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Sanne

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2018

Amazonen

Der Zopf
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Frauen in Indien, Italien, Kanada. Extrem unterschiedliche Lebensbedingungen, Einstellungen, Wünsche, Pläne.
Erschütternd, was indische Frauen, noch dazu in den niederen Kasten, durchmachen müssen. Weder ...

Frauen in Indien, Italien, Kanada. Extrem unterschiedliche Lebensbedingungen, Einstellungen, Wünsche, Pläne.
Erschütternd, was indische Frauen, noch dazu in den niederen Kasten, durchmachen müssen. Weder Gesetze noch Gerechtigkeit sind für sie gemacht. Herzergreifend, was Smita, Lalita und ihre Geschlechtsgenossinnen durchleiden. Kein Schulbesuch, keine Veränderung der Umstände scheinen möglich.
In Italien sind es anders geartete Probleme, die Giulia bewältigen muss. Ihre behütete Welt bricht zusammen, als der Vater einen Unfall erleidet und die Perückenknüpferei, die der Familie und einigen Arbeiterinnen den Lebensunterhalt sichert, vor dem Ruin steht. Kein Ausweg in Sicht.
Sarah in Kanada ist erfolgreiche Rechtsanwältin in einer berühmten Kanzlei, bewundert, schön, stolze Mutter dreier Kinder. Bis eine „Mandarine“ dazwischenkommt.
Faszinierend, mit welchem Mut, mit welcher Kraft die Frauen ihr Schicksal in die Hand nehmen. Das Risiko, zu scheitern, ist hoch. Möglicherweise stehen Schande, Verachtung oder Tod am Ende des Weges.
Ein Buch, das von Anfang an fasziniert, Entsetzen und Staunen hervorruft. Erschütternd die Berichte aus Indien.
Unglaublich mutig, diese Frauen, beispielgebend und vorbildhaft.
Muss man lesen!

Veröffentlicht am 26.03.2018

Nur drei Stunden

NACHTWILD
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Drei Stunden, nur drei Stunden, aber sie verändern alles.
Joan ist mit ihrem fünfjährigen Sohn Lincoln im Zoo. Kurz vor dem Ausgang gerät sie in eine Schießerei, sieht Tote, beschließt, sich zu verstecken. ...

Drei Stunden, nur drei Stunden, aber sie verändern alles.
Joan ist mit ihrem fünfjährigen Sohn Lincoln im Zoo. Kurz vor dem Ausgang gerät sie in eine Schießerei, sieht Tote, beschließt, sich zu verstecken. Wie kann sie ihren wissbegierigen Jungen beruhigen? Wo sind sie sicher? Ein leerstehendes Stachelschweingehege erweist sich nur vorübergehend als Schutz, Lincoln wird hungrig, ungeduldig, zu laut. Joan begibt sich mit ihm auf den gefährlichen Weg zu den Snackautomaten. Unterwegs findet sie ein in einem Mülleimer verstecktes Baby. Soll sie es mitnehmen? Sie trifft noch andere Menschen, ebenso in Lebensgefahr wie sie. Und auf einmal steht Robby mit einem Gewehr vor ihnen...
So eindringlich schildert Gin Philipps die Ängste und Sorgen einer Mutter, die ihren Sohn mit unendlicher Hingabe liebt und beschützt. Auch die Gedanken des Teenagers Kailynn, der pensionierten Lehrerin und des ehemaligen Schülers werden nachvollziehbar beschrieben. Sehr emotional. Gewissenskonflikte, die niemand durchleben möchte. Berührend die Gespräche zwischen Robby und Mrs. Powell, wohl fast die Einzige, die Zugang zu ihm gefunden und einen gewissen positiven Einfluss auf ihn hatte.
Aus dem Versteck vertrieben, beginnt eine Jagd durch den nächtlichen Zoo, eine Flucht vor psychopathischen bzw. fehlgeleiteten Jugendlichen.
Die Kräfte schwinden, Verletzungen bleiben nicht aus. Joan hat nur ein Ziel: Lincoln zu retten.
Ein Buch, welches atemlose Spannung hervorruft, man mag es nicht aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Wollen wir das?

Leere Herzen
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In gar nicht allzu ferner Zeit hat sich das Land sehr verändert. Eine neue Regierung herrscht, den meisten Menschen ist Politik egal, Europa zerfällt in merkwürdige Bündnisse, Moralvorstellungen sind entwertet. ...

