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Veröffentlicht am 25.04.2019

Ungebrochene Stärke

Verschieben wir es auf morgen
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Miriam Maertens, eine deutsche Schauspiel- und Theaterkünstlerin schreibt erstmals über ihr Leben mit der Lungenerkrankung Mukoviszidose und lässt uns als Leser tief teilhaben an ihrem Kampf mit der Krankheit ...

Miriam Maertens, eine deutsche Schauspiel- und Theaterkünstlerin schreibt erstmals über ihr Leben mit der Lungenerkrankung Mukoviszidose und lässt uns als Leser tief teilhaben an ihrem Kampf mit der Krankheit und wie sie es mit eisernem nach vorne schauen nicht nur geschafft hat die dunklen Prognosen der Ärzte mit Unwahrheit zu strafen, sondern auch ihren Traum das Theaterleben Realität werden zu lassen.


Als ich von diesem Buch gehört habe, wollte ich es sofort lesen. Krankheiten und das Leben mit Ihnen interessiert mich persönlich sehr und auch rückblickend kann ich sagen, dassdieses Buch daher eine gute Wahl war.


Dieses Buch lässt Teilhaben an den Höhen und Tiefen eines mit Krankheit gelebten Alltags und darüber hinaus an dem Seelenleben einer bewundernswerten Frau, die keine Mühe scheut für Ihre Ziele zu kämpfen, auch wenn diese noch so unmöglich erscheinen.


Miriam führt uns ein in das Krankheitsbild, das Mukoviszidose mit sich bringt und erzählt über ihr Leben mit und gegen die Krankheit. Das eine solche Geschichte nicht von Selbstmitleid getragen werden muss, sondern viel mehr mit der daraus erwachsenden (Gegen)Kraft der Person, zeigtsie sehr anschaulich.


Beim Überfliegen des Inhaltsverzeichnisses fällt ein weiterer positiver Punkt auf: der Aufbau. Passend zu ihrer Lebensmitte dem Schauspiel teilt sie ihre Geschichte in 3 Akte auf. Zu Beginn wird der Leser hier ganz sanft mit dem Krankheitsbild und den Mitkämpfern (hauptsächlich Maertens Familie) bekannt gemacht. Und natürlich ist auch von Anfang an Maertens unverwechselbare Kämpfernatur herauszuhören, ohne, dass die (Leidens)Geschichte retuschiert oder unmenschlich wirkt.


Der sehr persönliche hüllenlose Schreibstil hat mir gut gefallen und mich schnell über die Seiten fliegen lassen. Und auch die Fotoseiten haben diese Biografie auf gelungene Art mit passenden Momenten bebildert.


Die Leidenschaft, die auf diesen gut 270 Seiten zum Tragen kommt, hat mich förmlich mitgerissen und tief inspiriert zurückgelassen. Diese Frau sieht ihre Grenzen nicht ein, geht für schauspielerische Leistungen an den Rand des Möglichen und strapaziert ihre beschädigten Lungen damit aufs Äußerste. Beweist mit ihrem Handeln aber auch, das psychische Stärke jeden physischen Mangel, wenn schon nicht besiegen, dann doch wenigstens nicht kampflos das Feld überlässt.

Wer eine starke Biografie lesen will, der liegt mit diesem Buch richtig.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Oh Conni, es geht weiter

Conni 15 4: Mein Freund, der Eiffelturm und ich
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Als ich dieses Buch auf der Leipziger Buchmesse, ganze zwei Tage vor dem offiziellen Erscheinen entdeckt habe, konnte ich einen Freudensprung nur mit allergrößter Mühe unterdrücken.

Ich bin, wie viele ...

Als ich dieses Buch auf der Leipziger Buchmesse, ganze zwei Tage vor dem offiziellen Erscheinen entdeckt habe, konnte ich einen Freudensprung nur mit allergrößter Mühe unterdrücken.

Ich bin, wie viele von euch, mit Conni aufgewachsen. Ihre Pixibücher, in denen sie umzieht, Ballett lernt oder sich das Bein bricht, hat meine Mama mir vorgelesen und später habe ich Ihre Grundschulerfahrungen, wie zum Beispiel den ersten Liebesbrief, dann schon ganz allein mitverfolgen können. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich mit 15 den ersten Teil der neuen Conni-Reihe in den Händen gehalten habe.

Dagmar Hoßfeld, die sowohl die Pixibücher als auch die neueren schreibt, lässt uns teilhaben an Connis 15. Geburtstag und entwirft authentisch das Bild eines Teenagers mit den ganz normalen Freuden und Leiden.

Bei „Mein Freund, der Eiffelturm und ich“ handelt es sich um den 4. Teil der Reihe. Inzwischen bin ich 18, Conni fast 16, Bücher schreiben sich langsamer als das Leben :P. In diesem Teil kehrt Connis Freund endlich aus dem Ausland zurück, trotzdem ist da irgendwas komisch. Conni fehlen die Schmetterlinge, aber vielleicht kann da ja der Spontantrip nach Frankreich helfen?

