Mlle. Coco und der Duft der Liebe/Michelle Marly/4 Sterne
Michelle Marly entführt uns in ihrem Roman in die schillernde Welt der Haute Couture, genauer, in das Reich von Gabrielle „Coco“ Chanel.
Der Roman umfasst nur drei Jahre des langen Lebens der Modeschöpferin: Wir steigen ein in das Jahr 1919, in dem ihr Geliebter Arthur „Boy“ Capel tödlich verunglückt. Boy ist ihr Lebensmensch, der aus Rücksicht auf seine adelige Herkunft eine standesgemäße Ehe eingehen muss, für die die unehelich geborene und aus tiefster Armut stammende Gabrielle nicht in Frage kommt. Dennoch scheinen die beiden einander in tiefer Liebe zugetan zu sein. Er unterstützt sie mit Rat und Tat und natürlich auch finanziell. Als er stirbt, fällt Coco in ein tiefes Loch. Doch bevor sie sich ihrer Depression gänzlich hingibt, hält sie der Gedanke ein perfektes Parfum zu kreieren aufrecht. Ein Idee, die sie gemeinsam mit Boy entwickelt hat.
Die Suche danach wird in den nächsten Jahren ihr Handeln bestimmen. Es ist ein weiter, beschwerlicher Weg, den sie wie besessen geht. Sie macht bei Francois Coty, dem wohl berühmtesten Parfumeur jener Zeit, eine Lehre.
An ihrer privaten Seite sind verschiedene Männer, die sie zum Teil ausnützen wie der Komponist Igor Strawinsky oder sie mit nützlichen Kontakten unterstützen wie der Russische Großfürst Dimitri Pawlowitsch.
Meine Meinung:
Der Roman liest sich wie das Who-is-Who der Pariser Gesellschaft der 1920er Jahre. Dutzende verarmte Russen, aus der Zarenfamilie wie Künstler, bekannte Maler wie Picasso, Literaten wie Jean Cocteau treffen auf Coco, der Selfmade-Millionärin. Angesichts ihrer eigenen entbehrungsreichen Kindheit – wobei nicht ganz klar ist, was nun Wahrheit oder selbsterfundener Mythos ist – fördert Chanel die schönen Künste. Sie ist mit dem Ballettimpresario Sergei Djagilew befreundet und ihr größter Wunsch ist es, für seine Truppe die Kostüme zu entwerfen.
Während der drei Jahre, die wir Coco Chanel hier begleiten, lernen wir unterschiedliche Facetten der Modeschöpferin kennen: Auf der einen Seite die knallharte Geschäftsfrau, die wenig ohne Hintergdanken tut und auf der anderen, die verletzte, nach Liebe suchende Frau.
Ihre Geschäftsideen sind Weg weisend, nicht nur, dass sie ungewöhnliche Schnitte und Stoffe (z.B. Jersey) zu wunderschönen, zeitlosen Creationen vearbeitet, kopiert sie die Perlenketten, die von Dimitri erhält zu einer Modeschmucklinie. Diese Perlenketten stammen aus dem Privatschatz der Zarin und sind äußerst wertvoll.
Über ihren Marketing-Gag, das Parfum Chanel No. 5 im Restaurant zu versprühen musste ich lächeln. Gut gemacht, Coco! Auch ihre Methode, das Angebot der Parfumflakons künstlich zu verknappen und so den Nimbus der Exklusivität zu erhöhen, liest sich ziemlich modern.
Die unverheiratete, (Sie lässt sich ihr ganzes Leben „Mademoiselle“ nennen.) und erfolgreiche Frau ist unkonventionell. Natürlich blüht der Klatsch. Für manche Legende hat sie wohl sicher selbst gesorgt.
Gut gefallen hat mir der Anhang. Zum einen sind die echten Persönlichkeiten aus Coco Chanels Umfeld noch einmal aufgelistet und zum anderen berichtet die Autorin wie sie sich der schillernden Person Coco Chanels genähert hat.
Fazit:
Ein an Anekdoten und Legenden reicher Roman, der eine mögliche Geschichte der Entstehung des wohl bekanntesten Parfums der Welt, Chanel No. 5, erzählt. Gerne gebe ich hierfür 4 Sterne.