Cover-Bild Der Schein
(14)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Arena
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 472
  • Ersterscheinung: 19.01.2018
  • ISBN: 9783401604138
  • Empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Ella Blix

Der Schein

Alina ist neu auf dem Internat Hoge Zand auf der kleinen Ostseeinsel Griffiun. Eines Nachts sieht Alina aus einem der Turmzimmer ein dunkles Schiff am Horizont, das seltsame Blitze über das angrenzende Naturschutzgebiet schießt. Auf der Suche nach Antworten trifft sie in den Dünen auf Tinka, der sie sich sofort auf unheimliche Weise verbunden fühlt. Das Mädchen mit der seltsamen Ausrüstung weiß viel mehr, als sie wissen dürfte und verschwindet immer wieder spurlos. Als Alina mit Hilfe der Lonelies, ihrer neuen Freundes-Clique, versucht, den Rätseln der kleinen Insel auf die Spur zu kommen, macht sie eine Entdeckung, die alles in Frage stellt, was sie jemals für wahr gehalten hat …

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2020

Einmal mit den Schubladendenken aufgeräumt, denn der Schein trügt oft!

0

Allgemein:

Ella Blix ist das Autorinnenduo um Antje Wagner und Tania Witte, die bereits zwei Jugendromane beim Arena-Verlag veröffentlichten. Darunter die im Jahr 2018 erschienene Geschichte der jungen ...

Allgemein:

Ella Blix ist das Autorinnenduo um Antje Wagner und Tania Witte, die bereits zwei Jugendromane beim Arena-Verlag veröffentlichten. Darunter die im Jahr 2018 erschienene Geschichte der jungen Alina. Von ihrem Vater auf die viel zu ruhige Ostseeinsel Griffiun geschickt, um 6 Monate das Internat Schloss Hoge Zand zu besuchen, reagiert sie alles andere als begeistert. Alina will nur eins, zurück nach Berlin. Doch es heißt es Augen zu und durch. Was sie allerdings nicht erwartet hat, sind die merkwürdigen Ereignisse und Regeln auf Griffiun. Warum darf man das Naturschutzgebiet nicht betreten? Was ist das für ein blitzewerfendes Schiff mitten in der Nacht? Was steckt hinter dem neuen Kioskbesitzer und der heimlich Camperin? Fragen, denen Alina mit den „Lonelies“, ihren neuen Mitschülern, auf den Grund gehen will.


Mein Bild:

„Der Schein“ lag über 2 Jahre auf meinem SUB, eine echte Schande, wenn ich bedenke, wie gut mir die Geschichte um Alina und vieles mehr gefallen hat. Doch erst einmal von vorn. 2018 hatte ich das Buch auf der LBM ergattert, natürlich nach einer Lesung der Autorinnen inklusive Signiermöglichkeit, ist ja wohl logisch. Irgendwie klang es spannend und der Klappentext wahrte eindeutig mehr den „Schein“ (haha, Wortspiel!) als das er viel preis gab. Dass ich zudem völlig in dieses Cover verliebt bin, brauch ich wohl nicht sagen. Gold auf schwarzem Untergrund geht immer und eh ich mitbekommen habe, dass dieser verschlungene Nebel ein Wort bildet...Meine Überraschung war groß.

Auf 470 Seiten erzählen Antje Wagner und Tania Witte mir, wie die bald 16-jährige Alina von ihrem „Pa“ auf die Ostseeinsel Griffiun geschickt wird und bereits die ersten Sätze verrieten, dass sie nicht viel davon hält. Generell habe ich wirklich herzlich geschmunzelt über manche Situation, die Alina erlebte. Der Schreibstil in Ich-Perspektive hatte genau den jugendlichen Slang, den es brauchte, um locker zu sein. Glücklicherweise nicht in einer dämlichen Art und Weise, sondern bildlich, emotional und glaubhaft. Was ich damit sagen sollte: Mein Herzchen fieberte mit und zauberte mir mit mancher Andeutung auf Game of Thrones oder Harry Potter ein Glitzern in die Augen.

Obwohl die Protagonistin es mir eingangs echt schwer machte. Ich mochte sie nicht. Alina kam rüber wie eine verwöhnte Göre, die jede Person, die sie sah in eine Klischee-Schublade schob. Dazu unnahbar, arrogant und für ein Mädel aus Berlin absolut nicht weltoffen. Für sie gab es nur wenige Menschen, die zählten, der Rest viel hinten runter. Sie war echt unfair, ließ den Menschen keine Chance an sie ran zu kommen. Jedoch war das ein guter Ansatz, um mich als Leserin selbst zu fragen, was ich in einer Situation gemacht hätte, in der ich nie landen wollte? Mit knapp 16! Ich muss daher echt zugeben, dass sie mich nicht nervte, ich wollte einfach wissen, wie sie sich im Verlauf veränderte. Denn das musste doch so kommen.

