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Veröffentlicht am 28.03.2018

„Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu“

Ab 50 ist man alt … genug, um zu wissen, was man will und kann
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Der Autor spricht Klartext, und er spricht mir aus der Seele! Wenn man sich heute so manche Stellenanzeige anschaut, da ist meist die Rede von einem jungen Team. Gesucht werden Mitarbeiter, die möglichst ...

Der Autor spricht Klartext, und er spricht mir aus der Seele! Wenn man sich heute so manche Stellenanzeige anschaut, da ist meist die Rede von einem jungen Team. Gesucht werden Mitarbeiter, die möglichst die 25 noch nicht überschritten haben, dabei aber am besten schon zwanzig Jahre Berufserfahrung aufweisen sollten, ein absolutes Unding! Schon immer habe ich mich gefragt, wieso meist nur die Begriffe „jung“ und „dynamisch“ zusammen verwendet werden. Wer sagt, dass ältere Menschen nicht auch dynamisch sein können?
Helmut Muthers zeigt in seinem Buch interessante Zusammenhänge auf. Er macht klar, dass viele Firmen ihre Produktwerbung nur auf junges Publikum ausrichten. Die Generation 50+ wird oft einfach nicht berücksichtigt, dabei ist sie die kaufkräftigste. Vieles, was er anspricht, ist mir selber schon negativ aufgefallen. Ich gehöre selber zur Generation 50+ und weiß, wovon ich rede. Geht es beispielsweise um den Umgang mit diversen Medien, Computer, Smartphone etc., so kann ich durchaus mit jüngeren Menschen mithalten. Nur weil ich schon ein paar graue Strähnen im Haar habe, muss man mit mir nicht langsamer reden, denn ich kann noch ganz gut folgen. Das Wissen um moderne Technik hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern setzt ein gewisses Interesse voraus. Dieses kann auch bei Älteren vorhanden sein, andererseits aber so manchem jungen Menschen abgehen. Ich weiß, dass es viele Menschen meiner Altersgruppe gibt, die der Digitalisierung und den modernen Medien skeptisch gegenüber stehen und sich gar nicht damit befassen möchten, aber es gibt auch die anderen, die sich sehr wohl für den Fortschritt und aktuelle Technik interessieren und für sich nutzen. Helmut Muthers führt viele Beispiele an, die zeigen, dass die heutigen Fünfzigjährigen mit den Fünfzigern vor hundert Jahren kaum etwas gemein haben. Steigende Lebenserwartung und modernes Wissen über gesunde Lebensweise führen dazu, dass man mit 60 noch nicht zu den Greisen gehört, wie das beispielsweise im Mittelalter der Fall war. An der Bevölkerungsstruktur hat sich viel geändert, wie der Autor ganz klar erklärt. Aber für die Zukunft ist es notwendig, dass diese Erkenntnisse auch in den Köpfen der Gesellschaft ankommen.
Das Buch ist sachlich und doch kurzweilig geschrieben. Die kurzen Kapitel beginnen alle mit einem Zitat und enden mit einigen leeren Zeilen, die Platz für eigene Notizen bieten.
Interessante Denkanstöße gibt beispielsweise ein Interview des Autors mit seinem Sohn, das die Sichtweise der Generationen verdeutlicht und in dem die Unterschiede und Gemeinsamkeiten klar werden. Was der Autor schreibt, ist nämlich durchaus nicht einseitig. Vorurteile und falsche Einstellungen gibt es in jeder Altersgruppe. Aber langfristig bringt es der Gesellschaft nur etwas, wenn wir aufeinander zugehen, wenn sich die Generationen gegenseitig Verständnis entgegenbringen und voneinander lernen.
Ein aufschlussreiches Buch, das wichtige Erkenntnisse und gute Ideen bietet.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Ein tolles Set zur Ostergeschichte

Erzähltheater: Die Ostergeschichte
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Dieses Set besteht aus einem aufstellbaren Rahmen, zwölf großen, stabilen Bildkarten und drei Karten mit ergänzenden Texten zu den Bildern.
Auf den zwölf Bildern, die im Format etwas größer sind als DIN ...

