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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2018

Emotional und packend

Super, und dir?
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Marlene Beckmann geht es super, sie hat einen tollen Job und ist glücklich mit ihrem Freund. Marlene ist nicht überfordert, in einer Beziehungskrise oder hat ein Drogenproblem, denn wenn sie nur oft genug ...

Marlene Beckmann geht es super, sie hat einen tollen Job und ist glücklich mit ihrem Freund. Marlene ist nicht überfordert, in einer Beziehungskrise oder hat ein Drogenproblem, denn wenn sie nur oft genug sagt, dass es ihr gut geht, glaubt sie es irgendwann selbst. Bis ihr Freund alleine nach Teneriffa fliegt, da ihr Urlaub nicht genehmigt wurde und ihre Fassade zu bröckeln beginnt...

Schonungslos ehrlich erzählt Kathrin Weßling die Geschichte einer Frau, der das eigene Leben entgleitet und die krampfhaft versucht, den Schein zu wahren. Marlene ist überfordert, leidet unter Panikattacken und betäubt die innere Leere mit Drogen. Ihre Angst und Verzweiflung, die unter der Oberfläche brodeln, sind spürbar und zuweilen schmerzhaft. Man möchte sie wahlweise schütteln, umarmen und ihre Drogen das Klo runterspülen.

Ein bewegender Roman, der einen ungeschönten Blick auf die moderne Arbeitswelt wirft, in der Mitarbeiter zu Höchstleistungen angetrieben werden und fernab jeglicher work-life-balance nur noch fremdbestimmt funktionieren.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Spannender Krimi mit sympathischen Ermittlern

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Polizeiseelsorger Martin Bauer wird zu einem Einsatz in einem stillgelegten Bergwerk gerufen. Dort wurde eine mit Honig übergossene Leiche gefunden. Sein Amtskollege Polizeidekan Rüdiger Vaals sollte die ...

Polizeiseelsorger Martin Bauer wird zu einem Einsatz in einem stillgelegten Bergwerk gerufen. Dort wurde eine mit Honig übergossene Leiche gefunden. Sein Amtskollege Polizeidekan Rüdiger Vaals sollte die Betreuung vor Ort übernehmen, hat jedoch beim Anblick der Leiche einen Herzinfarkt erlitten. Kannte er den Toten? Während Vaals im Krankenhaus liegt, geht Bauer der Sache nach...

Tiefer denn die Hölle überzeugt mit einem spannenden Kriminalfall und sympathischen Ermittlern. Martin Bauer und Verena Dohr sind Figuren mit Ecken und Kanten, Bauer überschreitet gerne einmal seine Kompetenzen und Dohr muss sich gegen intrigante Kollegen behaupten, beide haben private Probleme, die jedoch nicht überhand nehmen oder den Kriminalfall in den Hintergrund drängen. Die Ermittlungen sind realitätsnah und nachvollziehbar, der Kriminalfall ist packend und wird schlüssig aufgelöst.

Alles in allem ein spannender und gut komponierter Krimi mit vielschichtigen Figuren und interessanten Schauplätzen.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Charmante Reise ins England der 30er Jahre

Die Abenteuer der Cluny Brown
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Die junge Cluny Brown lebt nach ihren eigenen Regeln, sie geht zum Nachmittagstee ins Ritz oder verbringt den ganzen Tag Orangen essend im Bett - sehr zum Missfallen ihres Onkels, der sie kurzerhand als ...

Die junge Cluny Brown lebt nach ihren eigenen Regeln, sie geht zum Nachmittagstee ins Ritz oder verbringt den ganzen Tag Orangen essend im Bett - sehr zum Missfallen ihres Onkels, der sie kurzerhand als Dienstmädchen auf den Herrensitz Friars Carmel in Devonshire schickt. Schon bald stellt Cluny mit ihrer lebenslustigen und unkonventionellen Art das Leben des Landadels auf den Kopf...

Die Abenteuer der Cluny Brown, erstmals 1944 erschienen, ist ein charmantes Zeitzeugnis und eine pointierte Gesellschaftsstudie verpackt in einen unterhaltsamen Roman. Dazu trägt auch der eingängige und elegante Schreibstil von Margery Sharp bei, die so wunderbare Kinderbücher wie Miss Bianca geschrieben hat.
Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und authentisch. Clunys erfrischende Art bildet einen herrlichen Kontrast zur britischen Aristokratie und verdeutlicht die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit mit ihrem starren Rollensystem.

