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Veröffentlicht am 05.04.2018

Ein exquisiter Thriller mit Lesesogwirkung

Verblendung
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Der Thriller "Verblendung" war der große Auftakt des schwedischen Schriftstellers Stieg Larsson, der 2004 im Alter von nur 50 Jahren verstarb. Die Millennium-Trilogie wurde ein Riesenerfolg und wird im ...

Der Thriller "Verblendung" war der große Auftakt des schwedischen Schriftstellers Stieg Larsson, der 2004 im Alter von nur 50 Jahren verstarb. Die Millennium-Trilogie wurde ein Riesenerfolg und wird im Heyne Verlag aufgelegt.

Aufhänger des Thrillers ist die Person Harriet Vanger. Ihr mysteriöses Verschwinden während eines Familientreffens bleibt spurlos und 20 Jahre später lässt ihr Onkel, der Fabrikant Henrik Vanger den Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist in dieser Sache recherchieren. Offiziell betreut er Mikael mit dem Schreiben seiner Biografie und verspricht ihm hochbrisantes Material, das Blomkvist für seine investigative Tätigkeit von Nutzen sein kann. Blomkvist zieht die talentierte, aber sehr eigenwillige Hackerin Lisbeth Salander hinzu. Gemeinsam stossen sie auf dunkle Kapitel in der Geschichte der Familie Vanger. Dadurch wird viel Staub aufgewirbelt, der tiefgreifende Folgen hat.



"Verblendung" hat mich beim Lesen mitgerissen, es ist ein hochspannender und perfekt aufgebauter Thriller, der eine unbeschreibliche Sogwirkung hat.

Auch wenn das Buch über 750 Seiten Auf rund 750 Seiten schafft es Stieg Larsson den Leser immer wieder auf falsche Fährten zu führen und erläutert dabei noch zusätzlich die Untiefen und Abgründe der Familie Vanger.

Dieser Thriller beeindruckt meiner Meinung nach besonders durch seine speziellen Protagonisten und ihre ausgeklügelte harmonische Zusammenarbeit, die schon regelrechte Überfliegerqualitäten aufweist. Manche Geheimnisse werden allerdings zu übertrieben ausgekundschaftet, so ist keine noch so gesicherte Datenbank vor Lisbeth sicher. Sie ist die Hackerin schlechthin, dabei ist sie eigentlich eine sozial recht inkompetente Person, die traumatische Erlebnisse hinter sich hat und sogar unter Vormundschaft gestellt ist. Durch ihr auffallendes Äußeres mit Tattoos und Piercings hat sie einen großen Wiedererkennungswert. Sie misstraut jedem und ist gnadenlos und kämpferisch und ist trotz ihrer merkwürdigen Art ein sehr interessanter Charakter.

Dagegen wirkt Mikael Blomkvist relativ blass. Er wird zwar als von Frauen umschwärmter Typ dargestellt, doch das wirkt ziemlich unglaubwürdig. Vielmehr gibt er jeder Frau eine Chance und weiß scheinbar nicht, ob er überhaupt eine monogame Dauerbeziehung führen möchte. Als Ermittler punktet er jedoch mit Entschlossenheit und Mut und findet ständig neue Ermittlungsideen.

Aber gerade die speziellen Schwächen der Protagonisten lassen die Ecken und Kanten entstehen, die Personen erst richtig lebendig machen.

Ein recht langer Auftakt führt den Leser in die Handlung ein. Dabei ist manche Ausführung schon sehr gedehnt. Auch die Familiengeschichte der Vangers und die wirtschaftlichen Verknüpfungen sind recht kompliziert und nicht so leicht zu durchschauen. Leider fehlte mir der inhaltliche Bezug des Titels völlig.

Der Schreibstil ist ziemlich flüssig und klar und man folgt der Geschichte gespannt. Hier wird gut dargestellt, wie die Personen ticken, welche Atmosphäre bestimmte Orte umgibt und wie Handlungen und Ermittlungsergebnisse die Stimmung beeinflussen. Auch die Spannungskomponente ist gut ausgebaut und steigert sich bis zum Ende.


Ein spannender Thriller mit ausgefallenem Potential der Charaktere und einer gut durchdachten Geschichte mit unerwarteten Wendungen. Besonders die 007 Qualitäten von Lisbeth Salander muss man gelesen haben.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Wieder ein gelungener Krimi der beliebten Reihe!

