Cover-Bild Das Leben des Vernon Subutex 1
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 17.08.2017
  • ISBN: 9783462048827
Virginie Despentes

Das Leben des Vernon Subutex 1

Roman
Claudia Steinitz (Übersetzer)

Die literarische Sensation aus Frankreich: ein grandioses Sittengemälde unserer Zeit.

Wer ist Vernon Subutex? Eine urbane Legende, der letzte Zeuge einer Welt von Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll. Einer, mit dem unsere Zeit es nicht gut meint und der trotzdem für eine ganze Generation steht – und für das glanzvolle, furiose Comeback seiner Erfinderin Virginie Despentes.Als der Roman 2015 in Frankreich erschien, erregte er unmittelbar großes Aufsehen. Wochenlang führte er die Bestsellerlisten an, war für zahlreiche Preise nominiert, die Kritik überschlug sich. Erzählt wird die Geschichte von Vernon Subutex und seinem rasanten sozialen Abstieg. Mit seinem Plattenladen hat er Pleite gemacht und steht nun auf der Straße. Weil er sich und der Welt sein Scheitern nicht eingestehen will, nimmt er Zuflucht zu einer Notlüge, die es ihm ermöglicht, sich übergangsweise reihum bei seinen alten Freunden einzuquartieren, die er zum Teil seit Jahren nicht gesehen hat. So entsteht ein vielstimmiges Panorama einer Gesellschaft am Abgrund. Man begegnet den ganz normal Gescheiterten, den scheinbar Erfolgreichen, den Schrillen und den Durchgeknallten. Despentes erspart ihren Figuren nichts, lässt kein gesellschaftliches Thema unberührt, die Islamismusdebatte ebensowenig wie den Aufstieg der Rechten. So gelingt ihr ein beeindruckender literarischer Rundumschlag, ungestüm und trotzdem humorvoll, in dem jedes Wort sitzt, jeder Satz nachhallt. Ein großer Wurf, in Frankreich nicht umsonst mit Balzacs »Die menschliche Komödie« verglichen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2018

Abgründe der Gesellschaft, in die sich der Protagonist verfängt, treffend dargestellt

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Der Eiffelturm in der oberen rechten Ecke des Covers weist den Leser schon beim ersten Betrachten des Buchs darauf hin, dass der Roman ihn beim Lesen nach Paris entführen wird, denn hier lebt Vernon Subutex, ...

Der Eiffelturm in der oberen rechten Ecke des Covers weist den Leser schon beim ersten Betrachten des Buchs darauf hin, dass der Roman ihn beim Lesen nach Paris entführen wird, denn hier lebt Vernon Subutex, Protagonist und Titelgeber des gleichnamigen Buchs von Virginie Despentes. Vernon hat mit seinem Plattenladen selbst erlebt wie es ist beliebt und bekannt, „ganz oben“ zu sein, jetzt findet er sich gesellschaftlich gesehen ganz unten am Rand der Gesellschaft, synonym dargestellt auf dem Titel durch den Einblick in den U-Bahn-Schacht. Sein Name ist von der Autorin bewusst satirisch gemeint, Subutex ist die Bezeichnung einer Ersatzdroge in Frankreich.

Der Vorname der Autorin ist auf dem Umschlag nicht zu finden. Sie hat selbst ein ereignisreiches Leben geführt und Einblicke in die unterschiedlichsten sozialen Schichten gewonnen, mit ihren Werken im Film und im Buch hat sie vielfach schockiert und Diskussionen ausgelöst, gleichzeitig wurde sie auch dafür ausgezeichnet. Ihr Nachname steht für Kontroversen, wie auch die Farbgebung und deren Anordnung auf dem Cover.

