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Veröffentlicht am 07.04.2018

Nobody's perfect!

After Work
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Die Werbetexterin Lexia Vikander arbeitet recht erfolgreich in einer Stockholmer Marketingagentur. Doch dann wird diese von einem großen Konzern geschluckt. Auf diesen Schreck rennt Lexia abends in die ...

Die Werbetexterin Lexia Vikander arbeitet recht erfolgreich in einer Stockholmer Marketingagentur. Doch dann wird diese von einem großen Konzern geschluckt. Auf diesen Schreck rennt Lexia abends in die nächstbeste Bar und ersäuft ihren Kummer in Alkohol. Während sie immer tiefer ins Glas schaut, lernt sie den charmanten und attraktiven Adam Nylund kennen und redet sich ihren Frust von der Seele. Die beiden kommen sich an dem Abend so nah, dass es nicht nur einen heißen Abschiedskuss gibt, sondern Lexia Adam sogar auf die Schuhe kotzt. Während Lexia noch im 7. Himmel schwebt, landet sie am nächsten Morgen auf dem Boden der Tatsachen, denn Adam ist ihr neuer Chef…
Simone Ahrnstedt hat mit ihrem Buch „After Work“ einen unterhaltsamen und spritzigen Liebesroman vorgelegt, den man kaum aus der Hand legen kann. Der Schreibstil ist flüssig und locker, er lässt den Leser sofort in die Handlung eintauchen, um unsichtbar an der Seite von Lexia ihre Gedanken und Gefühle hautnah mitzuerleben. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass der Leser sowohl Lexias Seite als auch die von Adam aus erster Hand erfährt. Die Autorin hat für ihren Roman ein ernstes Thema ausgewählt, in dem sie die Werbewelt und die heutigen Schönheitsideale sowie die Rolle der Frau beleuchtet. Der Druck, schön, schlank und begehrenswert zu sein, wird durch Medien und Werbung heutzutage immer stärker auf Frauen ausgeübt und fängt bereits im Teenageralter an, so dass selbst junge Mädchen schon Abführmittel und Diätpillen einwerfen, um diesem Ideal zu entsprechen. Wer nicht so aussieht, wird gemobbt oder verspottet, muss sich drangsalieren oder in die Ecke drängen lassen, wenn man nicht selbstbewusst genug ist, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Der Einblick in die Werbebranche, die den Hintergrund der Geschichte liefert, ist ebenso interessant wie die eigentliche Handlung.
Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr individuell und authentisch, so dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren kann. Lexia ist eine sympathische Frau, die mitten im Leben steht, ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen besitzt und nicht dem typischen Modelideal entspricht. Sie betreibt Frustfressen aufgrund von Nervosität und Unsicherheit. Gerade das mindert aber auch wieder ihr Selbstbewusstsein und lässt sie oftmals etwas verschreckt und unscheinbar wirken. Gleichzeitig kann sie schlagfertig argumentieren und leistet sich mit Adam spitzfindige und intelligente Dialoge, die die Lachmuskeln anreizen. Kurz gesagt: Lexia ist durch und durch eine stinknormale Frau unserer Zeit, ohne Idealmaß und aufgrund von Umwelteinflüssen eingeschüchtert und selbstzweifelnd. Adam ist ein charmanter und attraktiver Mann, der weiß, was er erreicht hat, aber trotz seines Erfolges immer noch der gleiche geblieben ist. Er arbeitet viel und gern, dabei lässt er sein Privatleben gern hintenüberfallen. Auch er hat schon so einiges erlebt und obwohl er in der oftmals oberflächlichen Werbebranche arbeitet, wirkt er doch recht bodenständig und normal. Auch die weiteren Protagonisten wie Lexias Kollegin Dina oder Bashir tragen ihren Teil dazu bei, die Handlung zu beleben.
„After Work“ ist ein rundum unterhaltsamer und spritziger Liebesroman, der ernste Themen beinhaltet und dem Leser einige Male den Spiegel vorhält und zum Nachdenken anregt. Sehr gelungen und verdientermaßen eine Leseempfehlung wert!

