Erfolgreiches Harmoniestreben
Der Start in die Geschichte ist wie ein alles zerstörender Riesencrash, der den maximal möglichen Super-GAU für ein Leben darstellt. Niemand möchte einen geliebten Menschen verlieren. Schlimmer ist es, ...
Der Start in die Geschichte ist wie ein alles zerstörender Riesencrash, der den maximal möglichen Super-GAU für ein Leben darstellt. Niemand möchte einen geliebten Menschen verlieren. Schlimmer ist es, wenn das eigene Kind vor den Eltern aus dem Leben scheidet. Aber wie grauenhaft muss es erst sein, wenn das eigene Kind sich selbst umbringt, und dabei noch weitere Menschen mit in den Tod reißt?
Eine ungefähre Vorstellung wird in der ersten Hälfte des Buches vermittelt. Unterschwellige gegenseitige Vorwürfe, eigene Schuldgefühle, Selbstzweifel und Selbsthass belasten Eltern von Amokläufern. Dazu kommt die unüberwindbare Kluft zwischen den Tätereltern und dem ganzen Umfeld. Niemand will mit „solchen Leuten“ in Verbindung gebracht werden. Sofortige soziale Isolation ist die Folge. Nur noch die sensationsgeilen Medien haben ein Interesse an einem. In einer solchen Situation nicht durchzudrehen, ist schier unmöglich.
Sam und Hannah haben zunächst sehr unterschiedliche Bewältigungsstrategien, sie in der Klinik und er mit Hilfe einer Auszeit in Wales. Erst als „Der Pub der guten Hoffnung“ als gemeinsames Projekt Potential für ein neues Leben erkennen lässt, können beide nach und nach wieder an einem Strang ziehen. Je mehr neue Kraft sie daraus schöpfen, desto zufriedener und selbstsicherer werden sie wieder. Neues Vertrauen und mehr Offenheit ihrerseits lässt schließlich auch neues Glück zu.
Der Roman beschreibt einen nahezu optimalen Heilungsprozess. In der Realität dürfte die Bewältigung eines solchen Schicksalsschlages, sowie auch das Leben an sich, deutlich komplizierter sein. Viele Dinge gehen mir zu einfach. Als Sam, der ja Lehrer ist, dem pubertierenden Finn bei dessen Problemen in der Schule helfen will, zeigt der wenig Gegenwehr. Oder, als Sam Hannah den Vorschlag unterbreitet, in Wales einen Pub zu betreiben, fragt sie nicht nach Finanzierbarkeit oder nach Sams Konzept dafür. Sie nimmt den Vorschlag, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach an.
Fazit: Alles in allem ist das Buch nicht unbedingt durch Spannung gekennzeichnet. Es handelt sich vielmehr um ein zuverlässiges Buch, das in der jeweiligen Situation genau das liefert, was man sich gerade auch wünschen würde. Es ist in gewisser Hinsicht wie die meisten von uns harmoniebedürftig.