Fazit: Ein unterhaltsamer Gesellschaftsroman mit einer freigeistigen Protagonistin, die mit ihrer unkonventionellen und lebenslustigen Art bezaubert. Humorvoll, gut beobachtet und mit feinem Spott - in der Tat eine charmante literarische Wiederentdeckung!

Veröffentlicht am 01.04.2018

Ein packender Roadtrip

Die Rache der Polly McClusky
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Kurz vor seiner Entlassung hat sich Nate McClusky im Gefängnis einen mächtigen Feind gemacht, woraufhin die Gang Aryan Steel einen Tötungsbefehl für ihn und seine Familie erteilt. Seine Exfrau wurde bereits ...

Kurz vor seiner Entlassung hat sich Nate McClusky im Gefängnis einen mächtigen Feind gemacht, woraufhin die Gang Aryan Steel einen Tötungsbefehl für ihn und seine Familie erteilt. Seine Exfrau wurde bereits getötet, seine 11jährige Tochter Polly kann Nate gerade noch rechtzeitig aus der Schule abholen. Auf der Flucht durch Kalifornien werden Vater und Tochter zu einem starken Team. Nates Kampftraining macht aus dem schüchternen Mädchen eine selbstbewusste Kämpferin und durch Pollys Scharfsinn sind sie ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus. Doch Nate setzt alles daran, dass Polly wieder ein Leben ohne Angst führen kann....

Jordan Harper erzählt die packende Geschichte einer Vater-Tochter-Beziehung, die sich aus einer Extremsituation entwickelt. Während Nate anfangs aus reinem Pflichtgefühl handelt, wird er immer mehr zu einem Vater, der bereit ist, alles zu tun, um seine Tochter zu beschützen. Polly hingegen wird ihrer Kindheit gewaltsam entrissen und stellt sich der Situation mit geradezu befremdlicher Kampfbereitschaft, lediglich mit ihrem Teddybären gesteht sie sich kindliche Momente zu. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Blickwinkel erzählt, wobei Harper den Nebenfiguren eine rohe, verwahrloste und desillusionierte Stimme gibt, wodurch ein bedrohliches Gesamtbild entsteht. Vater und Tochter sind auf der Flucht, ohne Hoffnung auf Hilfe, der sozialen Norm enthoben, die Gegner brutal und ohne Skrupel.

Fazit: Ein packender und temporeicher Roman mit vielschichtigen Charakteren und einer spannenden Geschichte, erzählt in einer direkten Sprache, die sowohl berührt als auch verstört. Eine klare Leseempfehlung für diesen ungewöhnlichen Roadtrip.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Ein packender Zukunftsroman

Leere Herzen
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Britta Söldner ist desillusioniert und hat den Glauben an eine bessere Zukunft verloren, ebenso wie ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Mit ihm hat sie eine kleine Firma aufgezogen. "Die Brücke" hat die ...

Britta Söldner ist desillusioniert und hat den Glauben an eine bessere Zukunft verloren, ebenso wie ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Mit ihm hat sie eine kleine Firma aufgezogen. "Die Brücke" hat die beiden reich gemacht, doch womit sie eigentlich ihr Geld verdienen, weiß niemand so genau. Und das ist auch gut so, denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Als sie unliebsame Konkurrenz bekommen, setzt Britta alles daran, ihr Monopol zu wahren, doch sie hat ihre Gegner unterschätzt....

In „Leere Herzen“ zeichnet Juli Zeh das Bild einer zynischen und verstörenden Zukunft, in der die Menschen ohne Hoffnung und Überzeugungen sind und widmet sich der Frage, in welchem Land wir leben wollen auf ihre ganz eigene Art, indem sie ein beängstigendes Szenario einer Gesellschaft ohne Glauben und Mitgefühl entwirft, das gar nicht so realitätsfern erscheint. Eine packende und aktuelle Geschichte, der man sich nur schwer entziehen kann und die noch lange nachwirkt.

Fazit: Ein fesselnder Roman, der nachdenklich stimmt und spannende Unterhaltung auf hohem Niveau bietet.