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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2018

Spiel ohne Regeln

Man trifft sich stets zweimal (Teil 2)
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„...Er war gezwungen gewesen, der Frau, der er am meisten vertraute und die ihm vertraut hatte, einen seelischen Schmerz zuzufügen, der vielleicht eine Wunde hinterließ, die nie mehr verheilen würde...“

Janna ...

„...Er war gezwungen gewesen, der Frau, der er am meisten vertraute und die ihm vertraut hatte, einen seelischen Schmerz zuzufügen, der vielleicht eine Wunde hinterließ, die nie mehr verheilen würde...“

Janna trauert immer noch um ihren Partner Markus Neumann. Sie muss sich wieder ein eigenes Leben aufbauen. Jetzt erwarten sie ein paar ruhige Tage, denn die Zwillinge haben eine Reise nach Paris gewonnen.
Da klingelt ein gut aussehender Fremder an Jannas Tür und bittet sie, sich am nächsten Tag im Freizeitpark einzufinden.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben, der relativ zeitnah an den ersten Teil anschließt.
Im Freizeitpark trifft Janna zuerst zwei Agentin, die wie Besucher mit Kinderwagen wirken und sie begeistert begrüßen. Dann aber erwartet sie eine ungeahnte Überraschung.
Der Schriftstil ist wie immer gekonnt ausgefeilt. Die Autorin schickt ihre Protagonisten auf eine emotionale Achterbahn. Das heißt auch, dass die Gefühle der Protagonisten trotz der rasanten Handlung in dem Fall einen breiteren Raum einnehmen.
Schon das Eingangszitat zeigt, dass einer der Protagonisten Betroffenheit und Schuldgefühl hat. Dabei hatte er kaum eine Wahl. Später allerdings wird er gegenüber seines obersten Vorgesetzten die für seine Wut passende Worte finden, denn selbst sein unmittelbarer Vorgesetzter war nicht in das Komplott eingeweiht.
Wegen des Ziels der Zerschlagung eines Waffenschmugglerringes war dem Geheimdienst jedes Mittel recht, Lebensgefahr eingeschlossen. Es wurden bewusst wichtige Regeln verletzt. Bitter klingen die folgenden Worte eines Agenten, dessen Vater beim BKA arbeitet und der ins Geschehen involviert war:

„...Ich bin eine Schachfigur für ihn, die er nach Bedarf einsetzen oder aus dem Spiel nehmen kann...“

Gut wird dargestellt, wie Janna ohne ihr Wissen benutzt wurde. Nie hätte sie erwartet, ihrer härtesten Feindin nochmals gegenüber stehen und sich gegen deren makabren Spiele wehren zu müssen.
Dass von den Verantwortlichen nicht einmal eine halbherzige Entschuldigung kam, ist bitter und wird Folgen für die weitere Zusammenarbeit haben.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeigt allerdings auch, dass im Falle eines Falle für die Geheimdienste Menschenleben keine wesentliche Rolle spielen. Selbst die Bedrohung von Jannas Familie wurde wissentlich in Kauf genommen.

Veröffentlicht am 31.03.2018

Die Macht der Hochfinanz

Offshore
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„...Denn er besteht nicht einfach aus Stein. Nein, er besteht zum großen Teil aus Metall und enthält knapp dreihundert Gramm Mangan, etwa drei Gramm Kupfer und Nickel sowie kleinere Mengen Kobalt, Molybdän, ...

