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Veröffentlicht am 19.04.2018

Ein bedrückendes Portrait einer Familie, die ihre Heimat nicht vergessen kann.

Beschreibung einer Krabbenwanderung
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In der Frühjahrs-Verlagsvorschau des Dumont-Verlag habe ich eine kleine Perle entdeckt: Und zwar Karosh Tahas „Beschreibung einer Krabbenwanderung“. Der außergewöhnlich klingende Titel, das wunderschöne ...

In der Frühjahrs-Verlagsvorschau des Dumont-Verlag habe ich eine kleine Perle entdeckt: Und zwar Karosh Tahas „Beschreibung einer Krabbenwanderung“. Der außergewöhnlich klingende Titel, das wunderschöne Cover und natürlich nicht zuletzt der Klappentext konnten mich überzeugen, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Und zwar geht es um die 22-jährige Sanaa, die in ihrem Umfeld gefangen ist: Ihre Mutter ist depressiv, ihr Vater könnte gleichgültiger nicht sein und verschwindet auch immer öfter. Zudem scheint ihre Schwester sich mit den falschen Leuten abzugeben, ihre Ansichten vor allem über ihre Zukunft werden immer krasser; ihr fehlt klar eine Elternfigur. Neben all diesem familiären Chaos versucht Sanaa, ihre Beziehungen zu zwei Männern aufrechtzuerhalten und auch noch zu studieren. Als einer ihrer Lover, Adnan, plötzlich Ernst macht und sie seinen Eltern vorstellen will, zieht sie sich in ihr Schneckenhaus zurück und flieht zu ihrer Familie, da sie keine Zukunft für die Beziehung sieht, solange ihre Familie noch die ist, die sie ist. Sanaa lebt in zwei Welten: die eine in der Hochhaussiedlung neben den anderen irakischen Familien, unter ständiger Beobachtung, lediglich durch Essen wird Verbundenheit geschaffen; die andere außerhalb der Siedlung, wo sie sich mit ihren Freunden treffen kann, zur Uni geht und einfach ihr Leben leben darf. Doch die erste Welt drängt sich ihr immer wieder auf, sie kann ihr nicht entfliehen.

"Ich kann nicht irgendwo warten, bis jemand kommt, auch wenn es Adnan ist, ich kann nicht stehen bleiben, ich kann mich nicht aus dem Fenster lehnen und gucken, was die Leute machen, während ich nichts mache, ich kann nicht im Bett liegen, obwohl ich nicht schlafe. […] Solange Asija nicht lachen kann, kann ich nicht mit Adnan schweben."

Asija und Nasser sind als frisch getrautes Paar mit Sanaa in ein Hochhaus in Deutschland gezogen und haben dem Irak den Rücken gekehrt. In Deutschland seien die Berufsschancen besser, für das Kind würde gut gesorgt werden, wurde ihnen erzählt. Damit sie nicht direkt bei der Ankunft abgeschoben werden, riet man ihnen, noch ein Kind zu bekommen, „schwanger schickt man dich nicht zurück“. In dem Hochhaus, wo die Drei landen, wohnen auch bereits andere Familienmitglieder, die vor ihnen nach Deutschland gereist sind. Doch anstatt in einem liebevollen, familiären Umfeld aufzuwachsen, verfällt Asija nach der Geburt Helins in tiefe Depressionen, sie und Nasser leiden beide unter dem Heimatverlust und die „nette Verwandtschaft“ sitzt in Form von Tante Khalida und deren Nachbarin, die Sanaa heimlich Baqqe (Frosch) nennt, rauchend und tratschend im Wohnzimmer. Sanaa flüchtet so oft sie kann aus diesem Szenario, ihr Gewissen zwingt sie aber, sich nicht allzu weit von ihrem Hochhaus zu entfernen. Sie verachtet die „Hochhausfrauen“, die den ganzen Tag wie Tante Khalida nur tratschen und vom Balkon aus die Menschen unter sich verurteilen.

