Spannend und erschreckend
MarterIn Venedig wird eine tote Frau vor einer Kirche angespült – gekleidet in eine Priesterrobe. Capitano Katerina Tapo, die auf den Fall angesetzt wird, steht zunächst vor einem Rätsel: Warum ist die Frau ...
In Venedig wird eine tote Frau vor einer Kirche angespült – gekleidet in eine Priesterrobe. Capitano Katerina Tapo, die auf den Fall angesetzt wird, steht zunächst vor einem Rätsel: Warum ist die Frau wie ein Priester gekleidet? Geht es hier um einen Ritualmord? Wer ist die Frau überhaupt?
Holly Boland, us-amerikanische Soldatin, ist gerade zu ihrem ersten Auslandseinsatz nach Italien versetzt worden. Schon ihr Vater war in Italien stationiert, daher ist sie hier aufgewachsen und kennt nicht nur Land und Leute, sondern spricht auch fließend die Sprache. Ihre Aufgabe soll es sein, sich um die Beziehung zu Armeefremden zu kümmern. Als sie eine Anfrage bezüglich des Krieges im ehemaligen Jugoslawien bekommt und schnell feststellen muss, dass Akten nicht mehr auffindbar sind, beschließt sie, tiefer zu graben.
Daniele Barbo, als Kind entführt und verstümmelt, hat „Carnivia“ entwickelt, ein soziales Netzwerk, das seinen Usern absolute Sicherheit garantiert. Er steht nicht nur kurz vor einer Gerichtsverhandlung, weil er sich weigert, den Behörden, Einblicke in Carnivia zu gewähren, sondern sieht sich auch Hackerangriffen ausgesetzt.
Diese drei Handlungsstränge, die zunächst nichts miteinander gemein zu haben scheinen, verbinden sich im Laufe der Handlung des Romans mehr und mehr und erzählen eine spannende, aber auch erschreckende Geschichte. Die Handlung ist komplex, die Hintergründe gut recherchiert (auch wenn man sich in mancher Beziehung wünscht, es wäre nur Fiktion) und die Charaktere, vor allem die drei Protagonisten, sind interessant. Die beiden Frauen, beide arbeiten in einem männlich geprägten Umfeld, sind tough, intelligent und einfühlsam. Daniele ist für mich der interessanteste der Drei, er ist verletzlich, hoch intelligent und, vor allem am Anfang, wenig durchschaubar.
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass Venedig und die Venezianer eine Rolle spielen dürfen, wenngleich auch keine durchweg gute. Nein, Jonathan Holts Roman ist sehr sozialkritisch, Vieles bekommt hier sein Fett weg, sexistisches Denken und Handeln, die korrupte Strafverfolgungsbehörde, die US-Armee, die Kirche, das organisierte Verbrechen …
Wie bereits erwähnt, wünscht man sich mehr als einmal, dass es sich bei dem Erzählten um reine Fiktion handelt, informiert man sich selbst über die Hintergründe, wird aber schnell klar, dass das Meiste leider auf Tatsachen beruht. Der Autor geht selbst in einer „Historischen Randnotiz“ darauf ein.
Da es sich hier um den ersten Band einer Trilogie handelt, sind am Ende viele Fragen beantwortet, aber längst nicht alle, im Gegenteil, es ergeben sich neue, so dass man sehr gespannt auf die Folgebände sein kann. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung.