Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2018

„Nichts ist, wie es scheint“

Teufelsbotschaft
0

„Ein einsam gelegenes Blockhaus mitten in den idyllischen Wachauer Weinbergen wird zum Ort eines schrecklichen Blutbades. Als Meierhofer, der gerade zum zweiten Mal Opa geworden ist, und sein Team am Tatort ...

„Ein einsam gelegenes Blockhaus mitten in den idyllischen Wachauer Weinbergen wird zum Ort eines schrecklichen Blutbades. Als Meierhofer, der gerade zum zweiten Mal Opa geworden ist, und sein Team am Tatort eintreffen, entdecken sie unzählige Blutspuren. Doch vom Opfer fehlt jede Spur. Wer war die Leiche und was geschah tatsächlich im Kaminzimmer des Ferienhauses?“

Dieser Krimi ist der 6. einer Reihe rund um den niederösterreichischen Chefinspektor Meierhofer und sein Team.

Ein blutiger Mord ohne Leiche? Einige Personen, die sich verdächtig benehmen? Cui bono? Wer hat ein Motiv? Warum ist das offensichtliche Opfer unter falschem Namen in der Wachau abgestiegen und was hat der eifersüchtige Mann der Vermieterin damit zu tun? Fragen über Fragen, die Meierhofer und sein Team akribisch untersuchen müssen, um Antworten zu bekommen. Als dann die Leiche in Wien doch noch auftaucht, ist Zusammenarbeit mit den Wiener Kollegen gefragt.
Werden die beiden Teams das Rätsel um die Bluttat in der Wachau lösen können?

Wow, welch ein diffiziler Fall! Nichts ist, wie es scheint. Mein erster Krimi von Lisa Gallauner und so fesselnd, dass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen konnte. Wieso ist mir diese Autorin solange entgangen?

Die Figuren sind, egal ob gut oder böse, exakt charakterisiert. Besonders gut hat mir natürlich Meierhofer gefallen, der Ecken und Kanten zeigt. Mit seinen sechzig Lebens- und einer Menge Dienstjahren gehört er zu den wenigen Ermittlern, die durch Erfahrung und gute Menschenkenntnis Erfolge vorweisen können, als durch übermäßigen Alkoholkonsum. Auch, dass er ein intaktes Familienleben hat, gefällt mir sehr gut. Sein Team besteht aus einigen interessanten Typen, die ich, wenn ich die fünf vorherigen Fälle noch lese, sicherlich auch noch schätzen lerne.

Fazit:

Ein Atem raubender Krimi vor der Kulisse der schönen Wachau.
Ich bin ganz hingerissen und vergebe gerne fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 01.04.2018

Wer schießt hier mit Pfeil und Bogen?

Teufelsziel
0

Sommerliche Hitze macht Chefinspektor Hans Meierhofer, der laut Eigendefinition ein „Wintermensch“ ist, schwer zu schaffen. Als dann noch eine junge Frau im Wald tot aufgefunden wird, schwitzen Meierhofer ...

Sommerliche Hitze macht Chefinspektor Hans Meierhofer, der laut Eigendefinition ein „Wintermensch“ ist, schwer zu schaffen. Als dann noch eine junge Frau im Wald tot aufgefunden wird, schwitzen Meierhofer und sein Team gewaltig: Die junge Frau ist als Prinzessin verkleidet und aus ihrer Brust ragt ein schwarzer Jagdpfeil. Meierhofer befürchtet mit seinem untrüglichen Bauchgefühl weitere Tote.

Und tatsächlich, die nächste junge Frau, diesmal als Elfe verkleidet und mit einem Pfeil in den Rücken wird ermordet aufgefunden.

Meierhofer, Staudinger und die junge Bromspeidel ermitteln auf Hochtouren und kommen dem Täter gefährlich nahe. Gelingt es, den Mörder rechtzeitig vor dem nächsten Mord zu fassen?

Fazit:

Der nunmehr 7. Fall für das sympathische Ermittlerteam. Gerne gebe ich 5 Sterne.


Veröffentlicht am 01.04.2018

"Alle Menschen san ma zwider, .."