Und Griffiun? Eine Ostseeinsel mit knapp 600 Einwohnern, Solarautos, Naturschutzgebiet, Touristenkutschen und einem Internat in einem richtigen Schloss. Und wow, fand ich das Setting toll. Mal abgesehen davon, dass ich ein Ostsee-Freund bin, haben Ella Blix genau die richtige Atmosphäre geschaffen. Schon allein die Beschreibung des Schlosses, die Regeln dazu, so stellte ich es mir vor, ebenso wie die Nächte, die unvergleichlich dunkel und voller Sterne sind und einem Wind, den man nur von der See kennt. Ich als Großstadtkind konnte gut nachempfinden, wie Alina sich fühlte.

Die Handlung wurde durch viele Aspekte dominiert, wie unter anderem das bereits angesprochene Schubladendenken, ebenso wie Trauerbewältigung oder ganz besondere Mysterien der Insel. Ich glaube „Ausbrechen“ ist der richtige Ausdruck, um den weiteren Verlauf zu beschreiben. Hier kommt der Titel so oft ins Spiel: Man sollte den Schein nicht wahren, denn der Schein kann trügen. Mir wurde das Zusammenspiel aber erst viel später wirklich bewusst. Echt gut gemacht.

Dank der „Lonelies“ schwamm Alina bald in Gefilden, die die richtigen Vibes hatten. Denn die Gruppe von Jugendlichen sprühte nur so vor Vielfalt und Dynamik. Ich möchte nicht zu viel verraten, denn ihr solltet die Vier und auch die Nicht-Internatsschülerin Cara selbst kennenlernen. Sie geben der Geschichte nicht nur Vertrauen und Freundschaft, nein, mit einem weiteren Handlungsstrang werden sie zu wahrhaften Detektiven, deren einzelne Charaktereigenschaften sich entweder gar nicht für einen Fall oder erst recht dafür eignen. Im Übrigen gibt es am Anfang einen Aufhänger zum ersten Auftreten der Lonelies, der sich auf ihre vollen Namen und das Schubladendenken bezieht, bei dem ich mich im Endeffekt selbst erwischt habe, wie weit weg meine Erwartungen von dem wirklichen Bild der Personen waren. Touché!

Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass ich wahnsinnig viel vorausahnte, gedanklich schneller war als Alina und mich manchmal wirklich fragte, warum sie nicht einfach die Fakten zusammennahm. Lustigerweise gab es auch Dinge, die ich wieder verwarf aufgrund des einfachen Gedanken „Nee, das kann nicht sein“, um sie später wieder auszupacken. Denn der Plot ist mysteriös, geheimnisvoll und wirft viele Fragen auf. Ich meine, die Legende des dunklen Schiffs klingt nicht nur spannend, sie ist es auch. Außerdem arbeiteten die Autorinnen mit vielen Einschüben in Form von Alinas Tagebucheinträgen, die ihre Vergangenheit und die Trauer um ihre Mutter einwoben. Das ging schon ans Herz und es hing wirklich offensichtlich alles miteinander zusammen. Nur wie, das war die riesen Frage (die ich hier natürlich nicht beantworte).

Der Showdown, die ultimative Auflösung, die Antworten auf all meine und Alinas Fragen lief in eine Richtung, die ich mal wieder irgendwie ahnte, aber nicht wollte. Wie soll ich es am besten ausdrücken? Das Ende nimmt eine neue Möglichkeit in die Geschichte auf, an die vorher nicht zu denken war oder ich es nicht wollte. Ich bin zwiegespalten. Einerseits lösen sich so alle Stränge sauber auf ohne ein typisches Jugendbuchende zu haben. Andererseits ist mir der Cut bzw. Wechsel zu heftig gewesen, um mich darauf einzulassen. Das Schöne ist, Alina und ich fühlten dabei ähnlich. Das noch Schönere ist, dass wir Beide auf den letzten Seiten Zeit bekamen das Gefühl zu verarbeiten.

Fazit:

„Der Schein“ ist ein Jugendroman, der mehr beinhaltet als man ahnt. Es wird mysteriös, kriminalistisch, spaßig, gefühlvoll, vorausschauend und dann wieder überraschend. Folgt Alina und den Lonelies auf Griffiun – auch wenn ich mit Beginn und Ende warm werden musste.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2018

Spannend und überraschendes Ende

0

Auf "Der Schein" war ich sehr gespannt, da es nach einem spannenden Jugendthriller klang und der Klappentext mich sehr neugierig gemacht hat.

