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Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Dienstmädchen und der Philosoph

Revolution im Herzen
1

Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, ihres geliebten „Pabbi“, fasst Helena Demuth, kurz Lenchen, im Alter von nur neuneinhalb Jahren einen mutigen Entschluss: Sie verlässt ihren Heimatort Sankt Wendel, ...

Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, ihres geliebten „Pabbi“, fasst Helena Demuth, kurz Lenchen, im Alter von nur neuneinhalb Jahren einen mutigen Entschluss: Sie verlässt ihren Heimatort Sankt Wendel, um nach Trier zu gehen und dort als Dienstmagd zu arbeiten. Das Mädchen stammt aus einfachen Verhältnissen und lebt in Armut. Im Haushalt der Familie Marx freundet sie sich mit der jungen Ehefrau Jenny an und wird dann sogar die Vertraute von Karl Marx. Lenchen ist nicht nur fasziniert von seinen Studien, sondern verliebt sich auch in den Philosophen. Doch dann passiert etwas, das nicht nur die Freundschaft mit Jenny auf eine harte Probe stellt, sondern auch das Werk von Marx und Engels aufs Spiel setzt.

Aus Anlass des 200. Geburtstags des bekannten Philosophen haben Claudia und Nadja Beinert den historischen Roman „Revolution im Herzen“ mit dem Untertitel „Die heimliche Liebe des Karl Marx“ geschrieben.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus sechs Teilen, die wiederum jeweils in mehrere Kapitel untergliedert sind. Die Geschichte spielt überwiegend in den Jahren 1829 bis 1855. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lenchen. Diesen Aufbau finde ich sehr gelungen.

Der Erzählstil konnte mich begeistern. Er ist äußerst liebevoll, einfühlsam und anschaulich. Die Sprache wirkt passend. Mir fiel es daher nicht schwer, in die Geschichte einzutauchen. Trotz der eher hohen Seitenzahl bin ich schnell durch die Kapitel gekommen und mochte das Buch nur ungern zur Seite legen.

Mit Lenchen steht eine sympathische, authentische Protagonistin im Mittelpunkt des Romans, deren Weg ich sehr gerne verfolgt habe. Auch die übrigen Charaktere sind interessant gewählt und wirken glaubwürdig.

Die Handlung ist kurzweilig und spannend. Sie beschränkt sich nicht nur auf eine Liebesgeschichte, die mich emotional berühren konnte. Die Autorinnen schaffen es auch, ein lebhaftes Bild der damaligen Zeit und ihrer Umstände zu zeichnen. Der Leser erfährt einiges über Marx und seine Theorien sowie das Leben im 19. Jahrhundert im Allgemeinen – und das auf unterhaltsame Weise.

Gut gefallen hat mir auch, dass eine historisch belegte Person im Vordergrund steht, von der bisher wenig bekannt ist. Dabei verwebt das Autorinnenduo auf gekonnte Art Fakten und Fiktion. Interessant ist in diesem Zusammenhang das ausführliche Nachwort. Es dokumentiert die fundierte Recherche der beiden Autorinnen.

Weitere Pluspunkte des Romans sind die Stadtkarte, die London um das Jahr 1850 zeigt, ein Glossar und das Personenverzeichnis, in dem die historischen Persönlichkeiten markiert sind.

Das Hardcover überzeugt optisch nicht nur mit seinem hübschen Cover, sondern ist auch im Inneren schön gestaltet. Der Titel des Romans passt gut und sagt mir zu.

Mein Fazit:
„Revolution im Herzen“ von Claudia und Nadja Beinert ist ein äußerst lesenswerter historischer Roman, der mir schöne Lesestunden beschert hat. Ich kann die Geschichte wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Eine schicksalhafte Affäre

Alles Begehren
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Schottland im Jahr 1985: Der 39-jährige Callum McGregor ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Seine Frau Belinda ist hochschwanger. Der Lehrer hätte allen Grund, glücklich zu sein. Doch dann trifft ...

