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Veröffentlicht am 03.04.2018

Nicht der ganz große Wurf

Eine Liebe in Apulien
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Seit einigen Jahren war Viola nicht mehr auf dem alten Gutshof ihrer Großeltern in Apulien. Trotzdem trifft sie die Nachricht vom Tod der Großmutter tief. Noch verstörter wird sie, als sie erfährt, dass ...

Seit einigen Jahren war Viola nicht mehr auf dem alten Gutshof ihrer Großeltern in Apulien. Trotzdem trifft sie die Nachricht vom Tod der Großmutter tief. Noch verstörter wird sie, als sie erfährt, dass ihre Großmutter sie zur Erbin gemacht hat. Die Masseria ist ziemlich heruntergekommen, die Bausubstanz ist zwar gut, man erkennt aber an jeder Ecke, dass die Großmutter nach dem Tod ihres Mannes kaum noch die Kraft für das Gut hatte. Viola als Innenarchitektin reizt diese Aufgabe, zumal sie nicht mehr viel in Deutschland hält. Ihre letzte Liebesgeschichte ist grade zerbrochen und auch beruflich steckt sie in einer Sackgasse.
Doch die Idylle ist trügerisch, es gibt offensichtlich jemanden, dem es gar nicht in dem Kram passt, dass die Masseria nun in neue, energische Hände gekommen ist. Grundstückspekulanten haben es schon lange auf dieses Filetstück unweit der Küste abgesehen und schrecken auch nicht vor Anschlägen zurück. Aber das erweckt eher Violas Trotz. Dann gibt es noch Aris, den gut aussehenden Bauarbeiter, den sie engagiert hat. Da spüren beide gleich, dass sie zusammenpassen. Doch Aris ist in festen Händen und fühlt sich moralisch an seine Verlobte gebunden, seitdem sie nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, auch wenn sie ihm das Leben zur Hölle macht.
Klar, die Geschichte kennt man. Nur die Landschaft ändert sich, auch wenn es immer malerisch und sonnig ist. Aber das macht eigentlich nicht sehr viel aus. Genau wie man ein Lieblingsgericht gern öfters isst, genießt man auch diese Geschichte und lässt sich Violas Tatkraft anstecken. In Gedanken wandert man mit ihr durch die Räume und erweckt dieses alte Haus wieder zum Leben. Auch wenn die Liebesgeschichte ein paar böse Überraschungen bereithält, weiß ich doch, dass alles gut wird und einem Happy End nicht viel im Wege steht.
Eine lockere, nett und flott geschriebene Geschichte, auf die man sich gern einlässt. Lesevergnügen für einige angenehme Stunden mit einem Roman, der das Genre zwar nicht neu erfindet, aber ganz unterhaltsam interpretiert.
Wenn man sich gern mal unter die Sonne Apuliens – zumindest per Buch – entführen lassen möchte, liegt man hier richtig.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Graceland

Das Glück kurz hinter Graceland
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Cory Beth weiß schon lange dass Bradley Ainsworth nicht ihr leiblicher Vater ist. Ein Sieben-Monatskind von 9 Pfund wäre schon mehr als ungewöhnlich. Nach dem Tod ihrer Mutter Honey findet sie im Schuppen ...

Cory Beth weiß schon lange dass Bradley Ainsworth nicht ihr leiblicher Vater ist. Ein Sieben-Monatskind von 9 Pfund wäre schon mehr als ungewöhnlich. Nach dem Tod ihrer Mutter Honey findet sie im Schuppen gut unter dicken Schichten von Plastikfolie verpackt einen schwarzen Stutz Blackhawk. Corys Mutter hatte ein Jahr in Memphis als Backround Sängerin von Elvis verbracht und dies ist das Auto, das er kurz vor seinem Tod gefahren hat. Cory möchte mit diesem Auto die Route nach Memphis fahren, die ihre Mutter genommen hat, als sie schwanger zurück in ihren Heimatort kam. Sie hofft, damit das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften.
Die Fahrt zurück ist wie eine Zeitreise, sie begegnet Menschen, die ihre Mutter kannten und ihr nahestanden und lernt eine ganz fremde Frau kennen, die ihr mehr ähnelt, als Cory je dachte.
Im Wechsel zu Cory Erlebnissen springt die Geschichte zurück zu Honey. Sie berichtet in der Ich-Form von ihrer Zeit in Memphis und ihre Erlebnisse mit Elvis. Damit sind wir Cory voraus, denn sie kann nur aus den Berichten zusammensetzen, wie ihre Mutter war.
Ein Road Trip in die Vergangenheit. Ich hatte Schwierigkeiten mit dieser Geschichte. Sicher liegt es auch daran, dass mich der Elvis Hype nicht sonderlich anspricht. Aber das allein war es nicht. Auch Corys und Honeys Geschichte hat mich nicht recht gepackt. Vielleicht muss man wirklich allein bei dem Wort „Graceland“ glänzende Augen bekommen, um diese zwei Frauen richtig zu verstehen. Mir fehlte auch jede Identifikation mit den beiden Hauptpersonen. Sie bleiben mir einfach fremd.
Die Handlung des Romans war für mich einfach zu vorsehbar und damit wurde mir die Geschichte auch ein wenig langweilig. Ein schönes Ende versöhnte ich mich etwas.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Potsdamer Ermittlungen

Brandenburger Gold
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In der Pirschheide bei Potsdam sucht ein Mann mit einem Metalldetektor nach alten Schätzen. Er findet eine alte Weltkriegsbombe, aber die Explosion verursacht nicht seinen Tod. Da war ein Schütze schneller.
Maik ...

In der Pirschheide bei Potsdam sucht ein Mann mit einem Metalldetektor nach alten Schätzen. Er findet eine alte Weltkriegsbombe, aber die Explosion verursacht nicht seinen Tod. Da war ein Schütze schneller.
Maik von Lilienthal von der Kripo Potsdam stößt bald auf Spuren, die tief in die Vergangenheit zurück reichen. Genauer gesagt in die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs, als ein Eisenbahner einen geheimen Transport begleitete. Aber auch die Gegenwart bietet jede Menge Verdachtsmomente: ein Schweinemäster mit den besten Beziehungen zur Politik und direktem Zugang zu Subventionen, ein Tierarzt und ein Tierschützer, die nicht genehmigte Videoaufnahmen aus dem Stall ins Netz stellen – und wäre das alles nicht genug - mischt auch Enne von Lilienthal, Maiks Mutter kräftig mit. Als pensionierte Fallanalytikerin kann sie es nicht lassen, ihrem Sohn über die Schulter zu schauen und private Verbindungen zum Polizeichef helfen ihr oft einen Schritt weiter. Kein Wunder, dass Maik am liebsten die Brocken hinschmeißen würde.
Diesen Krimi habe ich eigentlich zweigeteilt empfunden. Ganz stark ist der Mittelteil, der den Leser unmittelbar in die Vergangenheit katapultiert und die Geschehnisse beleuchten, die 70 Jahre später zum Auslöser der Todesfälle werden. Gefallen hat mir dabei auch, dass die Rückblende in einem Block zusammengefasst war und nicht in wechselnden Kapiteln einflochten wurde. Das gab dem historischen Teil eine starke Aussagekraft.
Die Protagonisten fand ich nicht uneingeschränkt gelungen. Maik und seine Mutter waren sehr gut charakterisiert, die Spannungen, die sich aus der ungewollten Einmischung ergeben, haben viel Lebendigkeit gebracht. Manche Figuren waren mir zu blass. Nebensächliche Begebenheiten werden sehr detailreich erzählt und verlaufen dann im Sand (Gerichtsmediziner) und zu oft spielte der Zufall eine Rolle. (Man sitzt im Flugzeug nebeneinander, Enne kennt zufällig den Direktor des Bankhauses, Enne ist zufällig dabei, wenn eine alte Dame etwas aus der Vergangenheit preisgibt) Auch hätte ich mir gewünscht, dass ein dicker Handlungsstrang besser mit dem Schluss verflochten würde. So blieben mir doch einige Fragen offen.
Insgesamt hat mich der Krimi aber vor allem durch den historischen Bezug überzeugt, Dramatik und Spannung sind sehr gut entwickelt und der Plot hat mir gut gefallen,

Veröffentlicht am 22.02.2018

Die Suche nach dem Wort

Der Wortschatz
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Ein Wort, das noch nicht seinen Namen und seine Bedeutung kennt, wird in die Welt hinausgestoßen. Es besteht viele Abenteuer bis es zur Erkenntnis gelangt, was es ist und welchen Stellenwert die Sprache ...

Ein Wort, das noch nicht seinen Namen und seine Bedeutung kennt, wird in die Welt hinausgestoßen. Es besteht viele Abenteuer bis es zur Erkenntnis gelangt, was es ist und welchen Stellenwert die Sprache hat. Dabei muss es Rätsel lösen, über sich selbst hinauswachsen, Weisheit erlangen. Das ist die Kurzform dieser Erzählung, die fantasievoll in die Welt der Sprache und des geschriebenen Worts führt.
Das kleine Buch ist liebevoll gestaltet. Man spürt auf jeder Seite das Herzblut des Autors und der Illustratorin, die in dieses Werk geflossen ist. Elias Vorpahl erweist seinen großen Vorbildern Lewis Carroll, St.Exupery und Michael Ende in seiner Geschichte Referenz, er lässt sie mal auftreten, mal werden sie zitiert, mal erinnern ganze Szenen daran.
Das ist sehr charmant geschrieben, besonders der Beginn hat mir gefallen. Allerdings hatte ich immer das Gefühl, es fehlt die Seele der Geschichte. Auch das Ende hat mich nicht ganz befriedigt.
Gefallen hat mir aber die Ermutigung an die Leser, Sprache und Wörter bewusst zu lesen und zu schreiben und Sprache lebendig zu erhalten.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Hinterm Deich

Deichfürst
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Tadeus de Vries wurde ermordet. Tränen weint ihm allerdings niemand nach. Er war ein herrschsüchtiger Mensch, der sich alles nahm, was er wollte. Das war immer schon immer so und wer sich auflehnte, hatte ...

Tadeus de Vries wurde ermordet. Tränen weint ihm allerdings niemand nach. Er war ein herrschsüchtiger Mensch, der sich alles nahm, was er wollte. Das war immer schon immer so und wer sich auflehnte, hatte die Folgen zu spüren. Denn de Vries war nicht nur reich, er war auch bestens vernetzt.


Stefan Möllenkamp ist ziemlich neu in Ostfriesland und tut sich schwer mit dem schweigsamen Menschenschlag. Keiner der Dorfbewohner will sich äußern und Möllenkamp weiß nicht recht, wie er mit ihnen umgehen soll. Am besten gelingt es ihm noch mit der Lokaljournalistin Gertrud Boeckhoff, Typ trinkfester Kumpel, aber deren Alleingänge bringen ihm nur Ärger. Vor allem sein Chef Holtkötter und der Landrat drängen auf schnelle Lösung, sie hätten gern den Mörder im Kreis der Umweltschützer und Gegner des Emssperrwerks gesehen, dessen großer Befürworter de Vries und natürlich auch die Politikerriege um Landrat Saathoff sind.
Allerdings gibt es noch eine Spur, die tief in die Vergangenheit führt. Es ist nicht verwunderlich, dass de Vries ein alter Nazi war, der auch in den Nachkriegsjahren nicht zimperlich mit Flüchtlingen umging, zumal wenn sie jung und weiblich waren. Dies wird durch eingeschobene Rückblenden erzählt, die dem Leser den Wissensvorsprung vor den Ermittlern gibt.

Anfangs musste ich mich daran gewöhnen, dass der Krimis 1999 spielt, was die Verstrickung des alten de Vries in Kriegsverbrechen rein altersmäßig noch möglich machte.
Die Ermittlungsarbeit ist detailreich und ein wenig ausufernd erzählt, Obwohl ich die Thematik sehr interessant fand, kam eigentlich nie richtig Spannung auf. Dabei stimmt das ganze Drumherum, Möllenkamp als führender Ermittler gefiel mir in seiner Charakterisierung ganz gut, die Kabbeleien in seinem Familienleben fand ich amüsant. Genau wie die friesischen Dialektsätze. Leider wurden im E-Book die Übersetzungen erst ans Ende gestellt, was ich etwas unpraktisch fand.

Mit der Journalistin Getrud wurde auch eine patente und trotz ihrer Eigenwilligkeit nicht unsympathische Figur geschaffen. Überhaupt ist die Atmosphäre recht gut getroffen und bis in die kleinste Nebenhandlung und Randfigur stimmig erzählt.

Wenn der Krimi noch mehr Spannung aufgebaut hätte und etwas temporeicher wäre, wären für mich keine Wünsche offengeblieben.