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Veröffentlicht am 05.06.2018

Wenn Jesus heute zu einem Interview zur Verfügung stünde

Der Appell von Jesus an die Welt
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Bücher mit religiösen Inhalten sind meiner Meinung nach immer sehr schwer zu rezensieren. Sie spalten und polarisieren: die einen sind modern eingestellt, die anderen sehr konservativ. Doch immer wird ...

Bücher mit religiösen Inhalten sind meiner Meinung nach immer sehr schwer zu rezensieren. Sie spalten und polarisieren: die einen sind modern eingestellt, die anderen sehr konservativ. Doch immer wird Religion mehr oder weniger auch zu einem Instrument, die Menschen zu manipulieren.

Franz Alt lässt in diesem Buch Jesus auf Fragen von heute im Heute beantworten. Einige Ansätze finde ich wirklich gut und gelungen, andere lassen mich meinen Kopf ganz heftig schütteln. Das liegt aber wohl hauptsächlich daran, dass ich meine ganz eigene Mischung gefunden habe zwischen Glaube und Wissenschaft. Dass es aber vor sehr vielen Jahren einen außergewöhnlichen Mann gab, dessen Name Jesus war und der uns bis heute mehr oder weniger beschäftigt und beeinflusst, das lässt sich kaum abstreiten. Man muss aber auch wirklich einsehen, dass sehr viele Jahre nach dessen Leben erst schriftlich festgehalten wurde, was er gesagt und getan hat. Auch besteht kein Zweifel daran, dass Sprache immer falsch interpretiert und übersetzt werden kann und dabei vieles einen anderen Sinn ergeben kann und wird.

Insofern fällt es mir noch schwerer, hier gerecht zu werten. Die Idee des Buches gefällt mir sehr. Ein „frischer Wind“ ist auch in Sachen Religion kein Fehler. Doch habe ich ein wenig das beklemmende Gefühl, dass Herr Alt Jesus ein klein wenig für sich und seine Zwecke (seine Meinung „durchzusetzen“) missbraucht. Das gefällt mir dann doch gar nicht.

Was also tun? Ich denke, es ist am sinnvollsten, dieses Buch jenen zu empfehlen, die ein wenig philosophisch an die Sache herangehen wollen, nicht extrem manipulierbar sind und passende Diskussionspartner haben. Wer im Glauben unsicher ist und Hilfe und An-Leitung sucht, ist, meiner Ansicht nach, hier nicht gut aufgehoben.

Ein klein wenig „heruntergeschraubt“ ist die Aussage, dass man selbst die Welt jederzeit ein bisschen besser machen kann, jedoch sinnvoll, wahr und müsste viel öfter in Erinnerung gebracht werden. In diesem Sinne bekommt das Büchlein von mir drei Sterne.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Nicht besonders spannend

Zu nah
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Obwohl Frankie Sheehan ihren letzten Einsatz nur mit knapper Not überlebt hat und noch immer an den Folgen knabbert, setzt ihr Vorgesetzter sie aus Personalmangel an den Fall Eleanor Costello. Was zunächst ...

Obwohl Frankie Sheehan ihren letzten Einsatz nur mit knapper Not überlebt hat und noch immer an den Folgen knabbert, setzt ihr Vorgesetzter sie aus Personalmangel an den Fall Eleanor Costello. Was zunächst nach Selbstmord aussieht, entpuppt sich schnell als Auftakt einer Mordserie. Während Frankie und ihr Team verzweifelt nach Anhaltspunkten suchen, hat sie immer wieder Flashbacks. Die Spur führt ins Darknet und immer mehr Verdächtige tauchen auf …

Der Kunstkniff, dass der Strang mit Frankies Vergangenheit quasi mehr Spannung und einen zweiten Fall ins Buch bringen soll, ist in meinen Augen gründlich danebengegangen. Auf weiten Strecken habe ich mit dem Gefühl gekämpft, versehentlich einen zweiten Teil einer Serie zu hören. Nachgeforscht und festgestellt: nein, es ist Band eins. Das half dann aber auch nicht, die nötige Ruhe und Sicherheit zu bekommen – mir fehlte einfach immer ein Stück, um alles zusammenzubringen und zu verstehen.