„...Denn er besteht nicht einfach aus Stein. Nein, er besteht zum großen Teil aus Metall und enthält knapp dreihundert Gramm Mangan, etwa drei Gramm Kupfer und Nickel sowie kleinere Mengen Kobalt, Molybdän, Lithium und seltene Erden...“

Eduard Maining ist Wissenschaftler. Doch er wird in Chile bedroht. Jemand möchte von ihm eine Festplatte. Die aber hat er weitergeleitet. Ihm wird eine Name genannt. Ein kurzes Zucken genügt, um die Information zu begreifen. Das ist das Todesurteil für den Wissenschaftler.
In Chile ist es einer deutschen Firma in Zusammenarbeit mit den Chilenen gelungen, die Förderung von Manganknollen aus der Tiefsee zu erschwinglichen Preisen zu ermöglichen. Da das Fördergebiet in internationalen Gewässern liegt, waren komplizierte Verhandlungen notwendig. Die lagen in der Hand von Paul Margis, dem Vertreter der Bundesregierung. Nun ist die Zeit gekommen, das Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen.
Doch in der Nacht danach scheint Pauls Leben in Scherben zu zerfallen. Ihm wird der Mord an Maining angelastet, und er wird sofort inhaftiert.
Währenddessen bekommt Anna Kolping in Deutschland den Auftrag, sich nach Chile zu begeben und den Tod des Wissenschaftlers zu untersuchen.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Personen werden gut charakterisiert. Paul ist von sich überzeugt. Als sein Leben zusammenbricht, versucht er es mit Alleingängen. Dazu gehört auch, dass er seinen besten Freund informiert und warnt. Allerdings hat Paul eine besondere Fähigkeit. Er ist hypersensibel und kann Emotionen wahrnehmen. Dadurch spürt er, wie sich sein Gegenüber verhalten wird.
Anna ist sehr zielstrebig. Mögliche Spuren verfolgt sie hartnäckig. Sie hat aus ihrer Vergangenheit noch eine offen Rechnung zu begleichen, und der Zeitpunkt scheint gekommen.
Der Schriftstil ist ausgewogen und abwechslungsreich. Über weite Strecken unterstützt er den rasanten Handlungsablauf. Während ich am Anfang glaubte, es geht nur um wertvolle Rohstoffe, bin ich relativ schnell im Reich der Hochfinanz und deren Verstrickung gelandet. Die Vorgänge auf diesem Gebiet werden allgemeinverständlich erklärt. Ein kleiner Wissensvorsprung kann Milliarden wert sein. Es ist erschreckend, wie nicht nur Märkte, sondern gekonnt Politiker manipuliert und erpresst werden.
Das neue Fördergebiet hat Auswirkungen auf die Rohstoffpreise. Auch diese Zusammenhänge werden thematisiert. Was Manganknollen beinhalten, zeigt das Eingangszitat.
Es ist nicht einfach, in den komplexen Beziehungen der Personen Freunde von Feinden zu unterscheiden. Wer den Drahtziehern zu nahe kommt, wird eliminiert. Natürlich machen die sich dabei nicht selbst die Hände schmutzig. Fingierte Beweise, Verleumdungen und die geschickte Nutzung staatlicher Stellen sind einige Mittel der Wahl.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, welchen Gefahren unsere Demokratie ausgesetzt ist und dass die Gier nach Geld keine Grenzen kennt.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Extrem spannende Ermittlungen in Dresden

Todesangst
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„...Das Leugnen der Gefahr war für Karin die einzige Möglichkeit ihr seelisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und nicht vor Angst durchzudrehen...“

Ina läuft ihre gewöhnliche Morgenrunde. Am vergangenen ...

„...Das Leugnen der Gefahr war für Karin die einzige Möglichkeit ihr seelisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und nicht vor Angst durchzudrehen...“