Horak hasste es, sich zu ärgern
0

Schauplatz Wien-Josefstadt/Traditionscafé Hummel:
Erwin Horak, seines Zeichen Lehrer für Mathe und Physik im nahen Piaristen-Gymnasium verbringt jeden Abend im Hummel um sein Abendessen zu genießen und ...

Schauplatz Wien-Josefstadt/Traditionscafé Hummel:
Erwin Horak, seines Zeichen Lehrer für Mathe und Physik im nahen Piaristen-Gymnasium verbringt jeden Abend im Hummel um sein Abendessen zu genießen und Zeitung zu lesen. Wobei genießen wohl der falsche Ausdruck ist, denn Horak ist alles andere denn ein Genussmensch. Er ist ein Misanthrop wie er im Buche steht. Er kann nichts und niemanden leiden, hasst Störungen, seinen Beruf, die Schüler, die Kollegen, die Nachbarn, Autos und vor allem gurrende Tauben.

Einzig mit Kurt, einem Latein-Professor, spielt er seit Jahrzehnten einmal wöchentlich Karten im Hummel. Doch gepflegt konversiert wird hier auch nicht: Kurze, knappe Worte – das muss reichen.

Erwins Leben ändert sich, als Kurt in den Ruhestand geht und mit seiner Frau Resi einen neuen Lebensabschnitt beginnen will. Das wäre an sich schon eine einschneidende Änderung in Erwins gleichförmiges Leben, denn nun fürchtet er den Schulbeginn noch mehr. Was soll er ohne Kurt?

Doch eine viel schwerwiegendere Änderung schneit ihm in Form der Trafikantin Elfriede an den Kaffeehaustisch.
Sie lässt sich von Erwins ruppigen Gehabe nicht abschrecken und setzt sich täglich an seinen Tisch. Zu Beginn ist die Konversation einseitig, doch scheint Erwin,die freche Person nicht aus dem Kopf zu gehen.

Meine Meinung:

Die Autorin hat hier eine wirklich nette Geschichte erzählt. Wie oft begegnen wir Menschen, die ruppig und grob erscheinen? Oft vermuten wir schlechtes Benehmen dahinter. Meistens haben wir weder die Zeit noch das Animo sich mit solchen Mitmenschen länger als nötig zu beschäftigen. Wenn man allerdings versucht, hinter die grobe Fassade zu blicken, kann sich ein verletzlicher und netter Mensch verstecken.
Wie singt schon Kurt Sowinetz in einem seiner Chanson? „Alle Menschen san ma zwider, ..“

Mir hat das Lokalkolorit des achten Wiener Gemeindebezirks (=Josefstadt) sehr gut gefallen. Der kleine Bezirk hat wenig Grünflächen, dafür mehr Kaffeehäuser und wirkt im Sommer besonders heißt. Die Verkehrsader Josefstädter Straße ist fast immer verstopft. Autos, Straßenbahn, Autobus und Radfahrer duellieren sich regelrecht um die Vorfahrt. Ja, genauso kenne ich die Josefstadt!

Ein besonderes Highlight ist natürlich das Café Hummel, in dem man seit längerer Zeit nun doch nicht mehr rauchen darf, aber umso mehr exzellente Speisen zu sich nehmen kann.

Sprachlich hat mir das Geplänkel zwischen Erwin und Elfriede sehr gut gefallen. Die Charaktere sind liebevoll gestaltet. Erwin und Elfriede, Kurt und Resi oder auch die Kellner Klaus und Peter sowie die alte Dame Josefine haben ihre Ecken und Kanten und sind in ihrer schrulligen Art liebenswert.

Fazit:

Ein gekonnter Blick mit Augenzwinkern auf eine echte Wiener Spezies: Den Grantscherm. Gerne gebe ich für dieses nette Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Eine aufwühlende Familiengeschichte

Roter Herbst in Chortitza
0

Mit dieser Familiengeschichte, die sie von 1919 bis in die 1970er Jahre erstreckt ist Tim Tichatzki ein aufwühlendes Debüt gelungen.

Er zeichnet den Weg zweier Jugendfreunde, Willi und Maxim, nach, die ...

Mit dieser Familiengeschichte, die sie von 1919 bis in die 1970er Jahre erstreckt ist Tim Tichatzki ein aufwühlendes Debüt gelungen.

Er zeichnet den Weg zweier Jugendfreunde, Willi und Maxim, nach, die sich weit auseinander entwickeln: Willi, ist Mitglied der mennonistischen Glaubensgemeinsachft, die der Gewalt abschwören und Maxim, der im nachrevolutionären Russland, zum gefürchteten Schlächter wird. Sie werden sich Jahrzehnte und viele Tote später in einem Arbeitslager wiederbegegnen.

Meine Meinung:

Obwohl als „Historischer Roman“ deklariert, steht gleich auf dem Cover „nach einer wahren Geschichte“. So weiß der Leser gleich, woran er ist. Worauf vermutlich die wenigsten gefasst sind, ist die Brutalität mit der das ehemalige Zarenreich in einen modernen (?) Staat umgewandelt werden soll. Zuerst Lenin, dann Stalin – die beiden wollen aus dem rückständigen Bauernstaat eine floriernde Industrienation machen, koste es was es wolle. In diesem Fall: Millionen von Menschenleben. Bauern, die zwangsweise in Kolchosen umgesiedelt werden und dort unter unmenschlichen Bedingungen und unfähigen, aber brutalen Aufsehern Getreide „erzeugen“ sollen. Familien werden auseinander gerissen, echte oder vemeintliche Regimegegner verhaftet, verschleppt und ermordet.

In diesen geschichtlichen Kontext spielt sich das Leben der Mennoniten der Ukraine, die lange als Kornkammer Russlands bezeichnet wurde, ab. Die Menschen sind willkürlichen Repressalien und Gewaltorgien ausgesetzt, die Ausübung der Religion wird wie überall in der Sowjetunion verboten.
Kaum keimt ein wenig Hoffnung auf, wie zum Bespiel der Einmarsch der Deutschen in Russland, wird diese sofort wieder zunichte gemacht. Zwar wird die Familie Bergen Richtung Westen bis Thüringen, evakuiert, das dann nach dem Zweiten Weltkrieg als russiche Zone nach der Teilung Deutschlands unter sowjetischen Einfluss steht. Dann gerät die Familie zwischen die Mühlsteine der Politik und wird als „Deutsche“ in ein Arbeitslager nach Sibirien verfrachtet. Erst in den 1970er gelingt es den Mitgliedern der Familie Bergen, die auch die Familie des Autors ist, die Ausreise nach Deutschland.

Ohne jegliches Pathos blickt Tim Tichatzki auf eine der dunkelsten und blutigen Jahrzehnte der Geschichte zurück. Mit bewegenden Worten und ohne Effekthascherei wird das Grauen, das Stalins Schergen verübt haben, dargstellt. Als historisch interessierte Leserin sind mir die Gräueltaten des Sowjetregimes in großen Zügen bekannt. In der detaillierten Darstellung habe ich sie jedoch noch nicht betrachtet. Lenin, Stalin, Blochin, Jeschow oder Beria sind für mich keine Unbekannten. Auch Fünf-Jahres-Pläne, die Säuberungen im „Großen Terror“ und die Millionen (Hunger)Toten durch völlige Fehlplanung und Verrohung der Machthaber sind mir geläufig.

Auf Grund der riesigen Zahl an Opfern ist es schwer, sich dem Einzelnen zu nähern. Dies gelingt mit diesem Roman in eindrucksvoller Weise. Die Personen sind authentisch dargestellt. Hin und wieder habe ich das Gefühl gehabt, den einen oder anderen „beuteln“ zu müssen, weil mir die friedvolle an Naivität grenzende Haltung der Gemeindemitglieder ein wenig zugesetzt hat. Doch dies ist natürlich dem Wissen von heute geschuldet. In der aktuellen Situation und in ihrem beinahe unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen, konnten die Mitglieder dieser mennonitsche Gemeinde nicht anders handeln.

Fazit:

Ein Buch, das eine noch viel zuwenig aufgearbeitete dunkle Phase der europäischen Geschichte behandelt. Allerdings ist das Buch nichts für zartbesaitete Gemüter. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Hexen - gibt's die wirklich?

