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Venatrix

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Veröffentlicht am 03.04.2018

EIn nettes Mitbringsel

Wilhelm von Humboldt
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Alexander und Wilhelm von Humboldt: Zwei sehr unterschiedliche Brüder. Der eine, Alexander, immer auf Achse und die Welt entdeckend, der andere, Wilhelm, zwar ebenfalls reisefreudig, doch noch innerhalb ...

Alexander und Wilhelm von Humboldt: Zwei sehr unterschiedliche Brüder. Der eine, Alexander, immer auf Achse und die Welt entdeckend, der andere, Wilhelm, zwar ebenfalls reisefreudig, doch noch innerhalb Europas, den Geisteswissenschaften zugetan.

Die Autorin Dorothee Nolte betrachtet in ihrem kleinen, aber feinen Buch, Wilhelm und sein Umfeld in zahlreichen Anekdoten und zeitgenössischen Kommentaren.

»Gelehrte zu dirigieren ist nicht viel besser, als eine Komödiantentruppe unter sich zu haben!«
Mit diesem flapsigen Ausspruch wollte er seine Ernennung zum Kultusminister ablehnen, doch konnte er sich dem Willen/Befehl des Königs von Preußen schwer widersetzen. Was macht Wilhelm also: Er krempelt das Bildungssystem um (Einige seiner Errungenschaften leben bis heute im Schulsystem fort.) und schafft sich damit auch keine Freunde.

Wilhelm ist ein vielbeschäftigter Mann, doch wird er zeitlebens wenige seiner Aufgaben wirklich zu Ende bringen. Schnell verliert er die Freude an einem Projekt.

Eine interessante Einstellung pflegt Wilhelm der Ehe gegenüber: Er ist mit seiner Gemahlin Caroline völlig d’accord, beiderseits Liebschaften zu tolerieren. Ja, ich hatte sogar den Eindruck, dass er dies sogar gefördert hat - diese Mènage à trois. Vielleicht um seinen eigenen Gedanken und Beschäftigungen nachzugehen? Immerhin ist die Mutter der Kinder eindeutig bekannt, bei den Vätern gibt es hin und wieder Zweifel.

In dieser Beziehung ist Wilhelm wohl ein Kind der Französischen Revolution, die er in Paris miterlebt.

Er pflegt Freundschaft mit Schiller und Goethe und ist zweimal Gesandter Preußens und Minister.

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist flüssig, die Anekdoten gut ausgewählt.
Um sich ein umfassendes Bild von Wilhelm von Humboldt machen zu können, ist dieses Buch mit seinen nur 128 Seiten viel zu kurz. Als Auftakt, sich mit dem großen Gelehrten auseinandersetzen zu wollen, ist es jedenfalls gut geeignet.

Fazit:

Eine nette Anekdotensammlung, die bestimmt auch als Mitbringsel Anklang findet.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Wer war zuerst in Amerika?

Die Karte des Piri Re'is
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Jedes Kind weiß, dass Columbus Amerika entdeckt hat. Oder hat er es etwa doch nicht?
Neuere Forschungen zeigen, dass bereits lange vor dem Genuesen in spanischen Diensten die Landmassen Amerikas bekannt ...

Jedes Kind weiß, dass Columbus Amerika entdeckt hat. Oder hat er es etwa doch nicht?
Neuere Forschungen zeigen, dass bereits lange vor dem Genuesen in spanischen Diensten die Landmassen Amerikas bekannt waren. Die Forscher gehen davon aus, dass dies neben den Wikingern auch arabischen Seeleuten gelungen ist.

Worauf stützt sich nun dieser Paradigmenwechsel, auf Grund dessen hunderte von Geschichts- und Lehrbüchern eigentlich umgeschrieben werden müssen?