Veröffentlicht am 02.04.2018

Zeit der Trauerbewältigung

Hortensiensommer
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Die Landschaftsgärtnerin Johanna lebt nach der Scheidung von Christopher in einem großen Haus mit Garten in Sommerhausen. Nachdem Johanna mit ihrer letzten Mieterin in der oberen Etagenwohnung einige Schwierigkeiten ...

Die Landschaftsgärtnerin Johanna lebt nach der Scheidung von Christopher in einem großen Haus mit Garten in Sommerhausen. Nachdem Johanna mit ihrer letzten Mieterin in der oberen Etagenwohnung einige Schwierigkeiten gehabt hat, beschert die Suche ihr in dem charmanten alleinstehenden Lehrer Philipp einen neuen Hausmitbewohner. Einzige Auflage für Philipp ist, er darf den Garten nicht betreten, Johanna will ihre Ruhe haben. Seit einem schlimmen Erlebnis, das auch ihre Scheidung zur Folge hatte, lebt sie sehr zurückgezogen, hat nur engen Kontakt zu ihrer Schwester Franzi und deren Mann. Die eigenen Eltern leben in Frankfurt und sind somit nicht in unmittelbarer Nähe. Durch ihren Beruf ist Johanna allzeit für jedermann erreichbar und kümmert sich um sämtliche Gärten, die ihrer Hilfe bedürfen. Philipp merkt schnell, dass Johanna ein besonderer Mensch ist, und versucht sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken, was zu Beginn mehr als schwierig ist. Doch bald schon verbringen die beiden gemeinsam gemütliche Abende im Garten, nähern sich an und Philipp liest Johanna sogar vor. Aber dann steht auf einmal ein Kind im Garten, es ist Phlipps Tochter Klara – und Johanna kündigt ihm von jetzt auf gleich die Wohnung…
Ulrike Sosnitza hat mit ihrem Buch „Hortensiensommer“ einen sehr gefühlvollen und ebenso unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig emotional. Durch die wechselnden Perspektiven, in der die Geschichte erzählt wird, erhält der Leser Einblicke in die Gefühlswelt von Johanna, aber auch in die von Philipp und bekommt so ein rundes Bild der Gesamtsituation. Die Autorin packt in dieser Geschichte schwierige Themen an, da geht es um Scheidung und Sorgerechtsstreitigkeiten, Ex-Männer, deren Frauen Kinder bekommen, Probleme, auf natürliche Art schwanger zu werden und auch um Verlust und Tod, die Narben auf der Seele hinterlassen und nicht so leicht zu verkraften sind. Sehr einfühlsam geht die Autorin mit all diesen Themen um und gibt dem Leser gleichzeitig Raum zum Nachdenken, wie man wohl selbst in der einen oder anderen Situation handeln würde.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und mit Herz und Seele versehen. Sie wirken durch ihre individuellen Eigenschaften sehr realitätsnah und authentisch, so dass man sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Johanna ist eine nette Frau, die ein furchtbares Erlebnis bis heute nicht verkraftet hat. Sie hat sich von der Außenwelt regelrecht abgeschottet, geht ihrer Arbeit nach, kümmert sich um Freunde und Familie, aber ansonsten bleibt sie meist für sich. Sie hat Angst, sich jemandem zu öffnen und näher an sich herankommen zu lassen, denn sie könnte einen erneuten Verlust nicht ertragen. Sie ist eine begnadete Gärtnerin mit viel Liebe zur Natur. Philipp ist ein sehr charmanter und freundlicher Mann, der sich ebenfalls gern in der Natur aufhält. Er liest gern und viel, ist ein guter Lehrer und besitzt viel Einfühlungsvermögen und Sensibilität gepaart mit einem eigenen Kopf und viel Geduld. Allerdings hat auch er sein Päckchen zu tragen und tut alles, um in der Nähe seiner Lieben zu sein. Dafür nimmt er so manchen Kampf auf sich. Franzi ist Johanna eine sehr liebe Schwester, die sich um sie sorgt und sie beschützen will. Christopher ist Johannas Ex-Mann, der zwar neu verbandelt ist, doch noch immer Gefühle für Johanna hegt und mit dem schweren Schicksalsschlag ebenfalls bisher nicht gut zurechtgekommen ist. Auch die übrigen Protagonisten geben der Handlung weitere Impulse und dem Leser ein komplettes Bild.
„Hortensiensommer“ ist ein sehr emotionaler und gefühlvoller Roman über Familie, Verlust, Tod und die Hoffnung auf eine neue Chance. Kein leichter Sommer- und Wohlfühlroman, sondern eine Geschichte, die ans Herz geht und einen noch lange beschäftigt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.03.2018