Vernon hat mehr als zwanzig Jahre als Verkäufer im Schallplattenladen in Paris gestanden, zunächst als Angestellter später dann als Besitzer, bis er aufgrund der zu geringen Umsätze schließen mußte. Das ist schon ein paar Jahre her und zuerst hat er noch durch den Verkauf von Restbeständen gelebt. Alex Bleach, Rockstar und sein guter Freund, hat ihm seit geraumer Zeit seine Miete bezahlt, doch jetzt ist er tot. In der Wohnung von Vernon hat er ein letztes Interview aufgenommen. Die Kassetten sind Vernons größtes Vermögen. Er nimmt sie mit als er seine Wohnung aufgrund des Mietrückstands räumen muss. Auf die Idee sich eine anderweitige bezahlte Arbeit zu suchen kommt er nicht, lediglich ein Dach über dem Kopf soll es sein. Daher nimmt er reihum, meist über facebook, Kontakt zu Freunden und Bekannten auf, die er hauptsächlich aus seiner Zeit als Plattenverkäufer kennt.

Mit Wehmut denkt er an den Tod einiger seiner besten Freunde und stellt fest, dass diejenigen, die ihm Obdach gewähren, sich im Laufe der Zeit geändert haben und wie er findet, nicht immer zu ihrem Vorteil. Für jeden hat er eine kleine erfundene Geschichte bereit, warum er eine Unterkunft sucht. Virginie Despentes bietet dem Leser eine bunte Mischung von Charakteren an, die insgesamt die französische Gesellschaft gut abbilden. Dazu verlässt die Autorin den Handlungsstrang über ihren Protagonisten und wendet sich dem Leben der entsprechenden Person zu. Sex, Alkohol, Drogen und natürlich Musik, über die sie die Verbindung zu Vernon meist hergestellt, sind fast in jeder Beschreibung der Figuren mehr oder weniger zu finden. Es ist oft eine rauhe, ungeschliffene Sprache die sie benutzt und die den Figuren Authentizität verleiht. Themen wie beispielweise Vor- und Nachteile der zunehmenden Digitalisierung, häusliche Gewalt und Ängsten vorm Älterwerden flechtet sie in die Hintergrunderzählungen ihrer Charaktere ein.

Virginie Despentes hat mit Vernon Subutex einen Charakter kreiert, der sich selbst noch nicht aufgegeben hat, aber im Laufe des Romans tief in der gesellschaftlichen Anerkennung sinkt. Glücklicherweise geht seine Geschichte weiter und ich bin sehr gespannt darauf, ob mit Hilfe seiner Freunde ein sozialer Aufstieg für ihn möglich ist und ob er diesen überhaupt will.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Sex, Drugs & Rock'n'Roll und ein Haufen Gesellschaftskritik

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Vernon Subutex ist nach der Schließung seines Plattenladens arbeits- und auch ziemlich antriebslos, sodass er nach einiger Zeit sogar seine Wohnung verliert. Glücklicherweise gibt es jedoch die sozialen ...

Vernon Subutex ist nach der Schließung seines Plattenladens arbeits- und auch ziemlich antriebslos, sodass er nach einiger Zeit sogar seine Wohnung verliert. Glücklicherweise gibt es jedoch die sozialen Netzwerke und Vernons viele alte Bekanntschaften aus der Musikszene. So zieht er durch Paris und kommt immer wieder bei anderen Freunden unter. Bei dieser Reise durch die Stadt lernt der Leser viele ganz unterschiedliche Charaktere kennen, die einen Querschnitt der Gesellschaft bilden...


Dieses Buch stellt für mich eines der besten in 2017 dar und ich war wehmütig als es geendet hat. Die Autorin schafft es so viel Kritik und aktuell wichtige Themen in einen so leichten und angenehmen Text einzubauen. Sie drückt trotz der eher einfachen Sprache so viel aus, was ich in der Form noch nie gelesen hatte! Natürlich darf man aber bei dieser Lektüre nicht allzu zart besaitet sein. Der Stil der Autorin ist direkt, dreckig und derb, was ich aber sehr schätze! Hier wird definitiv nicht um den heißen Brei geredet...


Nur vom Ende war ich anfangs nur ein wenig befremdet, da ich nicht wusste, dass eine Triologie geplant ist. Vor dem Hintergrund ergibt das offene Ende und die vielen ungeklärten Punkte aber natürlich Sinn und ich kann den zweiten Teil kaum erwarten!