Eigentlich versuche ich immer, mich nicht dazu hinreißen zu lassen einen Verriss zu schreiben, sondern jedes Buch objektiv zu betrachten und wenn es mir dann wirklich einmal nicht gefallen hat, die Gründe sachlich zu benennen. Bei diesem neuen "Geniestreich" der Erfolgsautorin Abbi Glines, der als "prickelnd, romantisch und bittersüß" angekündigt wird, da fällt mir das allerdings mehr als schwer.
Am liebsten möchte ich hier gerade auf meine Tastatur einhacken und mir meinen Frust von der Seele schreiben, denn diese Novelle, die mit ihren nur 142 Seiten war nicht nur 2 Stunden verschenkte Lebenszeit, sondern auch wirklich einfach, und hier spreche ich ganz und gar für mich, Schrott.
Viele von Euch, die die Romane der Autorin lieben, die werden bestimmt angetan und begeistert sein, für mich war es einfach nur Zeitverschwendung und ab den ersten Seiten ein einziges Ärgernis.
Warum nur ? Das verrate ich Euch:
Abbi Glines setzt hier auf eine superseichte Handlung, die von einem grauenhaft platten Schreibstil und einer dümmlichen Protagonistin abgerundet wird.
Sammy Jo lebt mit ihren vier Geschwistern und der hart arbeitenden Mutter in einem kleinen Kaff in Alabama, wo jeder jeden schon ewig kennt und aus dem eigentlich nie jemand rauskommt. Selbst die Studenten die es ans College außerhalb schaffen, kehren nach ihrem Studium zurück, heiraten und kriegen Kinder. Sammy Jo aber will mehr. Sie hat keine Lust in dieser Einöde zu versauern. Ihren Alltag verbringt sie zum Großteil damit, ihrer Mutter in der Bäckerei zu helfen, in der diese den Familienunterhalt verdient oder aber zuhause anzupacken, wo es besonders im Sommer viel Arbeit gibt. Freizeit hat sie kaum und wenn sie doch mal Zeit hat, dann hat sie eigentlich gar keine Lust, diese mit ihren Freunden zu verbringen, weil sie die nämlich insgeheim bis auf Jamie und Ben alle ziemlich einfältig findet.
Natürlich ist sie selbst wunderschön und könnte jeden Jungen haben, aber sie will sie ja gar nicht.
Eines Tages steht dann plötzlich "Mr. Wohlhabend" im Laden, von dem sie aufgrund seines teuren Dufts und seines teuren Aussehens sofort hin und weg ist.
Immer wieder taucht er in Moulton auf und irgendwann bietet sich dann für Sammy die Chance doch noch wegzukommen aus Alabama.
Mehr will ich gar nicht schreiben, weil ich mich sonst immer weiter in Rage schreibe und vielleicht doch noch zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Deutlich wird durch die kurze Beschreibung hoffentlich wie Sammy tickt. Sie weiß um ihre Reize, hält aber ihr ganzes Umfeld für Trottel, was sie ziemlich überheblich macht. Auf der anderen Seite ist sie aber auch recht einfältig, in ihrem Benehmen, in ihren Handlungen, in ihren Gedanken und auch in Bezug auf Dinge die um sie herum passieren. Sie ist 18, fast 19 Jahre alt spricht und denkt allerdings wie ein Kind. Man denkt zunächst, es läge vielleicht an ihrer "strengen Erziehung" und es wird im Verlauf besser, tut es aber leider nicht.
Zur "strengen Erziehung": Ich wäre beim Lesen ein paarmal fast geplatzt, denn die Mutter wird immer als besonders streng dargestellt, wenn es darum geht, was die Mädchen dürfen und was nicht. Aber eigentlich finde ich die Mutter einfach nur kaltherzig und hatte den Eindruck, das sie, zumindest die älteren Töchter, die ihr wirklich viel abnehmen, einfach so schnell wie möglich verheiraten will, damit sie sie los ist. Das sie erst 18 bzw. 19 sind spielt dabei keine Rolle, Bildung ? Unwichtig. Hauptsache einen Ring am Finger und raus aus dem Haushalt.
Auch viele andere inhaltliche Dinge waren mir ein echter Dorn im Auge, aber die Erläuterung dazu erspare ich mir besser, weil ich sonst womöglich doch noch ausfällig werde und einfach zu viel vom Inhalt verraten würde.
Ein Punkt ist allerdings, wie so oft in den Glines-Romanen, das Thema Verhütung und die Leichtigkeit wie die Autorin mit deren Mangel umgeht. Man möchte sich permanent mit der Hand gegen die Stirn schlagen und die Augen verdrehen.
Die Autorin wird von jungen Frauen gelesen, da sollte sie sich ihrer Verantwortung, gerade in Bezug auf so wichtige Themen ein bisschen bewusster sein. Aber okay, genau das wird wohl immer ein Streitpunkt in Bezug auf Glines-Romane bleiben.
Noch kurz zum Schreibstil:
Grausig. Der Schreibstil war unglaublich platt und oberflächlich und unreif, die Dialoge aufgesetzt, hölzern und unrealistisch und diese ständigen Wortwiederholungen waren extrem nervig. Ich wette, das meistbenutzte Wort war Momma, zeitweise hat es mich fast zum Ausrasten gebracht.
Fazit:
Wer nicht gerade ein Abbi Glines "Hardcorefan" ist und sowieso alles von ihr liest, der kann sich diese Novelle in meinen Augen getrost schenken.