Wunsch nach Selbstbestimmung

Tulpenliebe
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17. Jh. Holland. Die 26-jährige Hester Falliaert stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und liebt nichts mehr als die Malerei, wofür sie auch ein großes Talent beweist. Zu gern möchte sie als Frau ...

17. Jh. Holland. Die 26-jährige Hester Falliaert stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und liebt nichts mehr als die Malerei, wofür sie auch ein großes Talent beweist. Zu gern möchte sie als Frau Mitglied in der Lukas-Gilde werden, was zur damaligen Zeit noch unmöglich war. Als ihr Vater stirbt, steht sie allerdings mit leeren Händen da und heiratet den Maler Christiaan Blansjaar, um abgesichert zu sein. Allerdings ist ihr Ehemann eifersüchtig auf ihr Talent und macht ihr das Leben zur Hölle, so dass Hester schon bald große Selbstzweifel plagen. Währenddessen schwingt sich in Holland der Handel mit Tulpenzwiebeln in ungeahnte Höhen und ein regelrechtes Handelsfieber bricht aus. Als Hesters Ehemann Christiaan ebenfalls davon angesteckt wird, wittert Hester ihre Chance…
Femke Roobol hat mit ihrem Buch „Tulpenliebe“ einen sehr unterhaltsamen und gleichzeitig spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, schnell gelingt es dem Leser, in das 17. Jahrhundert einzutauchen, um Hester kennenzulernen und sie bei ihren Gedanken, Gefühlen und ihrem beschwerlichen Weg hin zu ihrem Traum zu begleiten. Die Autorin hat gut recherchiert und den historischen Hintergrund schön mit ihrer Handlung verwoben. Sie gibt dem Leser einen guten Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten, über den Tulpenzwiebelhandel sowie über das Leben der holländischen Künstler und die Wichtigkeit der Malerei. Ebenso wird die Stellung der Frau zu jener Zeit hervorgehoben, die als Künstlerin wenig bis kaum erfolgreich sein konnte, da es als reine Männerdomäne galt, künstlerisch tätig zu sein.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und mit individuellen Eigenheiten versehen, die sie sehr lebendig und realitätsnah wirken lassen. Hester ist in ihrem Alter eigentlich schon als alte Jungfer gilt. Sie ist künstlerisch sehr talentiert und hat den großen Traum, von ihrer Malerei selbstbestimmt leben zu können. Doch im 17. Jh. war man für solche Ansichten noch nicht reif genug und machte es den Frauen doppelt schwer. Obwohl sie den Tod des Vaters noch nicht ganz verkraftet hat, muss sie sich darum kümmern, wie sie überleben will. So kommt nur eine Heirat in Frage, auch wenn sie ihren Ehemann nicht liebt. Hester geht Kompromisse ein für die Absicherung. Leider entpuppen sich diese als völlig kontraproduktiv für sie selbst, und so mobilisiert sie mit Geduld und kluger Planung ihr Leben als Malerin. Christiaan ist Hesters Ehemann und selbst Maler. Er ist allerdings ein unbarmherziger und neidzerfressener Mann, der ein anderes Talent nicht neben sich duldet. Er denkt nur an sich selbst, ist egoistisch und übt Druck und seine Macht als Ehemann aus, um seinen Willen zu bekommen. Gleichzeitig ist er auch ein gieriger Mann, der nie genug zu haben scheint.
„Tulpenliebe“ ist ein spannender und sehr unterhaltsamer historischer Roman, der ein Sittengemälde Hollands im 17. Jahrhundert zeichnet und Einblicke gibt in die Welt der Künstler und den spekulativen Tulpenhandel. Für Historienfans auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.03.2018

Schicksalshafte Toskana

Der Mitternachtsgarten
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Lucy Whittaker hat die Nase voll von London, wo das Schicksal ihr nicht gerade wohlgesonnen war. Deshalb entscheidet sie sich für die ihr angebotene Stelle als Hausmädchen und reist dafür in die Toskana, ...

