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Veröffentlicht am 29.04.2018

Ein Ticken Emotionalität zu wenig

Nichts ist gut. Ohne dich.
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„Nichts ist gut. Ohne dich“ von Lea Coplin hat meine Aufmerksamkeit erweckt, weil ich mich bei dem wunderschönen Cover an den dtv-Stil erinnert gefühlt habe, der auch bei meiner Lieblingsautorin aus diesem ...

„Nichts ist gut. Ohne dich“ von Lea Coplin hat meine Aufmerksamkeit erweckt, weil ich mich bei dem wunderschönen Cover an den dtv-Stil erinnert gefühlt habe, der auch bei meiner Lieblingsautorin aus diesem Verlag, Colleen Hoover, zu finden ist. Zudem gab es einen vielversprechenden Klappentext, der mich auf eine emotionale und mitreißende Liebesgeschichte hoffen ließ.
Beim Anfang dieses Buches war ich unheimlich überrascht, wie schnell sich der erste Eindruck von der weiblichen Protagonistin, Jana, gewandelt hat. In den ersten zwei Kapiteln aus ihrer Sicht habe ich Jana als empfindsam, schüchtern und tief verletzt erlebt. Die Grundaspekte der Empfindsamkeit und der tiefen seelischen Verletzung bleiben auch hinterher bestehen, aber als ich dann plötzlich eine abenteuerlustige, selbstbewusste, sture und bockige Jana kennenlernen durfte, hat mir der Mund vor Überraschung doch länger aufgestanden. Mit diesen Voraussetzungen war mir klar, dass es mit Jana etwas anstrengend werden könnte, da sie kaum rational denkt, sondern immer aus dem Bauch heraus entscheidet und damit in das ein oder andere Fettnäpfchen tritt oder auch mal ohne Rücksicht auf Verluste agiert. Dies mitzuverfolgen habe ich dahingehend als anstrengend empfunden, weil ich selbst so gar nicht so bin und ich somit die Verhaltensweisen oftmals gar nicht nachvollziehen kann. Dennoch habe ich die Lektüre als sehr spannende Reise mit Jana empfunden, die über die Liebe ihren Frieden mit sich selbst schließt und sich somit selbst erst richtig kennenlernt. Solche Entwicklungen begleite ich nämlich immer gerne.
Janas männlicher Gegenpart Leander hatte es nicht ganz so schwer bei mir, weil er mir mit seiner Empathie, seiner Treue, seinem Gerechtigkeitssinn und seiner Verletzlichkeit einfach auf Anhieb gefallen hat. Man hat ihm seinen altersbedingten Vorteil gegenüber Jana schon deutlich angemerkt, da er eben total rational denkend unterwegs war. Aber auch er hat sich selbst noch nicht gefunden und befindet sich eher in einem Schwebezustand, der durch den drohenden Tod seiner schwer kranken Mutter natürlich gut nachzuempfinden ist. Auch er befindet sich in diesem Buch auf einer Reise zu sich selbst, bei ihm kommt die Selbsterkenntnis aber nicht ganz so deutlich heraus, vielleicht auch weil der Fokus (der ansonsten sehr gerecht aufgeteilt ist) gegen Ende hin eher bei Jana liegt.
