Leider zu klassisch und langweilig
Das Setting von David Falks neuem Roman erinnerte mich ein wenig an Game of Thrones. Ein mächtiger Süden und ein gegen diesen kämpfender unabhängiger Norden: Das hatte mein Interesse entfacht, weshalb ...
Das Setting von David Falks neuem Roman erinnerte mich ein wenig an Game of Thrones. Ein mächtiger Süden und ein gegen diesen kämpfender unabhängiger Norden: Das hatte mein Interesse entfacht, weshalb ich gerne zum Buch griff. Wir lernen die beiden Brüder Seran und Kayo kennen. Sie stammen aus dem Norden, wurden jedoch nach einem siegreichen Kampf der Südländer in den Süden gebracht. Während Seran in einem reichen Haus untergekommen ist, das seit Jahren dem Kaiser dient und auch selbst im Heer Karriere macht, ist Kayo ein Sklave, der unter schrecklichen Bedingungen lebt und schließlich die Flucht wagt. Bei dieser kommt er um und Seran, der ihn findet und in ihm seinen Bruder erkennt, wird schlagartig mit seiner Vergangenheit konfrontiert und beginnt alles, wofür er bisher stand, zu hinterfragen.
Wir beschäftigen uns im Buch sehr viel mit Seran, der versucht seinen Platz zu finden und somit immer mehr zu seinem alten Leben in seinem Stamm zurückkehrt. Er stellt die Menschen in Frage, die ihm viele Jahre lang ein Zuhause gegeben haben und ist hin und hergerissen zwischen zwei Welten, die sich noch dazu bekriegen. Diesen Aspekt fand ich sehr spannend. Da es sich bei Blutsbande jedoch um ein Fantasybuch handelt, ein sehr klassisches noch dazu, ist es natürlich klar, dass insbesondere auch der Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden und die damit einhergehenden Schlachten einen sehr großen Platz innerhalb des Buches einnehmen. Wenn ich hier von einem klassischen Fantasybuch spreche, so meine ich das hier wirklich sehr wörtlich. Man hätte insbesondere durch Serans interessanten Charakter eine Menge frischen Wind in das Fantasygenre bringen können, man hätte so geniale Sachen damit anstellen können. Im Fokus stehen aber die Konflikte und Handlungsabläufe, die wir schon seit Jahren aus der Fantasy kennen. Ich möchte neue Ideen und keine alt eingesessenen Geschichten. Dafür muss ich mir keine neuen Bücher kaufen.
Auch altbekannt war das Worldbuliding, das für mich ja immer das Herzstück eines phantastischen Buches ist. Altbekannt deshalb, weil es mich nicht etwa an ein Fantasybuch erinnerte sondern an unsere eigene Geschichte. Das Thebanische Kaiserreich im Süden war eins zu eins das Römische Reich und die rebellierenden, unabhängigen Matavischen Stämme im Norden eins zu eins germanische Stämme. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man das Rad nicht neu erfinden kann. Es gibt nie etwas, das noch nie da gewesenes und sowohl unsere Geschichte als auch Mythen dienen seit jeher Autoren – und damit meine ich nicht nur Fantasyautoren – als Vorlage für ihre eigenen Welten. Sehr verständlich also, dass man kleine Merkmale entnimmt und somit seine eigene Welt baut. Hier war jedoch alles so genau übernommen, dass ich mich mehrmals fragen musste, ob dies ein Fantasyroman oder ein historischer Roman ist. Daran ändert auch die kleine Menge Magie nichts, die einige Charaktere haben.
Für mich war Blutsbande leider ein Fehlgriff. Der interessante Protagonist musste zugunsten von Kampfszenen zurückstecken und auch die Welt war nichts Neues und erinnerte mehr an unsere Geschichte als an ein neu konstruiertes Fantasybuch. Leser, die klassische Fantasy lieben und keine neu durchdachten Geschichten brauchen, können mit dem Auftakt zur Reihe allerdings einen Versuch wagen.