Lucy Whittaker hat die Nase voll von London, wo das Schicksal ihr nicht gerade wohlgesonnen war. Deshalb entscheidet sie sich für die ihr angebotene Stelle als Hausmädchen und reist dafür in die Toskana, um dort auf dem Castillo Barbarossa neu zu starten. Hauptsache, London liegt hinter ihr. Leider lässt sich ihre neue Arbeitgeberin Vivien Lockhart, eine einstmals berühmte Hollywood-Größe, erst einmal nicht blicken, sodass Lucy sich erst einmal mit deren Assistentin Adalina zufrieden geben muss und auf ein Zusammentreffen mit der geheimnisvollen Vivien noch warten muss. Als Lucy durch Zufall ein altes Tagebuch findet, ist ihre Neugier geweckt und sie beschließt, den Dingen auf den Grund zu gehen…
Victoria Fox hat mit ihrem Buch „Der Mitternachtsgarten“ einen unterhaltsamen und gleichzeitig spannenden Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, der Leser findet sich schnell an der Seite von Lucy wieder und begleitet sie auf Schritt und Tritt, erfährt dabei ihre Gedanken und Gefühle und gleichzeitig erlebt er auch eine spannende Reise in die Vergangenheit ins Jahr 1972. Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, die eine gibt die Gegenwart um Lucy wieder, die andere schildert die Vergangenheit von Vivien. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und geben dem Leser die Möglichkeit, in Gedanken in der wundervollen Toskana zu wandeln und sich wie auf einem Kurzurlaub in Italien zu fühlen.
Die Charaktere sind sehr differenziert angelegt und individuell ausgestaltet. Aufgrund ihrer Eigenheiten wirken sie sehr authentisch und realitätsbezogen. Lucy ist eine junge Frau, die noch Träume hat, aber in jüngster Vergangenheit sehr verletzt wurde, wodurch so mancher Wunsch zerplatzt ist. Sie ist hilfsbereit, offen und fleißig, aber auch sehr neugierig, weshalb sie natürlich in Dingen stöbern lässt, die sie eigentlich nichts angehen. Doch ihre Erkenntnisse helfen ihr dabei, ihr eigenes Leben neu auszurichten. Vivien ist eine geheimnisvolle Frau, die erst einmal nicht in Erscheinung tritt, sondern nur aufgrund der Tagebucheinträge lebendig wird. Sie wuchs in einem streng gläubigen Elternhaus auf und musste unter ihrem hartherzigen und brutalen Vater leiden, was sie dazu veranlasste, der Familie so schnell wie möglich den Rücken zu kehren. Sie baute sich unter vielen Schwierigkeiten eine Karriere in Hollywood auf und verliebte sich, doch leider stand diese Liebe unter keinen guten Stern, es kam zu einer Tragödie, die Vivien veranlasste, fortan zurückgezogen zu leben. Sie hat sich praktisch ein eigenes Gefängnis geschaffen. Adeline ist Viviens Assistentin und übt gleichzeitig nicht nur die Rolle der Vermittlerin zwischen Lucy und Vivien aus. Auch die übrigen Protagonisten steigern die Spannung der Handlung durch ihr Erscheinen.
„Der Mitternachtsgarten“ ist ein fesselnder Roman über dunkle Familiengeheimnisse, Schicksalsschläge, Liebe und Vergangenheitsbewältigung. Ein Buch für alle, die gern Geschichten über verschiedene Zeitebenen und unterschiedliche Lebenswege lesen und dabei selbst rätseln möchten, was am Ende wohl herauskommt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.03.2018

Die Frauengang vom Chiemsee

Drei aus dem Ruder
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Die 50-jährige Gynäkologin Henriette, gerade von einem Unfall genesen, folgt dem Rat eines befreundeten Psychologen und entschließt sich zu einer Kur in einem Luxussanatorium für psychosomatische Krankheiten ...