Da beide durch den gleichen Aspekt in ihrem Leben schwer geprägt wurden und sich beide dadurch noch nicht selbst gefunden haben, haben sich die beiden gut ergänzt und mit der Zeit eine echt gute Chemie entwickelt. Zu Beginn war diese Chemie noch etwas im Ungleichgewicht, weil Jana sich gegenüber Leander eher unnachgiebig verhalten hat und weil er eben eher die kleine Schwester in ihr sah. Als diese Chemie aber einmal da war, konnte man schon sehr gut mit den beiden mitfiebern. Die Kussszenen zwischen den beiden waren richtig elektrisierend, die Sexszene war dagegen so weit ausgespart, dass für mich ein wenig ein Bruch in ihrer Verbindung entstand, die zum Glück am Ende aber wieder da war.
Auch wenn Vergleiche zu anderen Autoren immer Nachteile mit sich bringen und der Vergleich zu Hoover ja auch von mir selbst kreiert ist, muss ich diesen einfach wagen. Denn er zeigt mir deutlich, dass dieses Buch dieses letzte bisschen an Emotionalität, das Hoover immer hervorzaubert, nicht herauskitzeln kann. Die Aufarbeitung des Verlustes von Tim und Leanders Schuldgefühle an seinem Tod und schließlich auch noch weitere Handlungsaspekte, die ich hier nicht spoilern möchte, werden ein Stück weit zu oberflächlich behandelt. Gerade Leanders Brief, der seine Involvierung in Tims Tod erklärt, den hätte ich selbst gerne mal gelesen. Ich hätte gerne Maries Probleme damit näher ergründet, ich hätte auch Janas Beziehung zu ihrer Mutter und ihrem toten Bruder transparenter gehabt. All das sind keine Must-Havs für diese Geschichte, weil „Nichts ist gut. Ohne dich“ auch ganz wunderbar ohne diese funktioniert, aber wenn sie da gewesen wären, hätte es die Erzählung echt perfekt machen können!
Fazit: „Nichts ist gut. Ohne dich“ ist ein zufriedenstellendes NA-Buch, das eine schöne Liebesgeschichte erzählt und vor allem den Protagonisten genug Raum gibt, um sich selbst zu entfalten. Die emotionale Ebene dagegen hätte ich mir noch stärker gewünscht, da ich mich mit gewissen Ergänzungen vermutlich noch besser mit Jana und Leander hätte identifizieren können.