Den Einstieg fand ich mit Alinas Ankunft auf der Insel sehr ...

Auf "Der Schein" war ich sehr gespannt, da es nach einem spannenden Jugendthriller klang und der Klappentext mich sehr neugierig gemacht hat.

Den Einstieg fand ich mit Alinas Ankunft auf der Insel sehr gut gefallen, denn durch die Beschreibung der Insel wurde eine sehr gelungene Atmosphäre geschaffen. Man hat gleich das Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmt und viele Geheimnisse verborgen sind.

Es folgt nun auch viel aus dem Internatsalltag, der zwar einerseits interessant war und es gab auch immer wieder mysteriöse Andeutungen, aber andererseits hatte dieser auch einige Länge und es hat ne ganze Weile gedauert bis dann wirklich was passiert.

Die Geschichte ist sehr spannend und man möchte unbedingt wissen, was es mit den ganzen mysteriösen Ereignissen auf sich hat. Ich konnte die Auflösung gar nicht erwarten. Diese war dann wirklich komplett was anderes von dem was ich erwartet habe. Dies fand ich einerseits gut, aber andererseits weiß ich immer noch nicht was ich davon halten soll. Wie gesagt war es komplett was anderes und ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass es ein wenig zu weit hergeholt und zu dick aufgetragen ist.

Dennoch konnte Der Schein mich gut unterhalten und ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Der Schreibsil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Eine spannende, faszinierende Geschichte

0

Alina soll für 6 Monate in ein Internat auf einer Ostseeinsel, da ihr Vater geschäftlich für 6 Monate nach Amerika muss. Sie versteht überhaupt nicht warum sie ausgerechnet auf so eine Insel muss. Anfangs ...

Alina soll für 6 Monate in ein Internat auf einer Ostseeinsel, da ihr Vater geschäftlich für 6 Monate nach Amerika muss. Sie versteht überhaupt nicht warum sie ausgerechnet auf so eine Insel muss. Anfangs vergeht sie in Selbstmitleid, da sie von ihrem Freund, ihrer besten Freundin und Berlin getrennt ist. Noch dazu funktioniert nicht einmal ihr Handy vernünftig. Doch Alina findet ihren Weg auf dieser Insel, lernt gleich am Anfang Cara kennen (die sie anfangs ziemlich nervt), hat eine seltsame Mitbewohnerin, gehört auf einmal zu den Lonelies (den Schülern, die am Wochenende nicht nach Hause gehen) und lernt im verbotenen Naturschutzgebiet die seltsame Tinka kennen. Als sie dann auch noch ein geheimnisvolles Schiff sieht und die Hausmutter spurlos verschwindet, gibt es für die Lonelies kein Halten mehr. Sie müssen herausfinden was hier vor sich geht.

Obwohl ich mir anfangs etwas schwer tat mich in die Geschichte einzufinden, hat sie mich doch gefangen genommen. Meine Jugend ist schon lange her und auch wenn ich selber Kinder in dem Alter habe, lese ich solche Bücher doch eher von außen, finde mich nicht total in der Geschichte wieder. Allerdings war hier genug Spannung vorhanden. Noch dazu waren die Charaktere stellenweise etwas skurril, was seinen Charme hatte. Und grad durch ihre Eigenarten haben die Lonelies fest zusammengehalten, das war einfach eine Gruppe Jugendlicher, die mir wirklich ans Herz gewachsen ist.

Die Mutter von Alina ist verschollen seit Alina 6 Jahre alt ist - auch dieses Thema zieht sich gekonnt wie ein roter Faden durch das Buch. Ich fand das auch sehr anschaulich dargestellt wie das noch immer Alinas Psyche beeinflusst. Da meine eigene Mutter abgehauen ist als ich noch klein war, konnte ich da gut mit ihr nachfühlen. Wobei ich bei meiner mit dem Wissen aufgewachsen bin, das sie noch lebt und uns einfach nicht mehr wollte - und ich hatte keine realen Erinnerungen an sie. Kann mir gut vorstellen, das sowas in einem höheren Alter viel schwerer ist.

Ich kann dieses Buch Jugendlichen wirklich empfehlen. Spannung, Freundschaft, Liebe, Fantasy, das alles kommt nicht zu kurz - genauso wenig wie das was das Verschwinden von Alinas Mutter in ihr ausgelöst hat.

Veröffentlicht am 08.03.2022

Der Schein.