Dazu kommt, dass mir leider keine der Figuren auf irgendeine Weise besonders am Herzen liegen würde. Obwohl ich meist zu empathisch bin, lässt mich Frankies Drama erstaunlich kalt. Ihre Flashbacks und dazugehörigen für Außenstehende unverständlichen Reaktionen haben irgendwann genervt, statt Spannung zu erzeugen. Auch wurde irgendwann der Bogen überspannt mit zu vielen möglichen Verdächtigen, absurden Erklärungen, warum wer nicht der Täter sein kann und „erstaunlichen“ Wendungen.

Seltsamerweise habe ich aber das komplette Hörbuch fasziniert gehört. Es war trotz aller Meckerei weder langweilig, noch hatte ich den Wunsch, abzubrechen. Aber wirklich eingeprägt hat sich nicht sehr viel von diesen 445 Minuten bzw. 101 Tracks. Sabina Godec liest das Buch perfekt ein. Sie betont „ungekünstelt“ und man hört ihr einfach gerne zu. Doch das reißt das Ruder leider nicht herum – am Ende kommt es zu einem für mich fast schon an den Haaren herbeigezogenen Showdown, der mich zudem fragen lässt, wie Frankie je einen so hohen Rang erlangen konnte.

Auch fehlt mir das irische Flair. Wenn nicht hin und wieder Dublin erwähnt werden würde, würde ich komplett vergessen, dass der Plot dort spielt. Vielleicht gibt es einfach zu viele verkorkste Ermittler, die mit den eigenen Dämonen zu kämpfen haben, als dass ich Frankie als besondere Figur erachten könnte. Sie hat rein gar nichts von einer Jordan Cavanaugh oder einer Jane Rizzoli, die auf ihre Weise tough durchs Leben gehen, wild entschlossen ermitteln und damit zu einer Art mutiger Freundin werden. Sie ist blass und farblos und das ist für mich bei einem Thriller einfach ein No Go.

Obwohl die Ermittlungen zäh vonstattengehen, zu wenig auf einzelne Aspekte eingegangen wird und die Figuren austauschbar sind, hatte ich keine Langeweile beim Hören. Das ist schon fast ein Paradoxon und wundert mich, ehrlich gesagt, selbst. Für einen Thriller ist „Zu nah“ zu lahm, es ist eher ein Mittelklassekrimi. Deshalb vergebe ich drei Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Stimme
  • Spannung
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.05.2018

Jesus und der Teufel

Schlüssel 17 (Tom Babylon-Serie 1)
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Eine grotesk inszenierte Leiche im Berliner Dom versetzt Tom Babylon in seine Jugend zurück, denn um ihren Hals hängt ein Schlüssel mit der eingravierten Zahl 17. Tom kennt diesen Schlüssel – er ist mit ...

Eine grotesk inszenierte Leiche im Berliner Dom versetzt Tom Babylon in seine Jugend zurück, denn um ihren Hals hängt ein Schlüssel mit der eingravierten Zahl 17. Tom kennt diesen Schlüssel – er ist mit seiner damals 9-Jährigen Schwester zusammen verschwunden. Seither sucht Tom nach Antworten. Kann ihm dieser Fall geben, was er so sehnlich wünscht?

Mir gefallen Bücher mit gut angelegten Zeitwechseln sehr gut. Ganz besonders, wenn sie in den 1980ern spielen. Mit exakt diesem Stilmittel spielt Marc Raabe hier. Dennoch bin ich nicht begeistert. Die Ereignisse in 1989 sind sehr schön und klar geschildert, wohingegen ich bei den Stellen in der Gegenwart stets das Gefühl habe, dass ein völlig anderer Autor daran geschrieben hat. Hier fehlt mir immer wieder Entscheidendes, hier verliert mich die Story immer wieder streckenweise und hier tauchen auch immer wieder Spannungslücken auf.

