Auf ihre unvergleichlich harmonische und wundervoll melodiöse Weise hat Lian Hearn auch den zweiten Band ihres Shikanoko Epos verfasst. Da liegt eine Poesie in den Zeilen über Fabelwesen, Mystik und das Ehrgefühl Asiens, einfach nur schön.
Zugegeben, es gibt ein paar kitschige Stellen, und die Brutalität einiger Szenen ist auch nicht zu verachten, aber egal wie blutig es auch wird – die Autorin bleibt auf ihrem feinfühligen Niveau.
Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa zwölf Jahren und zeigt den Kampf um den kaiserlichen Thron auf fast schon anmutige Weise. Intrigen werden gesponnen, Rachepläne geschmiedet, Geister besänftigt oder aufgebracht und um die Macht gerungen wie, wenn es nichts Wichtigeres gäbe. Alles präsentiert in einem abgerundeten Schreibstil, der in eine Welt entführt, die voller Mythen, Legenden- und bedeutungsvoller Zeichen steckt.
Shikanoko kämpft auf seine Art, um das Gleichgewicht der Macht wiederherzustellen, und den wahren Kaiser auf den Thron zu bringen. Dass dabei nicht alles läuft wie gewünscht und er sich mit Mächten konfrontiert sieht, die außerhalb seiner Vorstellungskraft liegen, das wird nach und nach deutlich. Aber auch, wie er sich damit zu arrangieren versteht und wie er mehr und mehr anfängt zu begreifen, was das Schicksal von ihm will.
Ein wunderbar gelungener Abschluss, der zudem noch einen sehr gelungenen Übergang zur Otori Saga bildet. Und damit den Erzählkreis schließt. Dennoch kann man die Saga und dieses Epos gut unabhängig voneinander lesen.