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Veröffentlicht am 03.04.2018

Sommerglück – Ein Ferienabenteuer voller Freiheit und Vertrauen

Ein Sommer in Sommerby
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**DIESE REZENSION BEZIEHT SICH AUF DAS HÖRBUCH**


Unsere Meinung:

Kirsten Boie gehört zu den erfolgreichsten und bekanntesten deutschen KinderbuchautorInnen. Aus ihrer Feder stammen u.A. die Abenteuer ...

**DIESE REZENSION BEZIEHT SICH AUF DAS HÖRBUCH**


Unsere Meinung:

Kirsten Boie gehört zu den erfolgreichsten und bekanntesten deutschen KinderbuchautorInnen. Aus ihrer Feder stammen u.A. die Abenteuer des kleinen „Ritter Trenk“, des Detektiv & Gentleman „Thabo“ oder auch der „Kinder aus dem Möwenweg“.

Ihr Buch „Ein Sommer in Sommerby“ entführt die Leser in die weite Natur Schwedens und hat mich sehr an die Klassiker von Astrid Lindgren erinnert. Durch einen Autounfall ihrer Mutter Leonie werden die drei Geschwister Martha, Matts und Mikkel aus Hamburg spontan zur ihnen noch unbekannten Oma nach Schweden geschickt, damit ihr Vater sich um ihre Mutter im Krankenhaus kümmern kann.


So landen die Geschwister schnurstracks in einer ganz anderen "Welt"... ohne Internet, Telefon, Fernsehen oder auch Geschirrspüler. Dafür mit ganz viel Freiheit, Selbstständigkeit und eigener Verantwortung. Denn Oma Inge erscheint auf den ersten Blick ganz schön ruppig und gemein („Sie lässt ihre Enkel Kinderarbeit verrichten und ist gemein zu kleinen Kindern“), ist doch aber ein „nordisches Original“, das erstmal auftauen muss und das absolute Gegenteil der heutigen „Helikoptereltern“. Zu Beginn fühlen sich die Kinder hier noch nicht wirklich wohl bei der schroffen Oma, wo alles so anders und ungewohnt ist. Das gilt insbesondere für Martha, obgleich sie schon schnell feststellen muss, dass das irgendwie doch gar nicht so gelogen ist, wenn sie ihrem Papa am Telefon erzählt, dass es hier schön sei.

Bei Oma Inge in Sommerby erleben die Kinder in den folgenden Wochen sehr viel, lernen das Landleben kennen und genießen Freiheit, Weite und Selbstverantwortung – auch wenn ihnen das zu Beginn noch gar nicht so klar ist. Dabei wird es manchmal sogar richtig spannend und ein- bis zweimal auch ein bisschen gefährlich, so dass meine Jungs (6 & 9) stellenweise sehr gebannt gelauscht haben. Alles in allem ein tolles Ferienabenteuer!


Erneut beweist Kirsten Boie ihr Händchen für ganz wunderbare und im besten Sinne des Wortes „einfache“ Geschichten, die ohne große „Knalleffekte“ auskommen und doch bestens unterhalten und fesseln – auch hier wieder eine Parallele zur großartigen Astrid Lindgren.


Ganz begeistert bin ich auch von Kirsten Boies Schreibstil, insbesondere wie sie die Gefühle der Kinder in Bezug auf die neuen Erfahrungen mit der Natur beschreibt (wunderbar: "Sommerglück"). An vielen Stellen wird Boie dabei richtiggehend poetisch („Eine Sprache die nach Wasser klingt, und nach Wind und nach alten Zeiten“), was mir sehr gut gefallen hat und perfekt zu dieser Geschichte passt. Aber auch Julia Nachtmanns Art, dieses Buch zu lesen und allen Personen ihren ganz eigenen Charakter zu verleihen, ist klasse! So macht das zuhören einfach Spaß!


Meinen beiden Jungs und mir hat dieses Hörbuch super gut gefallen. Es macht unglaublich Lust auf einen Familienurlaub in Schweden!




FAZIT:

Schwedenurlaub für die Ohren – voller Freiheit, Weite und Eigenverantwortung. Alle Kinder brauchen ihr eigenes Sommerby!

Veröffentlicht am 23.03.2018

Spannend, atmosphärisch und realistisch – ein Top-Thrillerdebut

Zu nah
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„Das Haus erwartet niemanden. Es ist aufgemacht und ausgenommen worden, befreit von den Geheimnissen, die es barg. Es ist für dieses Paar kein Zuhause mehr. Für sie ist es zum Grab geworden, für ihn zum ...

