Der Jäger wird zum Gejagten
Zwar habe ich mich darauf gefreut nach "Das erste Opfer" die Fortsetzung der Oxen-Trilogie zu lesen, hatte aber nicht die Erwartung, dass "Der dunkle Mann" an die Qualität des ersten Teils herankommt. ...
Zwar habe ich mich darauf gefreut nach "Das erste Opfer" die Fortsetzung der Oxen-Trilogie zu lesen, hatte aber nicht die Erwartung, dass "Der dunkle Mann" an die Qualität des ersten Teils herankommt. Oftmals wurde ich schon vom mittleren Teil einer Trilogie enttäuscht und hatte das Gefühl nur einen "Lückenfüller" zu lesen, der auf das große Finale vorbereitet. Aber in diesem Fall wurde ich eindeutig eines Besseren belehrt.
Im zweiten Teil der Geschichte rund um den ehemaligen Elitesoldaten Niels Oxen erfahren wir mehr über die geheimnisvolle und mächtige Organisation des Danehofes. Gleich zu Beginn bringt ein entsetzlicher Mord die Geschehnisse ins Rollen: Malte Bulbjerg, der Museumsdirektor dem Oxen die brisanten Unterlagen über den Geheimbund anvertraut hat, wird ausgerechnet im historischen Danehof-Saal erschossen. Oxen, der sich wieder einmal aus der Zivilisation zurückgezogen hat und auf einer Fischfarm ein mehr oder weniger ruhiges Leben genießt, bekommt davon zunächst nichts mit. Erst als ein weiterer Mord geschieht und der Danehof ihn Oxen anhängt, muss er tätig werden und es beginnt eine spektakuläre Flucht. Aber auch dieses Mal muss er nicht alleine kämpfen. Zu Seite steht ihm wieder Margrethe Franck, die starke und clevere Geheimdienstmitarbeiterin und zusätzliche Unterstützung erhält er diesmal vom Polizisten Christian Sonne, dem Neffen Axel Mossmanns, der in diesem Teil selber unter Beschuss gerät.
Die Erzählung ist spannend geschrieben, nimmt schnell Fahrt auf und bleibt bis zum Schluss rasant. Selbst in den kurzen Verschnaufpausen auf der Flucht kommt man nicht zur Ruhe und ist wie der Protagonist in ständiger Alarmbereitschaft. Dass man mit den Protagonisten mitfiebert, liegt zum einen an der realistischen und überzeugenden Charakterzeichnung: Statt eines klischeehaften Agenten liefert Jensen Figuren mit Ecken und Kanten. Zum anderen sorgen die Perspektivwechsel des auktorialen Erzählers dafür, dass der Leser regen Anteil am Geschehen nimmt. So erlangt man Einblicke in die Machenschaften des Danehofes und weiß bereits vorher, wann eine Falle droht. Dennoch verrät der Autor nie zu viel, die atemlose Spannung bleibt aufrechterhalten und man weiß nie, wem man trauen kann. Somit möchte man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil man unbedingt erfahren möchte, wie Oxen sich aus dieser ausweglos erscheinende Notlage befreien kann. Ich kann es daher kaum erwarten, das große Finale der Oxen-Trilogie zu lesen.