Schottland im Jahr 1985: Der 39-jährige Callum McGregor ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Seine Frau Belinda ist hochschwanger. Der Lehrer hätte allen Grund, glücklich zu sein. Doch dann trifft er im Pub seines Bruders Fergus auf die 21-jährige Studentin Kate Andrews. Sie ist sehr attraktiv und verdreht ihm sofort den Kopf. Beide lassen sich auf eine Affäre ein, obwohl Callum sein Leben nicht zerstören will. Doch genau das passiert beinahe. 17 Jahre später treffen sich Cal und Kate wieder. Sie ist inzwischen eine bekannte Schauspielerin und Mutter. Noch einmal haben die beiden die Möglichkeit zu wählen. Werden sie sich füreinander entscheiden?

„Alles Begehren“ ist der Debütroman von Ruth Jones.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus drei Teilen, die wiederum in 95 Kapitel untergliedert sind, sowie einem Pro- und einem Epilog. Die Handlung spielt fast ausschließlich in den Jahren 1985 und 2002. Erzählt wird aus der Sicht unterschiedlicher Personen. Dieser Aufbau ist gut durchdacht und gefällt mir.

Der Erzählstil ist angenehm und flüssig. Die Sprache ist klar, aber lebhaft. Ich bin schnell in die Geschichte reingekommen und habe das Buch nur ungern zur Seite gelegt.

Besonders gut gelingt es, die einzelnen Charaktere und ihre Sichtweisen darzustellen. Obwohl ich im Allgemeinen wenig Verständnis für den Ehebruch aufbringen kann, konnte ich mich gut in die beiden Hauptprotagonisten hineinversetzen und ihr Verhalten nachvollziehen. Angesprochen hat es mich, dass hier Personen ausgewählt wurden, die Ecken und Kanten haben. Auch die Nebenfiguren werden größtenteils sehr authentisch dargestellt.

Die Themen Liebe und Schuldgefühle stehen deutlich im Vordergrund des Romans. Überzeugend geschildert werden dabei auch die vielen Facetten, die mit dem Ehebruch und seinen Folgen zusammenhängen. Das Buch kann dadurch zum Nachdenken anregen. Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist es, dass er es schafft, viele Emotionen zu vermitteln, ohne dabei kitschig zu werden.

Trotz der recht hohen Seitenzahl wird die Lektüre nicht langweilig, sondern behält ihre eher subtile Spannung. Die Handlung ist bis zur letzten Seite glaubwürdig erzählt.

Das hübsche Cover stellt zwar keine Verbindung zum Inhalt her, macht aber neugierig. Der deutsche Titel weicht stark vom englischen Original („Never Greener“) ab, ist jedoch auch durchaus treffend.

Mein Fazit:
„Alles Begehren“ von Ruth Jones ist ein gelungener Roman der leisen Töne, der mich bewegen konnte. Ich kann die Geschichte absolut empfehlen.

Veröffentlicht am 04.04.2018

Wenn drei Schicksale miteinander verflochten sind

Der Zopf
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Smita, die junge Mutter einer kleinen Tochter, lebt im Norden Indiens. Sie ist eine Dalit-Frau, eine Unberührbare, die die Exkremente anderer Leute einsammeln muss. Die 20-jährige Giulia Lanfredi dagegen ...

Smita, die junge Mutter einer kleinen Tochter, lebt im Norden Indiens. Sie ist eine Dalit-Frau, eine Unberührbare, die die Exkremente anderer Leute einsammeln muss. Die 20-jährige Giulia Lanfredi dagegen arbeitet in einer Manufaktur in Italien. Der Familienbetrieb, der eigentlich von ihrem Vater Pietro geleitet wird, ist die letzte Perückenfabrik Palermos. Sarah Cohen, eine 40-jährige Mutter von drei Kindern, ist in Montreal als Anwältin sehr erfolgreich. Das Leben der drei Frauen könnte kaum unterschiedlicher sein. Und doch gibt es etwas, das sie verbindet.

„Der Zopf“ ist der beeindruckende Debütroman von Laetitia Colombani.

Meine Meinung:
Geschildert wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Smita, Giulia und Sarah. Ein Prolog und ein Epilog umschließen die Handlung. Diesen Aufbau finde ich äußerst gelungen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Die Sprache ist klar, aber schafft es, viele Bilder hervorzurufen. Der Erzählton ist liebevoll und warmherzig.