Eine gute Fortsetzung, die sich nahtlos an den dritten Teil anschließt.
Dieses Buch hat mir angenehme Schmökerstunden verschafft und lässt sich leicht und schnell lesen. Der Schreibstil ist einfach gehalten, einem Jugendbuch angemessen. Dennoch fällt bei Hoßfelds Stil eines positiv auf: die Worte könnten wirklich eins zu eins dem Mund einer 15-jährigen entspringen, und wirken beim Lesen echt.
Genauso geht es mir bei Connis Umfeld, ihre Eltern, ihre Freunde, alles ist detailliert und realitätsnah geschildert. Es finden sich schnell Überschneidungen und Parallelen zum eigenen Leben oder erlebten Momenten. Die Geschichte lebt nicht von ihren unvorstellbaren Abenteuern, sondern davon, dass sie uns allen so oder so ähnlich mal passiert ist. Für mich persönlich ein gemütliches Schwelgen zurück in eine andere Phase.

Die Autorin hat aktuelle Konflikte in das Geschehen miteingeflochten, wie zum Beispiel die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen. Schneidet diese glücklicherweise aber nur oberflächlich an, ohne das gesamte Buch problemorientiert erscheinen zu lassen.

Trotzdem war dieser Teil nicht mein liebster der Reihe, vielleicht, weil Connis Beziehung sehr im Vordergrund stand und ihr restliches Umfeld da etwas unterging. Aber wenn ich darüber nachdenke, kann ich es nicht genau sagen.

Fazit:
Ich liebe die Art wie Dagmar Hoßfeld Connis Welt ausmalt, ich liebe ihre Wortwahl und die Art wie Conni denkt und fühlt, in dieser Geschichte harmonisiert in meinen Augen einfach alles gut miteinander. Nichts Tiefgehendes, aber umso besser zum Abschalten oder ein wenig zurück denken an das eigene Erwachsen werden. Ich bleibe gespannt auf die weiteren Teile, die hoffentlich bald kommen. (:

Veröffentlicht am 22.03.2018

Lass uns uns abschaffen

Die Optimierer
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Eine Dystopie vom feinsten.
Samson Freitag ist ein Gutbürger durch und durch. Seine Arbeit als Lebensberater führt er gewissenhaft aus. Sein größtes Ziel: die Optimalwohlökonomie mit Korrekturvermerken ...

Eine Dystopie vom feinsten.
Samson Freitag ist ein Gutbürger durch und durch. Seine Arbeit als Lebensberater führt er gewissenhaft aus. Sein größtes Ziel: die Optimalwohlökonomie mit Korrekturvermerken immer weiter verbessern. Bis er einen Fehler in seiner eigenen Arbeit entdeckt. Plötzlich fällt er durch das gesamte System bis zum Boden der Tatsachen.
Theresa Hanning hat hier eine Dystopie vom feinsten geschaffen. Nicht nur die Schaffung einer durchdachten Welt ist ihr gelungen, sondern auch die literarische Spannung war spürbar gut.
Bereits beim Lesen des Klappentextes war mir klar, dieses Buch will ich lesen. Obwohl ich im Normalfall kein großer Freund von Utopien/Dystopien bin und kein Leser von Zukunftsromanen.
Nach dem Lesen war ich voller Gedankenfetzten und Fragen an mich selbst. Gerade der Ort Europa und die aktuelle Flüchtlingsdebatte sind im Buch am Rande verarbeitet. Großes Hauptthema ist die Optimierung der Gesellschaft und das menschliche Streben nach Perfektion. Perfektion meint in dieser Gesellschaft besonders reibungslose Vorgänge und das Motto der Nation: „Alles auf seinen Platz“. Jeder Mensch wird beraten, das heißt ein personalisierter und berechneter Karriereweg wird jeder Person nahegelegt. Es gibt Roboter und ein Punkte-Belohnungssystem.
Alles in allem gut und in sich stimmig konstruiert.
Was mir nicht gefallen hat, war das Ende, da es für mich zu wenig greifbar war. Als Leser habe ich mich allein gelassen gefühlt und gedacht „okay das wars jetzt?“. Da ich wie bereits erwähnt, nicht viel Erfahrung mit dieser Buchform habe, kann ich nicht beurteilen, inwiefern das üblich ist.
Ich würde sagen, ein Buch mit viel Potential, das insgesamt aber noch ungenutzt geblieben ist.

Veröffentlicht am 28.02.2018

Entwickeln kann man sich in jedem Alter

Highway to heaven
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Ein Frauenroman zum Schmökern.
Katarina Bivald hat nach ihrem Bestseller „Ein Buchladen zum Verlieben“ nochmals nachgelegt. Anette wohnt in einem kleinen abgelegenen Ort in Schweden. Als ihre Tochter ...

