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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2018

auf das Leben

Ein Song bleibt für immer
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Alice Martineau ist eine reale Person, die wirklich gelebt, geliebt und gesungen hat. Das ist es, was das Buch für mich von Anfang an so interessant und authentisch gemacht hat. Dieses Wissen und auch, ...

Alice Martineau ist eine reale Person, die wirklich gelebt, geliebt und gesungen hat. Das ist es, was das Buch für mich von Anfang an so interessant und authentisch gemacht hat. Dieses Wissen und auch, dass Alice an ihrer Krankheit gestorben ist, darf man meiner Meinung nach durchaus wissen, wenn man mit diesem Buch anfängt. Es geht in dieser Geschichte nicht darum, den Leser über das traurige Ende im Ungewissen zu lassen. Es geht vielmehr darum zu erzählen, wie eine junge Frau mutig ihren Weg ging, auch wenn dieser scheinbar aussichtlos und für sie unpassierbar erschien. Wie sie ihren leidenschaftlichen Wunsch, Sängerin zu werden, in die Tat umsetzte, obwohl sie an einer schweren Erkrankung der Atemwege litt. Wie sie zuversichtich und klug die Jahre nutzte, die sie hatte. Denn nicht die länge des Lebens sondern seine Intensität ist es, die wichtig ist.

Alice ist eine tolle Frau. Und ihre Geschichte gibt nicht nur Kranken Mut sondern sollte vor allem gesunden Menschen vor Augen führen, dass das Leben zu kurz ist, um es zu verschwenden mit Nichtstun und in Starre verharren. Greift nach den Sternen und erfüllt eure Herzenswünsche. Dazu ist das Leben da. Und nur keine Angst. Was soll schon schief gehen. Denn selbst, wenn nicht alles klappt, so kann man doch sagen, ich habe es versucht.

Also für mich ein positives Buch. Und auch die geweinten Tränen sind schön. Denn Alice ist nicht vergessen.

Veröffentlicht am 09.04.2018

sprachlich ein Genuss

Die letzte Reise der Meerjungfrau
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„Die letzte Reise der Meerjungfrau“ hatte mich mit Titel und Klappentext eigentlich schon am Haken. Und die Leseprobe offenbarte, dass hier ein ungewöhnliches und ungewöhnlich schön geschriebenes Buch ...

„Die letzte Reise der Meerjungfrau“ hatte mich mit Titel und Klappentext eigentlich schon am Haken. Und die Leseprobe offenbarte, dass hier ein ungewöhnliches und ungewöhnlich schön geschriebenes Buch auf mich wartet. Meine Erwartungen wurden gleich in mehrfacher Hinsicht voll und ganz erfüllt.

Mr. Hancock, ein angesehener Londoner Händler lebt in seiner Komfortzone und auch ein bisschen in der Vergangenheit, bevor die Frau ihm gestorben ist. Seine Nichte Sukie führt ihm mit Herzblut und Übermut den Haushalt. Alles geht seinen gewohnten Gang, bis einer seiner Kapitäne von einer Reise ein ungewöhnliches Exemplar einer angeblichen Meerjungfrau mitbringt. Der Händler versucht, mit der Neugierde seiner Mitmenschen Geld zu machen und stellt das Exponat aus. Schon bald ruft das eine geschäftstüchtige Puffmutter auf den Plan, die den Run auf die Meerjungfrau für ihre eigenen Geschäftszwecke nutzen will. Dort lernt Hancock die Kurtisane Angelica kennen und entbrennt in ungeahnter Leidenschaft. Die junge Dame weiß, was sie will und verlangt als Beweis seiner Liebe eine lebende Meerjungfrau.

Das Buch besticht nicht nur durch die Sprache, die tatsächlich ein Genuss ist, sondern auch durch viele facettenreiche Charaktere und eine Handlung, die vor allem von den Entwicklungen der Personen lebt und ein ums andere Mal mit interessanten und ungewöhnlichen Geschehnissen und Beschreibungen zu überraschen weiß.

Die gesellschaftlichen Verhältnisse der Londoner Gesellschaft werden klug und auf eine feine Art geschildert. Die Meerjungfrau setzt durch ihr bloßes Erscheinen eine Spirale in Gang, der sich alle, die näher in Kontakt mit ihr kommen, nicht entziehen können. Dabei geht es nicht nur um das große Geld. Hancocks scheinbar eingeschlafenes Seelenleben kommt gehörig durcheinander und die unterschiedlichen Wünsche und Träume der Huren harmonieren nicht unbedingt immer mit seinen Plänen.

Imogen Hermes Gowar gelingt ein ungewöhnliches, bildreiches Buch, welches auf langsame und fast bedächtige Art von großer Aufregung und gewaltigen Umbrüchen erzählt. Der Wunsch danach, die Meerjungfrau wäre echt und es gäbe auch eine lebende zu finden, zieht sich auch beim Lesen durch die Geschichte und die Autorin gibt den Akteuren und dem Leser scheinbar gerne, was er sich wünscht und manchmal zeigt sie ihm auch erst im Laufe der Geschehnisse, was er eigentlich braucht und wünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2018

etwas kurz aber gut

Die Amerikanerin
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Ich bin ein Deon Meyer Fan. Und ich lese alle Bücher von ihm. Nach Fever – in dem der Autor mal das dystopische Genre ausprobiert hat – kommt mit „Die Amerikanerin“ jetzt wieder ein neues Buch über Bennie ...

Ich bin ein Deon Meyer Fan. Und ich lese alle Bücher von ihm. Nach Fever – in dem der Autor mal das dystopische Genre ausprobiert hat – kommt mit „Die Amerikanerin“ jetzt wieder ein neues Buch über Bennie Griessel. Die Freude wird lediglich dadurch eingeschränkt, dass das Buch extrem kurz ist. Das ist schade, denn es macht wieder großen Spaß dem südafrikanischen Ermittler in seiner Arbeit und seinem Privatleben zu folgen.

Der Erzählstil ist wie immer spannend und eindringlich, allerdings gibt es kaum überraschende Wendungen und auch die privaten und beruflichen Feinheiten bleiben wegen der Kürze des Buches etwas dünn. Der Plot wird geradlinig und stimmig erzählt. Bennies Privatleben ist diesmal eher ruhig und harmonisch. Ein guter Krimi. Bitte mehr davon und bitte wieder in der üblichen Ausführlichkeit.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Schöne Fortsetzung

Die Jahre der Schwalben
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Die große ostpreußische Trilogie von Ulrike Renk geht mit „Die Jahre der Schwalben“ in die zweite Runde. Frederike ist inzwischen 21 Jahre und hat Ax geheiratet. Die Familie und Freundin Thea habe ich ...

Die große ostpreußische Trilogie von Ulrike Renk geht mit „Die Jahre der Schwalben“ in die zweite Runde. Frederike ist inzwischen 21 Jahre und hat Ax geheiratet. Die Familie und Freundin Thea habe ich bereits im ersten Teil „Das Lied der Störche“ kennengelernt. Frederike liebt das Leben auf ihrem Gut, wird mehr und mehr zu einer souveränen Gutsherrin. Aber sie ist nicht glücklich. Die Mutter hat sie mehr oder weniger zu dieser Ehe genötigt und Ax ist nicht der Mann, der er zu sein vorgibt. Das Verhältnis zwischen den Eheleuten wird immer schwieriger. Aber auch um sie herum weht ein kalter Wind durch das Land. Die politischen Spannungen in Europa schwappen bald auch nach Ostpreußen. Und in Deutschland erstarken die Nazis.

Mir gefiel diese Fortsetzung tatsächlich um einiges besser als der erste Band der für mich zu viele Längen hatte. Hier passiert aber so einiges und es gibt auch einen neuen Mann, der das Ensemble um eine interessante Nuance erweitert und private Spannung in die Geschichte bringt. Also von mir eine klare Empfehlung. Ich bin schon gespannt auf das Finale.

Veröffentlicht am 22.09.2017

überraschend gut

Die Großmächtigen
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Nordafrika in den 20.er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die großmächtigen Franzosen herrschen noch als Kolonialmacht. Selbstherrlich, überheblich. Ein amerikanische Filmteam kommt in eine kleine Stadt ...

Nordafrika in den 20.er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die großmächtigen Franzosen herrschen noch als Kolonialmacht. Selbstherrlich, überheblich. Ein amerikanische Filmteam kommt in eine kleine Stadt und wirbelt alles durcheinander. Vor allem die Menschen sind es, junge Menschen, die zwischen den verschiedenen Kulturen den Aufbruch in die eigene Zukunft suchen.

Eine 19jähirge arabische Witwe sehnt sich nach einem Leben, dass sie bis jetzt nur in Büchern gefunden hat und vor allem durch die Amerikaner in greifbare Nähe zu rücken scheint. Ein arabischer Intelektueller findet überraschend die Liebe. Aber das Buch verweilt nicht in Afrika, spielt in Episoden in Frankreich und Deutschland.

Eigentlich ist es kein durchgängiger Roman, sondern eher ein Panoptikum der menschlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Ein Kaleidoskop in dem klar wird, dass über alle religiösen und kulturellen Unterschiede hinweg der Mensch sich doch immer nach dem Gleichen sehnt, nach dem Gleichen strebt.
Begeistert hat mich vor allem die Sprache, die intelligenten Dialoge. Und wohltuend fand ich auch, dass es sehr viele starke Frauen in diesen Geschichten gibt. Ein überraschendes Buch, welches mich schon durch sein ungewöhnliches Cover gefangen genommen hatte.