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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2018

Die Mutter beschützt ihr Junges

NACHTWILD
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Zum Inhalt:
Joan ist mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln im Zoo, als sie plötzlich Schüsse hört und bemerkt, dass der Weg zum Ausgang durch die Amokläufer versperrt wird. Kurzerhand flüchtet sie mit Lincoln ...

Zum Inhalt:
Joan ist mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln im Zoo, als sie plötzlich Schüsse hört und bemerkt, dass der Weg zum Ausgang durch die Amokläufer versperrt wird. Kurzerhand flüchtet sie mit Lincoln in ein leerstehendes Tiergehege, doch die Täter beginnen mit der Jagd auf die Überlebenden.

Mein Eindruck:
Anfangs fiebert man total mit der Protagonistin: Wird sie sich verstecken können, wird ihr Sohn still halten (schließlich ist er erst vier), kommt die Polizei früh genug, wie geht es den anderen Personen, deren Sicht ebenfalls Teil einiger – kurzer – Kapitel ist? Diese Spannung lässt aber nach einer Weile nach, da sich Phillips sehr auf den Mutterinstinkt und die daraus resultierenden Gedanken fokussiert. Außerdem ist absolut unverständlich, dass die Polizei so lange braucht (drei Stunden!!), um in die Puschen zu kommen. Die Selbstgerechtigkeit Joans, mit der sie über andere ein Urteil fällt, um dann eine ähnliche Handlung selbst zu vollziehen, nervt ebenso wie ihr Egoismus, den sie zwar hinterfragt, letztendlich aber doch als lebensnotwendig darstellt. Schade auch, dass dem Schauplatz Zoo so wenig Platz eingeräumt wird – abgesehen davon, dass ein paar Tierkadaver Joans Weg kreuzen. Dabei dürfte die fehlende Fütterung gepaart mit den untypischen Schüssen und dem dadurch ausgelösten Chaos zu einer beträchtlichen Unruhe bei den Bewohnern der Käfige führen und eine gewisse Geräuschkulisse verursachen, doch hier wird Totenstille geschildert, in der jedes Knacken Aufmerksamkeit erregen könnte.
Nichtsdestotrotz baut diese dauernde Gefahr Spannung auf, um dann die Geschichte leider in einen einigermaßen wirren Showdown zu münden, welcher die Leser mit Fragezeichen im Gesicht zurücklässt. Und das ist etwas, was für mein Dafürhalten in einem Thriller nicht passieren sollte.

Mein Fazit:
Teilweise atemlose Spannung, sehr (und zu) amerikanisch im Showdown

Veröffentlicht am 30.03.2018

Einerseits/andererseits

Zu nah
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Zum Inhalt:
Gerade selbst halbwegs von einem fast tödlichen Angriff genesen, wird die irische Ermittlerin Frankie zu einem vermeintlichen Selbstmord gerufen: Die Dozentin Eleanor wurde erhängt aufgefunden. ...

Zum Inhalt:
Gerade selbst halbwegs von einem fast tödlichen Angriff genesen, wird die irische Ermittlerin Frankie zu einem vermeintlichen Selbstmord gerufen: Die Dozentin Eleanor wurde erhängt aufgefunden. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass noch jemand bei dem Todesfall anwesend gewesen sein muss. Eleanors Mann ist verschwunden, es gibt ein zweites Opfer und die Gerichtsverhandlung gegen Frankies Angreifer naht – viel Arbeit für Frankie und ihre Kollegen.

Mein Eindruck:
Dieser Kriminalroman ist voll von einerseits/andererseits. Einerseits macht es richtig Spaß, Ermittlungsarbeit in all ihrer Kleinteiligkeit zu sehen. Da fällt die Erkenntnis „Mord“ nicht vom Himmel sondern wird erschlossen, da ist der Zugang zum Computer nicht in Windeseile von einem Wunderhacker geknackt, sondern in mühseliger Kleinarbeit erarbeitet. Es gibt Rückschläge und Geldnot – das Letztere ist eine Thematik, die mir so noch nie bei einem Krimi begegnet ist.
Andererseits führt genau diese Kleinteiligkeit dazu, dass die Spannung ausgebremst wird und nur an wenigen Stellen wirklich unerträglich wird. Einerseits sind die Erkenntnisse der Polizisten schön daher geleitet, andererseits erfährt man eigentlich nichts über die Charaktere, außer dass einer rothaarig ist und ein anderer von unnatürlicher Blässe und mit großen Konsum an Energy-Drinks (natürlich der Computerexperte – das volle Klischee).
Einerseits gefallen die falschen Fährten, welche die Autorin legt, andererseits ist es schon fast eine zu viel, - schließlich sind die Ermittler nicht auf den Kopf gefallen und arbeiten mit einem großen Team an dem Fall. Dadurch wirkt es lächerlich, dass der wichtigste Zusammenhang so spät auffällt. Der daraus resultierende Showdown zum Schluss ist zwar nervenaufreibend, beinhaltet aber auch leider die mangelnde Lernfähigkeit der leitenden Beamtin Frankie.

