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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die zwei Seiten Beijings

Beijing Baby
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Volker Häring lebt seit Jahren immer wieder einige Zeit in China und blickt so gekonnt hinter die Kulissen. Peking, eine Stadt der Kontraste - gefangen zwischen der Tradition und Fortschritt.
Dieses Bild ...

Volker Häring lebt seit Jahren immer wieder einige Zeit in China und blickt so gekonnt hinter die Kulissen. Peking, eine Stadt der Kontraste - gefangen zwischen der Tradition und Fortschritt.
Dieses Bild zeigt uns der Autor immer wieder auf den 320 Seiten. So gestalten sich teilweise auch die Ermittlungen schwer, als die junge Studentin Xiang Fang tot im Hof des Pekinger Theaterinstituts liegt. Was zuerst wie ein Selbstmord aussieht, wird jedoch bald als Mordfall eingestuft. Für den Fall wird dem bereits von der Rente träumenden Inspektor Wang die junge und ehrgeizige Kommissarin Xiang Xia zur Seite gestellt. Bald entdeckt sie, dass einer der Verdächtigen ein hochrangiges KP-Mitglied ist. Außerdem dürfte auch Xiang Fang nicht nur die fleißige und hübsche Studentin gewesen sein, die sie nach außen hin darstellte, sondern sie führte ebenso ein sehr interessantes Doppelleben.

Die beiden Ermittler könnten unterschiedlicher nicht sein. Wang ist ein grantelnder Eigenbrötler, der sich auf der einen Seite nach seiner Rente sehnt, aber auf der anderen Seite mit Grauen an seine kleine Wohnung denkt, wo er zusammen mit seiner Frau den letzten Lebensabschnitt verbringen soll. Xiang Xia ist hingegen hochmotiviert und wurde gerade erst nach Peking versetzt. Ihre Karrieremöglichkeiten sind hoch.... Doch schon bald kommt ihr der deutsche Student Philipp in die Quere, der ihr Liebesleben durcheinander bringt und ihre Schnüffeleien im Pekinger Nachtleben kommen bei der Partei nicht wirklich gut an.

Der Krimi lebt vorallem durch die fundierten Hintergrundinformationen des Autors und die fremdländische Kultur, in die er den Leser entführt. Moral und Gerechtigkeit sind hier ein Fremdwort. Mit der gewollt derben Sprache zeigt uns Volker Häring ein ziemlich verkommenes Sittenbild der Stadt. Sex und Korruption sind an der Tagesordnung. Doch nicht nur die negative Seiten der alten Stadt werden hier beschrieben, sondern es wird auch vonTraditionen erzählt und der Hoffnung ein besseres Leben zu führen. Hungrig sollte man ebenfalls nicht sein, denn hier wird pausenlos gegessen und auch wenn vieles für uns fremdländisch ist, läuft einem unwillkürlich das Wasser im Mund zusammen.

Leider hielt sich aber die Spannung in Grenzen. Die Ermittlungen ziehen sich durch zahlreiche Dialoge und Verhöre und auch das Ende ist nicht wirklich überraschend, sondern mindert für mich den kriminalistischen Touch noch mehr. Das finde ich sehr schade, denn ich hatte mir hier einen spannenden Krimi erwartet. So empfinde ich die Geschichte eher als Roman, der die chinesische Gesellschaft widerspiegelt, wo wir zufällig zwei Kommissare begleiten.....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig, teilweise sehr detailgetreu und auch etwas derb. Der Autor versteht es hervorragend uns die für uns fremde und exotische Kultur näher zu bringen. Nicht umsonst schreibt er auch China- und Asien-Reiseführer. Die Kapitel in diesem Roman, der aus vier Teilen besteht, sind eher kurz gehalten und haben sehr interessante Überschriften (z. Bsp. "Dicke Luft", "Schattenboxen", "Nudelgericht"....) Alle beziehen sich eindeutig auf China bzw. Beijing.

