Ein exquisiter Thriller mit Lesesogwirkung
VerblendungDer Thriller "Verblendung" war der große Auftakt des schwedischen Schriftstellers Stieg Larsson, der 2004 im Alter von nur 50 Jahren verstarb. Die Millennium-Trilogie wurde ein Riesenerfolg und wird im ...
Der Thriller "Verblendung" war der große Auftakt des schwedischen Schriftstellers Stieg Larsson, der 2004 im Alter von nur 50 Jahren verstarb. Die Millennium-Trilogie wurde ein Riesenerfolg und wird im Heyne Verlag aufgelegt.
Aufhänger des Thrillers ist die Person Harriet Vanger. Ihr mysteriöses Verschwinden während eines Familientreffens bleibt spurlos und 20 Jahre später lässt ihr Onkel, der Fabrikant Henrik Vanger den Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist in dieser Sache recherchieren. Offiziell betreut er Mikael mit dem Schreiben seiner Biografie und verspricht ihm hochbrisantes Material, das Blomkvist für seine investigative Tätigkeit von Nutzen sein kann. Blomkvist zieht die talentierte, aber sehr eigenwillige Hackerin Lisbeth Salander hinzu. Gemeinsam stossen sie auf dunkle Kapitel in der Geschichte der Familie Vanger. Dadurch wird viel Staub aufgewirbelt, der tiefgreifende Folgen hat.
"Verblendung" hat mich beim Lesen mitgerissen, es ist ein hochspannender und perfekt aufgebauter Thriller, der eine unbeschreibliche Sogwirkung hat.
Auch wenn das Buch über 750 Seiten Auf rund 750 Seiten schafft es Stieg Larsson den Leser immer wieder auf falsche Fährten zu führen und erläutert dabei noch zusätzlich die Untiefen und Abgründe der Familie Vanger.
Dieser Thriller beeindruckt meiner Meinung nach besonders durch seine speziellen Protagonisten und ihre ausgeklügelte harmonische Zusammenarbeit, die schon regelrechte Überfliegerqualitäten aufweist. Manche Geheimnisse werden allerdings zu übertrieben ausgekundschaftet, so ist keine noch so gesicherte Datenbank vor Lisbeth sicher. Sie ist die Hackerin schlechthin, dabei ist sie eigentlich eine sozial recht inkompetente Person, die traumatische Erlebnisse hinter sich hat und sogar unter Vormundschaft gestellt ist. Durch ihr auffallendes Äußeres mit Tattoos und Piercings hat sie einen großen Wiedererkennungswert. Sie misstraut jedem und ist gnadenlos und kämpferisch und ist trotz ihrer merkwürdigen Art ein sehr interessanter Charakter.
Dagegen wirkt Mikael Blomkvist relativ blass. Er wird zwar als von Frauen umschwärmter Typ dargestellt, doch das wirkt ziemlich unglaubwürdig. Vielmehr gibt er jeder Frau eine Chance und weiß scheinbar nicht, ob er überhaupt eine monogame Dauerbeziehung führen möchte. Als Ermittler punktet er jedoch mit Entschlossenheit und Mut und findet ständig neue Ermittlungsideen.
Aber gerade die speziellen Schwächen der Protagonisten lassen die Ecken und Kanten entstehen, die Personen erst richtig lebendig machen.
Ein recht langer Auftakt führt den Leser in die Handlung ein. Dabei ist manche Ausführung schon sehr gedehnt. Auch die Familiengeschichte der Vangers und die wirtschaftlichen Verknüpfungen sind recht kompliziert und nicht so leicht zu durchschauen. Leider fehlte mir der inhaltliche Bezug des Titels völlig.
Der Schreibstil ist ziemlich flüssig und klar und man folgt der Geschichte gespannt. Hier wird gut dargestellt, wie die Personen ticken, welche Atmosphäre bestimmte Orte umgibt und wie Handlungen und Ermittlungsergebnisse die Stimmung beeinflussen. Auch die Spannungskomponente ist gut ausgebaut und steigert sich bis zum Ende.
Ein spannender Thriller mit ausgefallenem Potential der Charaktere und einer gut durchdachten Geschichte mit unerwarteten Wendungen. Besonders die 007 Qualitäten von Lisbeth Salander muss man gelesen haben.