So bleibt eine mittlere Bewertung, für eine fast schon zu akribisch beschriebene aber letzthin erfolgreiche Ermittlung.

Mein Fazit:
Als Debüt gelungen

Veröffentlicht am 25.03.2018

Tarot für Gauner

Weiße Magie – direkt ins Schwarze
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Zum Inhalt:

Alanis, Betreiberin eines Tarot-Geschäfts und ältere Schwester einer noch minderjährigen, aber mit großem Herzen und Mundwerk ausgestatteten, jungen Dame, wird mit einem Geist aus der Vergangenheit ...

Zum Inhalt:

Alanis, Betreiberin eines Tarot-Geschäfts und ältere Schwester einer noch minderjährigen, aber mit großem Herzen und Mundwerk ausgestatteten, jungen Dame, wird mit einem Geist aus der Vergangenheit ihrer kriminellen Mutter konfrontiert: Biddle, ein Kleinganove, der Alanis Vaterersatz war. Aus der noch relativ freudigen Überraschung über das Wiedersehen wächst bald ein gewisser Unmut, als Biddle Alanis und ihr Umfeld recht schnell in kriminelle Handlungen zieht, die zu Gefahr für Leib und Leben werden.


Mein Eindruck:

Fast möchte man nicht glauben, dass Hockensmith ein amerikanischer Autor ist – trotz des Settings fühlt sich der Leser an typisch britische, skurrile Charaktere mit einer guten Portion schwarzen Humors erinnert. Allerdings übertreibt er es irgendwann ein bisschen mit dem durchgeknallten Personal. Viele Tote säumen den Weg, einiges Recht wird gebeugt, auf manchen Herzen Samba getanzt, - dennoch überwiegt meistens die positive Grundstimmung. Störend dabei wirken auf einen tugendhaften Leser die zuweilen recht schnoddrige Sprache (die wohl anheimelnd und jugendlich sein soll) und der im Großen und Ganzen sehr emotionslose Umgang mit dem Tod. Hauptsache scheint zu sein, dass man selber mit heiler Haut und großem Gewinn aus dem Schlamassel entkommt. Diese absolut egoistische Sicht der Dinge wird (leider) immer öfter gewählt und ist wohl ein Spiegel einer Zeit, in der sich nicht jeder wohlfühlt.
Wunderbar die Idee, die einzelnen Kapitel mit der Deutung von Tarot-Karten zu beginnen, in diesem Buch mit den Karten der Kelche. So dezidiert und dennoch nah am wirklichen Leben habe ich noch keine Beschreibung dazu gesehen.


Mein Fazit:

Ein nettes, kriminelles Häppchen für Zwischendurch, die eigene Moral sollte man aber dabei ausblenden

Veröffentlicht am 21.01.2018

Spätfolgen

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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Zum Inhalt:
Vor zwanzig Jahren wurde die Leiche eines hübschen, jungen Mädchens gefunden, neben ihr eine Spieluhr. Jetzt nehmen sich zwei Reporter – Jan und Stefanie - des Falles an, der damals ungelöst ...

Zum Inhalt:
Vor zwanzig Jahren wurde die Leiche eines hübschen, jungen Mädchens gefunden, neben ihr eine Spieluhr. Jetzt nehmen sich zwei Reporter – Jan und Stefanie - des Falles an, der damals ungelöst blieb. Sie entdecken, dass viele Leute im Spiel waren, die ihr Vorgehen um dubiose Vorgänge im Sauerland lieber geheim halten wollen. Und damit ist nicht nur der Todesfall gemeint.