Zum einem ist es die jahrlangen akribischen Arbeiten des Wissenschaftshistorikers Dr.Fuat Sezgin, die diesen Schluss zulassen.
Zum anderen bringt die Beschäftigung mit Kartografie, Nautik und Geodäsie genau jenes „Mysterium“ mit sich, dass plötzlich im 15./16. Jahrhundert auf wundersame Weise Erkenntnisse, die bislang noch als Häresie und Ketzerei bezeichnet wurden, den Europäischen Universitäten und Herrschaftshäusern einen gewaltigen Schub in Richtung Moderne verpassten.
Die Autorin weist auf Marco Polo hin, der als Handlungsreisender Gegenden beschreibt, die er vermutlich niemals gesehen hat. Hier könnte sich der Gedanke aufdrängen, dass Marco Polo Kenntnis von den Schriften der arabischen Geografen hatte.

Woher kommen nun diese Erkenntnisse?

Susanne Billing versucht ihren Lesern in fünf Abschnitten mit vielen Kapiteln jene Voraussetzungen darzulegen, die für diese Meisterleistung notwendig sind:

1. Konnten die Araber nach Amerika segeln?
Die Gretchenfrage, deren Antwort eigentlich schon feststeht. Ja, sie konnten.
2. Die arabische Astronomie
Hier erfahren wir von Babylonischen Sternwarten. Tolle Beschreibungen, die mit Abbildungen hinterlegt sind.
3. Die arabische Nautik
In diesem Kapitel bleibt den europäischen Landratten schier der Mund offen. Die Araber hatten das Problem der Bestimmung der Geographischen Länge schon gelöst, während die anderen noch auf hoher See herumirrten.
4. Die arabische Geographie und Kartografie
Erst in diesem Abschnitt wird Bezug auf die Weltkarten der Araber genommen.
5. Stiller Triumph der arabischen Wissenschaften
Der letzte Abschnitt untermauert nochmals Fuat Sezgins Thesen.

Meine Meinung:

Das Buch ist gut strukturiert. Manche Dinge werden zum besseren Verständnis wiederholt.

Außerdem ist klar, dem interessierten Laien müssen so elementare Dinge wie Winkelfunktionen, Trigonometrie, Astronomie, Nautik, Instrumentenkunde usw. erst beigebracht werden. Diese „Randwissenschaften“ verbrauchen rund zwei Drittel des Buches. Erst im letzten Drittel geht die Autorin auf die großartigen Weltkarten der arabischen Geografen/Geodäten ein. Das finde ich schade, denn diese Karten sind wahre Meisterwerke. Die Darstellung der damals bekannten Welt ist in vielen Bereichen exakt. Das heißt, Kartografen müssen vor Ort gewesen sein.

Die Autorin vertieft sich in Fuat Sezgins Arbeit. Das aber macht für mich (als Vermesserin) gleichzeitig auch die kleine Schwäche des Buches aus. Es werden ausschließlich Sezgins Erkenntnisse zur Untermauerung der Thesen herangezogen.

Mir ist noch aufgefallen, dass nicht alle Bilder auf die Textstellen referenziert sind. Das wäre für Leser, die nicht aus diesem Wissenschaftsbereich kommen aber hilfreich. Auch ein Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen wäre eine nützliche Ergänzung.

Ich selbst bin mit der Materie der Kartografie, der Vermessung und dem mathematischen Rüstzeug gut vertraut. Daher habe ich hier keine Berührungsängste. Doch wie viele von uns können dies von sich behaupten?

Hin und wieder ist die Grenze (sic!) zwischen Geografie und Geodäsie nicht scharf gezogen.

Der Duden definiert hier:

Geografie: Wissenschaft von der Erde und ihrem Aufbau, von der Verteilung und Verknüpfung der verschiedensten Erscheinungen und Sachverhalte der Erdoberfläche, besonders hinsichtlich der Wechselwirkung zwischen Erde und Mensch; Erdkunde

Geodäsie: Wissenschaft von der Vermessung der Erde und Technik ihrer Vermessung (von griechisch: geōdaisía = Erd-, Landverteilung)

Fazit:

Wer sich nicht scheut, ein wenig Nachhilfe in Winkelfunktionen. Trigonometrie und Astronomie zu erhalten, wird ein interessantes Buch lesen, das beweist, dass nicht ausschließlich die Erkenntnisse der Europäer der Weisheit letzter Schluss sind.