Dieses Set besteht aus einem aufstellbaren Rahmen, zwölf großen, stabilen Bildkarten und drei Karten mit ergänzenden Texten zu den Bildern.
Auf den zwölf Bildern, die im Format etwas größer sind als DIN A 4, erfahren die Kinder die Stationen der Leidensgeschichte Jesu. Das erste Bild zeigt beispielsweise, wie Jesus seine Jünger fand. Markante Ereignisse, wie Jesus' Einzug in Jerusalem, wie Jesus von Judas verraten wurde, das gemeinsame letzte Abendmahl bis hin zu Jesus' Festnahme, Verurteilung, Tod und Auferstehung, das alles wird in kurzen, prägnanten Texten erklärt. Ergänzend werden zu jeden Bild kleine Aufgaben oder Fragen angeboten, mit deren Hilfe die vorlesende Person den Kindern Impulse geben kann, sich noch eingehender mit dem Gezeigten zu beschäftigen. Anhand der Bilder und der Erklärungen können sich interessante und intensive Gespräche mit den Kindern ergeben.

Autorin und Illustratorin haben hier perfekt zusammengearbeitet. Die Bilder sind klar und ausdrucksvoll gezeichnet, die Texte gut verständlich. Soviel ich weiß, gibt es diese Ausgabe der Ostergeschichte auch in gebundener Buchform. Die hier vorliegende Form gefällt mir jedoch besser, denn sie bietet viel mehr Möglichkeiten.
Die Mappe dient einerseits zur Aufbewahrung der Bild- und Textkarten, lässt sich aber auch aufstellen und bietet so einen Rahmen für das Erzähltheater.
Das Prinzip ist hier ähnlich wie bei einem Kamishibai, also einem Bilderschaukasten. Benötigt man sonst einen Schaukasten und muss sich die Bilder dafür separat besorgen, so hat man hier alles in einem, so dass das Erzähltheater sofort einsatzbereit ist.
Ich finde das eine tolle Idee. Zum Verschließen der Mappe ist ein Gummiband angebracht, so dass beim Transport nichts verloren geht.

Ein richtig schönes Set, das sicher nicht nur für Erzieher im Kindergarten oder Hort interessant ist, sondern immer da eingesetzt werden kann, wo mehrere Kinder in der Osterzeit zusammen kommen, beispielsweise im Kindergottesdienst, bei einer österlichen Ferienfreizeit oder auch in einem privaten Erzählkreis.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Gesunde und leckere Rezepte für Körper, Geist und Seele

Kopfküche. Das Anti-Alzheimer-Kochbuch
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Der Untertitel „50 unvergessliche Rezepte gegen Alzheimer und Co“ ist doppelsinnig und wunderbar passend, und er hat mich neugierig gemacht!
Das ca. 200 Seiten starke Buch bietet in der ersten Hälfte ...

Der Untertitel „50 unvergessliche Rezepte gegen Alzheimer und Co“ ist doppelsinnig und wunderbar passend, und er hat mich neugierig gemacht!
Das ca. 200 Seiten starke Buch bietet in der ersten Hälfte umfassende Informationen zum Thema Alzheimer, Demenz & Co, in der zweiten Hälfte schließt sich ein umfangreicher Rezeptteil an.
Auf den vorderen 83 Seiten behandelt der Autor diverse Themen rund um die genannten Krankheiten. Das reicht von deren Entstehung bis hin zu Vorbeugungsmaßnahmen, auch wird der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheitszustand allgemein beleuchtet.
In einem sehr persönlichen Vorwort erzählt Dr. Michael Nehls, wie er zu diesem Thema überhaupt kam. Man merkt schnell, dass der Autor weiß, wovon er schreibt und dass er hier nicht nur ein theoretisches Werk verfasst hat, sondern dass er selbst auch die praktische Umsetzung vorlebt.
Das Buch liest sich leicht und kurzweilig, denn der Autor wendet sich damit nicht rein an Fachleute, sondern er spricht jeden an. Da geht es um die bedeutende Rolle und das Wachstum des Hippocampus, einem Teil des Gehirns, das bei Gedächtnisfunktionen und Erinnerung eine wichtige Rolle spielt. Der Autor berichtet von gesunden und von ungesunden Fettsäuren. Er spricht die Bedeutung der Vitalstoffe bei der täglichen Ernährung an, und er geht auf viele Fakten zum aktuellsten Wissensstand rund um gesunde Ernährung ein. Unter anderem geht es hier auch um das äußerst interessante Thema Intervallfasten, ein Trend, der meines Erachtens Zukunft hat, da das Konzept vernünftig ist und bei vielen Problemen bezüglich der menschlichen Befindlichkeit Hilfe bietet. Da ich diese Ernährungsform seit Anfang des Jahres praktiziere und mich sehr wohl damit fühle, fand ich die Erläuterungen hierzu besonders spannend.
Ich habe die Ausführungen des Autors mit großem Interesse gelesen, denn es ist nicht nur wichtig, was er schreibt, sondern es ist auch sehr angenehm, wie er schreibt! Man hat das Gefühl, Dr. Nehls spricht einen persönlich an.