Mein Eindruck:
Linus Geschke bedient zwei Anforderungen eines Thrillers perfekt: Ein packendes Eingangsszenario und ein furioses Ende – möglichst mit Überraschungen für Ermittler und Leser. Uneingeschränkt gelingt ihm dieses, aber im Mittelteil – und zwar in einem sehr ausführlichen Mittelteil – widmet er sich für meinen Begriff viel zu sehr dem teilverkorksten Privatleben seines Protagonisten. Augenzwinkernd sieht er ihm zu, wenn sich Jan bis zum Filmriss zuschüttet und seinen kindlichen Sohn mit Regeln zum effektvollen Schlagen füttern lässt. Auch wenn man kein pädagogischer Weichspüler ist, - diese Szenen sollten doch zu einem Stirnrunzeln der geneigten Leserschaft führen. Glücklicherweise beweist der Autor ein besseres Händchen, wenn er sich mit dem Umfeld von Tat und Täter heutzutage und zu damaliger Zeit befasst. Beweggründe werden deutlich, die Charaktere gut herausgearbeitet und der Lokal- und Zeitkolorit anschaulich geschildert. Besser als die weibliche (theoretische) Hauptperson: Über Stefanie, genannt Mütze, erfährt man nicht viel mehr, als dass sie hübsch und dunkelblond ist, gut recherchieren kann und immer eine Kopfbedeckung trägt. Möglicherweise behält sich Geschke das für einen Folgeband vor, es wäre auf jeden Fall angenehmer, etwas über ihren Hintergrund zu erfahren, als wieder einem Saufgelage seitens ihres Kollegen beizuwohnen.

Mein Fazit:
Interessante Ausgangsposition, überraschendes Ende, wegen zu viel Privatkokolores und genretypischer Probleme (nur) drei Sterne

Veröffentlicht am 30.10.2017

Angestaubt, aber charmant

Geheimnis in Rot
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Zum Inhalt:
Ein Patriarch feiert mit seiner gesamten Familie, einigen Freunden und Angestellten Weihnachten. Kurz nach der Bescherung wird er tot aufgefunden und fast jeder der Anwesenden hat ein Motiv ...

Zum Inhalt:
Ein Patriarch feiert mit seiner gesamten Familie, einigen Freunden und Angestellten Weihnachten. Kurz nach der Bescherung wird er tot aufgefunden und fast jeder der Anwesenden hat ein Motiv für den Mord.

Mein Eindruck:
Die Autorin, schon 1979 verstorben, lässt ihren Krimi während der 20er Jahre im ländlichen England spielen - ganz in der Tradition einer Agatha Christie: Ein relativ unblutiger Mord, viele Verdächtige und Polizeiarbeit, die sich mehr auf das Denken als auf forensische Beweise bezieht.
Schön die Idee, die in der Länge angenehmen Kapitel aus Sicht einer beteiligten Person zu schildern, schade, dass es im zweiten Teil fast nur noch der ermittelnde Beamte ist, der seine Gedanken mitteilt.
Schwer fällt einem Kind der heutigen Zeit zu verstehen, welche Gegebenheiten früher in Stein gehauen waren: Die Hochzeiten waren arrangiert, Pflicht wichtiger als Gefühl, der älteste Sohn bekam das größte Erbe, eine Tochter war dazu verdammt, beim Vater zu bleiben - eigenes Glück zählte nicht. Die Autorin zeigt jedoch in der Beschreibung ihrer Figuren, dass die Frauen sehr wohl Stärke zeigen konnten, - ihre weiblichen Charaktere beweisen mehr Tiefe als die männlichen. Die meisten Figuren sind jedoch nur grob gezeichnet, der schieren Menge an Personen (fünf Geschwister mit Anhang, Kindern, diversen Freunden und das Personal) auf nur 300 Seiten geschuldet.
Weiterer Platz wird verschwendet für Nichtigkeiten, die immer wieder thematisiert werden (z.B. Kleiderwahl bei einem Todesfall, wer betreut Papa?), so dass die mordende Person ein bisschen überstürzt aus dem Hut gezaubert wird, - wenn auch mit einer Aufklärung, die als Hommage an Hercule Poirot zu sehen ist.

Positiv sind ein angenehmer Stil zu vermelden, der einem das Lesen einfach macht und eine letztendlich stimmige Aufklärung.

Mein Eindruck:
Eine schöne Unterhaltung, aber kein fulminanter Start einer Reihe, - dafür sind die Figuren zu farblos