Einander verfallen – Violet & Luke ist eine gelungene Fortsetzung, die auf jeden Fall mit ihrem Vorgänger mithalten kann. Man sollte sich allerdings der Tatsache bewusst sein, dass die Aspekte, die man am Vorgänger zu bemängeln hatte – krasser Alkoholmissbrauch, außerordentlich dramatische, um nicht zu sagen traumatische, Vergangenheit beider Protagonisten – weiterhin unverändert bleiben.
Dafür kommen in diesem Band einige Thriller-Elemente hinzu, was die Geschichte nicht nur mitreißend, sondern zwischenzeitlich sogar richtig spannend macht. Der Mord an Violets Eltern konnte trotz der neuen Erkenntnisse nach wie vor noch nicht vollständig aufgeklärt werden, dank Lukes Aussage kann die Polizei nun aber immerhin eine neue Spur verfolgen. Dass Lukes Mutter irgendeine Rolle in dem Verbrechen gespielt hat, steht inzwischen fest, fraglich bleiben jedoch ihr genauer Anteil sowie die Identität des anderen Täters bzw. eigentlichen Mörders. Von letzterem stammen womöglich die teilweise wirklich angsteinflößenden Nachrichten, die Violet plötzlich von einer unbekannten Person erhält, die viel über sie zu wissen scheint und ihr mehrfach droht.
Neben dem Mord an Violets Eltern steht aber natürlich weiterhin vor allem die Beziehung zwischen Violet und Luke im Mittelpunkt. Die Enthüllungen am Ende des Vorgängers und die darauffolgende Trennung haben beide sehr mitgenommen, ob sie sich das selbst eingestehen wollen oder nicht. Das Schicksal führt sie allerdings wieder zueinander und wenigstens für den Leser ist klar erkennbar, dass sie vereint besser dran sind als allein. Sie bringen die besseren Seiten im jeweils anderen zum Vorschein und lassen sich weniger hängen – gehen weniger Risiken ein – wenn sie zusammen sind. Noch können sie es vielleicht nicht zugeben, doch sie empfinden sehr viel füreinander.
Im Verlauf der Handlung fangen sie langsam an das endlich einzusehen, beginnen sich dem anderen etwas mehr zu öffnen und schenken einander mehr Vertrauen. Sie haben viel gemeinsam und kennen einander inzwischen besser, als es ihnen manchmal lieb ist. Gemeinsam könnte es ihnen vielleicht sogar gelingen die Vergangenheit zu überwinden und trotz allem, was sie durchgemacht haben, schließlich positiv in die Zukunft zu sehen.
Die Geschichte wird nach wie vor aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt, wodurch man sich sowohl in Violet als auch in Luke sehr gut hineinversetzen und ihre Handlungen zumindest nachvollziehen kann, was nicht automatisch heißt, dass man genauso handeln würde oder ihre Reaktionen immer gutheißt. Doch die zwei schleppen eben weiterhin großen Ballast mit sich herum, sodass man ihnen viel Mitgefühl entgegen bringt.
Violet macht sich selbst Vorwürfe, weil sie so oft an Luke und die schöne Zeit mit ihm denkt, obwohl seine Mutter in den Tod ihrer Eltern involviert war, dabei hat Luke ja eigentlich gar nichts damit zu tun, weshalb ihre Gedanken keineswegs verwerflich sind. Stattdessen ist sie zu Preston zurückgekehrt, dabei hätten ihre Eltern so ein Leben garantiert nicht für ihre Tochter gewollt. Violet wirkt zwar oftmals sehr tough, sie hat aber auch ihre Schwächen und Preston versteht sich leider gut darauf diese bewusst auszunutzen.
Erst Luke zeigt Violet, dass Intimität und körperliche Zärtlichkeiten schön sein können und nicht zwangsläufig mit Ekel oder Abscheu verbunden sind. Seine Berührungen fühlen sich gut an und sie selbst fühlt sich dabei nicht schmutzig. Einander verfallen – Violet & Luke enthält demnach auch ein paar Sexszenen, sie halten sich jedoch in Grenzen, sind meist sogar relativ kurz und nicht allzu ausführlich beschrieben, vor allem im Vergleich zu anderen New Adult Romanen.
Die Nebenfiguren spielen im vierten Band der Reihe leider eine eher untergeordnete Rolle. Callie wird allenfalls erwähnt, hat aber selbst überhaupt keinen eigenen Auftritt, Kayden kommt lediglich im Rahmen eines Telefonats kurz zu Wort.
Das überraschende Ende ist Jessica Sorensen hingegen sehr gut gelungen und kann mit unerwarteten Enthüllungen punkten, die Violets Welt erneut erschüttern. Nicht nur Luke stellt sich daraufhin die Frage, wie viel ein einzelner Mensch ertragen kann und womit Violet all das verdient hat. Dabei geht es nicht ausschließlich um Violet, auch in Bezug auf Lukes Vergangenheit bzw. die seiner Schwester werden neue, unfassbar schreckliche Ereignisse aufgedeckt. Das Buch endet zwar nicht direkt mit einem Cliffhanger, doch die schockierenden Erkenntnisse sorgen auf jeden Fall dafür, dass man den nächsten Band sofort im Anschluss lesen möchte.
FAZIT
Einander verfallen – Violet & Luke ist eine packende, schnell gelesene Fortsetzung, nach deren Ende man sofort den nächsten Band lesen möchte, insbesondere um endlich zu erfahren, wer Violets Eltern ermordet hat.