Zu Beginn des Buchs wurde ich nicht so richtig warm mit der Erzählweise und Sprache der Autorin, und ich muss sagen, dass auch das ethnische Umfeld Sanaas neu für mich war. Dadurch wurde mir der Zutritt zum Buch eingangs ein wenig versperrt, doch nach einigen weiteren Seiten war ich mittendrin in Sanaas „Gefängnis“ und ein unangenehmes Gefühl breitete sich aus, als ich alle Zusammenhänge erkennen konnte und auch, als Sanaa offensichtlich von einem sehr haarigen Herrn, dem „Volvomann“, wie sie ihn nennt, verfolgt wurde. Als ich im Buch angekommen war, erschien mir auf einmal alles besonders; alles, was ich nicht kannte, wurde gegoogelt und bestaunt; zugleich habe ich auch mit Sanaa gelitten und am liebsten hätte ich Tante Khalida und Baqqe aus ihrem Wohnzimmer geschmissen. Die Charaktere in Karosh Tahas Werk sind bunt, vielschichtig und jeder hat seine eigene Geschichte. Unsere Protagonistin ist zum Beispiel nicht nur fahrig, unruhig und unfähig, sich auf ein längeres Gespräch mit wem auch immer außerhalb der eigenen vier Wände einzulassen, sondern sie macht sich auch permanent Sorgen: Sorgen, Asija könnte vom Balkon springen, Nasser könnte Asija betrügen, Sorgen um Helin, die orientierungslos durch ihr Leben irrt — dabei vergisst sie, sich Sorgen um sich selbst zu machen, um ihre Zukunft, ihre Unabhängigkeit. Als die Situation daheim immer angespannter wird, hofft sie, in Onkel Agids Sammlung von Hochzeitsvideos das ihrer Eltern zu finden, um deren Liebe wieder aus dem Eis zu holen. Doch auch das scheint nicht zu gelingen.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/karosh-taha-beschreibung-einer-krabbenwanderung

Veröffentlicht am 10.04.2018

Eine wunderbare Geschichte über Zauberei, deutsche Geschichte und das Glück, seine Familie vor selbst dem größten Unglück zu bewahren.

Das Glück des Zauberers
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Neugierig auf dieses Buch wurde ich bereits bei der Frankfurter Buchmesse, als ich einem Interview Nadolnys lauschte. Das Cover verzauberte und das Buch schien mir eine gute Mischung aus Magie und Realismus ...

Neugierig auf dieses Buch wurde ich bereits bei der Frankfurter Buchmesse, als ich einem Interview Nadolnys lauschte. Das Cover verzauberte und das Buch schien mir eine gute Mischung aus Magie und Realismus zu sein. Und jetzt, nach der Lektüre, würde ich Sten Nadolnys „Das Glück des Zauberers“ auch tatsächlich als magischen Realismus einstufen. Es geht um den Zauberer Pahroc, der mit seinen 106 Jahren schon einiges gesehen hat. Zu seinem Leidwesen sind alle seine Kinder nicht mit der Gabe des Zauberns ausgestattet. Als er jedoch bemerkt, wie seine Enkelin Mathilda ihm mit dem „langen Ärmchen“ die Brille von der Nase schlägt, beginnt er, seine einst begonnenen Briefe an ihren Vater auszutauschen gegen neue, an sie gerichtete, in denen er weitläufig und ausufernd von der Magie und seinem Leben erzählt. Ein so alter Mensch hat freilich viel zu erzählen, und so wurde aus seinen Briefen schließlich dieses Buch. Was es mit der Veröffentlichung auf sich hat, erfahren wir in einem grandiosen Nachwort, das ich natürlich nicht spoilern möchte.

Begleitet von seiner zärtlichen, wortgewandten Sprache tauchen wir also tief in Pahrocs Welt ein. Er erzählt von seinen Anfängen als Zauberer, von seinen Lehrstunden bei seinem Meister Schlosseck, und der Freundschaft zu Schneidebein, die jedoch später in erbitterte Feindschaft umschlägt, als Pahroc einige Jahre später die schöne Emma für sich gewinnen kann und Schneidebein als Konkurrenten aussticht. Ein Vorfall, den Schneidebein ihm noch viele Jahre später übel nehmen wird. Die Geschichte Pahrocs ist auch zugleich die des Widerstands: gegen die Nazis, gegen den Krieg und vor allem gegen die Jagd auf die Zauberergemeinschaft. Denn Zauberer müssen sich immer im Verborgenen aufhalten, niemals dürfen Menschen ohne Begabung herausfinden, welche Magie ihnen verwehrt bleibt, um Neid und Missgunst zu vermeiden.

"Ich erzähle Dir immer mehr von Erlebnissen, die gar nicht direkt mit dem Zaubern zu tun haben, aber so ist das, wenn einem die Erinnerungen kommen. Eigentlich wollte ich nur etwas von meinem Wissen weitergeben, aber ich merke, dass das kaum zu schaffen ist, wenn man nicht auch sein Leben erzählt."

Wir erfahren also einiges über Pahrocs Leben und auch über die Geschichte Deutschlands. Pahroc erzählt seine Lebensgeschichte nicht nur chronologisch (was mich an „Moonglow“zurückdenken lässt, wo alle Fragmente wild durcheinander geworfen wurden), sondern auch nach Schwierigkeit der Zauber: Er beginnt mit dem „langen Arm“, den zauberbegabte Menschen bereits in der Wiege erlernen, wie eben seine Enkelin, und arbeitet sich vor zu Zaubern wie dem Schweben und Fliegen, Gedankenlesen oder des Geldzaubers — mit dem er bereits seinen Kindern durch schwere Zeiten helfen konnte. Denn Zauberer lernen erst im Laufe ihres Lebens mehr von der Zauberei und manche Zauber, wie beispielsweise das Verändern des Aussehens oder des Durch-Wände-Gehens erlernt man stets in einem gewissen Alter.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/sten-nadolny-das-glueck-des-zauberers

Veröffentlicht am 10.04.2018

Ein junges Mädchen mit Angststörung, Portale, die den Weltuntergang prophezeien und durcheinandergewürfelte Science-Fiction-Begriffe — Willkommen bei »Consider«!

Consider (1). Das Portal
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Kristy Acevedo muss mal ein Physikbuch lesen. JETZT. — So kann man meine Gedanken während der Lektüre von Acevedos „Consider. Das Portal“ gut zusammenfassen. Warum das so war? Nun, anscheinend fand die ...

Kristy Acevedo muss mal ein Physikbuch lesen. JETZT. — So kann man meine Gedanken während der Lektüre von Acevedos „Consider. Das Portal“ gut zusammenfassen. Warum das so war? Nun, anscheinend fand die Autorin es ganz toll, lustige Begriffe aus der Wissenschaft durcheinander zu werfen und somit alle Leser zu verwirren. Doch erst mal zum Anfang: Es geht um Alex, die an einer Angststörung leidet. Wann immer sie in eine Stresssituation gerät oder sich in einem geschlossenen Raum mit vielen Menschen befindet, bekommt sie Panikattacken und fühlt sich einem Herzinfarkt nahe. Alex hat einen ziemlich perfekten Freund (natürlich): Dominick ist zuvorkommend, verständnisvoll und gibt gern sein Recht auf eigene Entscheidungen an Alex‘ Haustür ab. Alex‘ beste Freundin Rita ist ein kleiner Rebell, ihre Eltern gehören einer religiösen Gruppe an und nötigen die atheistische Rita zu allerlei kirchlichen Riten. So viel zur Grundlage der Story. ? Das Leben unserer Charaktere könnte friedlicher nicht sein (bis auf Ritas natürlich), bis eines Tages überall auf der Welt seltsame Portale erscheinen. Diese werden von Hologrammen begleitet, die das Ende der Welt ankündigen. In einigen Monaten wird ein riesiger Komet auf die Erde stürzen und die Menschheit auslöschen. Doch anstatt in Panik auszubrechen, wird erst einmal genau untersucht, ob es überhaupt einen Kometen gibt. Als sich das nämlich als negativ herausstellt, entspannt sich die Bevölkerung der Erde derweil fast wieder ein bisschen, und auch Alex hat dringendere Probleme als den bevorstehenden, vielleicht überhaupt nicht geschehenden Weltuntergang: nämlich, auf welche Uni sie und Dominick gehen werden. Prioritäten muss man setzen! Währenddessen forschen die Wissenschaftler weiter und viele Menschen versammeln sich um die Portale, um den Hologrammen Fragen zu stellen, über ihre Welt, über ihre Technik, und ob der Komet wirklich kommen wird. Auf der anderen Seite soll das Leben besser sein, durch die fortgeschrittene Technik im Jahre 2359 werden Menschen bis zu 250 Jahren alt, die vorherrschende Ordnung ist eine Meritokratie (die Regierung wird anhand ihrer Qualifikation ausgewählt) und ohnehin scheint alles besser zu sein als auf der guten alten Erde.

Ab wann weiß man, dass ein Geschehnis tragisch endet? Erst am Schluss?