Die Grundidee, drei ungewöhnliche Geschichten in einem Roman wie zu einem Zopf zu verflechten, hat mir äußerst gut gefallen. Sie ist auf überzeugende Weise umgesetzt. Ich bin – auch aufgrund der Verkaufserfolge im Ausland – mit großen Erwartungen an das Buch herangegangen und wurde nicht enttäuscht. Ab der ersten Seite konnte mich der Roman fesseln und berühren.

Die drei Hauptprotagonistinnen waren mir schnell sympathisch, vor allem Smita und Giulia. Die Frauen und ihre Entwicklung wirken authentisch. Ihre Schicksale konnten mich sehr bewegen und regen zum Nachdenken an. Sie lassen den Roman zu einer emotionalen, ergreifenden Lektüre werden.

Die Handlung ist schlüssig und glaubwürdig. Die Krisen, die die drei Charaktere zu bewältigen haben, machen das Buch kurzweilig und spannend. Thematisch bietet die Geschichte viele Facetten. Obwohl bald deutlich wird, auf was das Ganze hinausläuft, habe ich mich beim Lesen zu keiner Zeit gelangweilt. Ein Pluspunkt ist auch, dass der Roman nicht nur traurig und berührend ist, sondern auch humorvolle Elemente beinhaltet.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ist das Buch ein echtes Highlight. Die gebundene Ausgabe mit einem Lesebändchen ist hochwertig gestaltet. Das Cover finde ich nicht nur thematisch passend, sondern auch wunderhübsch anzuschauen. Der Titel ist treffend formuliert.

Mein Fazit:
„Der Zopf“ von Laetitia Colombani ist eine gleichsam kreative wie berührende Lektüre. Den Roman kann ich schon jetzt zu den Lieblingsbüchern in diesem Jahr zählen. Ich kann ihn wärmstens empfehlen. Die geplante Verfilmung werde ich mir auf jeden Fall ansehen.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Vom Schicksal getrennt, durch Blüten verbunden

Die Blütentöchter
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Heilbronn im Jahr 1333: Die Drillingsmädchen des Hauses Laemmlin spalten seit ihrer Geburt die Gemüter. Während manche in Eilika, Clementia und Imagina ein Zeichen der Heiligen Dreifaltigkeit erkennen, ...

Heilbronn im Jahr 1333: Die Drillingsmädchen des Hauses Laemmlin spalten seit ihrer Geburt die Gemüter. Während manche in Eilika, Clementia und Imagina ein Zeichen der Heiligen Dreifaltigkeit erkennen, hegen andere Argwohn. Doch zu ihrem Glück gehören sie dem Stadtadel an und bleiben so von Schlimmerem bewahrt. Das ändert sich, als der Bußprediger Alardus an einem Junitag in die Stadt kommt. Er prophezeit, dass die Drillinge Unheil bringen werden. Nur wenig später wird Heilbronn von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht und die Schuld bei den drei jungen Frauen gesucht. Gejagt und voneinander getrennt, muss jede der Schwestern glauben, die beiden anderen seien tot. Dann aber entdeckt eine von ihnen Fragmente der heimlichen gemeinsamen Blütenkunst…

„Die Blütentöchter“ ist ein historischer Roman von Joël Tan.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus vier Teilen, die wiederum in mehrere Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Den Aufbau des Romans finde ich gelungen.

Außerordentlich gut hat mir der Schreibstil gefallen. Er ist sehr angenehm und flüssig. Es wird richtig anschaulich und lebendig erzählt. Ich konnte prima in die Geschichte eintauchen und habe das Buch nur ungern zur Seite gelegt.

Die drei Hauptprotagonistinnen sind sympathisch und mir schnell ans Herz gewachsen. Sie wirken authentisch und werden liebevoll gezeichnet. Auch die übrigen Personen sind interessant gestaltet.

Die Handlung ist nicht nur bis zur letzten Seite schlüssig, sondern auch spannend und absolut kurzweilig. Gleichzeitig konnte mich die Geschichte sehr bewegen, ohne dabei kitschig zu sein.