Die anschließenden Rezepte sind übersichtlich gestaltet und alle mit sehr schönen und einladenden Fotos ergänzt. Bei jedem Gericht gibt es auch einen kleinen Steckbrief zu einem wichtigen verwendeten Nahrungsmittel. Ganz nebenbei erfährt man jede Menge über die guten Eigenschaften von Avocado bis Zimt. Es ist spannend zu lesen, was verschiedene Gemüse, Obstsorten, Tees oder Gewürze für unsere Gesundheit tun können. Ich habe inzwischen schon einige der Rezepte ausprobiert und war begeistert. Nicht nur die Zubereitung ist meist recht unkompliziert, sondern die Gerichte schmecken auch sehr lecker. Besonders erwähnen möchte ich auch die relativ kurzen und übersichtlichen Zutatenlisten. Für diese Rezepte muss man nicht auf eine endlose Suche nach exotischen Zutaten gehen, sondern hier geht es darum, möglichst frische und möglichst wenig verarbeitete Zutaten zu einer unkomplizierten und wohlschmeckenden Mahlzeit zu kombinieren, die auch der Gesundheit zuträglich ist.
Selbst wenn man skeptisch ist, ob die gezeigten Rezepte wirklich gut fürs Gehirn sind und dem Gedächtnis langfristig nutzen können, so empfiehlt es sich doch, die vielen Rezepte aus hochwertigen Zutaten einmal auszuprobieren, denn was der Autor hier zeigt, ist nicht nur „Kopfküche“, sondern auf jeden Fall auch „Genussküche“,und ganz sicher profitiert nicht nur der Kopf, sondern der ganze Körper von diesen leckeren und gesunden Gerichten. Ich habe viele der schönen und leckeren Rezepte inzwischen schon fest in meinen Speiseplan integriert.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Das Mündel

Das Haus der grauen Mönche
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„Das Mündel“ ist der erste Teil einer Mittelaltersaga in drei Bänden. Die Geschichte spielt Ende des 15. Jahrhunderts in Hattingen und Umgebung. Habgier und falsche Besitzansprüche kosten dem Bauern Linhardt ...

„Das Mündel“ ist der erste Teil einer Mittelaltersaga in drei Bänden. Die Geschichte spielt Ende des 15. Jahrhunderts in Hattingen und Umgebung. Habgier und falsche Besitzansprüche kosten dem Bauern Linhardt von Linden und seiner Frau Ursell das Leben. Zurück bleibt der neugeborene Sohn des Ehepaars. Bruder Bernardo aus dem „Haus der grauen Mönche“ nimmt sich des kleinen Jorge an, und obwohl selbst unter seinen Glaubensbrüdern Uneinigkeit herrscht, was das Schicksal des Waisenjungen angeht, wächst Jorge zunächst bei Pflegeeltern und später unter Bernardos Obhut auf. Aber viele der Hattinger Bürger wollen die Bettelmönche lieber heute als morgen aus der Stadt vertreiben und Jorge gleich mit. Ist es ihnen doch ein Dorn im Auge, dass ein Junge aus einfachen Verhältnissen und Waisenkind dazu bei den Mönchen Unterricht erhält. Eine derartige Bildung steht ihm nicht zu, darin sind sich die Bürger einig.
Auch Jorges Freundschaften zu der Patriziertochter Marlein van Enghusen und dem jüdischen Jungen Aron werden nicht gerne gesehen. Jorge hat es schwer im Leben und muss um jegliche Anerkennung kämpfen. Neben aller Unbill, die der Junge im täglichen Leben erfährt, ist da immer auch noch sein Wunsch nach Gerechtigkeit im Hinterkopf, denn er möchte eines Tages den Tod seiner Eltern rächen.