Die Hexe von Norderney
0

Carsten Kummer, seines Zeichens Kriminalhauptkommissar in Bremen, wird von seiner Ex-Geliebten Gesa, nach langen Jahren des Schweigens um Hilfe gebeten. Ihre gemeinsame Tochter Merle wurde tot aufgefunden ...

Carsten Kummer, seines Zeichens Kriminalhauptkommissar in Bremen, wird von seiner Ex-Geliebten Gesa, nach langen Jahren des Schweigens um Hilfe gebeten. Ihre gemeinsame Tochter Merle wurde tot aufgefunden und Gesa glaubt nicht an einen Selbstmord. Kummer, der von der Existenz (s)einer Tochter bislang keine Ahnung hatte, reist nach Norderney, um Erkundigungen einzuholen. Blöderweise kann er sich der erotischen Ausstrahlung Gesas wieder nicht entziehen.

Der ermittelnde Beamte Gerd Rickmer glaubt nicht an Gesas Theorien bis eine weitere junge Frau ermordet aufgefunden wird. Henrieta ist rothaarig wie Gesa und Merle …

Nun ist, wie man so schön sagt, die Kacke am Dampfen, weil es auch die eine oder andere Unaufmerksamkeit während der Ermittlungen gibt. Dem Inselsheriff Ingo Ahlers gelingt es immer wieder die Recherchen zu sabotieren. Haben er oder sein Sohn Hauke mit den Morden zu tun?
Und was ist mit Marcel Kramer, dem sonderbaren Einsiedler und Archivar, der im verfallenen Leuchtturm wohnt?

Über diesen gegenwärtigen Toten schwebt, wie eine dunkle Wolke, die Lebensgeschichte von Dortje Freding, jener rothaarigen Frau, die als Hexe verurteilt, sich 1544 mit einem gewagten Sprung ins offene Meer, dem Feuertod auf dem Scheiterhaufen entzog.

Meine Meinung:

Der Prolog mit seiner historischen Handlung lässt auf einen komplexen Krimi/Thriller schließen. Die Leser werden hier nicht enttäuscht.

Christian Hardingshaus ist Meister (das passt gut zu den Hexen) der hintergründigen Spannungsliteratur. Nichts ist wie es scheint.

Die verzeifelte, unverstandene Mutter Gesa manipuliert genauso wie der psychopathisch wirkende Dorfsheriff Ingo Ahlers. Dazwischen scheinen Gerd Rickmer und sein Team leicht überfordert. Carsten Kummer, Merles Vater, ist emotional aufgeladen und sollte eigentlich gar nicht ermitteln, denn seine Alleingänge verschlimmern die verworrene Situation nur noch mehr. Doch Rickmer braucht jeden Mann und so steigt die Spannung von Seite zu Seite. Gekonnt führt uns der Autor in die Irre. Er legt heiße Spuren, die dann recht bald erkalten. Der Showdown hat es in sich.

Der schreibstil ist wie gewohnt flüssig und fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite.
Durch die genaue Beschreibung der Örtlichkeiten lässt sich die Insel beinahe ohne echte Ortskenntnis durchwandern. Ich konnte förmlich die Wellen rauschen hören und das Salz auf meinen Lippen spüren.

Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Besonders die Ermittler sind nicht fehlerlos. Sie wirken mitunter ein wenig überfordert, manchmal ist die Hierarchie nicht ganz klar und so kann sich Chemiker Thaddäus Bärlein ein wenig über Gebühr in Szene setzen. Fans von Christian Hardinghaus kennen Bärlein bereits aus „Schlemihls Schatten“. Dort hat er mit seinem aufdringlichen Körpergeruch für Atemlosigkeit gesorgt, hier geht er den Leuten mit seinem überbordenden Deodorantverbrauch auf die Nerven. Ob es im nächsten Fall gelingt, Bärleins olfaktorische Beleidigungen für seine Umgebung, in Zaum zu halten?

Ja, es wird einen bzw. hoffentlich mehrere neue Fälle geben, denn die Figur Carsten Kummer ist als Serienheld ausgelegt. Naja, vielleicht nicht als „Held“ im herkömmlichen Sinn, aber als Ermittler, der sein Schicksalpäckchen mit Bravour schleppt.

Fazit:

Ein fesselnder Serienauftakt, dem ich sehr gerne 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung gebe.