Mordsfinale. Ostfrieslandkrimi
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Als im friedlichen Greetsiel in der Seniorenresidenz Haus Friesenglück eine ältere Dame verstirbt, versucht die Heimleitung, diesen Todesfall als Unfall zu deklarieren. Zuviel negative Reklame ist für ...

Als im friedlichen Greetsiel in der Seniorenresidenz Haus Friesenglück eine ältere Dame verstirbt, versucht die Heimleitung, diesen Todesfall als Unfall zu deklarieren. Zuviel negative Reklame ist für ein Haus dieser Art nicht gerade ein Aushängeschild. Angeblich verstarb sie in der Badewanne durch einen Föhn und beging Selbstmord. Als Fenna Stern und Tammo Anders von der Kripo Greetsiel von dem Fall erfahren, finden sie einige Unstimmigkeiten. Klar wird jedoch, dieses war nicht der erste rätselhafte Tod im Haus Friesenglück. Doch wer hat für den Tod ein Motiv? Ist es die Konkurrenz eines benachbarten Hauses für Senioren oder sogar eine Mitarbeiterin, die hier Schicksal spielen möchte?



Ulrike Busch hat mich mit diesem Band wieder angenehm unterhalten und ich konnte gut miträtseln, wer denn nun der Täter sein könnte.

Fenna Stern und Tammo Anders sind nicht nur beruflich ein Paar, ihre Hochzeit steht bald an, Fenna plant die Flitterwochen und möchte Tammo mit ihrem Ziel überraschen, als sie zu dem mysteriösen Tod einer Altenheimbewohnerin gerufen werden. Es wird schnell klar, dass die Mitarbeiter im Seniorenheim den Todesfall als Selbstmord hinstellen wollen. Doch Fenna und Tammo merken einige Unregelmäßigkeiten und gehen der Sache in gewohnt routinierter Art nach.

Mit dieser Thematik, die relativ hilflose alte Menschen in den Mittelpunkt einer Todesreihe rückt, macht Ulrike Busch auf ein Problem aufmerksam. Sie zielt damit auf die gegenwärtige schlechte Situation von Pflegebedürftigen und ihren teilweise unausgebildeten oder überforderten Helfern ab. Wie kann man sich im Alter sicher fühlen, wenn selbst auf die Pflegekräfte kein Verlass ist?


Mich hat die Geschichte schnell gefangen genommen, die Spannung hält sich dauerhaft und die Charaktere sind wieder sehr unterhaltsam. Die Ermittler recherchieren, obwohl ein Heimarzt einen normalen Tod attestiert hat. Eine gruselige Vorstellung, die mich den Krimi noch gebannter verfolgen ließ.

Neben der interessanten Mordaufklärung sorgt die Autorin mit dem verliebten Paar Fenna und Tammo für eine weitere unterhaltsame Szenerie. Diese Ermittler sind ganz normale Menschen und somit fühlt man sich ihnen auch nahe.

Die Autorin schreibt gewohnt flüssig und die Dialoge sorgen für lebhafte und gut nachvollziehbare Atmosphäre. Dank der agierenden Ermittlern ist man ständig auf dem Laufenden.


Dieser Krimi ist wieder eine runde Sache und sorgt mit der aktuell gehaltenen Story für viel Spannung beim Lesen.


Veröffentlicht am 02.04.2018

Eine besondere Geschichte mit vielschichtigem Tiefgang

Die Insel der Zitronenblüten
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"Die Insel der Zitronenblüten" ist ein ganz wunderbarer Roman, bei dem man hofft, das er nicht enden möge. Wir begleiten zwei Schwestern, die so völlig verschieden sind. Was steckt hinter dem Geheimnis ...

"Die Insel der Zitronenblüten" ist ein ganz wunderbarer Roman, bei dem man hofft, das er nicht enden möge. Wir begleiten zwei Schwestern, die so völlig verschieden sind. Was steckt hinter dem Geheimnis der Bäckerei? Wer war die Verstorbene?

Dieser Roman spielt im Hauptteil auf Mallorca, wir lernen jedoch Marina bei ihrem Einsatz für Ärzte ohne Grenzen in Äthiopien kennen. Betroffen liest man über ihren Kampf gegen Krankheiten, über Armut und die schwierige medizinische Versorgung in diesem Land. Marina begleitet eine Geburt, bei der die junge Mutter kurz nach der Entbindung verstirbt. Das Baby überlebt und Marina schliesst das kleine Wesen sofort in ihr Herz, übergibt sie an ein Waisenhaus und hofft auf eine erfolgreiche Adoptionsvermittlung.