0

Eine Internatsstory auf einer geheimnisvollen Insel? Da konnte ich nicht widerstehen! Das Autorenduo Antje Wagner und Tania Witte – die nun zum ersten Mal gemeinsam als Ella Blix veröffentlichen – konnte ...

Eine Internatsstory auf einer geheimnisvollen Insel? Da konnte ich nicht widerstehen! Das Autorenduo Antje Wagner und Tania Witte – die nun zum ersten Mal gemeinsam als Ella Blix veröffentlichen – konnte mich überraschen, weil ich mir etwas ganz anderes unter der Geschichte vorgestellt hatte. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der Protagonistin Alina, welche nicht nur die Geheimnisse der Insel aufzudecken versucht sondern dabei auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. "Der Schein" ist ein klassisches Kinder- und Jugendbuch, in welches man wunderbar abtauchen kann und dabei großartig unterhalten wird. Mich haben besonders die Lonelies begeistert, eine ungleiche Gruppe mit der sich Alina schnell anfreundet. Die unterschiedlichen Charaktere waren großartig und ich hätte mir gewünscht, dass deren Geschichten noch mehr im Fokus stehen, da ich mit Alina selbst leider nicht warm geworden bin. Das Geheimnis der Insel ist ab einem gewissen Punkt zwar vorhersehbar, aber trotzdem schaffen es die Autorinnen den Leser mehrmals zu überraschen und besonders das Ende konnte für vieles entschädigen!

CHARAKTERE
Die Charaktere in "Der Schein" sind liebevoll und individuell gezeichnet, wodurch es unglaublich Spaß macht der Geschichte zu folgen. Es gab tatsächlich nur einen Charakter, der mir letztendlich nicht wirklich gefallen hat und das war leider die Protagonistin. Ich konnte mich mit Alina einfach nicht anfreunden, was mehrere Gründe hatte. Zum einen fiel es mir schwer mich in sie hineinzuversetzen. Schubladendenken beherrscht ihre Gedanken und sie beurteilt jeden direkt nach seinem Aussehen. Nur um dann festzustellen, dass sie damit komplett falsch liegt. Daraus lernt sie jedoch nicht und so geht es immer weiter, bis sie erst ganz am Ende feststellt damit wohl falsch zu liegen. Obwohl ich durchaus verstehen kann, was die Autorinnen dem Leser damit vermitteln wollen, war es auf Dauer anstrengend zu lesen. Zudem wird die Handlung mehrmals von Alina selbst aufgehalten. Natürlich kann ein Rätsel nicht sofort gelöst werden, aber es gab so viele Stellen an denen Alina etwas nur hätte hinterfragen müssen und schon wäre sie viel weiter. Stattdessen lässt sie sich immer ablenken, denkt nie etwas zu Ende und wirkt manchmal etwas schwer von Begriff. Als Leser hätte ich sie einige Male am liebsten geschüttelt, damit sie einer Spur endlich mal folgt anstatt nachzugeben.

Aber jeder Leser hat einen anderen Geschmack und ich wurde dafür mit großartigen Nebencharakteren versöhnt. Sehr toll fand ich wie viele Klischees die Autorinnen mit ihren Charakteren brechen. Es gibt Gigi, der hetero ist aber gerne Frauenkleider trägt. Cara, die ständig rosa trägt und etwas fülliger ist, aber sich als unglaublich tough herausstellt. Oder Mareike-Helene, die wie eine zweite Blair Waldorf rüberkommt, aber stattdessen eher eine kleine Mary Poppins ist. Die Lonelies haben mir – bis auf Lexi – unglaublich gut gefallen und ich fand die Dynamik innerhalb der Clique wirklich toll. Obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten, verbindet sie eine enge Freundschaft, die sich durch tiefe Loyalität auszeichnet. Davon wird der Leser mehrmals Zeuge und ich finde es schön wie die Autorinnen viele moralische Grundsätze in die Handlung einfließen lassen. Der Charakter mit dem meisten Potential, wovon aber leider viel verschenkt wird, ist Tinka. Sie erhält lange Zeit nur kurze Gastauftritte und ihre Rolle bleibt lange im Unklaren. Allgemein hat es den Nebencharakteren für meinen Geschmack an eigenen Handlungssträngen gemangelt und ich hätte es großartig gefunden wenn ihnen eine wichtigere Rolle zugekommen wäre.

