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Veröffentlicht am 12.12.2018

Sehr fundiert recherchierter, spannender historischer Roman

Der Hexenjäger
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Die Geschichte spielt im Elsass um 1484.
Susanna wächst in einer Familie mit zwei Brüdern auf. Sie muss einen Schicksalsschlag hinnehmen, als ihre Mutter stirbt und ein Suizidverdacht besteht. Dann soll ...

Die Geschichte spielt im Elsass um 1484.
Susanna wächst in einer Familie mit zwei Brüdern auf. Sie muss einen Schicksalsschlag hinnehmen, als ihre Mutter stirbt und ein Suizidverdacht besteht. Dann soll sie noch mit einem Mann verheiratet werden, denn sie nicht liebt.

Der Mönch Heinrich auf der anderen Seite, Prior des lokalen Klosters und Inquisitor des Papstes und auch Susannas Beichtvater, ist davon besessen, „Hexen“ aufzuspüren und eine Richtlinie vorzugeben, was Hexen ausmachen und wie man sie als solche erkennen kann…
Dazu arbeitet er an seinem großen „Werk“, dem Hexenhammer.


Meine Meinung:
Der historische Roman von Astrid Fritz zeichnet sich wieder einmal durch eine sehr fundierte Recherche und historische Genauigkeit aus, die ich so nicht bei vielen historischen Romanen erlebt habe. Man merkt beim Lesen durch und durch, dass die Fakten stimmig sind und auch noch viel mehr Stoff im Hintergrund liegt, ohne dass die Autorin mit erhobenem Zeigefinger belehrend schreibt oder man das Gefühl hat, dass die Fakten übertrieben dargestellt werden.
Die Darstellung ist einfach insgesamt sehr stimmig in eine spannende Handlung eingebettet.

Während die Beweggründe von Heinrich, der eine historisch Persönlichkeit ist, sehr glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt werden, ist auch die Verknüpfung mit der fiktiven Geschichte von Susanna, die stellvertretend für viele Frauen ihrer Zeit steht, sehr gut dargestellt. Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben und lässt sich insgesamt sehr flüssig lesen.
Durch verschiedene kurze Abschnitte mit Perspektivwechseln und Rückblenden ist die Darstellung immer sehr lebendig und gewährt weiterführende Einblicke und Hintergründe. Sehr gut gefallen haben mir zum Beispiel die Episoden aus Heinrichs Kindheit, die ein sehr aufschlussreiches Licht auf ihn werfen.

Susanna habe ich als Person sofort liebgewonnen, denn sie wird – auch in ihrer Entwicklung – sehr sympathisch und reflektiert dargestellt.


Fazit:
Die Lektüre war für mich insgesamt ein Genuss, denn der Roman hat in idealer Weise eine spannende Geschichte mit historisch fundierten Fakten verbunden.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Ein etwas anderer historischer Roman, der fast tausend Jahre deutscher Geschichte umfasst

Land im Sturm
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Der historische Roman von Ulf Schiewe ist in fünf Abschnitt aufgeteilt, die insgesamt verschiedene Etappen im Laufe eines Jahrtausends deutscher Geschichte umfassen.
Es beginnt 995 mit der Schlacht Ottos ...

Der historische Roman von Ulf Schiewe ist in fünf Abschnitt aufgeteilt, die insgesamt verschiedene Etappen im Laufe eines Jahrtausends deutscher Geschichte umfassen.
Es beginnt 995 mit der Schlacht Ottos des Großen gegen die Ungarn, geht über bewegte Zeiten im Land der Wenden, den Dreißigjährigen Krieg bis hin zum Kampf der Preußen gegen Napoleon und schließlich zur Märzrevolution 1848.
Verbunden werden die fünf Teile durch Vertreter einer Familie, denen wir in den verschiedenen Generationen immer wieder begegnen. Diese ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch, auch wenn wir (fast) in jedem Abschnitt neue Protagonisten und Protagonistinnen kennen lernen.

Meine Meinung:
Der sehr umfangreiche Wälzer „Land im Sturm“ ist etwas ganz besonderes und unterscheidet sich von den meisten anderen historischen Romanen dadurch, dass er gleich fünf sehr spannende und interessante Zeiten behandelt. Es sind sozusagen eigentlich fünf Romane in einem, bei denen man jeweils auch neue Protagonisten begleitet.