Während der Lektüre kommt nicht nur mir immer wieder der Gedanke: Was ist da drüben denn genau? Da das Portal nur einseitig funktioniert, können die Menschen, die einmal hindurch gegangen sind, nicht so einfach wieder zurück. Trotzdem sorgt das Element des Portals für mich immer wieder für Verwirrung, besonders wenn Phrasen kommen wie „Zeitreisen in ein Paralleluniversum“ oder Fragen wie „Glaubst du, auf dem anderen Planeten kann man auch angeln?“ — Moment, ich dachte es geht hier um ein Wurmloch in eine Parallelwelt der Erde, die nicht von einem Kometen getroffen wird? Aber nein, offenbar reist man mit einem dieser Portale nicht nur in ein Paralleluniversum, sondern auch durch die Zeit und außerdem auch noch auf einen anderen Planeten. Um sicherzugehen, dass es nicht an der Übersetzung liegt, habe ich im englischen Text mal nachgeschaut, wie die Formulierungen da sind: Time travel to the other parallel planet, parallel future, parallel universe time travel. Daran liegt es also nicht. Die Tatsache, dass Parallelwelten, interstellare Reisen und Zeitreisen in einen Topf geworfen werden, macht den Eindruck, dass die Autorin sich vielleicht nur oberflächlich mit dem Thema befasst hat, was mir als erwachsenem Leser natürlich überhaupt nicht gefällt. Und was ist bitte eine Parallelzukunft? ?

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/kristy-acevedo-consider-das-portal

Veröffentlicht am 10.04.2018

Ein Gesellschaftsroman, der in ein Deutschland blickt, das so ähnlich und doch so anders scheint als das, was wir kennen — spannend wie ein Thriller.

Leere Herzen
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Juli Zehs Bücher habe ich gefühlt an jeder Ecke auf Instagram gesehen und habe mich immer gefragt, was denn so besonderes an ihren Romanen ist. Bis ich dann eine Rezension zu „Leere Herzen“ gelesen und ...

Juli Zehs Bücher habe ich gefühlt an jeder Ecke auf Instagram gesehen und habe mich immer gefragt, was denn so besonderes an ihren Romanen ist. Bis ich dann eine Rezension zu „Leere Herzen“ gelesen und dann diesen „Oh, das will ich lesen!“-Moment hatte. Zugegeben, der Plot klang schon etwas lächerlich, aber doch auch spannend. Und so zog Zehs „Leere Herzen“bei mir ein. Nach kurzem Anpirschen zog ich das Buch mit aufs Sofa und inhalierte es im wahrsten Sinne des Wortes. Die Geschichte um Britta und Babaks Unternehmen mit seinem skurrilen Geschäftszweck und den späteren Verfolgungswahn hat mich einfach nur gefesselt. Doch zurück zum Anfang: Es geht um Britta, die mit ihrem mittlerweile besten Freund Babak ein Unternehmen gegründet hat, das seltsamer und kontroverser nicht sein könnte: Und zwar eine Heilpraxis für Selbstmordprävention. Britta absolvierte eine Ausbildung zur Heilpraktikerin, um mit Professionalität über den fragwürdigen Aspekt ihrer Praxis hinwegzutäuschen: Denn ein Großteil der Personen, die sich bei der „Brücke“ melden, absolvieren die nicht immer menschenfreundlichen Methoden, die Britta und Barak entwickelt haben, um sie vom Selbstmord abzubringen, und kehren danach wieder in ihr Leben zurück; doch ein kleiner Teil ist unbelehrbar und nicht von seinem Todeswunsch abzubringen. Diese Menschen werden von Britta und Barak an Organisationen vermittelt, die einen Märtyrer für ihre Sache gebrauchen können, um durch Medienpräsenz mehr Engagement zu erhalten, so beispielsweise Umweltorganisationen oder solche, die sich gegen den Walfang einsetzen. Diese Organisationen geben den Unbeirrbaren sozusagen einen Sinn, etwas, für das es sich zu sterben lohnt. Die Personen, die sich bei der „Brücke“ melden und nach dem Programm übrig bleiben, sterben so also nicht einen „sinnlosen und egoistischen“ Selbstmord, sondern für eine höhere Sache. Britta führt ein Doppelleben; nicht einmal ihr Mann weiß, womit ihre Frau tatsächlich ihre Brötchen verdient. Als es zu einem Attentat kommt und die „Brücke“ plötzlich kurz vor der Enttarnung steht, muss sie klug und vor allem schnell handeln, sonst droht ihr gesamtes Leben zusammenzubrechen.