WELTENBAU
"Der Schein" spielt auf der fiktiven Ostseeinsel Griffiun. Die Berlinerin Alina muss für ein halbes Jahr das dortige Internat Hoge Zand besuchen und damit bietet sich die perfekte Kulisse für einen Jugendroman. Ich liebe Internatsgeschichten und für meinen Geschmack hätte das Internatsleben noch mehr im Vordergrund rücken dürfen, da wir letztendlich nur kurze Einblicke in das Leben dort erhalten. Das Naturschutzgebiet spielt eine noch wichtigere Rolle und dieses war wirklich schön beschrieben. Ich konnte mir die Natur und die wilde See dort gut vorstellen und hatte selbst das Gefühl am Meer zu stehen. Der Leser wird direkt am Anfang mit einigen Rätseln konfrontiert, aber diese werden tatsächlich erst zum Ende hin geklärt. Dadurch muss die Spannung sehr lange aufrecht erhalten werden, was in meinen Augen nur mittelmäßig gelungen ist. Der Mittelteil war für meinen Geschmack etwas zu langatmig und erschien wie ein kleiner Durchhänger. Es gibt immer wieder Rückblicke und damit verbundene Tagebucheinträge in Alinas Vergangenheit und die haben den Lesefluss etwas gestört.

Im Gegensatz dazu steht das bombastische Finale! Das konnte mich wirklich begeistern und würde ich nur den Endteil bewerten, gäbe es von mir die volle Punktzahl. Ich finde die Idee hinter dem Roman unglaublich faszinierend und spannend. Leider wird das Potential durch die Geheimniskrämerei verschenkt und der Leser erhält somit nur einen kleinen Einblick hinter die Kulissen. Das finde ich besonders schade, weil sich bereits sehr früh erahnen lässt in welche Richtung die Autorinnen gehen wollten. Ich hätte es toll gefunden, wenn die Hintergründe für den Leser bereits früher offenbart worden wären und man daraus einen zweiten Handlungsstrang aus der Sicht von Tinka gemacht hätte. Damit wären auch viele Fragen geklärt worden, die am Ende noch offen gelassen werden. Obwohl das Buch in sich abgeschlossen ist, würde sich durchaus Potential für eine Fortsetzung bieten.

SCHREIBSTIL
Bei einem Autorenduo fragt man sich automatisch, ob man der Geschichte die zwei unterschiedlichen Erzählstimmen anmerken wird. Antje Wagner und Tania Witte verschmelzen aber vollkommen zu Ella Blix und würde man es nicht besser wissen, könnte man meinen das Buch wäre nur von einer Person geschrieben. Ich finde es bewundernswert, wenn zwei Autoren miteinander harmonieren und dabei auch noch ein so gelungener Schreibstil bei herauskommt. "Der Schein" überzeugt mit locker, flüssiger Erzählstimme und es fällt leicht in die Geschichte abzutauchen. Aufgelockert wird dies durch Tagebucheinträge der Protagonistin, aus deren Sicht die Handlung auch erzählt wird. Ich hätte es interessant gefunden, wenn mehrere Erzähler zu Wort gekommen wären, da es unglaublich viele interessante Charaktere gibt, deren Sichtweisen interessant gewesen wären. Besonders Tinka wäre eine faszinierende Erzählerin gewesen, wenn man die Handlung anders aufgerollt hätte. Das hätte "Der Schein" für mich zu einem absoluten Highlight gemacht! Einziger Negativpunkt war die Jugendsprache, die für meinen Geschmack zu präsent war und den Lesefluss mehrmals stört.

COVER
Das Cover ist ein absoluter Eyecatcher! Durch den schwarzen Hintergrund sticht die goldene Prägung erst richtig hervor. Ich liebe den schimmernden Effekt und auch im Buchregal macht sich dieses Schmuckstück großartig. Während der Titel auf dem Buchrücken in großen, roten Lettern prangt, ist er auf der Vorderseite zum Glück dezent gehalten und fügt sich perfekt ein. Stattdessen findet sich das Wort Schein in geschwungenen goldenen Schnörkeln wieder, welches erst beim erneuten Hinschauen auffällt. Die Gestaltung ist wirklich liebevoll und ich hätte mir gewünscht, dass sich davon auch etwas im Buch selbst wiederfindet. Ich hätte eine Karte von Griffiun gewünscht, um die geografischen Details noch besser nachvollziehen zu können.

FAZIT
"Der Schein" ist ein unterhaltsames, kurzlebiges Abenteuer. Begeistern können besonders die individuellen Charaktere und der locker, flüssige Schreibstil. Während der Spannungsaufbau im Mittelteil etwas nachlässt, ist das Ende mitreißend und lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Die Grundidee ist faszinierend und hätte gerne noch mehr im Vordergrund stehen dürfen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere