Ich bin eine Frau. Nicht nur deswegen zogen mich die ersten Leseeindrücke von "MUTIG" ohne weiteres in ihren Bann. Gleichberechtigung ist in unserer heutigen Zeit, in unserer heutigen Gesellschaft ein großes Thema geworden. Ob Hautfarbe, Geschlecht oder Herkunft – Menschen unterscheiden und entscheiden, ob bewusst oder unbewusst, ob vorgelebt bekommen oder Traditionen verbunden, leider stark nach optischen Kriterien.
"MUTIG" (im Original "Brave") ist ein autobiografisches Werk von Rose McGowan. Sie ist in unserer Zeit als Schauspielerin bekannt. Allen voran aus der Serie "Charmed", in der es um drei Hexen-Schwestern geht, die gegen das Böse rebellieren.
Rose fängt ganz vorne an. Sie wurde in Italien geboren. Dort steckte sie mit ihren Eltern und ihren Geschwistern in einer Sekte fest, die sich "Kinder Gottes" nannten. Ihr Vater entkam, nahm die Kinder mit und ging nach Amerika. Eine behütete Kindheit war Rose nicht bescherrt. Neben dem Herumrreichen durch Erziehungsberechtigte fühlte sich Rose zumeist alleine und verloren. Sie machte Erfahrungen mit dem Leben als Obdachlose, probierte Drogen und fing bereits frühzeitig an, selbstständig zu sein, Geld zu verdienen – kurz: zu überleben.
Im Grunde war sie Zeit ihres jungen Lebens auf der Suche nach Anerkennung und Liebe, jedoch fand sie nur selten kleine Zuflüchte, die ihr ansatzweise halfen, nicht unterzugehen und nach vorne zu schauen.
Zur Schauspielerei kam sie mehr oder weniger zufällig. Ein gewisses Talent und das Interesse für diese Kunst waren bereits in der kindlichen Rose angesiedelt, dennoch war sie nie darauf aus, Ruhm zu erlangen. Sie wurde auf der Straße entdeckt und nutzte die Chance, um sich finanziell etwas nach vorne zu bringen und dabei ihr Talent einsetzen zu können.
Leider erfuhr sie alsbald am eigenen Körper, wie schamlos mit den Wünschen und Hoffnungen junger Menschen, insbesondere Frauen, auf dem harten, robusten, männerdominierten Pflaster namens Hollywood umgegangen wird. Auch sie wurde Opfer von Vergewaltigungen. Das schlimmste an der Sache: Sie bekam kein Gehör. Ihr wurde nicht zugehört, der Mund verboten. Und am Ende musste sie sich ins Schweigen hüllen, da es ihr nur selbst geschadet hätte. Die Angst, ohne Geld, Ansehen, Liebe und Verständnis auf der Straße zu sitzen, fesselte sie und schob sie immer mehr in einen gefährlichen Kreisauf, der ihr Leben bis zu bestimmten Punkten einnahm...
Ich mag das Buch sehr. Es ist authentisch geschrieben. Rose hat einen klaren und nüchternen Schreibstil. Und oft konnte ich ihre Wut und ihre ohnmächtige Verzweiflung zwischen den Zeilen lesen. Ich glaube, sie wurde oft einfach nur als störrisch und unnahbar betrachtet und viele ihrer Protestaktionen wurden nicht hinterfragt. Darum bin ich froh, dass sie Licht ins Dunkle gebracht hat.
Ich fühle mich ihr verbunden. Sie klärte mich über Missstände auf, die mir in diesem Zusammenhang und in dieser Tragweite nicht so tief bewusst waren. Ich stehe auf ihrer Seite, möchte, dass Menschen einander zuhören, das Frauen sich aus ihrer Ohnmächtigkeit erheben und Männer darüber nachdenken, in was für einer ungleichen Welt wir leben.
Der Körper einer Frau gehört nur ihr allein, für die gleiche Arbeit sollen Frauen den Lohn erhalten, den auch ein Mann erhält und für eine authentische Geschichte, die das Leben beschreibt, gehört vor allem auch die Sichtweise der Frauen dieser Welt. Filme, Drehbücher und andere Medien werden an erster Stelle von Männern gemacht, dabei hat grade die jüngste Vergangenheit gezeigt, wieviel Sanftmut, Echtheit und Überzeugungsarbeit grade auch aus den Händen von Frauen visualisiert werden. Ich denke, an den Film "Wonder Woman". Patty Jenkins führte Regie.
Insofern danke ich Rose McGowan herzlich für ihre Wort und ihre Geschichte. Ich wünsche ihr einfach nur Liebe.