... Hannah & Izzy ...
Die Stille meiner Worte
Ava Reed wird schon immer von Büchern begleitet. Das Haus ohne etwas zu lesen verlassen? Unvorstellbar. Schließlich entdeckte sie auch das Schreiben und Bloggen (www.avareed.blogspot.de) ...
Die Stille meiner Worte
Ava Reed wird schon immer von Büchern begleitet. Das Haus ohne etwas zu lesen verlassen? Unvorstellbar. Schließlich entdeckte sie auch das Schreiben und Bloggen (www.avareed.blogspot.de) für sich und kann sich nicht vorstellen, je wieder damit aufzuhören. Wenn sie nicht gerade wild in die Tasten tippt, geht sie ihrer Arbeit in einem Verlag nach. Ava Reed lebt mit ihrem Freund in Frankfurt am Main. Quelle
Erster Satz:
„Das war sie - die letzte Kiste, die mein altes Leben in mein neues bringt.“
Klappentext:
Hannah hat ihre Worte verloren. In der Nacht, als ihre Zwillingsschwester Izzy ums Leben kam. Wer soll nun ihre Gedanken weiterdenken, ihre Sätze beenden und ihr Lachen vervollständigen? Niemand kann das. Egal, was Hannahs Eltern versuchen, sie schweigt.
Um Izzy nicht loslassen zu müssen, schreibt sie ihr Briefe. Schreibt und verbrennt sie. Immer wieder. Hannah kann der Stille ihrer Worte nicht entkommen. Bis sie Levi trifft, der mit aller Macht versucht herauszufinden, wer sie wirklich ist …
Cover:
Das Cover finde ich wunderschön und es ist ein richtiger Blickfang. Zu sehen ist die Silhouette einer jungen Frau und einer Katze in dunkel blau. Der Hintergrund ist ebenfalls in Blautönen gehalten und man erkennt Vögel, Regen und Tintenklekse. Das Blau passt toll zum Buch und im Nachhinein sogar noch besser. Mich erinnert es nicht nur an Hannahs Gefühle und die Trauer an sich, sondern auch an die Tinte, welche Hannah für ihre Briefe an Izzy benutzt. Im Vordergrund steht groß der wunderbare Titel. Das Cover fängt ganz wunderbar die Atmosphäre des Buches ein und ist einfach wunderschön.
Meinung:
An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an den Ueberreuter Verlag und Lovelybooks für das Rezensionsexemplar.
Die Geschichte wird uns aus Sicht von Hannah erzählt, die bis zum Tod ihrer Zwillingsschwester Izzy ein normales Teenagerleben geführt hat. Doch seit ihrem tragischen Tod ist Hannahs Welt zerbrochen. Nichts ist mehr, wie es war und zudem hat Hannah ihre Worte verloren. Nicht einmal mit ihren Eltern kann Hannah rede. Diese sind völlig überfordert mit der Situation und Hannahs Verhalten. Weil sie sich nicht anders zu helfen wissen, schicken sie Hannah ins Sankt Anna, nicht ahnend, dass dieser Ort Hannah verändern wird …
Die Geschichte startet im neuen Haus der Familie. Die Familie hat beschlossen, alles hinter sich zu lassen, um neu anzufangen, doch Hannah schafft es nicht, loszulassen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch und das, obwohl sie nicht spricht. Doch dafür sind ihre Gedanken umso einnehmender und gefühlvoller. Sie hat schwer damit zu kämpfen, dass sie ihre Zwillingsschwester verloren hat und flüchtet sich in die „Stille ihrer Worte“. Sie kann ihr Spiegelbild, das dem ihrer Schwester so ähnlich sieht, nicht länger ertragen und so lässt sie sich kurzerhand eine komplett neue Frisur verpassen. Ihre Eltern sind schockiert und wissen nicht mehr, wie sie mit ihr umgehen sollen. Deswegen beschließen sie, Hannah nach Sankt Anna zu schicken, ein Internat, das für Kinder und Jugendliche mit besonderen Lebensumständen ist. Hannah fühlt sich zurückgestoßen, missverstanden und hat zudem das Gefühl, dass auch ihre Eltern ihr die Schuld am Tod ihrer Schwester geben. Sankt Anna startet mit einem Sommercamp, wo Hannah nicht nur echte Freunde findet, sondern sich auch ihren Gefühlen stellt.
Extrem authentisch erfahren wir Hannahs chaotisches Gefühlsleben, ihre starken Schuldgefühle, ihre Einsamkeit, ihre Wut, ihre Verletztheit und ihre Trauer. Um Izzy nah zu sein und ihren Gedanken in Worte zu formen, schreibt sie ihr jeden Tag einen Brief und schickt ihn als Feuerbotschaft zu ihrer Zwillingsschwester. Eine wirklich berührende Geste, die mir aus der Trauerarbeit gut bekannt ist. Einzig Izzys Kater Mo ist Hannahs Anker. Er versteht sie ohne Worte, ist für sie da und gibt ihr das Gefühl, nicht alleine zu sein. Ich habe den Kater sehr gemocht und fand es toll, welche Rolle er in der Geschichte und später im Camp eingenommen hat.