Die 50-jährige Gynäkologin Henriette, gerade von einem Unfall genesen, folgt dem Rat eines befreundeten Psychologen und entschließt sich zu einer Kur in einem Luxussanatorium für psychosomatische Krankheiten in direkter Lage zum Chiemsee, die ihr auch die nötige Distanz zu ihrem Ehemann Georg und ihren bereits erwachsenen Zwillingen Gilda und Gabor gönnt und somit Zeit für Sinnfragen ermöglicht. Dort trifft sie auf die 40-jährige Fernsehköchin Coco von Kost und die junge wie kindlich wirkende Mieke. Während Mieke, schwanger von einem bereits verheirateten Mann, von allem total hingerissen ist, macht Coco ihr Bekanntheitsgrad zu schaffen und fühlt sich langsam von ihrem Erfolg überrollt. Sowohl Henriette als auch Mieke und Coco suchen nach Lösungen für ihre Probleme und lernen sich dabei immer näher kennen. Werden die Frauen zu Freundinnen und wie sehr sind sie bereit für einen Neubeginn?
Annette Lies hat mit ihrem Buch „Drei aus dem Ruder“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der am Puls der Zeit liegt und die alltäglichen Probleme und Herausforderungen, die wir Leser uns allen stellen müssen, auf humorvolle und flüssige Art und Weise erzählt. Der Schreibstil ist eingängig und versprüht einen gewissen trockenen Humor, der manchmal leicht ins Sarkastische übergeht. Der Autorin gelingt es mit Charme und Witz, den Leser schnell in den Bann zu ziehen und an die Seite von Henriette zu stellen, aus deren Perspektive die Handlung erzählt wird. Die Beschreibungen der Klinik und der Umgebung sind malerisch und erinnern mehr an ein Ferienresort denn an eine sanatorische Einrichtung, wobei ja beides der Gesundheit und dem Wohlbefinden dient. Auch die Themen, die die Autorin anspricht, kommen aus dem alltäglichen Leben und beschäftigen viele Leser gleichermaßen. Da geht es um das eheliche Zusammenleben, wobei die Partner sich kaum noch etwas zu sagen oder Gemeinsamkeiten haben. Oder um Erfolgsdruck aufgrund eines gewissen erarbeiteten Bekanntheitsgrades. Die immer wieder auftauchende Frage ist: wie geht es jetzt weiter?
Die Charaktere sind sehr liebevoll und gemäß ihren individuellen Eigenheiten ausgearbeitet worden. Sie wirken durchweg wie Personen aus dem täglichen Leben, Menschen, die man auf der Straße trifft oder auch zu Nachbarn oder Freunden hat. Gerade deshalb kann der Leser sich sehr gut mit ihnen identifizieren. Henriette ist eine sympathische und patente Frau, die sich jahrelang um Mann und Kinder gekümmert hat. Sie verbreitet Optimismus, dabei ist sie innerlich zerrissen, denn sie hadert mit ihrer Situation. Jahrelang hat sie sich von ihrem Ehemann bevormunden und unterbuttern lassen. Dabei ist sie eine gute Ärztin und hat alles andere noch nebenbei gewuppt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo bei ihr das Maß voll ist und sie einen Ausweg sucht. Coco ist eine Frau, die unter ihrem Bekanntheitsgrad leidet, der sie immer mehr in ihrem Handeln einschränkt. Nach Außen gibt sie sich schlagfertig und zynisch, oftmals auch verletzend und wie ein Snob. Aber damit will sie die Welt nur auf eine falsche Fährte locken. Mieke, das Küken in diesem Dreiergespann, ist fröhlich und noch ein junger Hüpfer. Allerdings leidet sie unter gewissen Zwängen, die sie nicht unter Kontrolle hat. Noch dazu ist sie schwanger, und der Gedanke an ein Kind macht ihr Angst. Die weiteren Protagonisten wie z.B. der Segellehrer oder auch Henriettes Ehemann bringen weitere Spannung in die Handlung und beleben sie zusätzlich.
„Drei aus dem Ruder“ ist ein rundum gelungener und dabei spritziger Frauenroman mit handfesten Charakteren und Themen, die tagtäglich jeden von uns beschäftigen. Eine Geschichte mit Augenzwinkern, aber auch mit einem Tritt in den Hintern für den, der es nötig hat. Eine absolut verdiente Leseempfehlung!