Die Bücher von Patricia Schröder lese ich immer wahnsinnig gerne. Auf ihr neues Werk „Fanatisch“ war ich daher schon richtig gespannt. Da es sich bei diesem um einen Jugendthriller handelt, eines meiner allerliebsten Genres, war meine Neugier auf das Buch wirklich sehr groß. Der Klappentext verspricht eine mega spannende Geschichte und ich konnte es kaum noch abwarten, diese endlich zu lesen.
Sechs Mädchen verschwinden spurlos, darunter auch die 17-jährige Nara. Erst nach sechs Tagen tauchen sie wieder auf und sprechen kein Wort. Was ist mit ihnen geschehen, was hat man den sechs Mädchen angetan? Und wo ist Jamie, ein guter Freund von Nara, der am gleichen Tag verschwand wie die Mädchen und noch nicht wieder aufgetaucht ist? Die Mädchen schweigen beharrlich und verraten niemandem, dass sie gefangen gehalten und auf grausame Weise biblischen Ritualen unterzogen wurden. Ihr Entführer, ein religiöser Fanatiker, hat seinen sechs Opfern mit dem Schlimmsten gedroht, wenn sie ihr Schweigen brechen. So auch Nara. Sollte sie ein Wort sprechen, wird ihrem kleinen Bruder Furchtbares angetan werden. Die 17-järhige ist verzweifelt. Der Schock, den sie durch ihre Gefangenschaft erlitten hat, sitzt tief und ein Ende dieses perfiden Spiels, das der Entführer mit den Mädchen treibt, ist nicht in Sicht. Naras Verzweiflung wird immer größer. Warum nur wurde sie ausgewählt? Was hat sie getan, um in das Visier dieses kranken Fanatikers zu geraten?
Das Buch beginnt mit einem Zeitungsbericht, in welchem wir von dem Auftauchen der sechs spurlos verschwundenen Mädchen erfahren. Mir hat dieser Artikel gleich zu Beginn richtig gut gefallen. Es wird so gekonnt Spannung aufgebaut und das sogar noch, bevor die eigentliche Geschichte überhaupt begonnen hat. Der Artikel hat dafür gesorgt, dass schon gleich am Anfang lauter Fragen in meinem Kopf herumschwirrten. Und ich kann euch hier ja schon mal verraten, dass es nicht bei dieser Anzahl geblieben ist, bei weitem nicht. Während des Lesens von „Fanatisch“ ploppte ein Fragezeichen nach dem anderen in meinem Kopf auf und ich habe mich so langsam zu fragen begonnen, ob es der Autorin Patricia Schröder wirklich gelingen wird, diese vielen Puzzleteile am Ende zu einem kompletten Gesamtbild zusammenzufügen.
Das erste Kapitel beginnt noch recht ruhig und harmlos. Wir lernen die Protagonistin Nara kennen, aus deren Sicht wir auch alles erfahren. Mir hat die Ich-Perspektive hier richtig gut gefallen, da ich mich so wunderbar in Nara hineinversetzen konnte. Wobei ich dadurch auch nur noch mehr mit ihr gelitten habe. Ich warne hier lieber mal vor: Das Buch ist keine leichte Kost. Empfohlen wird es ab 14 Jahren und meiner Meinung nach sollten die Leser auch nicht jünger sein. Ich hatte beim Lesen nahezu die ganze Zeit eine Gänsehaut und wollte das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen.
Der ruhige Anfang täuscht nämlich. Es wird zwar zunehmend spannender, denn schon in den ersten Kapiteln erhält Nara mysteriöse Nachrichten, die einem wirklich richtig Angst einjagen können (zumindest ich wäre sofort in Panik ausgebrochen), aber wie nervenaufreibend das Buch noch werden wird, damit hätte ich dann doch nicht gerechnet.
Das, was Nara und den anderen Mädchen während ihrer Gefangenschaft und auch danach noch angetan wird, ist wirklich furchtbar und geht einem richtig unter die Haut.