Die vielen eingestreuten Wendungen, mal kleine, mal große, reißen das Ruder nicht mehr herum. Tom Babylon als Erwachsener bleibt mir wenig sympathisch. Auch die anderen Figuren wecken meine Sympathie nicht so stark, wie ich das gerne mag. Auch wenn der Stil an sich gut lesbar ist, fehlt mir das gewisse Etwas. Ein Teil davon liegt sicher darin, dass dies ein Serienauftakt ist. Viele der noch offenen Fragen sollen vermutlich in den weiteren Bänden geklärt werden. Das ist legitim und bei Reihen Usus, gefällt mir dennoch nicht sonderlich gut. Besonders die wichtigste Frage (da ich nicht spoilern mag, kann ich nicht deutlicher werden) findet keine Antwort und das stört mich dann doch. Ein gewisser Grad an Abschluss ist für meinen Geschmack erforderlich, um eine Reihe gut anzulegen. Immerhin darf der (Viel-)Leser meist ein volles Jahr auf die Fortsetzung warten, da ist es ungünstig, wenn man beim Folgeband erst noch mal den Vorgänger lesen muss, damit man wieder weiß, wo es hakt.

Sascha Rotermund hat das Hörbuch sehr gekonnt eingelesen, kann aber meine Meinung nicht nennenswert anheben, sodass es bei drei Sternen bleibt.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Leider nicht das, was ich erwartet hatte

Wen der Rabe ruft
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Blue wächst von klein auf mit der Prophezeiung auf, der Junge, der ihre wahre Liebe ist, wird sterben, wenn sie ihn küsst. Schlimm genug, aber dann hält sie mit ihrer Halbtante Kirchenwache, um herauszufinden, ...

Blue wächst von klein auf mit der Prophezeiung auf, der Junge, der ihre wahre Liebe ist, wird sterben, wenn sie ihn küsst. Schlimm genug, aber dann hält sie mit ihrer Halbtante Kirchenwache, um herauszufinden, wer in den nächsten 12 Monaten sterben wird. Blue sieht einen Geist und ihre Halbtante erklärt ihr, dass dies ihre wahre Liebe ist oder sie ihn getötet hat – in Blues Fall dann wohl beides in einem!

Vielleicht habe ich einfach zu lange gewartet, um das Hörbuch endlich zu genießen. Als das Buch ganz neu war, hat mich der „Blick ins Buch“ enorm begeistert. Diese Begeisterung hielt leider nicht bis zum Ende des Buches an.

Es beginnt schon mit den drei Sprechern. Ich mag sie ansonsten recht gern, aber sie lesen dieses Hörbuch fast schon depressiv und monoton ein und das gefällt mir gar nicht. Besonders Blue war mir zu blass.

Dass Fantasy-Elemente in die reale Welt eingefügt werden, ist absolut mein Geschmack. Doch gab es hier Szenen, die mir dann doch zu arg unrealistisch waren und zu sehr in den Bereich Fantasy gingen. Gleichzeitig fehlten mir immer wieder Zusammenhänge und Informationen. Das liegt vermutlich daran, dass es sich um eine Reihe handelt und eben gewisse Dinge noch kommen. Dennoch möchte ich auch in einer Serie keine Lücken beim Lesen oder Hören haben. Das bremst mich im Fluss und stört mich sehr.

Der Zusammenhalt der Gruppe war mir auch zu schwach, das Zusammenfinden zu langatmig. Das Ende kommt mir zu abrupt und „herzleer“ daher. Nun bin ich altersmäßig auch schon etwas länger aus der Zielgruppe heraus und bin mir nicht ganz so sicher, ob diese eher Zugang zu den Figuren und der Story findet.

Ich bin mir dennoch nicht wirklich sicher, ob ich Band zwei eine Chance geben möchte. Schlecht war „Wen der Rabe ruft“ definitiv nicht, aber es kommt leider bei weitem nicht an das heran, was ich von einem Buch in dieser Art erwarte. Deshalb gebe ich schweren Herzens auch nur drei Sterne.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Würgespiele

Ostseerache
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Nach vielen Jahren kehrt Flora in ihr Heimatdorf zurück, da ihre Mutter einen Herzinfarkt hatte. In ihrer Kindheit starb ein Spielkamerad von ihr und sie gilt als diejenige, die Schuld daran trägt. Zudem ...