Ein Frauenroman zum Schmökern.
Katarina Bivald hat nach ihrem Bestseller „Ein Buchladen zum Verlieben“ nochmals nachgelegt. Anette wohnt in einem kleinen abgelegenen Ort in Schweden. Als ihre Tochter Emma auszieht, steht Anette vor den Träumen ihrer Jugend und der Konfrontation was daraus geworden ist. Sie beschließt ihr Leben in eine neue Richtung laufen zu lassen. Was haben eine Motorradgang, ein Ortsfest und ein Handy in der Abstellkammer damit zu tun? Und Anettes demente Mama gibt es ja auch noch…
Ein Buch, das im stilvollen Wintercover daherkommt, sich jedoch wetter- und jahreszeitenunabhängig lesen lässt.
Ich bin 17 Jahre alt. Im Buch geht es um die 38-jährige Anette. Meine eigenen Erfahrungen mit ihren Problemen fallen da eher mager aus. Mir fehlte teilweise die Identifikation mit der Figur, da sie für meinen Geschmack extrem dargestellt wurde. Ich konnte mich an keiner Stelle im Buch und in keiner Person wiederfinden. Das ist nicht zwingend notwendig für ein gutes Buch und trotzdem die meisten Bücher bringen es mit.
Am meisten Gefallen habe ich daran gefunden, die Entwicklung einer Frau mit anzusehen, die glaubt bereits in einem unveränderlichen Zustand angekommen zu sein. Dieses Aufwachen und neue Dinge ausprobieren beziehungsweise sich überhaupt zuzutrauen hat die Autorin meiner Meinung nach gut in Worte gepackt. Man war live dabei und hat die kleinen und großen Fortschritte deutlich gespürt. Zeitlich ging es mir da weder zu schnell noch zu langatmig voran. Angenehmes leicht gerafftes Erzähltempo.
Drum herum gab es in der Geschichte lustige Charaktere zu entdecken, die nicht nur einmal die Stimmung aufgelockert haben oder mich an Personen aus meinem eigenen Leben haben denken lassen.
An einigen Stellen stand Anettes Mutter-Komplex im Vordergrund. Diese Szenerien hätte ich mir etwas tiefgehender oder sinnhafter gewünscht.
Die Grundstruktur der Geschichte ist keine völlig neue. Trotzdem konnte ich dem Lesen viele Emotionen abgewinnen und hatte gerade im Endspurt rote Bäckchen. Mitfiebern mit Anette war Programm. Die Spannung steigt und einige Wendepunkte sorgen für den nötigen Kick und Langeweilevertreiber. Hinzukommen ungewöhnliche Ideen im Detail.
Mit seinen 500 Seiten ein echter Urlaubsschmöker würde ich behaupten.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Mir nichts dir nichts

Landnahme
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Geschichtsträchtig.
Christoph Hein schreibt in Landnahme über das Leben des, nach den Gebietsabtretungen des 2. Weltkrieges, aus Breslau Vertriebenen Bernhard Haber. Bernhard und seine Eltern kommen in ...

Geschichtsträchtig.
Christoph Hein schreibt in Landnahme über das Leben des, nach den Gebietsabtretungen des 2. Weltkrieges, aus Breslau Vertriebenen Bernhard Haber. Bernhard und seine Eltern kommen in die Kleinstadt Guldenberg (in der russischen Besatzungszone). Dort werden sie jedoch alles andere als freundlich willkommen geheißen. Dazu kommt noch, dass Herr Haber (der Vater) durch die Arbeit in der russischen Kriegsgefangenschaft einen Arm verloren hat. Mit dieser Behinderung ließ sich sein Beruf als Tischler nur schwerlich und mithilfe des Sohnes ausüben.
Vermittelt wird die Geschichte von Bernhard Haber über fünf verschiedene Personen rund um Guldenberg. Es geht um Erniedrigungen, geschichtliche und politische Veränderungen und das Gefühl eines Fremdkörpers in der Gemeinschaft.
Ich habe dieses Buch im Rahmen meiner Schulzeit als Pflichtlektüre gelesen. Trotz anfänglicher Zweifel und Bedenken war ich nach dem Lesen positiv überrascht.
Besonders die geschichtliche Relevanz empfand ich als gelungene Darstellung eines Weges in dem System DDR und darüber hinaus. Zwangskollektivierung, die Enteignung von Großunternehmern, genauso wie die Fluchten aus der DDR in den Westen, all diese Themen spielen eine Rolle im Buch. Mein Verständnis konnte sich durch die Erzählung noch weiter ergänzen beziehungsweise in meinem Kopf deutlicher verbildlichen. Aber nicht nur die politischen Vorkommnisse, nein das gesamte Lebensgefühl, seien es die keuscheren Beziehungsfindungen oder die Schulpädagogik, vermitteln mehr Empathie für eine Vergangenheit.
Die Idee von den fünf personalen Ich-Erzählern, über die man indirekt und in Bruchstücken Bernhards Leben mitverfolgen kann, hat mir gut gefallen. An einigen Stellen hat es sich dadurch nicht wie eine Geschichte angefühlt, sondern wie mehrere auf einmal.
In die Geschichte mischten sich zusätzlich zu den geschichtlichen Ansätzen Krimielemente, die bei mir persönlich für gesteigerte Spannung und ein sehr schnelles Durchlesen sorgten.
Alles in allem eine gelungene Mischung aus vergangenem Zeitgeschehen, gutem Erzählgeist und einfach einer interessanten Geschichte mit ebensolchen Seitenverzweigungen. Zum Geschichte näher bringen sicher nicht verkehrt.