Die Erzählweise an sich hat mich von Anfang an gefesselt, so dass ich gut in die Handlung gekommen bin und auch keine Schwierigkeiten beim Einstieg in die neuen Abschnitte hatte.
Jeder Abschnitt zeugt von einer sehr guten und fundierten Recherche und detailreichen Wiedergabe des Alltags der Menschen. Besonders gut gefallen hat mir, dass mal als Leser / Leserin miterlebt, wie „ganz normale Menschen“ die Irrungen und Wirrungen der jeweiligen Zeit, mit einem starken Schwerpunkt auf Kriegen, verkraftet haben und mit ihnen umgegangen sind. Das normale Leben kann man zwischen den Seiten sehr gut erleben, insbesondere die Sorgen und Nöte der Menschen.

Die handelnden Personen haben mir insgesamt sehr gut gefallen, sie sind authentisch und in ihren Handlungen nachvollziehbar dargestellt. Aufgrund der Aufteilung in die verschiedenen Abschnitte bin ich jedoch mit der einen oder anderen Figur wärmer geworden als mit anderen. So haben mir besonders die starken Frauen in den letzten beiden Abschnitten sehr gut gefallen. Zwischendurch gab es auch einmal einen Abschnitt zum Dreißigjährigen Krieg, der mir persönlich etwas weniger gefallen hat als die anderen Teile. Manchmal hätte ich mir auch gewünscht, man hätte noch etwas länger mit einer Person verweilen können, bevor ein Kapitel etwas abrupt abbrach.

Insgesamt hat mir die kurzweilige Lektüre sehr viel Spaß gemacht und ich habe auch einiges über Kapitel der deutschen Geschichte gelernt, mit denen ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt hatte.

Fazit:
Dieser etwas andere, aber sehr lohnenswerte historische Roman, der wichtige Teile der deutschen Geschichte umfasst, hat mir spannende und schöne Lesestunden beschert. Ich vergebe 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.07.2018

Ein großartiger Schmöker mit überraschender Entwicklung

Die Frauen am Fluss
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Im Jahre 1922 zieht Irene, die in London nach einem privaten Skandal überstürzt heiraten musste, mit ihrem Mann Alistair aufs Land, wo es ihr sehr schwerfällt, sich in dem Landgut einzugewöhnen und sich ...

Im Jahre 1922 zieht Irene, die in London nach einem privaten Skandal überstürzt heiraten musste, mit ihrem Mann Alistair aufs Land, wo es ihr sehr schwerfällt, sich in dem Landgut einzugewöhnen und sich mit Alistairs Tante, den Bediensteten und den Dorfbewohnern vertraut zu machen. Zu sehr hängt sie auch noch an ihrem alten Leben in London.
Doch dann geschieht plötzlich ein Mord, und Irene wird, auch von dem engagierten Stallmädchen Pudding, in die Ermittlungen hineingezogen…


Meine Meinung:
Ich mag die Romane von Katherine Webb grundsätzlich sehr gerne, auch weil sie auf verschiedenen (zeitlichen) Ebenen spielen.
Dieser Roman fing auch wieder gewohnt sprachgewaltig in einem epischen Erzählstil an. Umgebung, Landschaft und die Szenerie werden von der Autorin mit großer Sorgfalt und vielen Details beschrieben, so dass man sich das Setting wirklich gut vorstellen kann.
Die handelnden Personen sind nicht unbedingt alle direkt auf Anhieb sympathisch, aber sie werden glaubwürdig beschrieben. Mich hat besonders die Entwicklung der weiblichen Hauptfiguren im Roman wieder sehr beeindruckt. Die Entwicklung hat genau das geboten, was ich mir von einem Katherine Webb-Roman erhoffe.
Die Handlung wird vielschichtig und tiefgründig beschrieben und wartet am Ende noch mit ganz überraschenden Aspekten und Wendungen auf, was sehr gelungen hintergründig beschrieben wird.


Fazit:
„Die Frauen am Fluss“ ist wieder ein sehr gelungener Roman von Katherine Webb, der sehr zum Schmökern an langen Lesenachmittagen oder -wochenenden einlädt. Wirklich meisterhaft komponiert und aufgebaut!

Veröffentlicht am 31.03.2018

Romantische Lektüre – ein Schmöker mit Italien-Flair

Brausepulverherz
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Jiara studiert in Hamburg, wo sie mit ihrem Freund Jonas lebt, verbringt aber in jedem Jahr ihre Semesterferien in einem kleinen Ort in Italien bei Dario, in dessen Trattoria sie jobbt. In diesem Sommer ...