Mir hat dieses Buch nur noch mal vor Augen geführt, wie krank manche Menschen doch sind und zu welch schrecklichen Taten diese fähig sind. Der Klappentext verrät ja schon, dass es in „Fanatisch“ um religiösen Fanatismus geht. Ein Thema, mit welchem ich mich nie groß beschäftigt habe. Ich habe hier beim Lesen wirklich sehr viel über Religion und Fanatismus dazu gelernt, was ich richtig klasse finde. Ich finde es immer gut, wenn mich Bücher nicht nur unterhalten, sondern ich durch diese auch noch neues Wissen dazugewinne. Auch wenn mich die Themen auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so interessieren. Wissen kann man nie genug besitzen, oder? Wer weiß, vielleicht lande ich ja irgendwann mal auf dem Stuhl bei „Wer wird Millionär?“ da ist (unnützes) Wissen doch immer sehr willkommen. ;)
So, mal Spaß beiseite. Denn lustig ist dieses Buch leider nicht. Dafür aber unglaublich mitreißend und fesselnd, und das auch bis zum Schluss. Patricia Schröder ist hier ein perfektes Verwirrspiel gelungen, welches mich bis zum Ende im Dunklen tappen ließ. Für mich kamen irgendwann nahezu alle Charakter als Täter infrage. Ich habe immer wieder neue Theorien aufgestellt und verworfen und der Auflösung richtig entgegen gefiebert. Diese kam für mich sehr überraschend und konnte mich absolut zufriedenstellen.
Wie auch das gesamte Buch. Hier ist der Autorin wirklich ein richtiger Pageturner gelungen, der auch definitiv für Erwachsene absolut lesenswert ist.
Neben dem gekonnten Spannungsaufbau hat mir natürlich auch der Schreibstil richtig gut gefallen. Er ist wunderbar flüssig und liest sich richtig angenehm. Auch super fand ich die WhatsApp-Nachrichten und Chat-Gespräche. Diese mag ich in Büchern immer sehr gerne, dadurch wird das Lesen immer so herrlich abwechslungsreich.
Ebenfalls hellauf begeistert bin ich von den ER und DU Kapiteln. Bis zum Schluss weiß man nicht, wer ER und DU sind. Sind es verschiedene Personen? Ist es ein und dieselbe? Besonders diese Kapitel haben die Fragezeichenblase in meinem Kopf nur noch mehr anschwellen lassen. Und Fragen hatte ich wirklich viele. Wer ist der Täter? Wieso wurden gerade diese sechs Mädchen ausgewählt? Wo ist Jamie, der Freund von Nara? Wer sind ER und DU? Und was hat der Entführer noch Schreckliches geplant? Die Mädchen kommen nämlich schon recht früh im Buch wieder frei, was mich zuerst etwas erstaunt hat. Wenn man aber glaubt, dass es nun mit der Spannung und diesem perfiden Spiel vorbei ist, der ist auf dem Holzweg. Nara und die anderen Mädchen mögen zwar wieder zu Hause sein, aber wirklich frei sind sie nicht. Ihr kranker Entführer scheint sie die ganze Zeit über zu beobachten und jeden ihrer Schritte zu verfolgen. Eine furchtbare Vorstellung, oder? Ich weiß echt nicht, wie ich mich in so einer Situation verhalten würde. Auf jeden Fall deutlich panischer als Nara, die ich für ihre Stärke wirklich sehr bewundert habe.
Fazit: Ich kann „Fanatisch“ wirklich absolut empfehlen. Für mich zählt dieses Buch auf jeden Fall zu meinen Lieblingswerken der Autorin. Ein hervorragend gelungener Jugendthriller, der wahrlich nichts für schwache Nerven ist und einem ein wunderbar spannendes und fesselndes Leseerlebnis beschert! Ich bin hellauf begeistert von diesem Buch und vergebe sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!