Ina läuft ihre gewöhnliche Morgenrunde. Am vergangenen Abend hatte sie ein paar Drinks zu viel zu sich genommen. Deshalb braucht sie einen Moment, bis sie begreift, dass am Baum vor ihr eine Toter im Wind baumelt.
Drei Tage zuvor war der 16jährige Lukas in einer Tiefgarage unterwegs. Als ein Rentnerehepaar aus einem BMW steigt, glaubt Lukas, das geforderte Auto gefunden zu haben. Er öffnet den Wagen und beugt sich über die Hintersitze. Ein Schlag auf den Kopf beendet sein Leben.
Sein Job hat Leon Cullen das erste Mal nach Dresden geführt. Er hat Zeit und kann die Stadt in Ruhe genießen. Hektik wäre in seinem Aufgabenbereich lebensgefährlich.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Der Fall Lukas landet bei Kriminalhauptkommissarin Karin Wolf. Das Buch zeichnet sich durch einen extrem hohen Spannungsbogen aus und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Es ist der 5. Band der Reihe.
Der Schriftstil ist ausgewogen. Einerseits unterstützt er die rasante Handlung, andererseits gibt es Zeiten der Ruhe und Besinnung.
Der Tod eines Jugendlichen erfordert von Karin und ihren Team schnelles und effektives Handeln. Dabei muss Karin aber mit der nötige Vorsicht agieren, denn im letzten Fall ist sie einem Politiker auf den Schlips getreten. Der hat einen Killer auf sie angesetzt. Zwar hat ihre Kollegin und Lebensgefährtin Sandra dessen Mordaufrufe stets aus dem Netz gelöscht, doch sie erschienen erneut. Leider sind sie dem Auftraggeber nicht nachzuweisen. Was das für Karin bedeutet, bringt das obige Zitat zum Ausdruck.
Wegen des vermutlichen Zusammenhangs von Mord und Autodiebstahl wird Hoa zum Team hinzugezogen. Ihr trockener Humor sorgt für eine besondere Nuance, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Komm, wir gehen jetzt raus auf die Straße...und für jeden Jugendlichen, den wir ohne Handy aufgreifen, zahle ich dir 50 Euro. Die gehen eher ohne Hosen aus dem Haus, als auf ihr liebstes Teil zu verzichten...“

Es fällt, weil sie bei Lukas kein Handy gefunden haben.
Sehr exakt werden die Emotionen der Protagonisten wiedergegeben. Daniels Angst, weil er seinen Freund Lukas nicht erreichen kann, Sandras Verzweiflung, die gern mehr für Karin tun würde, und Karins Spagat zwischen äußerer Gelassenheit und innerer Furcht.
Leon Cullen ist derjenige, der auf Karins Spur gesetzt wurde. Sehr detailliert darf ich als Leser seine Entwicklung in der Rückschau verfolgen. Er tötet nicht um des Tötens willen. Er wird als vielschichtige Persönlichkeit dargestellt.
Gut gefällt mir der Zusammenhalt in Karins Team. Auch ihr Vorgesetzter steht im Ernstfall an ihrer Seite.
Die Geschichte entwickelt sich weit komplexer, als die ersten Seiten vermuten lassen. Vieles ist nicht so, wie es scheint. Ein lebenslanges Versteckspiel wird nun zur Gefahr.
Der Autor führt mich gekonnt in die psychischen Abgründe der Protagonisten. Selbst Heidelinde, sehr korrekte und stets dienstbeflissene Kriminalistin, zeigt eine neue Seite. Doch sie hat sich im Griff.

„...Nur Verlierer lassen sich von den Schatten besiegen, die in den versponnenen Höhlen ihrer Seele lauern...“

Es sind besondere Feinheiten, die der Geschichte eine zusätzliche innere Spannung geben. In den Erzählsträngen spielen häufig nur die Vornamen eine Rolle. Dadurch bleibt lange im Dunkeln, wer sich wirklich dahinter versteckt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Krimi ist logisch bis zum Schluss durch konstruiert. Am Ende bleibt keine Frage offen.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Der Duft der Liebe

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
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„...Gabrielle spürte fast körperlich, wie ihr Leben in Stücke zerbrach...“

Wir schreiben das Jahr 1919. Es ist kurz vor Weihnachten. Gabrielle hört das Geräusch von Autoreifen. Sie hofft, dass es ihr ...

„...Gabrielle spürte fast körperlich, wie ihr Leben in Stücke zerbrach...“

Wir schreiben das Jahr 1919. Es ist kurz vor Weihnachten. Gabrielle hört das Geräusch von Autoreifen. Sie hofft, dass es ihr Freund Boy ist. Doch dann steht Etienne Balsan vor ihr und bringt ihr die Todesnachricht. Boy ist mit seinem Auto verunglückt. Für Gabrielle bricht eine Welt zusammen. Das Eingangszitat bringt dies kurz und prägnant zum Ausdruck.
Die Autorin hat einen beeindruckenden historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt steht Coco Chanel, deren bürgerlicher Name Gabrielle lautete.
Coco ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Nach dem Tode der Mutter hat sie der Vater in einem Kloster abgegeben. Mittlerweile ist es ihr gelungen, ein erfolgreiches Modegeschäft aufzubauen. Ihr Blick für Modetrends und ihr handwerkliches Geschick waren unter anderen ihr Kapital.
Der Schriftstil des Buches ist ausgereift. Cocos tiefe Trauer ist in jeder Zeile spürbar. Erst Misia, ihrer Freundin, gelingt es, Coco aus ihrer Erstarrung zu lösen und ihr eine neue Lebensaufgabe vor Augen zu stellen. Zusammen mit Boy wollte sie ein Parfüm kreieren. Nun sucht Coco allein nach dem perfekten Duftstoff. Es soll ein Andenken an Boy werden.
Die Landschaftsbeschreibungen zeigen das Können der Autorin im Umgang mit Metaphern und passenden Adjektiven, wie das folgende Zitat beweist:

„...Die aufgehende Sonne tauchte die zerklüfteten Felsformationen in purpurnes Licht, in der Dämmerung ragten die Seekiefern wie schwarze Paspeln auf einem hellblauen Kleid in den Morgenhimmel...“

Cocos Zielstrebigkeit, ihr Lerneifer und ihre Wissbegierde, sich dem Neuen zu öffnen, werden immer wieder herausgestellt. Sie nimmt jedes Angebot an, um die Herstellung des besonderen Duftes zu lernen. Mir als Leser werden dabei geschickt einige fachliche Zusammenhänge mitgeteilt, die die Geschichte der Parfümherstellung geprägt haben.
Doch auch Cocos Verletzlichkeit spielt nicht nur im Buch, sondern auch in ihrem Leben eine besondere Rolle. Der Anblick von Waisenkindern treibt ihr die Tränen in die Augen. Ihre eigene Vergangenheit bleibt lange ihr bestgehütetes Geheimnis.
Zwar sind sie und ihre Freundin Misia nicht immer einer Meinung, aber in den schwersten Situationen ihres Lebens war ihr Misia Halt und Hilfe. Unstimmigkeiten zwischen den Freundinnen werden deshalb meist schnell behoben.
Es wird neue Männer in Cocos Leben geben. Keiner jedoch kann Boy ersetzen. Der Besitzanspruch eines Igor Strawinsky stößt sie ab, die Feinfühligkeit von Dimitri Pawlowitsch Romanow kann Standesunterschiede zwar überdecken, bildet aber trotzdem keine Basis für die Zukunft, zumal Dimitri Anspruch auf den russischen Thron hat. Das folgende Zitat macht das deutlich:

„...Gabrielle spürte, wie die Harmonie zwischen ihnen zerbrach. Die Scherben dieses stillen Glücks schnitten ihr ins Herz...“

Die politischen Verhältnisse spielen im Roman eine besondere Rolle. Nach der Revolution in Russland ist ein Teil der Aristokratie nach Paris geflohen. Coco bewundert das Auftreten der jungen Frauen und bietet ihnen eine Anstellung in ihrem Modeatelier.
Als besonderes Stilelement werden ab und an kursiv die Gedanken von Coco an die Vergangenheit mit Boy eingeblendet.
Im umfangreichen Nachwort findet sich der weitere Werdegang der handelnden Personen sowie Informationen darüber, welche Fakten des Buches belegt sind.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeugt von der exakten Recherche der Autorin. So, wie die Geschichte mit dem Tod von Boy beginnt, so endet sie mit der beginnenden erfolgreichen Vermarktung von Chanel Nummer 5, dem in Erinnerung an Boy hergestellten Parfüm.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Komplexer Fall für Toni

Tiefe Havel
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„...Sein ganzes Leben hatte er auf ein solides Fundament gestellt, aber das Schicksal war nicht planbar und schlug unbarmherzig zu. Das war eine Erfahrung, die er in den vergangenen Jahren gleich zwei ...

