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Veröffentlicht am 28.03.2018

Schön gestalteter Andachtsband zur Schöpfung

Psalmen der Schöpfung
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Gott spricht durch die Natur zu uns, ist sich Francine Rivers sicher. In ihrem Buch „Psalmen der Schöpfung“ hat sie 52 Andachten gesammelt, eine für jede Woche im Jahr.

Es sind gelungene Andachten. Denn ...

Gott spricht durch die Natur zu uns, ist sich Francine Rivers sicher. In ihrem Buch „Psalmen der Schöpfung“ hat sie 52 Andachten gesammelt, eine für jede Woche im Jahr.

Es sind gelungene Andachten. Denn Francine Rivers hat – zusammen mit Karin Stock Buursma – interessante Beobachtungen aus der Pflanzen- und Tierwelt gesammelt und verbunden mit dem Glaubensleben. Der Specht lädt mich dazu ein, darüber nachzudenken, wo die Ängste hartnäckig an das eigene Herz klopfen. Das Herausstrecken des Schildkröten-Kopfes soll mich anregen, auch mal etwas zu wagen. Der Rotschwanzbussard lässt daran denken, dass wir dankbar sein sollen.

Die kleinen Geschichten, die Francine Rivers erzählt, führen manchmal direkt, und manchmal über Umwege zu einer Erkenntnis Zudem kann man noch etwas über die Natur lernen – über Apfelsorten zum Beispiel, die Geschichte der Kartoffel oder die Farbe der Flamingos. Diesen Beobachtungen folgen Anregungen zum Nach- und Weiterdenken, die angenehm weit gefasst sind. Durch die weitreichenden Impulse, die hier gegeben werden, ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich mehr als einen Tag mit dem Thema einer Andacht zu beschäftigen.

Jeder der Andachten ist mit absolut faszinierenden Bildern illustriert. Detailfotos von Tieren, Makro-Aufnahmen von Blüten – die „Psalmen der Schöpfung“ zeigen die Schöpfung von ihrer schönsten Seite ebenso wie die stimmungsvollen Landschaftsbilder.

Dass die Andachten nicht thematisch gegliedert sind, empfand ich als wohltuend – so wirken sie nicht wiederholend, wenn man sie nach und nach übt. An einzelnen Stellen scheint die eher konservative Einstellung der Autorin durch – wenn sie sich für den treu(doofen) Hund ausspricht, der den Gläubigen repräsentiert, und nicht für die – frei lebende – Katze. Auch der dualistische Kampf des Bösen gegen das Gute scheint an einzelnen Stellen als Glaubensüberzeugung durch.

Insgesamt aber ist das Buch wenig konfessionell geprägt, sondern lädt in großer Offenheit und Weite mit überraschenden Geschichten ein, sich Gedanken über den Glauben zu machen.

Veröffentlicht am 09.05.2024

Wo geht das Licht hin...

Wo geht das Licht hin, wenn der Tag vergangen ist
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Nadine Olonetzky hat sich in ihrem Roman „Wo geht das Licht hin, wenn der Tag vergangen ist“ mit ihrer Familiengeschichte beschäftigt. Ihr Großvater Moritz kam in einem Konzentrationslager ums Leben, ihrem ...

Nadine Olonetzky hat sich in ihrem Roman „Wo geht das Licht hin, wenn der Tag vergangen ist“ mit ihrer Familiengeschichte beschäftigt. Ihr Großvater Moritz kam in einem Konzentrationslager ums Leben, ihrem Vater Emil gelang 1943 die Flucht in die Schweiz.

Eigentlich wäre das schon Stoff genug für einen Roman. Aber ihr Vater hat Nadine Olonetzky nur einmal, auf einer Parkbank, seine Geschichte erzählt. Kaum genug, um einen Roman zu füllen. Doch als sie im Jahr 2020 auf Unterlagen der Anträge zur Entschädigung stieß, begann Nadine Olonetzky die Geschichte ihres Großvaters und ihres Vaters zu rekonstruieren und besuchte auch die Orte ihrer Vergangenheit.