Fazit:
Für mich als Krimi- und Thrillerleser beinhaltet dieses Buch leider viel zu wenig Spannung! Es gibt eher einmalige Einblicke in die Kultur Chinas und lässt uns hinter die Kulissen blicken. Wer mehr über Peking erfahren möchte, muss hier einfach zugreifen, denn so fundierte Einblicke erhält man selten. Wer allerdings einen spannenden Krimi lesen möchte, könnte - wie ich - enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zu konstruiert und vorhersehbar

Morgen kommt ein neuer Himmel
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Meine Meinung:
In einer gemeinsamem Blogger-Leserunde bei Janine - Meine Welt der Bücher - haben wir den Roman "Morgen kommt ein neuer Himmel" gelesen, der schon länger ungelesen in meinem Regal stand.
Ich ...

Meine Meinung:
In einer gemeinsamem Blogger-Leserunde bei Janine - Meine Welt der Bücher - haben wir den Roman "Morgen kommt ein neuer Himmel" gelesen, der schon länger ungelesen in meinem Regal stand.
Ich hatte nach den eher guten Bewertungen ziemlich hohe Erwartungen an das Buch, die sich leider nicht ganz erfüllten.
Der Leser lernt zuerst Brett, unsere Hauptprotagonistin kennen, die eben erst mit dem Tod ihrer Mutter Elizabeth konfrontiert wurde. Diese war eine erfolgreiche Unternehmerin, die Kosmetik auf Naturbasis herstellte. Brett hat dort ihren Job als Leiterin der Marketingabteilung. Aber auch im privaten Bereich standen sich die beiden Frauen sehr nahe. Deshalb ist Brett umso entsetzter, als sie bei der Testamentseröffnung erfährt, dass nicht sie, sondern ihre Schwägerin Catherine, die neue Geschäftsführerin des Unternehmens sein wird. Brett bekommt nur einen Brief mit zehn Aufgaben, die sie innerhalb von 12 Monaten zu erfüllen hat und erst nach Einlösung dieser Forderungen erhält sie eine Abfindung in Millionenhöhe. Unterstützung erhält sie dabei von Brad Midar, den jungen Anwalt ihrer Mutter.

Brett ist außer sich, denn die Liste ist zwanzig Jahre alt und mit 14 Jahren hatte sie natürlich andereTräume, wie z. Bsp. "Einen Hund beschaffen", Ein Pferd kaufen", aber auch "Mich in den Richtigen verlieben".... Und außerdem hatte sie soeben noch einen Traumjob (der ihr gekündigt wurde), eine tolle Wohnung (die ihrem Freund gehört) und eine Beziehung.
Und nun frage ich mich: Welche Mutter würde ihrer Tochter absolut NICHTS hinterlassen, außer einen Brief mit Forderungen? Dinge, die sie besser zu wissen scheint, als ihre Tochter? Sicherlich hat sie in einigen Punkten recht, aber da im Roman die besonders innige Beziehung zwischen den beiden Frauen immer wieder angesprochen wird, ist dies für mich als Mutter total unrealistisch!
Noch dazu hat Elizabeth groß Karriere gemacht und ein riesiges Unternehmen gegründet. Brett und ihre zwei Brüder Jay und Joad gehören zur Upper Class und hier kommen auch wieder diese typischen amerikanischen Charaktere zur Geltung: reich, erfolgreich, wunderschön...... keine Durchschnittsmenschen, sondern absolute "Traumtypen", die es meiner Meinung nicht gibt.

Auch die Idee ist nicht wirklich neu. In Cecilias Ahern "P.S. - Ich liebe dich" wurde diese bereits - viel besser - umgesetzt. Natürlich werden erfolgreiche Geschichten gerne kopiert und wir erleben das immer wieder in Büchern...man kann ja auch nicht immer das Rad neu erfinden....trotzdem hatte ich mir hier einfach mehr erhofft, denn die Story wirkt leider ziemlich oberflächlich und konstruiert. In der Mitte des Buches konnte ich bereits zwei Ereignisse erahnen, die danach auch genauso eintrafen. Das zeigt nicht gerade von einem Roman, der mich überraschen konnte...