Jiara studiert in Hamburg, wo sie mit ihrem Freund Jonas lebt, verbringt aber in jedem Jahr ihre Semesterferien in einem kleinen Ort in Italien bei Dario, in dessen Trattoria sie jobbt. In diesem Sommer trifft sie Darios Freund Milo, einen unabhängigen Musiker, der sich nicht an Regeln hält und ein ziemlicher Frauenheld ist. Milo hat sich vor Jahren von seiner Familie losgesagt, weil ein langweiliger Bürojob ihm keinen Spaß macht, und möchte sich auch in der Liebe auf keinen Fall binden.

Meine Meinung:
In „Brausepulverherz“ erzählt Leonie Lastella eine unterhaltsame und mitreißende Liebesgeschichte auf spritzige Art und Weise abwechselnd aus der Sicht von Jiara und Milo. Die Seiten atmen das Flair von Italien, man spürt die Hitze, die im Sommer in dem kleinen Ort Finale an der italienischen Riviera herrscht, riecht Basilikum, Tomaten und den Pizzaofen in der kleinen Trattoria und kann sich gut in die Sommerferien-Atmosphäre hineinversetzen.
Die Geschichte ist zwar eher ein wenig oberflächlich und vorhersehbar, aber dies habe ich bei diesem Genre nicht anders erwartet. Insgesamt ist sie nett erzählt, romantisch und hat mich berührt.
Die Charaktere sind zwar nicht extrem vielschichtig gezeichnet, aber Jiara und Milo machen im Laufe der Geschichte durchaus eine Entwicklung durch und stellen fest, was für sie im Leben wirklich wichtig ist.

Fazit:
Der Roman ist locker-leichte Unterhaltungslektüre mit einer romantischen und berührenden Liebesgeschichte.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Russland in den 1990er Jahren - Begegnung mit einer fremden, spannenden Welt

Blasse Helden
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Der Deutsche Anton geht in den 1990er Jahren nach Moskau, um als Rohstoffhändler zu arbeiten und um das reiche kulturelle Leben und die vielen Freiheiten dort zu genießen.
Er will sich nicht fest binden ...

Der Deutsche Anton geht in den 1990er Jahren nach Moskau, um als Rohstoffhändler zu arbeiten und um das reiche kulturelle Leben und die vielen Freiheiten dort zu genießen.
Er will sich nicht fest binden und genießt die Unverbindlichkeit und die Freizügigkeit in Jelzins Russland.
Neben vielen kulturellen Ereignissen, wie Theater- oder Konzertbesuchen, die einen großen Stellenwert in seinem Leben einnehmen, haben es ihm die russischen Frauen angetan.
Wenn er es nicht vermeiden kann, ist er auch für seinen Chef geschäftlich unterwegs, z.B. zu einem Kohlebergwerk in Sibirien oder auf der Suche nach einem Liegeplatz in einem Schwarzmeerhafen in der Ukraine.


Meine Meinung:
Der Roman hat mich sofort in seinen Bann gezogen und mir ist beim Lesen das eine oder andere Mal der Mund offen stehen geblieben, da der Autor die Atmosphäre so unglaublich gut rüberbringt.
Das Russland der 1990er Jahre war für mich eine völlig fremde Welt und mich haben die beschriebene Korruption, die z.T. sehr freizügigen und ungeregelten Zustände sehr zum Staunen gebracht.
Grundsätzlich war der Schreibstil dabei nicht immer ganz leicht zu lesen; ich musste mich stark konzentrieren und einige Spezialbegriffe oder Anspielungen auf Literatur, Theater, Konzert nachschlagen.

Den "blassen Helden" Anton lernen wir als Leser gut kennen, was nicht heißt, dass er sympathisch ist oder uns für sich einnimmt. Er handelt nicht verantwortlich, sondern genießt die Freiheiten und die Unverbindlichkeit im Russland der 1990er Jahre.

Ich habe beim Lesen dieses Romans unglaublich viel gelernt. Meines Erachtens hat der Klappentext nicht zu viel versprochen, denn ich konnte nach der Lektüre des Romans nun besser verstehen, wie sich die Situation in Russland zur heutigen Herrschaft Putins entwickeln konnte.


Fazit:
"Blasse Helden" ist für mich ein großer, lehrreicher, faszinierender Roman!