Veröffentlicht am 26.04.2018

Zu 80% emotional gut aufgearbeitet

Love Letters to the Dead
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Um „Love Letters to the Dead“ bin ich länger herumgeschlichen. Die ersten Leserstimmen fielen sehr überschwänglich aus, nach und nach kamen aber auch eher skeptische Stimmen hinzu. Durch eine nette Begebenheit ...

Um „Love Letters to the Dead“ bin ich länger herumgeschlichen. Die ersten Leserstimmen fielen sehr überschwänglich aus, nach und nach kamen aber auch eher skeptische Stimmen hinzu. Durch eine nette Begebenheit komme ich nun in den Genuss, dieses Buch selbst zu lesen und damit selbst einschätzen zu können, ob „Love Letters to the Dead“ zu den Buchschätzen im Jugendbuchbereich gehört.
Die Idee, die Geschichte komplett in Brief-Form zu erzählen, hat mir gleich zugesagt, da ich solche Abwechslungen im Erzählformat immer sehr willkommen heiße. Zudem merkt man schnell, dass gegenüber einer regulären Erzählung auch nichts verloren geht, im Gegenteil, durch die persönliche Adressierung ergibt sich sogar ein Mehrwert. Ich kannte viele der toten Prominenten, an die Laurel schreibt und dennoch hat man gemerkt, dass die Autorin sehr intensiv recherchiert hat, weil sich mir vor allem durch die Anfänge und Abschlüsse der einzelnen Briefe ganz neue Informationen offenbarten, die die Stars in ein neues Licht hoben. Zudem waren diese Briefe von einer Ehrlichkeit geprägt, die man wirklich nur an Tote schreibt oder an solche, denen man niemals im Leben begegnen wird.
Die Geschichte hat mich sicherlich auch in einem besonderen Maße angesprochen, weil es vor einer klassischen Liebesgeschichte sogar eher eine Ode an die Schwesternliebe war und darin kann ich mich hervorragend wiederfinden. Ich würde mich wohl auch in einem tiefen Loch wiederfinden, wenn ich meine Schwester verlieren würde, aber es hat sicherlich in diesem Buch noch größere Bedeutung, da ja die kleine Schwester die große, als ihr Vorbild/Idol verliert, das ich in meiner Schwesternbeziehung selbst darstelle. Das ganze Buch hat einen sehr ambivalenten Blick auf diese Schwesternbeziehung mit all ihren Höhen und Tiefen und das fand ich höchst authentisch.
Authentisch umgesetzt fand ich auch all die Nebenthemen, die vor allem durch die Nebencharaktere aufgeworfen wurden. Sei es eben die erste Liebe, homosexuelle Beziehungen, Fernbeziehung, Scheidungskind oder sexueller Missbrauch. Alles davon wurde mit Fingerspitzengefühl behandelt, so dass ich mich mit der Umsetzung wirklich zufrieden zeigen kann.
Dennoch ist „Love Letters to the Dead” nicht die perfekte Lektüre. Gerade zu Beginn der Lektüre habe ich mich oftmals dabei erwischt, dass ich mich fragte: das war es schon? Als Beispiel sei hier eine Szene zwischen Laurel und ihrem Schwarm Sky genannt, die mit seinem Auto durch die Gegend fahren. Aber dieser erste, doch eigentlich so bedeutende Moment, einer jungen Beziehung wird abrupt beendet und nachher habe ich mich eben gefragt, wie es wohl weiterging. Auch danach gibt es einige Momente, die eher zusammengefasst erzählt wirken, als richtig auserzählt. Zum Glück wurde dieser Kritikpunkt zum Ende der Lektüre hin wesentlich besser, denn da kam es auf die großen Emotionen an und da wurde dann zum Glück auch geliefert, so dass für mich diese Kritik keine große Gewichtung einnimmt.
Fazit: „Love Letters to the Dead” ist eines dieser emotionalen Jugendbücher, dessen man sich nicht entziehen kann, weil es eben so perfekt für die Zielgruppe geeignet ist und mit einem besonderen Erzählstil aufwarten kann. Viele brisante Themen werden mit genau dem richtigen Fingerspitzengefühl angegangen. Andere Must-Themen in einem Jugendbuch werden dagegen etwas oberflächlich behandelt, aber zum Glück wird im entscheidenden Moment geliefert, so dass ich die Lektüre insgesamt als sehr erhellend und berührend empfunden habe.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Nach einem Schläfchen zu Beginn wieder hochspannend

Oxen. Der dunkle Mann
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Ich haben den ersten „Oxen“-Band sehr begeistert gelesen, da es den typischen komplexen Erzählstil von dänischen Krimi- oder Thrillerautoren aufweist und dennoch auch noch mit neuen Elementen zu überzeugen ...