In diesem ersten Band der Mittelaltersaga erfährt man in der Hauptsache, wie Jorge bei den Mönchen aufwächst und welche Erlebnisse er dabei hat. Daneben gibt es aber im näheren und weiteren Umfeld von Hattingen jede Menge an Lügen, Ungerechtigkeiten, Intrigen und Verbrechen, die in ihrer Raffinesse ganz sicher nicht hinter kriminalistischen Dramen der Gegenwart zurückstehen. Leben und Geschehen im Spätmittelalter in und um Hattingen werden hier sehr lebendig und glaubhaft geschildert, und alle Ausführungen wirken hervorragend recherchiert.
Die Liste der Charaktere, die im Buch in Erscheinung treten, ist recht umfangreich, so dass ich für die Personenaufstellung am Anfang des Buches dankbar war, denn so fiel mir der Überblick leichter.
Mit Jorge hat der Roman einen sehr sympathischen Helden, den man einfach gern haben muss, nicht nur aus Mitleid, sondern weil er das Herz auf dem rechten Fleck hat. Man nimmt Anteil an seinem Schicksal, und man leidet mit ihm. Dass der Schluss dieses ersten Bandes offen ist und viele Fragen ungeklärt lässt bzw. noch neue Fragen aufwirft, ist klar, denn Jorges Geschichte geht ja weiter. Erst einmal muss man den Jungen schweren Herzens ins Ungewisse entlassen. Aber Band 2 „Freund und Feind“ ist vor wenigen Wochen erschienen, so dass man sich nicht auf eine lange Wartezeit einlassen muss, um zu erfahren, welche Abenteuer und Erlebnisse die Saga weiterhin bereit hält.

Veröffentlicht am 19.03.2018

Im Schatten der goldenen Akazie

Im Schatten der goldenen Akazie
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Australien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Nachdem die Schwestern Catherine und Victoria Wagner ihre Mutter durch einen tragischen Unfall verloren und sich ihr Vater in seiner Trauer verschließt, haben ...

Australien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Nachdem die Schwestern Catherine und Victoria Wagner ihre Mutter durch einen tragischen Unfall verloren und sich ihr Vater in seiner Trauer verschließt, haben sie nur noch einander. Als der Opalschürfer Luke als Zuckerrohrschneider nach Amber's Joy kommt und eine Liebelei mit Catherine beginnt, erleben beide Schwestern eine schmerzvolle Enttäuschung, und ihre Wege trennen sich. Es vergehen viele Jahre, und es muss viel geschehen, damit Catherine und Victoria wieder zueinander finden.

Hannover, etwa hundert Jahre später: Auch hier geht es um zwei Schwestern. Franziska und Alina Lindhoff haben früh ihre Eltern verloren, und Franziska, die ältere, musste bereits in jungen Jahren Verantwortung für ihre jüngere Schwester übernehmen. Nach einer schweren Enttäuschung, die das Verhältnis der Geschwister stark belastet, beschließt Franziska kurzfristig, nach Australien zu reisen. Einen alten Brief ihrer Großtante Ella, die sie Jahre zuvor eingeladen hatte, hat sie im Gepäck und besucht die ältere Dame. Ella ist auf der Suche nach den eigenen Wurzeln, und Franziska hilft ihr dabei. Während ihrer Recherchen zu Ellas und damit auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, entdeckt sie so mancherlei Geheimnisse und auch Tragödien. Die gemeinsame Suche stärkt das Band zwischen Ella und ihrer Großnichte, aber dann scheinen ihre Pläne kurz vor dem Ziel zu scheitern. Wird es Franziska gelingen, auch das letzte Familiengeheimnis zu lüften?