Nach vielen Jahren kehrt Flora in ihr Heimatdorf zurück, da ihre Mutter einen Herzinfarkt hatte. In ihrer Kindheit starb ein Spielkamerad von ihr und sie gilt als diejenige, die Schuld daran trägt. Zudem hat ihr Vater sich das Leben genommen. Als Polizist, mit der Dienstwaffe. Nach Psychiatrie und Pflegeeltern, fern von der Mutter, hat sie noch immer keine Erinnerungen an den Vorfall. Im Dorf wird sie gemieden, nur Nicole ist freundlich zu ihr. Als diese tot in ihrer Küche aufgefunden wird, gerät Flora sofort in Verdacht. Doch Pia Korittki sieht einen Zusammenhang und setzt alles daran, beide Fälle aufzuklären …

Dies ist der bereits vierzehnte Band der Reihe um Pia Korittki. Als alleinerziehende Mutter schafft sie immer wieder den Spagat zwischen Beruf und Kind, eigener Beziehung und der freundschaftlichen Beziehung zum Vater ihres Sohnes Felix. Im Beruf bringt sie Herz und Kopf zusammen und auch wenn das den meisten Kollegen nicht so ganz passt, ist sie damit sehr erfolgreich. Kein Wunder also, dass ihr nicht jeder die Karriereaussichten gönnt.

Das Privatleben sowie das Miteinander werden gut erzählt und geschildert, ohne zu viel Raum einzunehmen. Die Mischung passt, meiner Meinung nach, sehr gut. Auch kann man das Buch sehr gut lesen, ohne die vorherigen Bände zu kennen, denn der Fall selbst ist in sich abgeschlossen. Einzig ein gewisser Strang zieht sich durch mehrere Bücher der Reihe – und selbst, wenn ich alle Bücher gelesen hätte, hätte dieser mich am Ende von „Ostseerache“ genauso geärgert und genervt. Er ist in sich unstimmig, völlig am wahren Leben vorbei und – ohne ersichtlichen Zusammenhang mit der Story. Noch dazu ist man am Ende so schlau, wie am Anfang. Das ist einfach nicht gut.

Die Dorfbewohner sind für meinen Geschmack zu stereotyp. Alle eigenbrötlerisch, gegen jeden „Fremden“, jeder lästert über jeden und echte Gemeinschaft gibt es nur vordergründig im Kirchenchor. Jeder hat ein Geheimnis, jeder bringt sich selbst in Verdacht. Es gibt für meinen Geschmack zu viele falsche Fährten. Das nutzt sich dann irgendwann ab und macht keinen Spaß mehr. Auch gibt es unzählige mehr oder weniger kurze Nebenstränge, die das Buch einfach „überfüllen“, zumal sie oft nur kurz erwähnt und dann wieder fallengelassen werden. Das genauer zu beschreiben würde leider spoilern und das möchte ich nicht. Es wirkt auf mich, als habe die Autorin da eine Idee gehabt, sie aber wieder fallengelassen (ob nun freiwillig oder dem Lektorat geschuldet, sei dahingestellt).

Auch wenn sich das Buch flott wegliest, ist mir die Story irgendwie zu abgedroschen und lieblos geschildert. Ich spüre leider kein Feuer der Autorin. Das Ende ist nicht gerade vorhersehbar, aber auch nicht wirklich überraschend. Die eine oder andere Wendung kommt für mich, als habe Frau Almstädt auf den einen oder andern Faden einfach keine Lust mehr und kappt diesen dann eben mehr oder minder furios. Einen echten Cliffhanger für Band 15 gibt es nicht, dennoch ist klar, dass die Reihe weitergehen wird. Allerdings wohl mit einer etwas „ausgebremsten“ Hauptfigur und in nicht gerade angenehmer Stimmung. Schade.

Da man nicht vierzehn Bände einer Reihe verkauft bekommt, wenn sie nicht ein gewisses Level in der Qualität mitbringt, gehe ich stark davon aus, dass dies einfach nur ein sehr schwacher Band ist und der Rest wesentlich besser. Auch bin ich mir sicher, der nächste Band kann nur besser werden. Für „Ostseerache“ kann ich jedoch nur drei Sterne geben.

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