Ich haben den ersten „Oxen“-Band sehr begeistert gelesen, da es den typischen komplexen Erzählstil von dänischen Krimi- oder Thrillerautoren aufweist und dennoch auch noch mit neuen Elementen zu überzeugen weiß. Besonders bestechend ist in meinen Augen, dass nicht jeder Band einen eigenen Fall abarbeitet, sondern dass es einen großen Fall gibt. Zudem sind die „Ermittler“, wenn man sie überhaupt so nennen kann, da sie ja nicht offiziell als solche angestellt sind, höchst ungewöhnlich. All das hat mich mitsamt einem stetig zunehmenden Spannungsbogen sehr gut unterhalten können.
Der zweite Band nun mit dem Untertitel „Der dunkle Mann“ beginnt genauso wie es auch schon der erste Band getan: sehr gemütlich, fast schon wirr, weil man die einzelnen Handlungsstränge nicht zusammenbringen kann. Mir ist auch ins Auge gefallen, dass eigentlich jeder Leser, der den ersten Band nicht gelesen hat oder die wesentlichen Inhalten wieder vergessen hat, vom Autor (wieder) aufmerksam ins Boot geholt wird, denn immer wieder häppchenweise werden die Basicinfos noch einmal genannt. Mir persönlich waren diese Infos zu weit verstreut, stellenweise sogar zu spät und dann auch schon wieder zu ausführlich. Wenn an einigen Stellen nochmal die Zeitungsartikel, die berichten, wie Oxen seine Orden verliehen bekommen hat, komplett vorgelesen werden, dann ist mir das zu viel, da es genauso ausführlich bereits im ersten Band dargelegt wurde.
Nachdem dieser sehr langsame und schwierige Einstieg überwunden ist, spielt der Autor verstärkt wieder die Stärken aus, die ich bereits oben im einleitenden Absatz nannte. Man wird von Oxens vorsichtiger und dennoch stets mutigen Handlungsweise mitgerissen, man hat Spaß an Franck, die kein Blatt vor den Mund nimmt und in einer Akribie arbeitet, die man nur beneiden kann. Daneben gibt es bereits eingeführte Nebenfiguren wie Mossmann, die zwielichtig sind und wo man nie weiß, woran man eigentlich bei ihnen ist. Es werden aber auch neue Figuren eingeführt, teilweise wird auch aus ihrer Perspektive erzählt, so dass die Geschichte insgesamt viel Neues zu bieten hat.
Zudem entstehen wieder viele spannende Momente, in denen es zu Jagdszenen kommt, wo man heftig mitfiebern kann und so auf hohem Niveau unterhalten wird. Aber nicht nur die klassischen Actionszenen tragen zur Spannung bei, auch der Fall rund um den Danehof spitzt sich immer mehr zu und weist noch mehr Abgründe auf. Weiterhin ist man auch Teil der Aktivitäten des Danehofes, so dass es spannend ist mitzufiebern, wer wohl die aktuelle Etappe gewinnen wird: Oxen und die Danehof-Gegner oder doch die Elitegemeinschaft? Das Ende ist auch herrlich offen, mit unheimlich viel Potenzial für den dritten Band, so dass man nur weiterlesen wollen kann.
Abschließend möchte ich noch etwas zu dem Hörbuchformat sagen, durch das ich „Der dunkle Mann“ erleben durfte. Die Erzählstimme Dietrich Wunder hat mir sehr gut gefallen. Seine einzige Schwäche sind ein wenig die Frauenstimmen, die er – naturgegeben – nicht so gut variieren kann wie die Männerstimmen, aber die Bandbreite an Nuancen, die er liefert, sind sehr beeindruckend. Grundsätzlich muss ich aber als eher unerfahrene Hörbuchhörerin sagen, dass diese Reihe um Oxen sehr komplex ist und damit in meinen Augen zu komplex für ein reines Hörerlebnis. Ich habe bereits den ersten Band, den ich in Print gelesen haben, als sprachlich anspruchsvoll empfunden und dieser Stil wird natürlich beibehalten. Man muss sich beim Hören sehr stark konzentrieren und merkt, wenn das nicht der Fall ist, dass man schnell den Faden verliert und nicht mehr mitkommt. Daher habe ich auch viel Zeit für dieses Hörbuch gebraucht, da ich immer wieder Verarbeitungspausen brauchte.
Fazit: Der zweite Band von „Oxen“, „Der dunkle Mann“ steht dem ersten Band in nichts nach. Die Grundkomponenten sind genau gleich und auf eben demselben Niveau. Das bedeutet leider auch, dass der Einstieg in die Geschichte wieder etwas zu gemächlich und zu wirr ist, aber danach entwickelt sich eine sehr spannende Fortführung des Kampfes zwischen dem Danehof und seinen Gegnern. Es gibt tolle Actionszenen, aber auch Spannung durch die Zuspitzung des Konflikts. Der Abschlussband verspricht ein wahres Feuerwerk zu werden!

Veröffentlicht am 26.03.2018

Erarbeitet sich ein sehr gutes Ende umständlich

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
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Ich muss zugeben, dass mich der Titel, der Klappentext und auch der Stil von „The Woman in the Window“ sehr stark an „Woman in Cabin 10“ erinnert hat. Dieses Buch hatte mich schon ganz gut unterhalten ...