„Das Haus erwartet niemanden. Es ist aufgemacht und ausgenommen worden, befreit von den Geheimnissen, die es barg. Es ist für dieses Paar kein Zuhause mehr. Für sie ist es zum Grab geworden, für ihn zum Fangnetz.“ (ebook, S. 24)

Meine Meinung:
„Zu nah“ (Originaltitel: „TOO CLOSE TO BREATHE “) ist das Debut der irischen Autorin und Bloggerin Olivia Kiernan – und dieses Debut hat es wirklich in sich. Zunächst scheint der Fall um die erhängte Wissenschaftlerin und Dozentin Eleanor Costello recht klar zu sein: Selbstmord. Doch dank der messerscharfen Beobachtungsgabe von Detective Chief Superintendent Frankie Sheehan wird schnell klar, dass es sich um Mord handeln muss. Von hier an beginnt der Fall immer weiter auszuufern, komplexer und undurchsichtiger zu werden. Dabei spielt die Autorin ganz gekonnt mit klischeehaften Vorurteilen bis hin zu leichtfertig getätigten Vorverurteilungen und lässt die Leser dabei hinter die Fassaden des „Gutbürgerlichen“ und ganz tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken. Ein ums andere Mal stehen die Ermittler vor einer im Sande verlaufenden Spur und sind ratlos, wie die Ermittlungen nun weitergehen sollen. Passender Weise – und erfrischend anders – sind die Ermittlungen nicht in ein paar Tagen abgeschlossen, sondern ziehen sich über Monate hin und Sheehan läuft dabei durchaus Gefahr, mangels Erfolg vom Fall abgezogen zu werden. Das sorgt für Realitätsnähe ohne dabei Tempo oder Spannung aus der Geschichte zu nehmen. Geschickt gemacht! Natürlich wäre dieser Thriller kein Top-Thriller, wenn es der Autorin nicht gelingen würde, die Story nach mehreren überraschenden Wendungen am Ende nachvollziehbar und überzeugend aufzulösen. Dass es dabei für die Protagonistin Sheehan durchaus nochmal richtig gefährlich wird, passt insgesamt gut ins Bild.

Aber nicht nur die Story konnte mich durchweg überzeugen, sondern auch die Charaktere. Allen voran natürlich Frankie Sheehan, die eine vierjährige Ausbildung zur Kriminaltechnikerin und Profilerin gemacht hat und nach ihrem letzten Fall (der Fall „Tracy Ward“) ein schweres Trauma mit sich herumschleppt. Das sorgt dafür, dass sie sich mehr als einmal selbst im Weg steht, macht sie aber gleichzeitig auch sehr menschlich und nahbar – eine taffe Frau! Auch die anderen Hauptcharaktere aus dem Kreis der Ermittler sind der Autorin sehr gut und plastisch gelungen, wie etwa Sheehans väterlicher Freund und Vorgesetzter Associate Commissioner Jack Clancy oder auch ihr Kumpel und Kollege Detective Baz Harwood („Ein schlanker, schmächtiger Mann, der es irgendwie trotz Anzug und Krawatte schafft, ständig derangiert auszusehen.“). Insgesamt ein Team, von dem ich gerne mehr lesen würde!

Last but not least überzeugt mich Olivia Kiernan mit ihrem Schreibstil, über den sie selbst sagt, er sei von der irischen Landschaft, der irischen Kultur und vom irischen „storytelling“ beeinflusst. Das kann ich nur bezeugen, denn die Atmosphäre während des Lesens ist an vielen Stellen so, wie man sich das irische Wetter vorstellt: dunkel, kalt, irgendwie latent bedrückend und hoffnungslos. Also perfekt passend zu diesem Thriller!

Zuletzt noch ein kleiner Tipp: Wenn Sie das Buch gelesen haben, lesen Sie den kurzen Prolog vor Kapitel 1 nochmal!

FAZIT:
Ein ganz starkes Debut, das alles hat, was ein moderner Top-Thriller braucht: Hochspannung, Überraschungen, viel Atmosphäre und kantige Charaktere.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Viel mehr als nur Frühstück – 100 abwechslungsreiche Rezepte für jeden Anlass

halb zehn - das Frühstückskochbuch
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Meine Meinung:
Eines vorweg: Der Titel wird diesem Kochbuch nicht gerecht, denn viele der Rezepte, die Agnes Prius hier präsentiert, eignen sich auch gut als mittägliches Hauptgericht oder für ein schmackhaftes ...

Meine Meinung:
Eines vorweg: Der Titel wird diesem Kochbuch nicht gerecht, denn viele der Rezepte, die Agnes Prius hier präsentiert, eignen sich auch gut als mittägliches Hauptgericht oder für ein schmackhaftes Abendessen!

