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Veröffentlicht am 15.09.2016

Lizzis Jagd durch den Kiez

Lizzi und die schweren Jungs
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Seniorenhobbydetektivin Elisabeth „Lizzi“ Böttcher sitzt mit ihren Residenzbewohnern bei einem gemeinsamen Konzertbesuch in der Musikhalle in Hamburg und droht vor Langeweile fast einzuschlafen. Da ist ...

Seniorenhobbydetektivin Elisabeth „Lizzi“ Böttcher sitzt mit ihren Residenzbewohnern bei einem gemeinsamen Konzertbesuch in der Musikhalle in Hamburg und droht vor Langeweile fast einzuschlafen. Da ist endlich Pause und Lizzi kann nur an das kostenlose Buffet denken, als die Veranstaltung jäh unterbrochen wird durch das Auftauchen einer berüchtigten Motoradgang, die Lizzi für die Nachforschungen an einem verschwundenen Rentnerehepaar engagieren will. Kaum hat sich Lizzi darauf eingelassen, steckt sie mit der Unterstützung vom ehemaligen Kommissar Pfeiffer und der Möchtegern-Detektivin Mareike mitten in einem mysteriösen Fall, bei dem es um Drogen, rivalisierenden Banden, das Rotlichtmilieu und Mord geht. Wird Lizzi mit ihrem Team dem Verschwinden von Opa Edel und seiner Frau Gertrud auf die Spur kommen?

Anja Marschall hat mit ihrem Buch „Lizzi und die schweren Jungs“ endlich ihren zweiten Band um die Hobbydetektivin vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, mit dem richtigen Humor und Witz gewürzt, der Leser heftet sich direkt an Lizzis Fersen und folgt ihr und ihrer Spürnase durch den Hamburger Kiez auf der Suche nach der Wahrheit und den Übeltätern. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Durch das Legen von verschiedenen Fährten und Spuren gelingt es der Autorin sehr gut, den Leser zu verwirren und seine eigenen Überlegungen immer wieder zu überdenken. Auch die Wege durch die Stadt Hamburg kann Anja Marschall während der Geschichte wunderbar vermitteln. Da findet man sich als Leser ganz schnell auf St. Pauli, der Reeperbahn oder der Herbertstraße wieder, man bekommt das Gefühl, als wäre man hautnah dabei.

Die Charaktere sind sowohl herrlich skurril und verrückt wie normal und liebenswert. Sie wirken wie mitten aus dem Leben und deshalb sehr authentisch und lebensecht. Lizzi ist eine noch sehr rüstige Rentnerin, die ein hartes Leben an der Seite eines Kriminellen verbracht hat. Sie besitzt als ehemalige Schlachtereiverkäuferin nur eine kleine Rente und lebt durch einen glücklichen Zufall in einer luxuriösen Seniorenresidenz. Sie ist eine sehr sympathische Protagonistin, die eine sehr gute Spürnase und die gewisse Kombinationsgabe besitzt. Auch weiß sie sich zu behaupten und hat ihren eigenen Kopf, um sich durchzusetzen. Kommissar a.D. Pfeiffer ist Polizist mit Leib und Seele, wenn auch in seiner Dienstzeit in Ungnade gefallen, doch sein Beschützerinstinkt gegenüber Lizzi ist sehr ausgeprägt und die gemeinsamen Untersuchungen bringen ihm eine willkommene Abwechslung aus seinem eintönigen Alltag als Rentner. Mareike hat ein schwieriges Privatleben als alleinerziehende und arbeitslose Mutter mit einem pubertären Teenager. Die Freundschaft zu Lizzi und der Konkurrenzkampf mit Pfeiffer spornen sie zu Träumen für eine bessere Zukunft und zu Höchstleistungen an. Mucki ist ein schmieriger Kiezrocker, der ein großes Mundwerk und eine brutale Ader hat, sich die Leute unterzuordnen. Auch die anderen Protagonisten sind sehr abwechslungsreich gestaltet und untermalen mit ihren kleinen Randgeschichten die Haupthandlung, stiften aber auch Verwirrung, wie ein Krimi sie braucht, um unterhaltsam zu sein.

„Lizzi und die schweren Jungs“ ist eine gelungene Fortsetzung, die ohne weiteres für sich steht und sich allein lesen lässt ohne das Gefühl, etwas versäumt zu haben. Wer Krimis liebt und guten Humor zu schätzen weiß, ist hier genau richtig aufgehoben. Eine wirklich tolle Story, die eine absolute Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn die Liebe unverhofft auftaucht...

Ein Gefühl wie warmer Sommerregen
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Alis Rivers hat ihren Traumjob, denn sie arbeitet bei der südwalisischen Seenotrettung in Tenby, als sie bei einem Einsatz den Tierarzt Evan Davis in letzter Minute aus dem Wasser fischt. Noch ahnt sie ...

Alis Rivers hat ihren Traumjob, denn sie arbeitet bei der südwalisischen Seenotrettung in Tenby, als sie bei einem Einsatz den Tierarzt Evan Davis in letzter Minute aus dem Wasser fischt. Noch ahnt sie nicht, wie sehr dieser Mann in ihrem Leben noch eine Rolle spielen wird, denn Alis hat mit Matthew eine langjährige Beziehung. Doch als Matthew ihr einen Heiratsantrag macht, lehnt Alis diesen ab, denn sie hat festgestellt, dass sie Matthew nicht so liebt, dass es für ein ganzes Leben reicht. Ein dringender Anruf ihrer Mutter Joan bringt Alis widerwillig zurück auf die heimatliche Pferdefarm, die sie 11 Jahre zuvor fluchtartig verlassen hat, denn das Verhältnis zu ihrer Mutter ist schwierig. Wie es der Zufall will, trifft Alis ausgerechnet dort Evan Davis wieder, den von ihr geretteten Tierarzt. Wird sich Alis der Herausforderung stellen und sich ihrer Vergangenheit stellen? Welche Rolle wird Evan Davis in ihrem Leben spielen?

Ella Simon hat mit ihrem Buch „Ein Gefühl wie warmer Sommerregen“ einen zauberhaften Liebesroman als Debüt vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, dabei aber auch gefühlvoll, der Leser ist von Beginn an mittendrin im Geschehen. Der Spannungsbogen wird schon zu Beginn gelegt und steigert sich im Verlauf der Handlung immer weiter. Die Beschreibungen sind sehr detailliert und geben dem Leser das Gefühl, hautnah dabei zu sein. Die Autorin weiß mit Worten und Emotionen zu spielen, so erfährt der Leser während der Lektüre die gesamte Klaviatur der Gefühle. Sowohl Mitgefühl als auch Wut oder Freude werden im Verlauf der Handlung geweckt, je mehr man die Protagonisten bei ihren Gedanken, Gefühlen und Taten verfolgt.

Die Charaktere sind sehr liebevoll angelegt, sie haben Ecken und Kanten, wirken gerade deshalb sehr lebendig und authentisch. Sehr schön zu beobachten ist auch die Entwicklung der einzelnen Protagonisten während der Handlung, so erwächst aus anfänglichem Misstrauen gegenüber dem einen oder anderen ganz langsam Sympathie und Verständnis in Bezug auf das Tun des Einzelnen. Alis ist eine sehr angenehme junge Frau, für die Verantwortungsbewusstsein und Mitgefühl nicht nur leere Worte sind, sondern Eigenschaften, die sie tagtäglich lebt. Gleichzeitig ist sie eine getriebene Seele, die vor ihrer Vergangenheit davonläuft und alles in sich hineinfrisst. Ihr Misstrauen gegenüber Fremden ist gut nachzuvollziehen. Doch das funktioniert nicht auf Dauer, besonders, wenn unerwartet Gefühle erwachen. Plötzlich ist sie gezwungen, sich mit sich und den Geschehnissen auseinander zu setzen. Evan ist ein sehr sympathischer Mann, der für seinen Beruf lebt und auch genügend Mitgefühl und Empathie mitbringt sowie das nötige Quäntchen Geduld, um ans Ziel zu kommen. Auch die anderen Protagonisten untermalen die Handlung mit ihren kleinen Episoden und Geschichten, beleben damit das Gesamtbild.

„Ein Gefühl wie warmer Sommerregen“ ist ein wirklich gelungenes Debüt, ein wunderschöner und emotionaler Liebesroman, der gleichzeitig einiges an Spannung bereit hält und auch mit Geheimnissen nicht geizt. Alle Leser, die eine gefühlvolle und reizvolle Unterhaltung suchen, sind hier sehr gut aufgehoben. Absolute Leseempfehlung für ein Buch, das nichts vermissen lässt!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schön verpacktes Familiengeheimnis

Im Schatten der Bräutigamseiche
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Johanna Petersen lebt in Hamburg als erfolgreiche Immobilienmaklerin. Als ihre geliebte Großmutter stirbt, bei der sie aufgewachsen ist, kommt sie für die Beerdigung zurück in ihre Heimatstadt Eutin. 12 ...

Johanna Petersen lebt in Hamburg als erfolgreiche Immobilienmaklerin. Als ihre geliebte Großmutter stirbt, bei der sie aufgewachsen ist, kommt sie für die Beerdigung zurück in ihre Heimatstadt Eutin. 12 Jahre lang ist Johanna diesem Ort ferngeblieben, verbindet sie ihn doch mit einem traurigen Erlebnis aus ihrer Vergangenheit. Nun bindet Johanna nur noch das alte Gut mit dem verbliebenen Land an die Stadt, doch alles ist in ziemlich maroden Zustand, was Johanna ein schlechtes Gewissen beschert, denn sie ahnte nicht, wie wenig ihre Großmutter am Ende zurecht gekommen ist. Johanna möchte alles verkaufen und Eutin möglichst schnell den Rücken kehren, zu viele Erinnerungen holen sie wieder ein, seit sie zurück ist. Auch die alte Bräutigamseiche auf dem Grundstück bringt ihr die Vergangenheit wieder näher. Als sie in der Eiche, die von Liebenden als Briefkasten benutzt wird, einen alten Liebesbrief findet, der sie so anrührt, dass sie dem Geheimnis auf die Spur kommen möchte. Johanna ahnt nicht, wie viel sie dabei über ihre eigene Familienvergangenheit erfahren wird. Wird Johanna ihrer Heimat noch eine Chance geben?

Petra Pfänder hat mit ihrem Buch „Im Schatten der Bräutigamseiche“ einen sehr schönen Roman um ein altes Familiengeheimnis vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, der Leser wird wie ein Schatten an die Seite von Johanna gestellt und begleitet diese bei all ihren Gedanken, Gefühlen und Handlungen. Die Geschichte spielt hauptsächlich in der Gegenwart, wird aber durch einige historische Rückblenden in die Familiengeschichte angereichert, mit denen man so nach und nach dem Geheimnis auf die Spur kommt. Die beiden Handlungsstränge sind so geschickt miteinander verknüpft, dass es am Ende ein rundes Bild ergibt. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich innerhalb der Geschichte, obwohl einige Dinge schon zu erahnen sind, wird es nicht langweilig. Dazu tragen auch die Landschaftsbeschreibungen bei. Diese sind wunderschön, so dass man sich gleich wohl fühlt und Lust hat, diese Gegend mal selbst zu besuchen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll skizziert, wirken dadurch sehr authentisch und lebensecht, denn sie wirken wir aus dem richtigen Leben. Johanna ist eine recht sympathische Frau, die schon sehr früh zur Waise wurde und bei ihrer geliebten Großmutter aufwuchs, bei der sie sich geborgen und umsorgt fühlte. Der Verlust bei ihrem Tod zwingt Johanna dazu, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen, denn als Teenager hat sie eine sehr traurige Erfahrung machen müssen, weshalb sie ihrer Heimat in einer Nacht und Nebelaktion den Rücken gekehrt und auch ihre Großmutter verlassen hat. Johanna ist aber auch eine mutige Frau, die sich den Herausforderungen stellt und längst überfällige Entscheidungen trifft, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben, bei der sie sich rundum wohl fühlt. Die Konfrontation mit ihrer Familiengeschichte hilft ihr dabei und versöhnt sie auch mit der Vergangenheit.

„Im Schatten der Bräutigamseiche“ ist ein sehr schöner Liebesroman, der auch ein Familiengeheimnis beinhaltet, dass historisch verpackt wurde. Alle Liebhaber von schönen und tragischen Liebesgeschichten kommen hier auf ihre Kosten. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Julis Augustentscheidung

Ist das jetzt schon Liebe?
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Die in Amerika lebende Kinderbuchillustratorin Juli kehrt in ihre alte Heimat Beekelsen in Westfalen zurück, um sich um die Beerdigung ihrer gerade verstorbenen Mutter Ria zu kümmern. Kaum in Beekelsen ...

Die in Amerika lebende Kinderbuchillustratorin Juli kehrt in ihre alte Heimat Beekelsen in Westfalen zurück, um sich um die Beerdigung ihrer gerade verstorbenen Mutter Ria zu kümmern. Kaum in Beekelsen angekommen, trifft Juli nicht nur auf viele alte Bekannte ihrer Vergangenheit, sondern es kommen auch viele Gedanken und Gefühle die Vergangenheit betreffend in ihr hoch. Juli hatte kein enges Verhältnis zu ihrer Mutter Ria, sondern wuchs bei ihrer Großmutter auf, ihren Vater hat Juli nie kennengelernt. Nun gibt es nur noch Onkel Georg und seine Familie, die Juli beistehen. Während Juli sich um den Nachlass ihrer Mutter Ria kümmert, beschäftigt sie in Gedanken der letzte Brief, den Ria ihr hinterlassen hat und in dem Dinge stehen, die Juli sich selbst nicht eingestehen will. Hat ihre Mutter denn recht mit ihren Aussagen? Um das herauszufinden, benötigt Juli die Hilfe ihrer Freunde Mo und Johannes, aber vielleicht auch die Begegnung mit Jan Hansing. Welche Richtung wird Juli ihrem unsteten Leben geben?

Christina Beuther hat mit ihrem Buch „Ist das jetzt schon Liebe“ ihren zweiten Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig mit einer Prise Witz, wirkt manchmal nachdenklich-melancholisch, dann wieder munter-beschwingt, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Der Leser befindet sich ab dem ersten Abschnitt an der Seite von Juli und begleitet sie bei ihren Gefühlen und Gedanken, die richtige Entscheidung für ihr Leben zu treffen. Auch der „Heimatgedanke“ wird während der Lektüre sehr schön von der Autorin an ihre Leser transportiert.

Die Charaktere hat die Autorin liebevoll skizziert, sie wirken sehr lebendig und authentisch, weshalb man sich auch sehr gut mit ihnen identifizieren kann. Juli ist eine sympathische junge Frau, die manchmal etwas spröde wirkt. Oftmals kommt es einem so vor, als hätte Juli Angst vor der eigenen Courage, als wäre sie immer auf dem Sprung, dabei gehört schon einiges dazu, in einem völlig fremden Land weit weg von der Heimat ein neues Leben anzufangen, auch wenn man sich deshalb noch lange nicht frei macht von der Vergangenheit, die man doch irgendwie loswerden wollte. Diese Dinge holen einen immer wieder ein. Juli rennt, immer wieder, vor ihren eigenen Wünschen davon. Manchmal wirkt sie dermaßen verzagt, dass man sie am liebsten schütteln möchte, damit sie etwas mehr Mut zeigt. Die Worte ihrer Mutter, die ihr damit einen Spiegel vorhält, beschäftigen sie mehr, als sie wahrhaben möchte – und so etwas berührt einen nur, wenn man weiß, dass etwas Wahres darin steckt. Die Entwicklung von Juli ist innerhalb der Handlung sehr schön zu beobachten. Zu beneiden sind ihre tollen Kochkünste, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenläuft und man sich am liebsten mit an den Tisch setzen würde. Julis Freund bzw. Bekannten im Ort sind hier zwar eher die Nebendarsteller, doch jeder von ihnen untermalt mit seinen Wesenszügen die Handlung und rundet diese ab
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„Ist das jetzt schon Liebe?“ ist ein gelungenes Buch über Selbstzweifel und Selbstfindung, die beinhaltete Liebesgeschichte ist ein schönes Zubrot. Ebenso verführen die tollen Rezepte im Anhang, sich mal in der Küche auszutoben und nach zu kochen. Ein zauberhafter Roman über die Suche nach sich selbst. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine schrecklich nette und verrückte Familie

Sommer in St. Ives
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Familie Lessing, bestehend aus Vater Ben und Mutter Samantha mit ihren drei bereits erwachsenen Kindern Lynda, Lola und Luca, reisen von München an die englische Küste Cornwalls nach St. Ives auf Einladung ...

