Ein Traum von Aussichtslosigkeit und Hoffnung
"Dann steht für Minuten der Stille im Raum. Jedes Mal, wenn ich hier bin, möchte ich irgendwie bleiben, aber trotzdem gehe ich immer. Wenn ich bliebe, würde ich die Sehnsucht vermissen, glaube ich."
Berlin ...
"Dann steht für Minuten der Stille im Raum. Jedes Mal, wenn ich hier bin, möchte ich irgendwie bleiben, aber trotzdem gehe ich immer. Wenn ich bliebe, würde ich die Sehnsucht vermissen, glaube ich."
Berlin kann man mit vielen Augen betrachten, nicht jedem gefällt's, nicht jeder fühlt sich 'am Puls der Welt' so wohl. Ein Ort der Schnelllebigkeit und des Verdrängens. Dort wo jeder ein Ziel haben und mit der Zeit gehen sollte oder sonst einfach in dem Vorbeirasen der Stadt verloren zu gehen scheint. Die "Stadt der Feen und Wünsche" von Leander Steinkopf ist eine Version. Drei Tage lang begleiten wir den pessimistisch, misanthropischen Einen, der sich über alles und nichts Gedanken macht. Wir beobachten mit ihm die Stadt voller Möglichkeiten und gehen dabei verloren. Ein Ausschnitt der Gegenwart, eine Darstellung von Gegensätzen und des aneinander vorbei Lebens.
"Rot steht das Licht am Himmel, dann rosa, dann lila, dann blau. Die Stadt verfärbt sich wie ein Bluterguss. Und ich fühle mich plötzlich einsam, da ich nicht weiß, wen ich anrufen würde, um mir den Weltuntergang nicht allein anschauen zu müssen, wer bereit wäre zu kommen."
Obwohl es 'nur' eine kurze Erzählung ist, hat "Stadt der Feen und Wünsche" eine wahnsinnige Tiefe und Ausdrucksstärke, die sich so manch anderer Roman als Vorbild nehmen könnte. Für mich ist dieses Buch eine poetisch, melancholische Liebeserklärung an Berlin, eine Auseinandersetzung mit dem Jetzt und ein Ausschnitt aus dem nüchternen, pessimistischen Leben und Gedanken des Protagonisten ohne Namen. Es ist die Mischung aus Momentaufnahme und feinsinniger Wortwahl, die dieses Buch so lesenswert machen. Ein Buch, welches man einfach mehrfach lesen muss, um immer wieder Neues zu entdecken und zu hinterfragen. Ich kann es kaum in Worte fassen, denn Steinkopf schafft es recht viel Spielraum und Platz für eigene Wertungen zwischen den Zeilen zu lassen und doch ist "Stadt der Feen und Wünsche" so kompakt, so trostlos und voller Hoffnung.
"Es gibt einen Tiefpunkt allen Denkens. Von dem kann man sich nicht mehr entfernen. Es ist offensichtlich, dass ich hier nicht mehr hingehöre, aber ich habe noch eine Stempelbonuskarte, die ist fast voll, und kurz vor Ende gibt man nicht auf."