Als sie die Nachricht des Erbes auf Mallorca erhält, fliegt sie in ihre Heimat. Ihr Freund Mathias bleibt als Helfer in Afrika zurück.

Gerade die Einblicke von Marinas und Mathias beruflichem Einsatz im Kampf gegen Seuchen und Krankheiten bei den Ärmsten der Armen haben mich sehr beeindruckt. Man merkt ihnen ihr enormes Engagement und ihr Herzblut für ihre Arbeit an und das macht sie sofort sympathisch. Ich war ergriffen von der geschilderten Geburt, aber auch dem verzweifelten Kampf gegen Ebola. Solche Schilderungen allein machen ein Buch unvergesslich.


Doch auch die anderen Charaktere und die Szenen auf Mallorca sorgen für unterhaltsame Lesezeit und nehmen den Leser mit zu den schönen Plätzen der Insel, aber auch in die Backstube, nebst einigen mallorquinischen Rezepten für Brot und Zitronenkuchen. Gemeinsam mit Marina erlebt man diese schönen Eindrücke und erkennt, wie sehr sie ihre Heimat vermisst hat. Allmählich kommt sie auch ihrer älteren Schwester Anna und Nichte Anita näher, während Schwager Armando ein fieser raffgieriger Charakter ist, den man von Anfang an nicht leiden kann. Entgegen Marinas eigenständiger Art ist Anna eher eine devote Frau, sie lässt sich von ihrem Mann bevormunden, nimmt seinetwegen eine Brusvergrößerung vor und ersetzt wahre Gefühle durch ein Leben in Luxus.


Anita ist ein junges Mädchen mit einer burschikosen, kräftigen Figur und wenig Selbstbewusstsein. Anna schickt Anita ohne deren Interesse zum Ballett. Das passt überhaupt nicht zu Anita und es wird sie auch nicht zu einem zarten Schwan werden lassen. Marina wendet sich dem Mädchen aufmerksam zu und geht auf ihre Gefühle und persönlichen Wünsche ein. Ein wichtiger Schritt für Marinas Entwicklung.

Das sorgsam gehütete Geheimnis um die Besitzerin der Bäckerei wird zu einem Hauptpfeiler des Buches, doch erst die kleinen Nebengeschichten geben dem Ganzen die entscheidenden Informationen und die entscheidende Würze für den Romanverlauf.


Auch wenn man zwischendurch glaubt, den roten Faden verloren zu haben, liest sich das Buch ganz wunderbar. Die Themenvielfalt ist eventuell etwas zu hoch angesetzt, bei einem Debüt entschuldige ich das aber gern.

Die Autorin bringt vielschichtige Themen in die Handlung ein und ihre Charaktere sind fesselnde Figuren mit besonderen Lebenswegen und auch die atmosphärischen Schauplätze bauen sich stimmig in die Handlung ein.


Mir hat nur die Idee mit Ursula und ihrem Roman nicht gefallen, es war im Grunde unwichtig, hier noch eine Geschichte aufzumachen.



Eine besondere Geschichte mit vielschichtigem Tiefgang, interessanten Charakteren und tollen Schauplätzen, die man sich gut vorstellen kann und die noch nachhallt.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Es geht spannend sehr aktuell weiter

Mord auf der Hallig
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Kuno Knudsen und Arne Zander wollen ein paar Tage ausspannen und fahren auf die Hallig Langeneß im nordfriesischen Wattenmeer. Doch aus der geplanten Erholung wird nichts, denn eine Sturmflut überschwemmt ...

Kuno Knudsen und Arne Zander wollen ein paar Tage ausspannen und fahren auf die Hallig Langeneß im nordfriesischen Wattenmeer. Doch aus der geplanten Erholung wird nichts, denn eine Sturmflut überschwemmt die Halligen und man findet am Morgen danach eine Frauenleiche. Ist sie ein Opfer der Flut oder steckt ein skrupelloser Mörder dahinter? Kuno und Arne beginnen zu ermitteln und stossen auf einen ungelösten alten Fall, bei dem es um das rätselhafte Verschwinden einer Dänin geht. Gibt es hier eine Verbindung zu dem aktuellen Geschehen?


Von Ulrike Busch habe ich bereits viele Krimis gelesen, die Wattenmeer-Reihe vollständig. Da durfte der vierte Band dieser Reihe natürlich nicht fehlen. Und wieder hat die Autorin es geschafft, mich mit ihrem Buch zu begeistern. Man kann diesen Band übrigens auch ohne Vorkenntnisse der bisherigen Bücher lesen.