So ist „Wo geht das Licht hin, wenn der Tag vergangen ist“ letztlich auch ein Bericht über die Detektivarbeit, aus rund 2500 Seiten an Dokumenten eine Lebensgeschichte zu rekonstruieren. Freilich bleiben viele Lücken, Unklarheiten und Ungenauigkeiten, auch Widersprüche.

Von der Gestapo verhaftet, wurde ihr Großvater Moritz am 26.4.1942 von Stuttgart nach Izbica deportiert, ein Konzentrationslager oder „Transitghetto“ bei Lublin, 300 Kilometer entfernt von Treblinka. Dort kam er vermutlich im gleichen Jahr zu Tode. Ihrem Vater Emil gelang jedoch 1943 auf abenteuerliche Weise mit gefälschten Papieren die Flucht in die Schweiz.

Zur Fluchtgeschichte kommt immer wieder die Auseinandersetzung mit dem Vater. Der Vater, der alles fotografierte, festhalten wollte. Der allen seinen Ehefrauen untreu war. Der häufig Wutausbrüche hatte. Der fünf Jahr lang nicht mehr mit seiner Tochter redete, sagte sie sei für ihn gestorben.

Und: Der Vater, der sich taufen ließ. Die Tochter wusste nichts davon:

Wie bitte? Mein Vater ließ sich taufen? Das erfahre ich erst jetzt aus den Dokumenten.

Dies gehört zu den Lücken, die bleiben. Warum er vom Judentum zum Christentum konvertierte und vor allem: warum er das seiner Familie nie erzählte, darauf hat Nadine Olonetzky keine Antwort.

Die Familiengeschichte ist das eine, das die Autorin erzählt. Das andere ist die Geschichte des 20 Jahre andauernden Kampfs um Wiedergutmachung. Ein Stück Nachkriegsgeschichte. Ausführlichst zitiert Nadine Olonetzky aus der Korrespondenz zwischen ihrem Vater bzw. dessen Rechtsanwälten und dem Landesamt für Wiedergutmachung.

„Schaden an wirtschaftlichem Fortkommen“, „Ausbildungsschaden“, „Schaden an Freiheit“, „Schaden im beruflichen Fortkommen“: So klingt Verfolgung im Juristendeutsch. 24 Jahre lang führte Emil Olonetzky den Schriftverkehr für Wiedergutmachung für sich und seinen Vater. Da ist seine Tochter Nadine stolz, stolz und verwundert. Auch das, dass er für Entschädigung so lange kämpfte, wusste seine Tochter nicht. Erst 2020 hat sie die Unterlagen entdeckt – der Anlass, sich intensiv mit der Vergangenheit zu beschäftigen. 17000 Deutsche Mark bekam Emil Olonetzky schließlich als Entschädigung, natürlich unterteilt in die unterschiedlichen „Schadenskategorien“. 3816 Mark. Für die Anwälte, vermutet die Tochter, habe der Vater ein Mehrfaches ausgegeben. Rückblickend urteilt sie:

Dass mein Vater so sehr für das bisschen Entschädigung kämpfen musste, zerreißt mir heute das Herz. Dass er einfach nicht aufhören konnte, wie unglaublich stark war das. Wie verbissen und wie demütigend auch.

Insgesamt hat Nadine Olonetzky aber etwas zu viel in ihr Buch hineingepackt. Aktuelle Bezüge zum Ukraine-Krieg liegen zwar nah, führen aber doch eher vom Eigentlichen Weg. Die eingerückten Teile über den Garten wirken sehr befremdlich – auch wenn am Anfang des Buches darauf hingewiesen ist, dass „die tröstende Kraft eines Gartens im Jahreslauf“ für alle da sei, die die Geschichte lesen. Für Pausen beim Lesen braucht es keinen beschriebenen Garten.

Auch wenn die Autorin ins Poetische übergeht, schießt sie sprachlich über das Ziel hinaus, wenn zum Beispiel von der Erinnerung als Skelette, die in der Erde stehen, geschrieben ist. Oder wenn sie sich zu Aufzählungen hinreißen lässt.