Familie Lessing, bestehend aus Vater Ben und Mutter Samantha mit ihren drei bereits erwachsenen Kindern Lynda, Lola und Luca, reisen von München an die englische Küste Cornwalls nach St. Ives auf Einladung von Samanthas Mutter Elvira, deren Ehemann Frederik genau ein Jahr verstorben ist, um dort die nächsten 6 Wochen ihren Urlaub gemeinsam zu verbringen und Großmutter Elvira über die schwere Zeit hinweg zu helfen. Kaum angekommen, eröffnet ihnen Elvira, dass sie ihre Jugendliebe Sam, einen bekannten Musiker, heiraten wird, den sie bereits als junges Mädchen bei einem Schüleraustausch kennen- und lieben gelernt hat. Die Familie ist überrascht, während Tochter Samantha vor Wut tobt, hat sie doch immer schon ein etwas gespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter. Die Ankündigung beschwört deshalb regelrecht eine Familienkrise herbei. Nach und nach kommen Geheimnisse zum Vorschein, die ein jedes Familienmitglied zu verbergen sucht. Aber auch Elviras langjährige Liebe zu Sam mit all ihren Hindernissen wird nach und nach enthüllt. Und mittendrin ist Lola, die auf der Suche nach sich selbst ist und am Ende etwas findet, wonach sie gar nicht suchte.

Anne Sanders hat mit ihrem Buch „Sommer in St. Ives“ einen wunderschönen Familienroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und mit einer gehörigen Portion Humor durchzogen, die das Lesen kurzweilig und unterhaltsam machen. Von Beginn an wird der Leser wie ein unsichtbares Familienmitglied auf Beobachtungsposten gestellt, um die einzelnen Lessings nebst Elvira zu beobachten, ihre Gefühle und geheimen Gedanken zu verfolgen, wobei man oftmals am liebsten selbst einschreiten würde, um jemanden zu schütteln oder mal tröstend in den Arm zu nehmen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so bildhaft, dass man das pittoreske Städtchen regelrecht vor Augen hat und sich wohlfühlt. Die Handlung selbst spielt zwar in der Gegenwart, wird jedoch durch Kapitel mit Rückblenden zu Elviras Vergangenheit unterbrochen, um ihre gemeinsame Geschichte mit Sam zu erzählen.

Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt, dabei hat die Autorin ein besonders gutes Auge für die Details bewiesen, denn ein jeder hat seine eigenen Macken, Ecken und Kanten, schleppt Altlasten mit sich herum oder verbirgt mehr oder weniger gut das eine oder andere Geheimnis vor den anderen. Alle wirken so lebendig und authentisch, als wären sie alte Bekannte, die man nun als Unsichtbarer beobachtet und dabei rätselt, wie diese Menschen sich endlich wieder näher kommen könnten, nachdem sie sich in all den Jahren so weit voneinander entfernt haben. Elvira ist eine kühl wirkende Frau, die das Herz nicht unbedingt auf der Zunge trägt. Ihr Verhältnis zu Tochter Samantha war schon immer angespannt, einzig Enkelin Lola öffnet sie sich etwas, dafür ist ihre Liebe zu Sam über Jahrzehnte ungebrochen. Samantha wirkt ebenso kühl wie ihre Mutter, gegenüber Ehemann Ben und den eigenen Kindern ist sie kontrolliert, dabei hat sie Wutausbrüche, die einem verraten, dass sie doch ein empfindsamer und verletzlicher Mensch ist. Sam ist ein ehrlicher und warmherziger alter Rock’n’Roller, der eine Vorliebe fürs Backen hat und sein Herz an Elvira vom ersten Augenblick an verlor. Lola ist eine sehr sympathische Protagonistin, die wie das Bindeglied zwischen allen Beteiligten wirkt durch ihre unbeschwerte und fröhliche Art. Sie ist aufmerksam, hilfsbereit und aufgeschlossen, hat eine Antenne für Geheimisse und möchte doch nur schöne Ferien in Ruhe genießen. Auch die anderen Charaktere passen mit ihren kleinen Geheimnissen und Episoden wie die Faust aufs Auge in die Handlung und bringen durch ihre Aktivitäten die Geschichte immer wieder in eine neue Richtung.

„Sommer in St. Ives“ ist ein wunderschöner Roman für Mußestunden in der Hängematte oder am Strand, bei dem viel gelacht werden darf, aber auch die anderen Emotionen der Gefühlspalette ihren Auftritt haben. Ein Roman, der Liebe, Geheimnisse und Familiendramen beinhaltet, wird alle Liebhaber dieses Genres sofort in ihren Bann schlagen. Absolute Leseempfehlung für eine wirklich rundum gelungene Geschichte!