Charaktere:
Brett war mir zwar nicht unsympathisch, aber ob wir Freundinnen geworden wären? Ich weiß nicht (abgesehen davon, dass ich nicht zur Upper Class gehöre). In einigen Situationen tat sie mir wirklich leid. Im Laufe des Romanes hat Brett auch einiges gelernt und an sich gearbeitet, ihr Charakter hat sich weiterentwickelt. Auch ein wunder Punkt aus ihrer Vergangnenheit löste sich sehr positiv auf. Ihre Brüder hatten eine dermaßen oberflächliche Einstellung, die sie mir absolut unsympathisch machten. Einige sehr nette Charaktere wie Carrie, Johnny oder Shelley wuchsen mir allerdings ans Herz.
Die Autorin hat unsere Hauptprotagonisten, als auch viele Nebencharaktere sehr glaubhaft und bildhaft beschrieben, auch wenn es ihnen an Ecken und Kanten fehlte.

Schreibstil:
Hier gibt es nichts zu bemängeln. Die Geschichte lässt sich sehr gut und flüssig lesen. Es gibt einige wunderschöne Zitate im Roman, die einem immer wieder innehalten lassen und über diese Worte nachdenken lässt.

Cover:

Ich habe mir diesmal auch ein Cover mit französischen und spanischen Titel herausgesucht. Das französische Cover gefällt mir nämlich so überhaupt nicht, aber die Frage im pinkfarbenen Teil ist sehr ausagekräftig. Übersetzt heißt es etwa "Was hast du aus deinen Träumen aus der Kindheit gemacht?" Ganz perfekt ist die Übersetzung jetzt nicht...würde wohl dann korrekt etwa "Was ist aus deinen Kindheitsträumen geworden?" heißen, aber es ist die konstante Frage, der rote Faden, des Buches. Deshalb wollte ich auch dieses Cover miteinbeziehen.

Fazit:
Für mich war dieser Bestseller leider eine Enttäuschung. Durch die guten Kritiken hatte ich wohl zuviel erwartet. Ich versprach mir eine tolle Geschichte, die letztendlich aber viel zu konstruiert und vorhersehbar war. Schade!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider enttäuschend

Die Bücherfreundinnen
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Der tolle Titel suggeriert uns Lesebegeisterten eine Geschichte rund um Bücher. Diese sind aber leider nur begrenzt in diesem Roman zu finden. Es geht zwar um einen Buchclub, den die Freundinnen vor Jahren ...

Der tolle Titel suggeriert uns Lesebegeisterten eine Geschichte rund um Bücher. Diese sind aber leider nur begrenzt in diesem Roman zu finden. Es geht zwar um einen Buchclub, den die Freundinnen vor Jahren gemeinsam gegründet haben, aber im Vordergrund steht bei jedem Treffen eher das Liebesleben von Alice. Bücher spielen leider nur eine sehr begrenzte Rolle.
Der Leser ist sofort mitten im Geschehen, was nicht unbedingt negativ ist, aber anfangs ein bisschen für Verwirrung sorgt. Besonders da sich einige Namen etwas ähneln, wie z. Bsp. Craig und Greg, als auch Abigal genannt Abs und Alice. Von der verstorbenen Freundin Lydia erfährt man leider sehr wenig. Nur auf wenigen Seiten wird zurückgeblendet, wie Alice Lydia kennenlernt und später als sie von der Diagnose erfährt und sich wünscht, dass ihr Mann Jo in die Leserunde aufgenommen wird.
Unsere Hauptprotagonistin Alice ist neben ihrer Kollegin Sophie, die zum Buchclub dazugestoßen ist, als Einzige unverheiratet. Deshalb lassen die Freundinnen mitsamt den Ehemänner bei den Clubtreffen nichts unversucht für sie den geeigneten Partner für sie zu finden....