In gar nicht allzu ferner Zeit hat sich das Land sehr verändert. Eine neue Regierung herrscht, den meisten Menschen ist Politik egal, Europa zerfällt in merkwürdige Bündnisse, Moralvorstellungen sind entwertet. Eine geniale Idee: Potenzielle Selbstmörder werden überprüft, wie ernst sie es meinen und als Selbstmordattentäter vermittelt. Eine Organisation namens „... hat den Terroranarchismus beendet. Es gibt...kontrollierbare Opferzahlen....“. Man verdient gut damit. Ist das nicht genial? Nein, ist es nicht. Wohin führt das?
Juli Zeh schildert drastisch mögliche Szenarien einer Welt skrupelloser, ach so normaler Bürger und abgestumpfter Konsumenten. Wirklich erschreckend und doch so faszinierend zu lesen. Ein nachdenkenswertes In-Frage-Stellen der eigenen Einstellung ist die Folge.
Ein großartiges Buch.
Buchzitat

Veröffentlicht am 25.01.2018

Prioritäten setzen

Mein Herz in zwei Welten
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Lou, die manchmal unbeholfene, eigenwillig gekleidete, zu viel redende, aber immer sympathische junge Frau, probiert etwas Neues aus: „Ja“, sagen zu neuen Erfahrungen. Also soll es ein Jahr im aufregenden ...

Lou, die manchmal unbeholfene, eigenwillig gekleidete, zu viel redende, aber immer sympathische junge Frau, probiert etwas Neues aus: „Ja“, sagen zu neuen Erfahrungen. Also soll es ein Jahr im aufregenden New York als Assistentin einer verunsicherten Millionärsgattin sein.Ein winziges Zimmer, Dienstkleidung aus Polyester, ständige Verfügbarkeit – so sieht ihr neuer Alltag aus. Eine abweisende Haushälterin, zwei hilfsbereite Kollegen, merkwürdige Ansprüche ihrer Arbeitgeberin, eine zickige Tochter aus erster Ehe, herablassende Gesellschaftsladies, ein verzogener Mops, ein sympathischer aufstrebender Manager, all das kommt dazu. Trotzdem macht sie ihren Job so gut, dass die zweite Ehefrau des schwerreichen Mr. Gopik sie nennt. Allerdings tut die räumliche Entfernung zu Sam, ihrem Geliebten, ihrer Beziehung überhaupt nicht gut. Dann ist da auch noch Katie, die Sam umgarnt.
Und Mrs. Gopik ist ganz anders, als es Lou erscheint. Wird Lou ihren Weg finden?
Jojo Moyes hat wieder überzeugt. Lous Geschichte ist emotional, spannend, berührend. Man wünscht ihr einfach Glück und will ihr öfter zurufen: „Sei nicht so gutgläubig, setz auch einmal deine Interessen durch!“ Aber so ist Lou nicht, geradlinig, hilsbereit, loyal und darum so liebenswert. Auch die anderen Charaktere werden passend beschrieben, die krassen Unterschiede und abwertende Gemeinheiten der Ober- zur Unterschicht werden treffend aufgezeigt. Mrs. de Witts Grantigkeit wird verständlich in einer oberflächlichen, karriereorientierten Gesellschaft, in der mitunter dennoch menschliche Wärme bewahrt wird.
Welche Prioritäten sollte man für sich selbst setzen? In diesem Buch wird es deutlich.

Veröffentlicht am 07.12.2017

So ist das Leben

Lied der Weite
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Amerika, kleinstädtisch-ländliche Gegend. Verschiedenste Charaktere, durchschnittliche Menschen, Einzelschicksale. Zum Beispiel Victoria: sie ist 17, Schülerin und schwanger. Die Mutter wirft sie aus der ...

Amerika, kleinstädtisch-ländliche Gegend. Verschiedenste Charaktere, durchschnittliche Menschen, Einzelschicksale. Zum Beispiel Victoria: sie ist 17, Schülerin und schwanger. Die Mutter wirft sie aus der Wohnung, der Freund verschwindet. Bobby, Ike, ihr Vater. Die Mutter dazu ist schwer depressiv und lässt die Familie im Stich. Die Jungs kämpfen sich ziemlich allein gelassen durch. Ihr Vater ist überfordert, müht sich mit Erziehung und Job.
Die McPherons: sympathisches altes Bruderpaar. Bewirtschaften eine Rinderfarm, arbeiten hart, sind sich eigentlich selbst genug. Beweisen viel Herz.
Sie und andere werden unaufgeregt beschrieben. So gut, dass man sie förmlich vor sich sieht. Man könnte sie kennen. Ihr Leben beinhaltet so schmerzhafte Erlebnisse, dass das Lesen schwerfällt. Ein wunderbarer Roman, zutiefst menschlich, zutiefst anrührend, trotz allen Widrigkeiten optimistisch.