Ich muss zugeben, dass mich der Titel, der Klappentext und auch der Stil von „The Woman in the Window“ sehr stark an „Woman in Cabin 10“ erinnert hat. Dieses Buch hatte mich schon ganz gut unterhalten können, so dass ich mir gedacht habe, dass ich mit diesem Werk hier nun nichts falsch machen kann, denn ich finde es großartig, wenn Autoren es schaffen, mich an der Nase herumzuführen und überraschende Wendungen auffahren können.
Auch das Grundgerüst der Geschichte hat mich schon sehr an „Woman in Cabin 10“ erinnert, da wir es mit einer Protagonistin zu tun haben, die psychische Probleme hat und neben Medikamenten auch viel Alkohol zu sich nimmt. Diese Grundausrichtung ist auf Dauer sicherlich langweilig, aber ich verstehe, warum beide Autoren ihre Protagonistinnen so zeichnen. Denn wenn man jemanden hat, auf den kein vermeintlich kein Verlass ist, dann wird es auch für den Leser spannend: kann ich der Sicht auf die Dinge vertrauen, der ich ausgeliefert bin? Diese Grundfrage ist über das ganze Buch hin präsent und sorgt definitiv für einen durchgängigen Spannungsfaktor.
Der Einstieg in das Buch ist mir etwas schwer gefallen, da der Schreibstil zu Beginn noch sehr sprunghaft wirkt. Das hat auch zur Folge, dass man zunächst die einzelnen Handlungen nicht so recht zusammenbringen kann und sich fragt: was soll das Ganze? Zudem hat Anna Fox eine ausgiebige Leidenschaft für Schwarz-Weiß-Filme und da ich mich in diesem Genre gar nicht auskenne, hatte ich häufig das Gefühl, dass mir schon entscheidende Dinge entgehen. Jedoch sind das beides Aspekte, die sich mit der Zeit auflösen. An den Schreibstil gewöhnt man sich und auch die losen Zusammenhänge kristallisieren sich immer mehr heraus, so dass man begreift, hier wird es um das große Ganze gehen. Die Leidenschaft für die Filme wird immer schwäche behandelt und hat nur noch am Ende eine kleine Bedeutung, aber es war gut, dass ich insgesamt keine Leidenschaft für diese Filme mitbringen musste.
Der Hauptaspekt der Geschichte, der bereits auf dem Klappentext verraten wird, geschieht zeitlich etwas später und ab diesem Zeitpunkt ist ein durchgängiger Drang da, weiterzulesen. Nicht alles, was danach passiert, erscheint einleuchtend oder spannend, so dass kleine Lesephasen entstehen, wo man sich fragt, warum sich der Autor nun ausruht. Aber da man eben wissen will, wie war das Ganze eigentlich, kann man gar nicht aufhören zu lesen. Für diesen Sog möchte ich dem Autor ein dickes Kompliment aussprechen.
Dass man immer nur weiterlesen musste, hat sicherlich auch daran gelegen, dass die letztliche Lösung zu keinem Zeitpunkt auf der Hand lag. Man konnte als Leser zwar schon ausgiebig spekulieren, aber alles zerschlug sich wieder, es wurden neuen Überlegungen getätigt, aber die Endlösung habe ich gedanklich nicht einmal gestreift. Auch das schafft nun wahrlich nicht jeder Autor, so dass ich auch hier Begeisterung ausdrücken möchte. Mit dieser Erkenntnis ist für mich nun auch klar, dass mit „The Woman in the Window“ einen Ticken besser gefällt, als „Woman in Cabin 10“, da der Gesamtzusammenhang logischer erschien.
Beiden Büchern fehlt aber die tatsächliche Berechtigung Thriller genannt zu werden. A. J. Finn nimmt sich einige Auszeiten, an denen er den einen oder anderen Leser verlieren könnte, weil man bei einem klassischen Thriller einfach andere Elemente gewöhnt ist. Das ist einfach schade in der Genreeinteilung, weil dann schon ganz andere Leser zupacken.
Fazit: Ich habe „The Woman in the Window“ sehr gerne gelesen und bin dankbar dafür, dass ab Seite 100 eine unterschwellige Spannung vorhanden war, die mich mitgesogen hat, so dass ich immer nur weiterlesen wollte. Das Ende ist sehr überraschend und präsentiert einen logischen Endzusammenhang, eine Fähigkeit, die nicht jeder Autor zufriedenstellend aufweisen kann. Der zähe Beginn und die falsche Genreeinteilung kosten daher letztlich nur einen Stern!