Gut gefallen hat es mir auch, dass man etwas über die Kunstfertigkeit in Sachen Blüten lernen kann und auch sonst etliche Informationen über die Zeit des 14. Jahrhunderts vermittelt bekommt.

Weitere Pluspunkte des Romans sind das Figurenregister, in dem die historisch verbürgten Personen gekennzeichnet sind, sowie die Stadtkarte und das Glossar. Auch das Nachwort ist interessant. Es belegt die fundierte Recherche der Autorin.

Das Cover finde ich sehr hübsch. Es passt darüber hinaus gut zum Inhalt. Der Titel ist wohlklingend und ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die Blütentöchter“ von Joël Tan ist eine gleichsam fesselnde wie berührende Geschichte, die nicht nur Fans von historischen Romanen überzeugen dürfte. Mich konnte das Buch begeistern und verzaubern. Ich kann es wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Wenn eine große Liebe scheitert

Eine Liebe, in Gedanken
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Hamburg im Jahr 1964: Antonia Weber, kurz Toni, und Edgar Janssen sind scheinbar ein tolles Paar. Mit Mitte 20 teilt die junge Frau mit ihm den Traum von einer Zukunft fernab der Heimat. Als Edgar nach ...

Hamburg im Jahr 1964: Antonia Weber, kurz Toni, und Edgar Janssen sind scheinbar ein tolles Paar. Mit Mitte 20 teilt die junge Frau mit ihm den Traum von einer Zukunft fernab der Heimat. Als Edgar nach Hongkong geht, um für eine Außenhandelsfirma dort ein Büro aufzubauen, haben sie gemeinsame Pläne. Sie soll ihm folgen, sobald er Fuß gefasst hat. Doch ein Jahr lang wird sie immer nur vertröstet. Sie beschließt, ohne ihn weiterzuleben. Der Trennungsschmerz lässt beide jedoch auch im Laufe der Zeit nicht los. Fünfzig Jahre später, kurze Zeit nach dem Tod von Toni, will ihre Tochter Edgar ein einziges Mal treffen. Wer war der Mensch, den ihre Mutter nie vergessen konnte? Was genau ist damals passiert?

„Eine Liebe, in Gedanken“ ist ein bewegender Roman von Kristine Bilkau.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vielen, eher kurzen Kapitel. Erzählt wird einerseits aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Tonis Tochter und andererseits aus der Sicht von Toni selbst. Die Geschichte spielt teilweise in der Gegenwart und teilweise in den 1960er-Jahren. Diesen Aufbau finde ich gelungen.

Besonders begeistern konnte mich die Sprache. Sie ist intensiv und gefühlvoll. Der Schreibstil schaffte durch die wundervollen Beschreibungen eine lebendige Atmosphäre. So konnte mich die Geschichte schnell in ihren Bann ziehen.

Edgar, Toni und ihre Tochter sind die drei Hauptfiguren, auf die sich der Roman konzentriert. Die Charaktere wirken authentisch und werden liebevoll gezeichnet. Ich konnte vor allem die Gedanken und Gefühle der beiden Frauen sehr gut nachvollziehen.

Inhaltlich ist die Geschichte sehr emotional und berührend. Positiv fällt dabei auf, dass sie ohne Kitsch und Klischees auskommt.

Gut gefallen hat mir außerdem, wie tiefgründig der Roman ist. Es geht um mehr als nur Liebe. Es geht um Hoffnungen, Träume, Lügen und Zeiten des Umbruchs. Mich konnte die Geschichte sehr zum Nachdenken anregen.

Das Cover des Buches gefällt mir sehr gut. Es passt gut zum Inhalt. Auch der Titel ist treffend formuliert. Er könnte aber zu der falschen Annahme verleiten, es handele sich um einen ganz gewöhnlichen Liebesroman, was das Buch definitiv nicht ist.

Mein Fazit:
„Eine Liebe, in Gedanken“ von Kristine Bilkau ist ein gelungener Roman, der mich sehr berühren konnte. Ich kann ihn wärmstens empfehlen.