Gerne gebe ich eine Leseempfehlung und vier Sterne.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Ein humoristischer Streifzug durch Europas Geschichte

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt
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Der Autor nimmt uns auf einen humoristischen Streifzug durch die Geschichte Europas mit.

Mit launigen Vergleichen und immer mit einem Augenzwinkern bringt uns Sebastian Schnoy geschichtliche Fakten näher.

Besonders ...

Der Autor nimmt uns auf einen humoristischen Streifzug durch die Geschichte Europas mit.

Mit launigen Vergleichen und immer mit einem Augenzwinkern bringt uns Sebastian Schnoy geschichtliche Fakten näher.

Besonders amüsiert habe ich mich u.a. über das Wortspiel “Gutenberg und Guttenberg”. Der eine, bringt Lesestoff unter die Leute, der ander schreibt ab.
Er ist zwar immer darauf bedacht, Kriege auszuklammern, doch sind diese Teil der Geschichte und daher nicht wirklich wegzudenken.

Der Autor bemüht einige gängige Klischees, wie z.B. dass Briten keinen Kaffee kochen können und Südeuropäer lieber am Strand lägen als auf dem Arbeitsplatz stehen.

Meine Meinung:

Der Schreibstil erinnert mich stark an jenen von Rebecca Gable (“Von Ratlosen und Löwenherzen”) und jenen von Joachim Fernau (“Caesar lässt grüßen”). Doch deren Bücher mag ich gerne und so konnte ich auch über Schnoys Schreibweise herzlich lachen.

Der Autor geht mit dem aktuellen Geschichtsunterricht in den Schulen hart zu Gericht. Ich persönlich habe meine Geschichtestunden immer spannend gefunden. Vielleicht lag’s an den jeweiligen Lehrkräften.

Für Geschichtsmuffel ist dieses Buch ein gelungener Einstieg. Ich halte das Buch für eine passende Geschenksidee.

Fazit:

Ich gebe gerne 4 Punkte, der Abzug des fünften ist dem Fehlen der Donaumonarchie geschuldet.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Alles für die Kunst

Mit Pablo Picasso an der Leinwand
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Ich habe mit großen Interesse diese Biographie gelesen.
Spannend habe ich den Einstieg mit dem Bombenangriff auf Guernica gefunden.


Die Schilderung Picassos Kindheit, der schon sehr früh mit dem Malen ...

Ich habe mit großen Interesse diese Biographie gelesen.
Spannend habe ich den Einstieg mit dem Bombenangriff auf Guernica gefunden.


Die Schilderung Picassos Kindheit, der schon sehr früh mit dem Malen begonnen hat, und seine Abneigung gegen die Schule hat mir gut gefallen. Es muss für Pablos Vater schlimm gewesen sein, zu erkennen, dass sein Sohn um Welten begabter war als er selbst. Dennoch fördert er ihn nach Kräften.


Wir erhalten Einblicke in Picassos Welt, die sich fast ausschließlich ums Malen dreht. Manches kommt hierbei zu kurz, doch das ist auf Grund der Kompaktheit dieses Buches nicht anders möglich.


Es macht jedenfalls Appetit auf eine ausführlicherer Biographie des Künstlers.


Ich selbst habe 2010 die Ausstellung in der Wiener Albertina gesehen, in der man viele seiner Spätwerke präsentiert hat.


Fazit:


Ein schöner Einstieg in Picassos Welt.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Der Wiener Kongress und die Neuordnung Europas

1815
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Nach Zamoyskis „1812 – Napoleons Feldzug in Russland“ war ich gespannt auf „1815 – Napoleons Sturz und der Wiener Kongress“.

