Pflichtlektüre!
Die Stille meiner WorteIch musste noch nie weinen, während ich eine Rezension schrieb. Beim Lesen kam das schon das ein oder andere mal vor, aber das hier ist gerade eine Premiere. Doch bevor ich euch verschrecke, erzähle ich ...
Ich musste noch nie weinen, während ich eine Rezension schrieb. Beim Lesen kam das schon das ein oder andere mal vor, aber das hier ist gerade eine Premiere. Doch bevor ich euch verschrecke, erzähle ich euch ein wenig– natürlich spoilerfrei!– über das Buch, um das es eigentlich geht. Dabei weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll und so richtig möchte ich auch gar nichts darüber erzählen, weil man es einfach selbst erleben, selben fühlen muss.
„Die Stille meiner Worte“ steht auf meiner Wunschliste, seit ich es zum ersten mal gesehen habe. Alexander Kopainski hat ein unsagbar schönes Cover erschaffen, bei dessen Anblick ich sofort wusste „Das brauche ich!“ und Avas Lesung auf der Leipziger Buchmesse und die Signierstunde sind zwei feste Termine in meiner Planung; die Daten dazu findet ihr ganz unten im Artikel. Nun ja, jetzt habe ich das eBook bereits gelesen und trotzdem brauche ich dieses Buch in meinem Regal, weil Ava es für mich zu etwas ganz Besonderem gemacht hat.
Hannah ist stumm, seit ihre Zwillingsschwester Izzy gestorben ist. Als habe ihr Mund vergessen, wie man sich zu Worten formt und als wüssten ihre Stimmbänder nicht mehr, wie man einen Ton erzeugt, verbleiben die Dinge, die Hannah sagen möchte, in ihrem Kopf. Doch als sie auf Levi trifft, versucht er ihr Worte zu geben, versteht sie auch, ohne dass sie etwas sagen muss. Wie zwei Seiten einer Medaille scheinen die beiden sich gegenseitig zu brauchen, zusammen zu gehören, obwohl sie doch so verschieden zu sein scheinen.
Nach den ersten Seiten wusste ich nicht, ob ich die Geschichte mögen würde. Es fiel mir schwer mich in Hannah hineinzufühlen, denn sie ist durch ihre Gedanken und Worte so viel und irgendwie doch so wenig. Einfach irgendwie schwer greifbar und immer wieder hielt ich inne und fragte mich, ob ich sie mögen würde, wenn ich sie wirklich kennen würde. Mir erschien die Antwort darauf essenziell, um entscheiden zu können, ob ich das Buch mögen würde.
Levi hingehen mochte ich sofort. Und Mo. Und auch Sarah und im Laufe der Zeit stellte ich fest, dass die Frage, die im Raum stand nicht die war, ob ich das Buch mögen würde, sondern wie weit ich es an mich heranlassen möchte. Es ist so hochemotional und so viel mehr, als ich am Anfang gedacht habe. Dieses Buch zeigt für mich wie kein zweites, dass Worte nicht immer notwendig sind und vor allem, dass jemand, der nichts sagt, nicht auch automatisch nichts zu sagen hat.
Zu behaupten dieses Buch hätte mich zerstört, wäre falsch. Es hat mich ganz gemacht und zwar an einer Stelle, von der ich nicht einmal wusste, dass sie beschädigt ist. Denn irgendwann kam mir ein Gedanke: Vielleicht bin ich wie Hannah, nur andersrum. Während sie Worte hat und diese nicht aussprechen kann, kann ich reden und habe keine Worte. Weder um die Intensität meiner Gefühle zu diesem Buch Ausdruck zu verleihen, noch um über meinen Honrado zu reden. Während Hannah so viel durch den Kopf geht, das sie nicht aussprechen kann, rede ich, ohne etwas auszusagen.
Obwohl ich zu Beginn meine Schwierigkeiten mit Hannah hatte, bin ich mit ihr gewachsen. Die charakterliche Entwicklung, die sie im Laufe des Buches macht– übrigens nicht nur sie!– hat mich so nachhaltig beeindruckt, dass man gar nicht mehr anders kann, als sie zu lieben. All die Charaktere, die Ava uns vorstellt, sind so vielschichtig und großartig, dass ich man sich sofort einen Levi an seine Seite wünscht. Oder einen Mo, um nie wieder allein sein zu müssen. Oder eine Sarah, weil einfach jeder so eine Freundin haben sollte.
Schlussendlich kann ich nur sagen, dass dieses Buch unbedingt gelesen werden sollte. Es steht für Akzeptanz, Hilfsbereitschaft und Liebe und kann für mich nichts anderes sein als ein Highlight. Ich liebe es so sehr und ich kann dieses Buch einfach nur jedem Menschen ans Herz legen!
Ich nehme für mich etwas sehr Wichtiges aus diesem Buch mit: jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen. Und manchmal, wenn du jemand anderen auf einem Stückchen eures gemeinsamen Weges beim Tragen seines Päckchens hilfst, ist es gut möglich, dass dadurch auch dein eigenes ein wenig leichter werden kann.