»Full hands, empty hearts, it’s a suicide world.«
Im Jahre 2025 hat sich die Politik so weit gewandelt, dass eine Organisation wie „Die Brücke“ keineswegs undenkbar erscheint. Juli Zeh lässt einen dystopischen Wind wehen, ihre Protagonistin ist entgegen ihres Berufs nicht der Überzeugung, dass Politik etwas ist, worüber man groß spricht: »Auch wenn sie aus beruflichen Gründen gezwungen ist, Politik in groben Linien zu verfolgen, findet sie nicht, dass man privat darüber reden muss.« Mit einer lebendigen Sprache erzählt Zeh hier die Geschichte rund um Britta Söldner, die jedoch – wie alle Charaktere aus „Leere Herzen“ – irgendwie flach und unfertig erscheint. Die selbsternannte Terrordienstleisterin erscheint fast schon roboterhaft, sie lebt und stirbt für ihre Organisation. Als es dann schließlich zu einer Bedrohung für die „Brücke“ kommt und nicht nur Britta und Babak, sondern auch deren Familien ins Zielfernrohr gelangen, hilft nur noch eins: die Flucht. Von diesem Punkt an wird „Leere Herzen“ fast schon zum Thriller, der Stempel „Roman“ wirkt ein wenig unpassend.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/juli-zeh-leere-herzen

Veröffentlicht am 23.03.2018

Elektrische Geschichten über die Zukunft, Außerirdische und die Realität — was ist wahr und was nicht?

Electric Dreams
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Direkt nachdem ich erfahren hatte, dass es eine Serie zu einigen von Philip K. Dicks Kurzgeschichten geben würde, war ich voller Vorfreude. Als dann auch noch diese zehn Kurzgeschichten in einem Sammelband ...

Direkt nachdem ich erfahren hatte, dass es eine Serie zu einigen von Philip K. Dicks Kurzgeschichten geben würde, war ich voller Vorfreude. Als dann auch noch diese zehn Kurzgeschichten in einem Sammelband erschienen, musste dieser natürlich her. Zwar sorgt das Cover bei mir für Kopf- und Augenschmerzen, aber dem S. Fischer Verlag kann man da keinen Vorwurf machen, da dies ebenfalls das Cover der Originalausgabe ist. „Electric Dreams“ beinhaltet also die Geschichten, die mit der Serie auf die Bildschirme gebracht wurden, und nachdem ich mit Begeisterung „Do androids dream of electric sheep?“, die Story hinter Blade Runner, gelesen hatte, war ich natürlich auch sehr gespannt auf die „neuen“ Kurzgeschichten. Die Filme, die auf Dicks Werken basieren, mochte ich schon immer gerne, das bereits erwähnte „Blade Runner“ gehört ja zu den Klassikern, aber bekannt sind ja auch „Minority Report“, „The Adjustmeant Bureau“oder auch „Total Recall“ sind genau meine Schiene. Also her mit Philip K. Dicks „Electric Dreams“!

Wer bereits einige der Kurzgeschichten kennt und die Serie schaut, hat vermutlich schon gemerkt, dass es allerhand Unterschiede und Ergänzungen gibt, der Regisseur hat sich hier viel künstlerische Freiheit genommen. (Vor allem bei den Sexszenen… in keiner Kurzgeschichte gibt es auch nur eine solche Andeutung!) Jedenfalls fand ich, dass sich Serie und Buch wunderbar ergänzen, im Buch findet der geneigte Leser kleinere Details, im TV-Format mehr Kreativität, ausschweifende Interpretationen und, nun ja, Sexszenen. Was beide Formate jedoch gemein haben, ist der wahnsinnige Ideenreichtum, den Philip K. Dick in den 1950er Jahren vorgelegt hat. Futuristische Welten, Dystopien und fremde Galaxien hat der Autor uns mit seinen Werken stets ein wenig näher gebracht. In Dicks „Electric Dreams“gibt es Zeitschranken, Parallelwelten mitten in unserer eigenen, Berufsverkehr zwischen Ganymed und der Erde und auch Außerirdische, die in den Körper geliebter Menschen schlüpfen. Während bei einigen Geschichten der Fokus auf der Menschlichkeit und deren Freiheiten liegt („Der Haubenmacher“, „Menschlich ist“), spielt Dick auch mit dem Gedanken, Aliens könnten uns oder unsere Welt übernehmen („Der Gehenkte“, „Foster, du bist tot“).

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/philip-k-dick-electric-dreams