Bei diesem Fall für Kuno und Arne bringt Ulrike Busch eine aktuelle Thematik mit in ihre Handlung ein. Es geht um die Überflutung von Küstengebieten durch den ansteigenden Meeresspiegel aufgrund des Klimawandels.
Davon sind über kurz oder lang alle Inseln und auch die Halligen in der Nordsee mit ihren Warften betroffen.

Wie es bei Sturm auf diesen Warften aussieht kann man sich kaum vorstellen, es gehört schon viel Durchhaltevermögen der Bewohner dazu, hier auszuharren und den Kampf gegen die Wetterbedingungen aufzunehmen. Im Buch bekommt man einen vagen Eindruck von der Härte der Naturgewalten und dem Leben auf einer Hallig. Zusammengehörigkeit wird hier groß geschrieben, aber auch hier gibt es Menschen, die nur ihre eigenen Vorteile im Kopf haben.

Der Krimi hat mich mal wieder mitgerissen und ich habe gespannt gelesen. Der Plot ist geschickt aufgebaut, die Ermittler sind ein eingespieltes Team und auch ein ganz besonderer Reporter hat es aufgrund von Informationen auf die Insel geschafft. Ein paar raffiniert eingebaute Wendungen sorgen für Überraschungen beim Lesen und man kann mehrere Personen als Täter verdächtigen.


Mit reichlich Spannung, nordfriesischen Charakteren und viel Hintergrundinformationen über das Leben auf einer Hallig kann man diesen Krimi nur genießen. Es ist ein weiterer gelungener Band der Reihe, den ich gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Ein unterhaltsamer Wohlfühlroman über Neuanfänge, Glück und neue Wege

Mitte 40, fertig, los
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Auf diesen Roman habe ich mich sehr gefreut, war doch das erste Buch der Autorin ein humorvolles Lesevergnügen.
Franka Bloom hat sich mit diesem Buch noch gesteigert, es gefällt mir ausgesprochen gut und ...

Auf diesen Roman habe ich mich sehr gefreut, war doch das erste Buch der Autorin ein humorvolles Lesevergnügen.
Franka Bloom hat sich mit diesem Buch noch gesteigert, es gefällt mir ausgesprochen gut und ich kann kaum aufhören zu lesen. Witzig ist, wie die Rollenverteilung Mutter-Tochter getauscht werden.

Rieke wurde von ihrem Mann betrogen, ihr Haus soll verkauft werden und so zieht sie kurzerhand bei ihrer gerade verwitweten Mutter ein, um sie ein wenig aufzuheitern. Doch es kommt ganz anders.

Es ist schon merkwürdig, wenn man als gestandene Frau wieder aufgefordert wird, sein Zimmer aufzuräumen und das Bett zu machen. Rieke fügt sich, und als ihre Mutter auf einmal neu durchstartet und ihr eigenes Leben lebt, scheint es so, als ob Rieke ihre Rolle als Kind gegen die Mutterrolle austauscht. Ihr Sohn Flo lebt beim Vater, doch auch dort läuft nicht alles glatt.

Diese Geschichte liest sich wunderbar unterhaltsam, es ist fast wie ein Blick zurück in die eigene Jugend. Der Neuanfang bei Mama im Kinderzimmer ist nicht gerade lustig, aber Rieke kommt damit ihrer Mutter wieder näher und erkennt, dass auch ältere Menschen ein Anrecht auf Glück und Geselligkeit haben. Auch mit ihrem Sohn erlebt sie so manche Aufregung, die sie dank dem Einzelgänger Schmiddi wieder ins rechte Lot rücken kann. Überhaupt ist Schmiddi trotz seines altmodischen Aussehens eigentlich ein hilfsbereiter Freund, aber da sind auch noch die anderen Kumpel von früher, für die Rieke früher geschwärmt hat.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, flott und locker und liest sich so weg. Die nachfühlbaren Gefühle der Protagonistin und ihre überraschenden Erlebnisse sorgen für beste Lesestimmung und machen neugierig auf den Ausgang der Geschichte. Dieser hat mich zwar nicht überrascht, aber doch erfreut.


Dieser Roman soll Frauen in erster Linie gut unterhalten, er soll ihnen aber auch Mut zusprechen, in Krisensituationen nicht zu verzagen, sondern auf das Glück zu hoffen und es gegebenenfalls auch zu ergreifen.