Im Verlauf der Geschichte lernen wir Hannah kennen, ihre Familie und vor allem Izzy. Obwohl Izzy tot ist, hatte ich das Gefühl, sie kennenzulernen und habe sie als einen sehr wichtigen Charakter empfunden. Außerdem erfahren wir mit jedem Kapitel ein Stückchen mehr über den tragischen Unfall, bei dem Izzy gestorben ist und Hannah schreckliche Narben eingebracht hat. Mit jeder Seite muss sich Hannah mehr und mehr mit dem Tod von Izzy, dem Unfall und ihren Schuldgefühlen auseinandersetzen. Als sie Levi im Camp begegnet, findet sie seit langem jemanden, der sie auch ohne Worte versteht und ihr hilft, ihre Gefühle zu entwirren und sich damit auseinanderzusetzen.
Es ist eine wirklich berührende Geschichte, in der Hannah nicht nur lernt, sich selbst zu verzeihen, sich anderen zu öffnen, sondern auch Izzy einen neuen Platz in ihrem Leben einzuräumen. Ich habe Hannahs Geschichte mit großer Begeisterung gelesen und habe sie als Protagonistin sehr ins Herz geschlossen. Zu gerne hätte ich mehr von ihr gelesen und erfahren.
Ihr zur Seite steht der charmante Levi, der sein allerletztes Jahr im Camp erlebt und sich mit dem Abschied von Sankt Anna extrem schwer tut. Auch er hat in seinen jungen Jahren bereits viel Schlimmes erlebt und ist nicht grundlos in Sankt Anna. Doch mit seiner gefühlvollen Musik, seinem großen Herzen, seinem Mut und seiner liebevollen Art schafft er es mühelos, dass Hannah sich ihm öffnet. Er schafft es, mit ihr ohne Wort zu sprechen und sie durch die schlimmste Zeit ihres Lebens zu gehen. Ich mochte ihn ebenfalls sofort und finde, dass er wirklich perfekt zu Hannah passt.
Auch die übrigen Charaktere, wie z.B. Sarah oder Mo, haben mir alle sehr gut gefallen. Jeder für sich ist sehr charmant ausgearbeitete worden, wodurch sie sich gut in die Geschichte und die Handlungen einfügen. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen und nimmt für Hannah im Verlauf der Geschichte mehr und mehr einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein.
Die Themen Tod, Trauer und Schuldgefühle ist zentral im Buch und für meinen Geschmack hat die Autorin diese Themen wirklich sehr authentisch, berührend und nah umgesetzt. Hannahs Welt ist nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester zerbrochen und mit Izzy ist auch ein wichtiger Teil von ihr gestorben. Der Verlust hat Hannah die Stimme geraubt und auch das hat die Autorin wirklich sehr authentisch umgesetzt. Zudem sind die Gefühle, die Hannah schildert und durchlebt, absolut glaubwürdig. Besonders gelungen fand ich auch die Feuerbotschaften, die Hannah an Izzy schickt und die viel auch in der Trauerarbeit genutzt wird.
Das Camp, wo Hannah nicht nur Freunde findet, sondern auch wieder zu sich selbst, hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Nur nach und nach erfahren wir alles um den Tod von Izzy, was noch dahinter steckt und wie Hannah damit umgeht und umzugehen lernt. Ich will an dieser Stelle auch gar nicht zu sehr darauf eingehen, um nicht zu spoilern, aber so viel sei gesagt. Es hat mir wirklich alles sehr gut gefallen.
Die Beziehung zwischen Levi und Hannah ist eine ganz besondere. Beide haben sie schreckliches erlebt und finden im jeweils anderen Halt. Sie schaffen es, sich gegenseitig zu unterstützen, Worte zu finden und sich einen Platz im Leben zu erkämpfen. Es ist nicht die kitschige Liebe, die im Vordergrund steht, denn für diese starken Gefühle ist bei den beiden gerade kein Platz. Dennoch besteht eine tiefe Zuneigung, Verständnis und Vertrauen zwischen ihnen, das sie zusammenschweißt und das Fundament für eine romantische Zukunft legt. Das fand ich genau richtig und wirklich ganz wunderbar.
Den Schreibstil der Autorin kannte ich bis zu diesem Buch noch nicht und ich muss sagen, dass er mir sehr gut gefallen hat. Sehr flüssig, emotional und atmosphärisch tauchen wir ein in die chaotische Gefühlswelt von Hannah, die alles verloren hat und nur schwer wieder zu sich findet. Die Seiten flogen nur so dahin und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Die Geschichte um Hannah & Izzy hat mich von Anfang an gefesselt, begeistert und stark berührt. Zu gerne hätte ich weitergelesen und weiß jetzt schon mit Sicherheit, dass ich erneut zu einem Buch von Ava Reed greifen würde.
„Die Stille meiner Worte“ war für mich ein großartiges Buch, das mich vor allem mit seinen großen und sehr authentisch geschilderten Gefühlen begeistern konnte. Ein junges Mädchen, das nach dem Tod seiner Zwillingsschwester ihre Stimme verloren hat, Gedanken, die zu laut sind um gesprochen zu werden und eine Schuld, die kaum zu ertragen ist. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der eine Schwäche für gefühlvolle Geschichten, authentische Charaktere und eine berührende Idee hat. Ich bin schwer begeistert von dem Buch und ich muss gestehen, es viel mir schwer, die richtigen Worte zu finden, um ihm gerecht zu werden.
Lg
Levenya
http://levenyasbuchzeit.blogspot.de/
Vielen DANK für das Rezensionsexemplar!