Veröffentlicht am 14.03.2018

Nur perfekt ab der Mitte

Der letzte erste Kuss
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Nachdem ich so begeistert von Mona Kastens Wirken im deutschen New-Adult-Genre war, habe ich mich mit Bianca Iosivoni der zweiten Autorin gewidmet und „Der letzte erste Blick“ konnte mich bis auf das zu ...

Nachdem ich so begeistert von Mona Kastens Wirken im deutschen New-Adult-Genre war, habe ich mich mit Bianca Iosivoni der zweiten Autorin gewidmet und „Der letzte erste Blick“ konnte mich bis auf das zu sehr gekünstelte Drama sehr überzeugen. Meine Vorfreude auf Luke und Elle und damit Band 2 der Reihe war seitdem unermesslich und nun war es endlich so weit!
So groß die Vorfreude war, so ernüchternd war dann leider der Einstieg in die Geschichte. So recht kann ich mir immer noch nicht erklären, was mich mit dem Beginn der Handlung so unzufrieden zurückgelassen hat. Ein Erklärungsansatz kann höchstens sein, dass ich so eine Lust auf die Liebesgeschichte von Luke und Elle hatte, dass es einfach nur schiefgehen konnte. Da mir aber die eindeutigen Beweise für dieses Gefühl fehlen, kann ich nur andeuten, dass die Geschichte vielleicht zu wenig in Gang kam. Vielleicht lag es auch daran, dass man diesen One-Night-Stand-Luke nie aus seiner Perspektive erlebt hat, weil er mit Seite 1 brav war. Vielleicht hat es auch daran gelegen, dass die Geschichte zunächst zu sehr auf Elles Hintergrund fokussiert war und ich mich auch nach Lukes Vergangenheit gesehnt habe.
Dann kam eine große Highlightszene beziehungsweise eine mit ganz vielen tollen Nachwirkungen in Elles Heimat, wo ich dachte, so jetzt geht es los, aber dann wurde wieder alles ausgebremst und das Feuer, das nun endlich zwischen Luke und Elle erwacht schien, kochte wieder nur auf Sparflamme. Zu diesem Zeitpunkt war meine Frustration groß, da ich die Geschichte der beiden nicht nicht mögen wollte, ich wollte sie lieben!
Aber zum Glück ist Bianca Iosivoni eine tolle Erzählerin, die zum Glück (danke!) noch die Kurve schafft. Auf einmal lief die Geschichte der beiden Hauptfiguren in genau den richtigen Bahnen, das Drama war hervorragend gewählt und hat sich auch immer wieder raffiniert zwischen den beiden Protagonisten abgewechselt, so dass ich auch den Eindruck einer gleichberechtigten Beziehung bekommen habe. Die Szenen zwischen den beiden waren stets prickelnd, aber auch so viel mehr. Immer von Verständnis und Empathie geprägt, so dass auch ich mich den beiden nicht entziehen konnte. Auch das große Drama am Schluss war perfekt gestaltet und das hat mich sehr gefreut, da ich mit diesem Aspekt im ersten Band ja noch unzufrieden war und ich liebe es, wenn Autoren sich weiterentwickeln! Insgesamt bleibt so zu sagen, dass das Ende schon ziemlich perfekt war!!!
Fazit: Ja, der Einstieg in „Der letzte erste Kuss“ ist mir sehr schwer gefallen, aber da mache ich keine Autorinnenfehler für verantwortlich, sondern lieber meine zu hohen Erwartungshaltungen, da ich Elle und Lukes Liebesgeschichte schon vorab zu sehr gefeiert habe. Daher bin ich so dankbar, dass die zweite Hälfte der Geschichte nahezu perfekt ist und gefühlvolle mit dramatischen Szenen sich vollkommen in der Waage halten. So hatte ich am Ende dann doch meine sehnlichst herbeigewünschte tolle Liebesbeziehung zwischen den beiden!