Nun, nach 704 Seiten Erzählkunst des Autors stelle ich fest, dass sich die ...

Nach Zamoyskis „1812 – Napoleons Feldzug in Russland“ war ich gespannt auf „1815 – Napoleons Sturz und der Wiener Kongress“.

Nun, nach 704 Seiten Erzählkunst des Autors stelle ich fest, dass sich die beiden Bücher recht stark unterscheiden. Während bei „1812“ Schlachten, Regimenter, Taktik und Niederlagen den Ton angeben, bilden in vorliegendem Buch Tratsch, Müßiggang, Intrigen und beleidigte Monarchen die hauptsächlichen Zutaten.

Inhalt:

Nach Napoleons fehlgeschlagenem Feldzug gegen Russland soll eine Neugliederung Europas in den alten Grenzen erfolgen. Nur welches sind die „alten“ Grenzen?

Ein wahres Kunststück an Diplomatie ist Fürst Metternich gelungen, die vielen Herrscher, jeder mit eigenen Vorstellungen, an einen Verhandlungstisch zu bekommen.

Besonders Zar Alexander, der sich, mit beinahe religiösem Eifer, als „Retter Europas“ aufspielt, ist ein recht schwieriger Charakter. Preußens König möchte ebenfalls seine Einflusssphäre erweitern, die Engländer ihren Erbfeind Frankreich ein für alle Mal in Schranken weisen und Österreichs Kaiser Franz will seine von Frankreich annektierten Gebiete wieder zurück. Das besiegte Frankreich hätte ursprünglich gar nicht teilnehmen sollen, wird aber geschickt durch Talleyrand in den Kongress hinein reklamiert.

Auf Grund von persönlichen Animositäten und Befindlichkeiten stehen die Verhandlungen mehr als einmal vor dem Abbruch und Scheitern, Kriegsdrohungen inklusive.

Ein Großteil der Verhandlungen geht auch im Geheimen und in den Boudoirs diverser Damen vor sich.

Dass der Wiener Kongress doch noch zu einem guten Ende gebracht findet, ist zum Teil auch Napoleons „100 Tagen“ geschuldet. Ein letztes Mal kann der Kaiser der Franzosen Truppen mobilisieren, um dann im Juni 1815 bei Waterloos bzw. Bella Alliance endgültig geschlagen zu werden. Diese „100 Tage“ schweißen die Verhandlungspartner noch einmal zusammen.

Meine Meinung:

Das Buch besticht durch Zamoyskis Erzählkunst. In beinahe romanhafter Art werden die geschichtlichen Ereignisse präsentiert. Gespickt durch Anekdoten, Tratsch und der Schilderung der höchst unterschiedlichen Charaktere kann der Leser ein rundes Bild dieses Ereignisses erhalten. Abgerundet wird dieses Buch durch eine Menge Fotos alter Stiche und Portraits.

Bevor dem Leser das eigentliche Kongressgeschehen präsentiert wird, gibt Zamoyski eine Zusammenfassung der Vorgeschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven.

Die Fülle der Details kann manchmal für den einen oder anderen Leser ermüdend wirken. Ich bin überzeugt, dass der Autor nur einen Bruchteil des im Österreichischen Staatsarchiv lagernden Materials verwendet hat. Nicht nur Metternich ließ alle Teilnehmer und deren Entourage bespitzeln, nein, jeder der beteiligten Monarchen unterhielt ebenfalls (s)einen Geheimdienst.

Einige Details wie z. B. die Regelung der Binnen(Fluss)schifffahrt oder die Abschaffung des Sklavenhandels sind ebenfalls auf dem Wiener Kongress abgehandelt worden.

Fazit:

Ein sehr detailreiches Werk über die Neugestaltung des Alten Europas, bei dem die vielen Eigeninteressen einzelner Monarchen gut dargestellt werden. An „1812 – Napoleons Feldzug in Russland“ kommt es nicht ganz heran, daher nur 4 Sterne.