Nach einer kurzen und (mir) sehr sympathischen Einleitung der Autorin startet auch schon der Rezeptteil, der sich in die folgenden Kategorien aufteilt:
1. „Brot, Brötchen und weiteres Gebäck“: 15 Rezepte, von Klassikern wie Croissants (mit bebilderter Schritt-für-Schritt-Anleitung!) bis hin zu tollen Eigenkreationen, wie beispielsweise dem „schnellen Möhren Buchweizen Brot“ (haben wir selbst schon ausprobiert)
2. „Hefeschnecken, Muffins & süsses Gebäck“: 12 Internationale Spezialitäten (wie etwa die niederländischen „Krentenbollen“) bis hin zu außergewöhnlichen, gesünderen Naschereien (wie z.B. das „Karamellisierte Kürbishefebrot“ mit Hokkaido)
3. „Sandwiches, Stullen & Toasts“: 9 ganz unterschiedliche „Brote mal anders“ – natürlich aufwendiger als das klassische Käsebrot, aber eben auch viel, viel leckerer – hier werden Brote zum Erlebnis!
4. „Ei, Ei, Ei…“: 15 Rezepte rund um den Globus, wie etwa der israelische Nationaleintopf „Shakshuka“ oder auch die herzhafte „Frittata mit Kartoffeln, Paprika und Feta“
5. „Pancakes & Waffeln“: 7 Rezepte – ob süß (z.B. „French Toast mit Ricotta und gerösteten Erdbeeren) oder herzhaft („Galettes Bretones“) – hier ist ein Rezept leckerer als das andere
6. „Müsli, Porridge & Obst im Schälchen“: 14 Rezepte und das Lieblingskapitel meiner Kids, mit „Hafer-Porride mit Brombeer-Salbei-Kompott“ oder auch „Kokosmilchreis mit Mango“
7. „Aufstriche, Marmeladen, Sossen & Dips“: 17 Rezepte, die jede Frühstückstafel und auch das Abendbrot ordentlich aufpeppen können, wie etwa selbstgemachter „Schoko-Nuss-Aufstrich“ (da kann die Nut***a einpacken!) oder die exotische „Muhammara – Paprika-Walnuss-Paste“
8. „Kaffee, Saft & noch mehr Getränke“: 13 Getränke – alles, nur nicht alltäglich! Wie etwa „Schoko-Chai“ oder auch „Macadamia-Matsche-Latte“


Selbstverständlich sind alle Rezepte sehr appetitlich bebildert, verfügen über eine Zutatenliste und eine leicht verständliche Schritt-für-Schritt Zubereitungsanweisung. Es finden sich hier auch schöne vegane, gluten- und oder laktosefreie Rezepte, diese stehen allerdings nicht im Fokus und sind auch nicht speziell markiert. Eine entsprechende Kennzeichnung dieser Rezepte, oder sogar ein eigenes Verzeichnis wäre an dieser Stelle wünschenswert gewesen.

Nachdem ich nun schon einige Rezepte selbst ausprobiert habe, hier noch eine schnelle Übersicht über alle Vor- und Nachteile dieses tollen Kochbuchs aus meiner Sicht:

Kurzfassende Bewertung:
(+) sehr abwechslungsreich, für alle Geschmäcker geeignet
(+) für alle Mahlzeiten des Tages ist etwas dabei
(+) viele internationale Rezepte
(+) viele außergewöhnliche Rezepte
(+) leicht verständliche Zubereitungsanweisungen (mir ist bislang alles geglückt)
(+) einige ausführliche, bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitungen (z.B. „Honig-Mohn-Challah“)
(+) Angaben zu den Portionsmengen
(+) inklusive Angaben der Nährwerte
(+) sehr hochwertig und stabil produziertes Kochbuch
(o) teilweise längere Zutatenlisten und Zubereitungszeiten (da muss man sich vor dem Frühstück schon Zeit nehmen!)
(-) keine (Richt-)Angaben der ungefähren Zubereitungszeiten
(-) keine Kennzeichnung veganer, gluten- und / oder laktosefreier Rezepte
(-) kein Lesebändchen (erwarte ich bei einem Kaufpreis von 34,90!)

FAZIT:
Alles, nur nicht alltäglich! Eine Bereicherung für jede Küche und alle Mahlzeiten – hier ist garantiert für jeden etwas dabei!