In dieser faszinierenden Familiengeschichte geht es immer wieder um das Verhältnis zweier Schwestern. Sind es im 19. Jahrhundert Catherine und Victoria, so scheint sich das Schicksal auch in der Gegenwart zu wiederholen, denn zwischen Franziska und Alina herrschen ebenfalls negative Gefühle und Spannungen. Wie sich herausstellt, hatte auch Großtante Ella eine Schwester, und auch da war das Verhältnis nicht zum Besten, sondern von Enttäuschungen geprägt. Auf zwei Zeitebenen erlebt man die Entwicklung mit, wie es zum jeweiligen Bruch zwischen den Schwestern kam und auch, wie sie sich langsam wieder aufeinander zu entwickeln. Beide Erzählstränge haben mich fasziniert. In der Handlung, die im 19. Jahrhundert spielt, erfährt man viel über die Zuckerrohrplantage der Wagners, die damals als Einwanderer nach Australien kamen. Es ist kein leichtes Leben, das sie führen, sondern es ist arbeits- und entbehrungsreich. Der Tod von Amber Wagner hinterlässt eine Lücke, die sich nicht schließen lässt. Er reißt eine Kluft zwischen die Schwestern und ihren Vater, der sich gehen lässt und auf dem besten Weg ist, die Plantage und damit den Lebensunterhalt für seine Familie zu verlieren.

In der Gegenwart muss Franziska wieder lernen, anderen Menschen zu vertrauen. Nach allem, was sie gerade erst erlebt hat, fällt ihr das nicht leicht. Ihre Recherchen, gemeinsam mit ihrer Großtante, zur Familiengeschichte führt sie ebenfalls nach Amber's Joy. Nach und nach findet sie zu sich selbst, und es gelingt ihr, zu vertrauen und zu vergeben.

Die verschiedenen Charaktere sind auf beiden Zeitebenen detailliert ausgearbeitet, und man kann die Gefühle der Protagonisten nachvollziehen. Besonders Franziska, ihre Handlungen und Reaktionen, konnte ich sehr gut verstehen. In der Vergangenheit wie in der Gegenwart begegnet man auch Aborigines, und immer hatte ich das Gefühl, dass diese Menschen mehr sehen und anderen tief in die Seele schauen können. Sie, die rücksichtslos aus ihrer Heimat vertrieben wurden und bei den meisten weißen Einwanderern ein geringes Ansehen genießen, verfügen über eine anrührende Herzlichkeit und einen bewundernswerten Weitblick.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Tatsache, dass es in dem Handlungsstrang der Gegenwart eine sehr eigenwillige Katze gibt. Diese starken Katzencharaktere sind ein Markenzeichen der Autorin und für mich aus ihren Romanen nicht wegzudenken. Aber in diesem Buch gibt es eine Besonderheit, denn im Erzählstrang zur Vergangenheit bekommen Christiane Linds Katzen eine starke Konkurrenz in Form eines Hundes. Es ist ein Blue Heeler mit Namen Cookie, der treue Begleiter von Victoria, der einen ganz besonderen Charme hat. Obwohl ich eigentlich eher ein „Katzenmensch“ bin, habe ich den kleinen tapferen Kerl sofort in mein Herz geschlossen.


Zwischenmenschliche Emotionen kommen in der gesamten Handlung sehr ausdrucksstark zur Geltung. Mich hat dieser Roman von Anfang bis Ende gefesselt, und das Schicksal der Frauen in beiden Jahrhunderten hat mich tief berührt. Die bewegende Handlung, eingebettet in wundervolle Landschaftsbeschreibungen, hat mich nachhaltig beschäftigt. Es ist wunderschön, wie Christiane Lind alles zu einem Abschluss bringt, der zufrieden macht und rund ist.