So schreibt sie über das verkohlte Holz der Stuttgarter Synagoge:

Wie viele Schwarz gibt es? Schwarz wie Trauerkleidung, wie die Rabenkrähen, die im Garten landen. Schwarz wie das Fell meiner Lieblingskatze. Schwarz wie die Dunkelkammer, bevor das rote Licht aufflammt. Schwarz wie das Schwarze Meer? Schwarz wie Pech. Schwarz wie schwarzer Humor.

Andere, wiederkehrende Motive überzeugen dagegen, wie etwa die Parkbank, auf der der Vater der 15-jährigen Nadine seine Geschichte erzählte. Oder der Verweis auf Zlatek die Ziege.

Fazit: Gerade weil man über die Entschädigungs-Prozedur so wenig weiß, ist das Buch so spannend, wenn auch die behördlichen Briefwechsel sehr ernüchternd sind.

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Veröffentlicht am 08.02.2024

"Die große Vermissung": ein Buch über Trauer und Verlust für Kinder (und Jugendliche)

Himmelwärts
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Mit „Himmelwärts“ hat Karen Köhler ein ungewöhnliches Kinderbuch geschrieben. Nicht nur, dass die Kapitel rückwärts gezählt werden. Es ist auch ein Kinderbuch, das sich mit dem Thema Tod beschäftigt.

Denn ...

Mit „Himmelwärts“ hat Karen Köhler ein ungewöhnliches Kinderbuch geschrieben. Nicht nur, dass die Kapitel rückwärts gezählt werden. Es ist auch ein Kinderbuch, das sich mit dem Thema Tod beschäftigt.

Denn Tonis Mutter ist tot. Und Toni hat die große „Vermissung“. Mit ihrem Vater lebt sie nun allein und macht sich viele Gedanken über ihre Mutter, wo sie nun ist, was der Himmel überhaupt ist.

Toni ist sich sicher:

Der Tod ist größer als das Universum. Der Tod ist das Summen zwischen den Atomen. Wenn du ihn einmal gehört hast, dann hörst du ihn immer. Wenn du ihn einmal gehört hast, dann weißt du auch, dass sein Atem klingt wie eine röchelnde Kaffeekanne.

Das sind ungewöhnliche Worte über den Tod. Karen Köhler gelingt es, in bildhafter Sprache immer wieder sehr anschaulich Gefühle deutlich werden zu lassen.

Auch bei der Frage, was nach dem Tod kommt:

Mir echt egal, aber keinen Scheißengel. Wie kann Mama jetzt ein Engel sein? Hat sie Flügel? Wohnt sie etwa auf so einer blöden Wolke? Trinkt sie jetzt mit der bescheuerten Frau Holle eine Rhabarberschorle oder ein Tässchen Tee und quatscht übers Deckenausschütteln, oder was?

Allzu einfache Vorstellungen vom Leben nach dem Tod werden dem Reich der Märchen zugeschrieben. Toni ist schließlich schon in der vierte Klasse der Grundschule und kein kleines Kind mehr.

Mit ihrer besten Freundin YumYum darf Toni in einem Zelt im Garten übernachten. Und klar sprechen die beiden über Tonis Trauer und ihre tote Mutter. Aber YumYum ist ein neunmalkluges Kind und so weiß sie auch so einiges über den Weltraum und den Energieerhaltungssatz. Auch wenn man Dinge vermisst: sie können nicht verloren gehen, da ist sich YumYum sicher.

Mit YumYum schafft es Toni tatsächlich, mit einem selbstgebauten „kosmischen Radio“ eine Verbindung zu einer echten Astronautin im All herzustellen.

Das ist eine wichtige Sache, denn Toni will wissen, was der Himmel ist und nun kann sie Zanna, die Astronautin, danach fragen. Die erzählt viel vom Leben einer Astronautin und auch davon, was ihre große „Vermissung“ ist, was sie also alles – neben der Schwerkraft – im All vermisst. Und Toni erinnert sich einmal mehr daran, was sie alles an ihrer Mutter vermisst. Dass die beiden Mädchen mit dem Radio eigentlich Kontakt zu Tonis Mutter herstellen wollten, ist bald vergessen.

Neben den Gesprächen zwischen den beiden Mädchen und der Astronautin sind in „Himmelwärts“ immer wieder Auszüge aus Tonis Notizbuch abgedruckt – eine Sammlung an Erinnerungen an ihre Mutter. Zudem hat Toni eine Sammlung von Gegenständen in Gläsern, die sie an ihre Mutter erinnern.

So stehen die Erinnerungen im Zentrum des Buchs. Durch das Gespräch zwischen den beiden Mädchen wirkt die Art, wie Toni über den Verlust der Mutter redet, sehr echt und oft auch sehr direkt. Hinzu kommen Begriffe, die wohl nur Zehnjährige kennen: Onesie, Totoro usw.

Am Anfang ist es vielleicht etwas schwer, in den Schreibstil des Buches hineinzufinden. Man befindet sich sofort in der Gedankenwelt von Toni – und muss mit ihrem Wortschatz klarkommen und mit ihren Bildern. Die Zeit wird da als riesige Lakritz-Schnecke beschrieben, als „eine Katze im Schnee oder eine Katze mit Gurke„. Oder doch eine Rakete? Eine Diva mit Stöckelschuhen? Das Finden von Bildern macht Toni ein Riesenspaß.

Doch bald ist klar, was passiert ist, wie es Toni geht und dann liest sich das Buch mit all den Gedanken, die sich Toni macht, bald wie von selbst. Hinzu kommen noch die wunderbaren Illustrationen von Bea Davies.

Die Frage, was nach dem Tod passiert, ist in „Himmelwärts“ nicht zentral. Es geht vielmehr darum, wie man die Erinnerung an jemanden wachhält. Am schönsten wird dies am Schluss deutlich: die beiden erfinden neue Sternbilder. Mit dabei: der hellste Stern, der „Mama-Stern“ – und natürlich noch eine Sternschnuppe…

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Essayistische Suche nach der Heiterkeit

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
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Axel Hacke ist kein heiterer Mensch – obwohl er viele erheiternde Texte schreibt. Aber er wäre es gerne. „Ich möchte ein heiterer Mensch sein“, sagt Axel Hacke von sich selbst. Deshalb hat er sich mit ...

Axel Hacke ist kein heiterer Mensch – obwohl er viele erheiternde Texte schreibt. Aber er wäre es gerne. „Ich möchte ein heiterer Mensch sein“, sagt Axel Hacke von sich selbst. Deshalb hat er sich mit der Frage beschäftigt, was Heiterkeit ist und wie man sie lernen kann. Herausgekommen ist Hackes neues Buch: „Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte„.

Axel Hacke nähert sich in seinem Buch der Heiterkeit essayistisch. Er umkreist den Begriff immer wieder mit literarischen Bezügen, philosophischen Aussagen und eigenen Überlegungen. So fällt es am Ende gar nicht leicht, zu sagen, zu welchen Schlüssen Hacke gekommen ist.

Als mögliche Synonyme zu Heiterkeit nennt Hacke Lebensfreude, Selbstvergessenheit und Gelassenheit. Überhaupt sieht er in Heiterkeit eher eine Lebenseinstellung als nur eine vorübergehende Stimmung. Und ja, Hacke glaubt daran, dass Heiterkeit erlernt werden kann. Als großen Lehrmeister der Heiterkeit sieht er Vicco von Bülow. Loriot habe es wie kein anderer geschafft, die bornierte Ernsthaftigkeit der Gesellschaft zu untergraben.

Den anderen großen Lehrmeistern der Heiterkeit, Thomas Mann, Ror Wolf und das Lach-Yoga, sei dies nicht in dem Maße gelungen wie Loriot. Dabei sieht Hacke in der Heiterkeit auch eine Ernsthaftigkeit – die allerdings nicht an die Oberfläche kommt. So sei Heiterkeit als Distanz zu sich selbst immer auch eine Art Spiel. Ein Spiel, das letztlich auch dazu diene, sich von Erwartungen und Selbstüberforderungen freizumachen. Sogar eine „subversive Power“ kann Hacke in der Heiterkeit erkennen.

Robert Lembkes heiteres Beruferaten „“Was bin ich?“ also eine subversive Fernsehsendung? Nun ja, aus heutiger Sicht vielleicht schon. Eine Quiz-Sendung, bei der die Befragte nur mit Ja oder Nein antwortet, die immer nach dem gleichen Schema abläuft – sie hätte heute etwas Subversives an sich.

Wer von Axel Hacke einen Lebensratgeber erwartet, der einen aus dem Trübsinn in die Heiterkeit führt, wird von Hackes Buch enttäuscht sein. Wer Freude daran hat, sich auf die Suche nach der Bedeutung von Heiterkeit in unterschiedlichen Zusammenhängen zu machen, wird bei Axel Hacke fündig werden.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Actionreiches Sci-Fi-Jugendbuch

Ocean City – Jede Sekunde zählt
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„Ocean City“ ist ein actionreiches Jugendbuch, das in einer Zukunft spielt, in der Zeit die maßgebende Währung ist.

Jackson und Crockie gehen beide in die Clark Kellington Highschool, eine Eliteschule. ...

„Ocean City“ ist ein actionreiches Jugendbuch, das in einer Zukunft spielt, in der Zeit die maßgebende Währung ist.

Jackson und Crockie gehen beide in die Clark Kellington Highschool, eine Eliteschule. Sie sind beste Freunde, obwohl sie doch sehr unterschiedlich sind: Jackson ist eher ein verantwortungsvoller, durchschnittlicher Schüler, während Crockie eher ein unangepasster Einzelgänger ist. Oder um es mit dem Buch zu sagen: „Crockie hatte meistens die Körperspannung eines Schnürsenkels“.

Sie wohnen beide in „Ocean City“, einer Großstadt, die auf einer schwimmenden Insel gebaut ist. Über 15 Millionen Menschen wohnen in Ocean City, das nur 6000 Quadratkilometer groß ist.

Die Menschen tragen Decoder in ihren Armen, in denen ihre Daten gespeichert sind – allen voran die Zeitdaten. Spazierengehen? Zeitverschwendung. In der Stadt bummeln? Das tut nur, wer es sich leisten kann. „Entwickle ein vernünftiges Zeitgefühl“, fordert Jacksons Vater von seinem Sohn. Die Generalsekretärin der Zentralbank ist die Herrn über alle Zeitkonten von Ocean City. Sprich: das gesamte Wirtschaftssystem basiert auf Zeit. Bezahlt wird in Minuten und Sekunden.

Kein Wunder daher, dass Jackson und Crockie Ärger bekommen, als sie einen Transponder bauen, mit dem sie Zutritt in das Zeitsystem bekommen und Zeit verschenken können. Bald schon ist ihnen ein Sonderkommando auf den Fersen, und eine turbulente Verfolgungsjagd beginnt. Und Jackson läuft zudem die Zeit davon. Er muss den versteckten Transponder finden. Überhaupt ist das Buch ziemlich actionreich, denn bald schon geht es um Leben und Tod. Die Regierung sieht in den jugendlichen Zeitdieben Terroristen und auch eine Widerstandsgruppe interessiert sich schnell für die beiden.

An manchen Stellen überfordern die vielen Namen der Figuren einen ein wenig, auch das Zeitsystem, das als Wirtschaftssystem fungiert, wird nicht ausführlich dargestellt. Dafür gibt es mit Jackson und Crockie zwei sehr sympathische Hauptfiguren, wenn auch eine vorübergehend von der Bildfläche verschwindet…

Zu den Stärken des Buches gehört, dass es einige Figuren gibt, die zunächst für den Leser undurchschaubar sind. Zum einen dauert es eine Weile, bis preisgegeben wird, ob sie zu den Guten oder Bösen gehören, zum anderen gibt es auch Figuren, die eben nicht in dieses Schwarz-Weiß-Schema passen. Etwas schade ist, dass das Buch sehr abrupt endet – man muss den zweiten Band lesen, um zu erfahren, wie einzelne Handlungsstränge ausgehen. Da hätte man sich doch einen nicht ganz so offenen Schluss gewünscht.

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