Veröffentlicht am 19.03.2018

Ein komplexer, rätselhafter Pageturner mit tollen Settings

Schlüssel 17 (Tom Babylon-Serie 1)
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**Diese Rezension bezieht sich auf die Hörbuchausgabe**

Meine Meinung:

„Schlüssel 17“ ist der erste Band der neuen Thriller-Reihe des deutschen Bestseller-Autors Marc Raabe („Der Schock“, „Der Schnitt“, ...

**Diese Rezension bezieht sich auf die Hörbuchausgabe**

Meine Meinung:

„Schlüssel 17“ ist der erste Band der neuen Thriller-Reihe des deutschen Bestseller-Autors Marc Raabe („Der Schock“, „Der Schnitt“, „Heimweh“) um den Berliner LKA-Kommissar Tom Babylon. Schon zu Auftakt dieses ersten Falles fährt Raabe wahrlich große Geschütze auf, die sich in keinster Weise hinter den internationalen Bestsellerautoren zu verstecken brauchen: Mitten im Berliner Dom wird die aufgehängte Leiche der Dompredigerin Brigitte Riss aufgefunden - um ihren Hals eine Kette mit einem Schlüssel, auf dem die Zahl „17“ eingeritzt ist. Dieses Setting könnte auch direkt aus einem Thriller von Daniel Holbe oder Chris Carter entsprungen sein.

Von hier aus entwickelt sich ein Fall, der zunächst sehr rätselhaft und undurchsichtig erscheint, und der einen ganz besonderen „Kick“ enthält: Vor knapp zwanzig Jahren hat Tom mit seiner Clique eben diesen Schlüssel beim Tauchen im Kanal um den Hals einer Leiche gefunden! Nur kurze Zeit später ist seine kleine Schwester „Vi“ spurlos und bis heute verschwunden – mit diesem Schlüssel! Schon zu Beginn wird damit also schnell klar, dass dieser Fall weit in die Vergangenheit zurückreicht und sehr, sehr persönlich werden wird! Entsprechend tief wird Tom in diese Ermittlungen hineingezogen. Sie setzen ihm zu, konfrontieren ihn mit alten Bekannten und seinen eigenen Dämonen, die er seit dem unaufgeklärten Verschwinden seiner Schwester tief in sich trägt. Kein Wunder also, dass Babylon bei diesen Ermittlungen mehr als einmal zwielichtige Ermittlungsmethoden anwendet und dabei bis an seine Grenzen geht – und auch darüber hinaus. Im Wettlauf gegen die Zeit ergibt sich so eine harte, schnelle, extrem spannende und immer wieder überraschende Story, die mich bis zum Schluss in ihren Bann gezogen und gefesselt hat.

Neben dem absolut überzeugenden Plot präsentiert Marc Raabe seinen Lesern gleich einen bunten Strauß an sehr unterschiedlichen Charakteren, von denen der ein oder andere im Verlauf der Geschichte noch für eine ordentliche Überraschung sorgen wird. Hinzu kommen noch ein paar wirklich toll gewählte und sehr atmosphärische Schauplätze, wie etwa der düstere Berliner Dom oder auch die alten Beelitzer Heilstätten, ein „Lost Place“ von unglaublicher, schon fast mystischer und gruseliger Ausstrahlung.

Die Hörbuchausgabe ist sehr gut produziert. Der versierte Schauspieler und Hörbuchsprecher Sascha Rotermund (vielleicht einigen von den Arno Strobel-Hörbüchern bekannt) macht mal wieder einen extrem guten Job. Er spricht stehts gut verständlich, in passendem Tempo und mit einer abwechslungsreichen Betonung und Sprachmelodie, so dass das Zuhören wirklich Spaß macht.

FAZIT:
Ein verdammt guter Thriller und sehr vielversprechender Auftakt zu einer neuen Reihe mit einem kantigen, aber sympathischen Ermittler.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Ein toller Mix aus Spannungsroman, Krimi, Charakter- und Zeitstudie im atemberaubend atmosphärischen Setting des New Orleans des Jahres 1919

Höllenjazz in New Orleans
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„Oh Louisiana, liebliches Paradies des Südens. So betörend noch im Niedergang, wie magst du wohl in den Tagen deines Ruhms gewesen sein?“ (S. 414)

MEINE MEINUNG:

New Orleans im Jahre 1919: Ein multikultureller ...

