ein neues Terrain und lässt ihre Protagonistin gegen das verschwiegene Militär ankämpfen, die zu keiner Zeit Informationen über Geheimoperationen oder Flugeinsätze herausgeben. Die Suche in einem fremden Land und die Beschreibung der urwaldähnlichen Umgebung sind sehr eindrucksvoll geschildert. Der Spannungsbogen wird gemächlich angelegt und steigert sich im Verlauf der Handlung langsam immer weiter. Doch eine richtige Hochspannung will hier nicht aufkommen.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und bestechen durch ihre Individualität. Sie ergeben einen guten Mix aus Gut und Böse, wobei dem Leser oftmals nicht klar ist, wer nun was im Schilde führt oder nicht, was die Spannung erhöht. Willy ist eine sehr selbstbewusste und mutige Frau, die den letzten Wunsch ihrer Mutter erfüllen möchte. Sie verlässt sich nur auf sich selbst und hegt ein gesundes Misstrauen, vor allem gegenüber Männern. Den Verlust des Vaters hat sie bis heute nicht verarbeitet, vor allem fehlt es ihr an der Wahrheit. Willy möchte die lapidare Antwort auf das Verschwinden ihres Vaters nicht glauben. Guy ist Biologe und ebenfalls darum bemüht, das Geheimnis um Willys Vater zu ergründen. Er ist ein sympathischer Mann, der Willy ein ums andere Mal zu Hilfe und auch näher kommt. Auch die übrigen Protagonisten verleihen der Handlung mit ihrem Erscheinen und ihren eigenen Episoden mehr Spannung.
„Sag niemals stirb“ ist ein durchaus lesenswerter Krimi mit eingeflochtener Liebesgeschichte, was einmal etwas anderes ist, als die üblichen Romane der Autorin, die mehr Spannung und Nervenkitzel versprechen und halten. Für Zwischendurch ist das Buch ganz gut lesbar, man sollte allerdings nicht zu viel erwarten. Eingeschränkte Leseempfehlung für Thrillerfans.