Es gibt keinerlei Charakterbeschreibung (außer die des Verlages auf der Coverinnenseite), noch wie die Freundinnen mit dem Tod von Lydia umgehen und ihre Trauer verarbeiten. Leider bleiben auch die restlichen Charaktere farblos und ich konnte oft nicht mal den Ehemann zur Freundin zuordnen, da diese erstens sehr wenig vorkamen und total blass blieben. Nur Miriam lernt der Leser ein bisschen besser kennen und die Sympathischte in der Runde ist Sophie, Alice Arbeitskollegin. Der gemeinsame Chef David ist zwar ein Sympathieträger, blieb aber trotzdem nichtssagend, genauso wie Jo.
Gefallen hat mir hingegen das auf der Verlagsseite angekündigte Thema Freundschaft. Alle von ihnen haben ihre macken und sie sind total unterschiedliche Charaktere und doch sind sie über all die Jahre Freundinnen geblieben. Vorallem Sophie und Alice sind zwei sehr chaotische, aber liebevolle Frauen, die einfach nur ihr Glück suchen...
Die Liebesgeschichte(n) bzw. der Ausgang des Buches ist spätestens ab der Hälfte klar und bat keinerlei Überraschung mehr. Wer gerne reine Liebesromane liest, kann es mit diesem kurzweiligen Roman versuchen....für mich war es definitiv nicht das Gelbe vom Ei.

Schreibstil:
Herausreißen kann die Geschichte nur der flüssige und gut lesbare Schreibstil, der auch mit etwas Humor punktet und mich das Buch nicht zur Seite legen, sondern der eher anspruchslosen Geschichte weiter folgen ließ. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Unsere Hauptprotagonistin Alice erzählt aus ihrer Perspektive.

Cover:
Das deutsche Cover ist zwar durch die knallgelbe Farbe auffällig, aber naja....wie der Inhalt...nicht Fisch und nicht Fleisch. Was der Apfel darauf aussagen soll, weiß ich wirklich nicht. Ein englisches Originalcover habe ich NICHT gefunden.
Ich habe das Netz durchstöbert, aber ich konnte keines finden, nicht einmal auf der Blogseite der Autorin. Überhaupt fand ich zu diesem Roman keinerlei englische Informationen.

Fazit:
Der Geschichte fehlt es an Tiefe und Spannung, als auch an überraschenden Wendungen und neuen Ideen. Sie ist sehr vorhersehbar und eine ziemlich leichte Lektüre, die man lesen kann, aber nicht wirklich muss - leider eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich konnte darin leide rnicht versinken

Die Sandwitwe
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Der Thriller von Derek Meister ist der zweite Teil seiner Reihe rund um Knut Jansen und Helen Henning. Obwohl es sich um abgeschlossene Fälle handelt, hatte ich oftmals das Gefühl, dass mir einige Informationen ...

Der Thriller von Derek Meister ist der zweite Teil seiner Reihe rund um Knut Jansen und Helen Henning. Obwohl es sich um abgeschlossene Fälle handelt, hatte ich oftmals das Gefühl, dass mir einige Informationen fehlen. Deshalb rate ich allen mit Band 1 "Der Jungfrauenmacher" zu starten...

Der Thriller beginnt mit der Entführung der Architektin Anneke Goldmann. Bald darauf wird die Leiche von Robert Jäger gefunden. Er wurde mit Sand "abgefüllt" und ist daran erstickt. Doch er ist nicht der Letzte, dem dieses Schicksal widerfährt, denn eine weitere bereits entführte Person befindet sich ebenfalls in der Gewalt des Mörders. Dieser hinterlässt als "Warnung" kleine Sandtürmchen bevor er zuschlägt. Knut Jansen ist ratlos, bis sich der Täter bei ihm meldet. Danach wird die Zeit allerdings knapp. Knut und Helen rätseln, wen der Serientäter als Nächster im Visier hat und welchen Hintergrund die Morde haben.....denn diese führen zurück in die Vergangenheit....

Die Morde, die der Autor hier beschreibt, sind grausam und ungewöhnlich. Jedes Opfer wurde zuerst mit einer Spritze handlungsunfähig gemacht, danach wurde ihm/ihr das Kiefer gespreizt und Sand in den Mund gefüllt bis es erstickte. Sand spielt in diesem Thriller eine große Rolle und ist auch im Titel versteckt. Die Erzählung der Wanderdünen, die halbe Dörfer unter sich begraben, waren für mich als Österreicherin unvorstellbar. Der Autor hat uns "Unwissenden" in der Leserunde dazu einiges erklärt....vielen Dank!
Die Handlung an sich ist interessant und spannend erzählt, jedoch hatte sie meinen Empfinden nach auch einige Längen. Ich hatte bald eine Vermutung in welchem Umkreis ich den Täter suchen muss, doch mit dem Ende hat mich der Autor wirklich überrascht! Eine richtig spektakuläre Wendung auf den letzten Seiten, die einen ungläubig den Kopf schütteln lässt.

Die meisten meiner Mitlesenden in der Leserunde waren begeistert vom Thriller, mich konnte er leider nicht wirklich überzeugen.

Charaktere:
Die Ermittler waren mir leider nicht wirklich sympathisch. Knut ist eigentlich mit Birthe liiert, hat aber ein Auge auf Helen geworfen. Dies dürfte laut Lesermeinungen schon im 1. Band der Fall gewesen sein und wirkte für mich alleine in diesem Thriller mit der Zeit ermüdend. Auch die Beziehung zu seinem Vater ist problematisch. Thor war sein Vorgänger im Revier und hat sich dafür eingesetzt, dass sein Sohn der neue Leiter der Dienststelle wird. Das schmeckt Knut nicht so richtig und er muss sich erst als Ermittler bewiesen. Oft agiert er kindisch und unsicher.
Helen hingegen ist paranoid und leidet unter Verfolgungswahn. Ihr Exmann verübte einst einen Anschlag auf sie und scheint Helen noch immer zu verfolgen.....ob das stimmt lässt der Autor noch offen und wird wohl in weiteren Büchern der Reihe weiter aufgeklärt werden. So hatte der Erzählstrang rund um Helen und die Motorradfahrer, die sie anscheinend verfolgen, mit der eigenen Thrillerhandlung überhaupt nichts zu tun und verlief im Sand. Auch ihre immer wiederkehrenden Flashbacks, die plötzlich mitten unter die gegenwärtige Handlung eingefügt wurden, irritierten mich. Für mich war dieser Erzählstrang über Helens Vergangenheit in diesem Buch völlig unwesentlich und hätte auch ohne weiteres weggelassen werden können.... Er trug absolut nichts zur Handlung und Geschichte zu dieser Mordserie bei.

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors ist gut zu lesen, jedoch ziemlich prologlastig und manchmal etwas zu "ausdrucksstark". Die Kapitel sind eher kurz gehalten.

Fazit:
Mich konnte "Die Sandwitwe" leider nicht überzeugen. Unsympathische Ermittler und ein völlig überflüssiger Handlungsstrang und ein paar Längen ließen meinen Lesefluss des öfteren stoppen. Viele fanden den Thriller in der Leserunde sehr spannend und gut, für mich war er leider nur durchschnittlich. Ich denke nicht, dass ich die Reihe fortsetzen werde....

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rosmarintage

Rosmarintage
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Der Beginn erinnerte mich ein bisschen an den "Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg...", denn unser Protagonist Max Engel hat Ähnliches vor. Er türmt aus dem Pflegeheim, in welches er nach dem Tod ...

Der Beginn erinnerte mich ein bisschen an den "Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg...", denn unser Protagonist Max Engel hat Ähnliches vor. Er türmt aus dem Pflegeheim, in welches er nach dem Tod seiner Frau Inge eingezogen ist. In der Parkgarage versteckt er sich im Auto von Pflegerin Tamara. Seinen Fluchtplan hat Max perfekt ausgeklügelt und so hat Tamara nicht wirkliche eine Alternative, als ihm seinen Wunsch zu erfüllen und mit Max nach Südfrankreich zu fahren. Dort lebt nämlich seine erste große Liebe, Rosalie, die er vor kurzem, durch Zufall, im Internet wiedergefunden hat. Und er hat noch eine alte Schuld offen, die er unbedingt noch begleichen möchte....

Tamara, die zum dritten Mal ihren Urlaub angemeldet hatte, ist wütend, da ihr dieser kurzfristig wieder verwehrt wird. Das passt Max gut in den Plan, denn so ist sie schneller überredet, als er dachte. Außerdem ist sie Witwe und Sohn Finn befindet sich im Moment zwecks Schüleraustausch in den USA. So kann Tamara auch die Zeit erübrigen, diese überraschende Reise mit Max zu unternehmen. Dieser hat alles bis ins kleinste Detail perfekt geplant. Sogar den Fahruntersatz stellt er zur Verfügung: einen platinblauen Citroen DS, Jahrgang 1970. Und so so befinden sich die Beiden mit der "Göttin", wie Max den Oldtimer liebevoll nennt, auf einen Roadtrip Richtung Süden. Auf ihrer Fahrt bleiben die Beiden aber nicht lange alleine und es gesellt sich bald ein niederländischer junger Mann dazu, Jakob, ein Globetrotter, der sich mit Gelegenheitsjobs seine Reisen finanziert. Kurzfristig sitzt auch Luis, ein achtjähriger Junge aus Ecuador, der sich illegal in Deutschland aufhält, im Auto. Hier nimmt sich die Autorin der Flüchtlingsproblematik an.
Generell werden im Roman viele aktuelle Themen angesprochen. Neben der Flüchtlingsproblematik geht es auch um die Liebe trotz großem Altersunterschied, um Pflegeeinrichtungen und die dortige Behandlung von älteren Menschen, um Tod und Verlust, den Krieg und falschen Verpflichtungen. Manche Themen wurden mir dabei zu kurz angerissen bzw. hätte sich Silke Schütze auf einige wenige davon beschränken können.

Zu Beginn des Romans hatte ich auch einige Schwierigkeiten den Stoff glaubwürdig zu finden. Doch mit der Fahrt und den Kilometern, freundete ich mich dann immer mehr mit der Geschichte an.
Vorallem die Rückblenden in Max Vergangenheit und wie er seine große Liebe gefunden und wieder verloren hat, fand ich ungemein interessant. Genauso wie die Freundschaft zwischen Max und Tamara, die sich langsam, aber umso intensiver entwickelt. Hier findet man einige sehr bewegende Momente und tiefgründige Zitate. Die von mir erhoffte wunderbare Geschichte, fand ich schlussendlich ab dem Zeitpunkt der Ankunft in Südfrankreich.

Charaktere:
Tamara ist eine herzensgute Frau, die seit dem Tod ihres Mannes versucht sich über Wasser zu halten. Obwohl Pflegerin nicht ihr Traumberuf ist, ist sie in der Seniorenresidenz am Park eine der wenigen Pflegerinnen mit Herz. Trotzdem eckt sie mit ihrer direkten Art oft an.
Max hat mit seinen 76 Jahren schon viel erlebt und möchte sich seinen Herzenswunsch erfüllen. Sein bisheriges Leben bestand aus vielen Schicksalschlägen.
Auch die Nebenfiguren des Romans sind sehr gut getroffen und anschaulich beschrieben.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist lebendig und lässt sich flüssig lesen. Die Kapitel in der Vergangenheit heben sich vom Rest der Geschichte durch kursive Schriftsetzung ab. Bei jedem Kapitelbeginn befindet sich unten eine Zeichnung eines Rosmarinbusches.
Die bildhaften Beschreibungen der Landschaft, auf dem Weg von Berlin nach Südfrankreich, waren eine der Highlights dieses Romans. Auch viele Lebensweisheiten und aufgegriffene Themen, die die Autorin in ihren Roman einbezogen hat, fand ich wunderschön erzählt, so wie ich es bereits von ihren anderen Büchern gewöhnt bin. Doch der Beginn war mir leider zu zäh und für mich nicht glaubwürdig genug.

Fazit:
Hier hat die Autorin leider etwas zu viel gewollt! Zu viele angeschnittene Themen und ein eher zäher Beginn stehen der zweiten Hälfte gegenüber, die mir vorallem durch die Rückblenden in die Vergangenheit von Max sehr gut gefallen hat. Auch die wunderbare Landschaftsbeschreibungen und die Entwicklung der Charaktere sind gelungen.