„Oh Louisiana, liebliches Paradies des Südens. So betörend noch im Niedergang, wie magst du wohl in den Tagen deines Ruhms gewesen sein?“ (S. 414)

MEINE MEINUNG:

New Orleans im Jahre 1919: Ein multikultureller Schmelztiegel, zwischen zwei Weltkriegen, kurz vor der Prohibition und in den Nachwehen der Sklaverei in den USA. Hier treffen Menschen unterschiedlichster Kulturen, Herkünfte und Hautfarben aufeinander. Rassismus ist noch immer an der Tagesordnung, gehört zum Alltag und Selbstverständnis der meisten Bewohner dazu. Farbige dürfen z.B. in der Straßenbahn nur auf den ihnen speziell zugewiesenen hinteren Sitzplätzen Platz nehmen und Ehen zwischen Weißen und Farbigen müssen noch immer geheim gehalten werden. Hierdurch ergibt sich eine wahnsinnig dichte und interessante Atmosphäre, zwischen den beklemmenden Auswüchsen des noch traditionell verwurzelten Rassismus und der kulturellen Vielfalt, die dieses farbenfrohe Gemisch der verschiedensten Ethnien mit sich bringt in einer Stadt, die mühevoll und trotzig von ihren Gründern der sumpfigen Landschaft Louisianas abgerungen wurde. Eine Stadt, die selbst ein ganz eigener Sumpf und Mikrokosmos ist: Korruption, Ränkespiele, Voodoo und über allem der alles verbindende, neuartige und schon fast skandalöse Jazz. Das ist das grandiose Setting, dass sich Ray Celestine für sein vielbeachtetes und unglaublich beeindruckendes Romandebut ausgesucht hat.

Aber nicht nur das Setting dieser Geschichte ist außergewöhnlich, denn auch die Story selbst hat es in sich und beruht auf wahren Gegebenheiten: Das lebensfrohe New Orleans wird erschüttert durch eine brutale Mordserie, die einem geheimnisumwitterten Täter zugeschrieben wird: Dem Axeman. Bevölkerung, Polizei und Politik stehen von einem Rätsel, das dringend gelöst werden muss. Eine Aufgabe, der sich Detective Lieutnant Michael Talbot, ein ehrgeiziger Außenseiter in den Reihen der Polizei, annimmt. Doch nicht nur die Polizei ermittelt auf den Spuren des Axeman. Auch der „schwarzen Hand“, der Mafia New Orleans, sind die Taten des Axemans ein Dorn im Auge - und Carlo Matranga, der Pate selbst, beauftragt den abgehalfterten, ehemaligen Polizisten Luca D´Andrea, frisch aus dem berüchtigten Zuchthaus „Angola“ entlassen, die Identität des Axman zu ermitteln. In einem dritten Handlungsstrang nimmt die Detektei-Angestellte Ida Davis auf eigene Faust Ermittlungen auf, unterstützt von ihrem besten Freund, einem aufstrebenden Jazzmusiker namens Lewis Armstrong (genau, DER Louis Armstrong!).

In stetigem Wechsel der drei Haupthandlungsstränge treibt Ray Celestin seine Story voran und seine Protagonisten immer näher an die Fersen des Axeman heran. Das sorgt beim Lesen immer wieder für Abwechslung und durchaus auch Spannung. Dabei portraitiert er diese unglaubliche, einzigartige Stadt am Mississippi und die ganz unterschiedlichen Lebensumstände seiner Charaktere. Dabei gibt es durchaus auch Dramen, ein bisschen Herzschmerz und immer wieder auch überraschende Wendungen in der Entwicklung seiner Charaktere. Ida und Lewis waren mir dabei mit Abstand die liebsten Protagonisten. Aber auch für Michael und Luca, zwei sehr polarisierende und facettenreiche Figuren, habe ich trotz aller Widrigkeiten und z.T. zweifelhafter Taten in der Vergangenheit im Lauf der Geschichte Sympathie entwickelt. Selbst Nebencharaktere, wie beispielsweise Detective Lieutnant Jake Hatener oder auch Detective Kerry Behan wussten durchaus zu überzeugen und zu überraschen.

Besonders gut gefallen hat mir an dieser über viele Genregrenzen hinweg mäandernder Story, dass alle ermittelnden Charaktere auf ganz eigenen Wegen und unabhängig voneinander die Lösung dieses mysteriösen Falls finden - eine Auflösung, die in ihrer Gesamtheit vielleicht auch viel zu groß gewesen wäre für nur einen Ermittler.

Abgerundet wird dieses fantastische Debut von einem voran gestellten Personenregister (nicht von den 112 Namen abschrecken lassen – man kommt gut in die Geschichte hinein und erhält schnell einen Überblick) sowie einem Glossar, das Begriffe wie Bayou, Cajun oder auch Kreole erklärt, und die eine Übersichtskarte am Ende des Buches.

FAZIT:
Eines der besten Debuts seit langem und ein höllisch gutes Buch. Ray Celestin sollte man sich unbedingt merken!