Großartige Ausarbeitung der Protagonistin
The GirlsDas Buch habe ich auf englisch gelesen.
Meine Meinung:
Inhaltlich lässt sich die Geschichte einfach zusammen fassen. Evie, ein Mädchen, welches noch nicht genau weiß, wo sie eigentlich hingehört und ...
Das Buch habe ich auf englisch gelesen.
Meine Meinung:
Inhaltlich lässt sich die Geschichte einfach zusammen fassen. Evie, ein Mädchen, welches noch nicht genau weiß, wo sie eigentlich hingehört und wer sie sein will, trifft im Sommer 1969 auf Russel und seine Ranch. Dass diese Hippie Kommune aber nicht nur Liebe verbreitet, soll sie bald herausfinden.
Ich muss sagen, dass ich eine Sache vor dem Lesen nicht wusste und zwar, dass die Geschichte sich an den Geschehnisse rund um die Manson Family orientiert. Das deutsche Buch wird auch dementsprechend beworben und vorgestellt. Ich finde ehrlich gesagt schade, dass man das vorher erfährt. Nach den ersten paar Seiten wusste ich nämlich noch gar nicht, wohin die Geschichte mit mir will. Wenn man aber weiß, dass die Geschichte sich an der Manson Family orientiert, ahnt man halt viel eher wohin das Ganze geht führt und dann wird es doch sehr vorhersehbar - dabei wäre doch genau das die perfekte Überraschung gewesen, die somit am Ende irgendwie fehlt.
Die große Stärke des Buches liegt in der Ausarbeitung der Protagonistin. Evie ist 14 und ihre Gefühle, ihre Gedanken und ihre Selbstwahrnehmung sind extrem klar und sehr realistisch dargelegt. Ich denke, dass jeder sich zumindest stellenweise in die kleine Evie hinein versetzen kann und einige Wünsche und Gefühle von ihr durchaus nachvollziehen kann. Die Zerrissenheit, das Gefühl von "Ich weiß nicht, wer ich bin - ich weiß nicht, was ich will" ist von der Autorin sehr gut ausgearbeitet und da hat sie wirklich Großes geleistet. Durch den sehr angenehmen Schreibstil, die absolut großartig dargestellte Umgebung und Zeit in der die Mädchen leben und die sehr passenden Zeitsprünge wird die Geschichte sehr gut abgerundet.
Leider gefallen mir viele Kleinigkeiten aber auch nicht so gut. Wie gesagt, wird durch die Assoziation mit der Manson Family meiner Meinung nach zu viel vorweg genommen und für mich ist das sogar eine Art von Spoiler. Ich finde, dass man das hätte verschweigen sollen. Es fehlt dadurch am Ende einfach nochmal eine überraschende Wendung und daher endet das Buch für mich unbefriedigend. Ich habe ja bereits gesagt, dass ich die Ausarbeitung von Evie sehr gelungen finde. Diese sehr gute Ausarbeitung fehlt mir allerdings bei anderen Personen - wie beispielsweise bei Russel und Suzanne. Es gibt mit Russel eigentlich nur einen echten Dialog, den wir als Leser miterleben. Auch mit Suzanne tauscht Evie in der "Gegenwart des Lesers" nur ein paar kleine Sätze aus. Mir persönlich ist das viel zu wenig, weil mir persönlich die Figuren zu blass bleiben und die Beziehung zwischen diesen zu undeutlich bleibt. Evies Faszination bezüglich Suzanne ist am Anfang noch sehr verständlich, wird für mich aber durch die fehlenden Dialoge immer unverständlicher, sodass ich im weiteren Verlauf die Faszination nicht wirklich nachvollziehen konnte. Ich hätte mir da einfach mehr Gespräche gewünscht.
Fazit:
Dieses Buch nimmt uns mit in den Sommer 1969, in dem weder an Sex noch an Drogen gespart wird. Die Darstellung dieser Zeit ist sehr gelungen und die Stärke des Buches liegt insbesondere in der Ausarbeitung der Protagonistin. Ihre Gefühle und Gedanken werden extrem gut dargelegt und sind absolut nachvollziehbar. Leider fehlt mir diese Ausarbeitung bei anderen Figuren und bei den Dialogen. Die vorher bekannte Assoziation zu der Manson Family nimmt mir persönlich die Spannung. Ich lande daher bei soliden 3 Sternen!