„...Sein ganzes Leben hatte er auf ein solides Fundament gestellt, aber das Schicksal war nicht planbar und schlug unbarmherzig zu. Das war eine Erfahrung, die er in den vergangenen Jahren gleich zwei Mal gemacht hat...“

Obige Gedanken gehen dem Schiffsführer Jürgen Seitz durch den Kopf. Er ahnt nicht, dass er den nächsten Morgen nicht erleben wird. Der Fall landet bei Hauptkommissar Toni Sanftleben.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Es ist der dritte Fall für Toni Sanftleben.
Der Schriftstil des Romans ist ausgefeilt. Das zeigt sich schon daran, dass die Protagonisten sehr gut charakterisiert werden. Das geschieht nicht nur mit Worten, sondern auch durch ihr Verhalten.
Gekonnt eingebettet ist ein Blick auf die vergangenen Fälle. Dabei geht es insbesondere um das Verhältnis zwischen Toni und seiner Frau Sofie.
Jenny Seitz, die Schwiegertochter des Toten, hat in den letzten Jahren durch einen Unfall all die Menschen verloren, die ihr etwas bedeutet haben. Sie funktioniert nur noch.
Sandro Ehmke war wegen Mordes im Jugendgefängnis. Die Jahre haben ihn gezeichnet. Ein Bauer hat ihn eingestellt, bezahlt ihn aber nur mit einem Taschengeld. Doch Sandro hat die Aufgabe seines Lebens gefunden. Ihm ist es gelungen, Zugang zu dem Problempferd Bonita zu bekommen. Mittlerweile gehört das Tier zu den begehrtesten Dressurpferden.
Der Fall bringt Toni und sein Team an die Grenzen der Belastung, zumal ihnen sein Vorgesetzter gekonnt Steine in den Weg legt. Doch die Aufgabe schweißt das Team trotz kurzzeitiger Probleme wieder zusammen. Außerdem hat Toni private Probleme. Er hat bei einem unangekündigten Besuch Sofie zusammen mit ihrer Psychotherapeutin Hanna gesehen. Deren Geste war eindeutig. Die Beobachtung hat ihn tief getroffen. Sein innerer Kampf wird im folgenden Zitat besonders deutlich:

„...Reiß dich zusammen, ermahnte er sich. Nur wenn du stark bist, kannst du Einfluss nehmen. Nur wenn du klar im Kopf bist, kannst du zeigen, wer du bist...“

Gut beschrieben wird der Hof, auf dem Sofie in einer Wohngemeinschaft lebt, aber auch die Landschaft an der Havel.
Der Autor hat nicht nur einen spannenden Roman geschrieben. Er hat auch die nötigen Sachinformationen gekonnt in die Handlung integriert. So erfahre ich eine Menge über die Überwachung der Binnenschifffahrt, aber auch über kritische Verhältnisse im Jugendgefängnis.
Die fein ausgearbeiteten Dialoge gehören zu den stärken des Autors. Sie variieren geschickt je nach den beteiligten Protagonisten. Wenn sich Toni mit Schmidt unterhält, ist die gegenseitige Abneigung in jedem Wort spürbar. Gegenüber Phong findet Toni klare Worte und zwingt ihn so, sich zu entscheiden. In den Dialogen mit Sofie kommt beider Verletzlichkeit und Zuneigung zum Ausdruck.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Spannung entsteht hier nicht nur durch die äußere Handlung, sondern auch durch die Beziehungen der Protagonisten.